Angst und Vertrauen

Moderator: Stjern

ehem User

Angst und Vertrauen

Beitrag von ehem User »

Liebe Leute,

ich mache das Thema jetzt mal an zwei praktischen Beispielen fest, aber eigentlich geht es mir um das Thema im Allgemeinen.
Meine Stute hat Angst vor dem Reitplatz und sie hat Angst vor dem Fixiertsein im Hänger. Mein Ziel ist es, dass sie zunehmend Vertrauen in sich und mich gewinnt und diese Angst überwinden kann. Nun ist das aber keine neue Angst, die mal mit so ein bisschen Üben überwunden wäre. Die Reitplatzangst begleitet uns seit fast 2 Jahren, also seit wir in dem neuen Stall sind und die Hängerangst noch ein bisschen länger. Immer wieder seit zwei Jahren konfrontiere ich sie also mit diesen Dingen und gebe ihr alle Zeit der Welt. Allerdings scheint mir, so wirklich bewegen tut sich da nichts.

Was den Hänger betrifft, so geht sie zwar freundlicherweise rein, aber nur weil sie weiß, dass ich sie nicht anbinde und sie sofort den Rückwärtsgang einlegen kann, wenn sie das braucht. Und sie braucht diese Sicherheit eigentlich immer. Da sich da so gar nichts zu bewegen scheint, kam ich kürzlich auf die Idee, ihr deutlich zu zeigen, dass ich möchte, dass sie länger drinnen bleibt. Ich habe es für möglich gehalten, dass sie mich missversteht und denkt, es ist super, wenn sie sofort wieder rückwärts geht. Da sie nichtmals lange genug für einen Click drinnen blieb, habe ich sie für einen Moment fixiert, also das Seil ohne Knoten um die Anbindestange geschlungen und ihr das Rückwärtsgehen damit erschwert. DAS fand sie gar nicht gut und ich habe es auch sofort wieder gelöst und dachte "Das war`s!". Da geht sie nie wieder rein. Pustekuchen! Sie ging trotzdem wieder rein und wartete sogar so lange, dass ich mal wenigstens mit dem Click anfangen konnte. Meine Idee ist jetzt, die Zeit clickernderweise zu verlängern. Allerdings, und das war schon immer so, gegen Angst hat der Clicker bei uns keine wirkliche Chance. Sie versteht ja wohl doch, um was es mir geht, aber die Angst ist halt größer. Sie rührt auch das frische Heu im Hänger nicht an, sondern steht da mit großen Augen, lauscht nach draußen und muss dann natürlich auch sofort hinaus, um sehen zu können, was sie da so erlauscht :) . Dass sie da überhaupt hineingeht, empfinde ich als Kompliment an mich. Denn das macht sie wirklich nur für mich. Habt Ihr da noch Ideen, wie wir da mal mehr Bewegung hineinbekommen?

Das andere ist der spuky Reitplatz. Alle Pferde finden ihn irgendwie gruselig, sind aber daran gewöhnt. Mal haben die Reiter halt mehr, mal weniger damit zu tun.
Meine Stute findet ihn eigentlich immer gruselig und legt schon Stop ein, bevor wir ihn überhaupt betreten können. Auch da lasse ich ihr immer alle Zeit der Welt bis sie sich selbst überwindet. Wenn ich sie dann da drauf habe, muss ich sorgsam darauf achtgeben, dass sie nie mit dem Rücken zu der besonders gefährlichen Seite steht, sondern das alles im Blick behalten kann. Zumachen kann ich den Reitplatz nur, indem ich sie in den weniger gefährlichen Bereich führe, sie dort so drehe, dass sie die Gefahr sieht und sie um "Steh" bitte, bis ich zurückkomme. Am Eingang kann ich sie nicht umdrehen. Sie würde und hat das auch schon getan, sofort wieder hinausspringen, - auch wenn ich im Weg bin.
Das Einzige, was sich da im Laufe der letzten 2 Jahre getan hat, ist, dass sie inzwischen mit mir in Kontakt bleibt, wenn ich auf der gefährlichen Seite stehe und sie am anderen Ende. Inzwischen lasse ich sie auch grundsätzlich dort frei. Sie mir am Seil folgen lassen, hat sich nicht bewährt. Sie tut es zwar, aber sie hat dabei Stress und ich will ja, dass sie sich selbst überwindet. Also, während sie anfangs immer in die eine Ecke rannte, wo sie näher bei den anderen Pferden ist und sich dann auch nicht mehr für mich interessiert hat, steht sie jetzt immer in meine Richtung gedreht und schaut, was ich mache. Manchmal kommt sie dann sogar vorsichtig zu mir, wofür sie natürlich sehr belohnt wird und ihre größte Freude ist es dann, nach der Belohnung auf der Hinterhand zu drehen und im Vollspeed wieder in die sichere Ecke zu rennen, dort wild ihr Haupt zu schütteln und sich wieder zu mir zu drehen.

Mich würde interessieren,was Eure Pferde so langanhaltend ängstigt, dass Ihr da auch Jahre mit verbringt und wie es Euch damit ergeht. Was ich bei mir schon mal bemerke, ich kurioserweise, je länger es dauert, desto cooler werde ich. Während ich am Anfang diesen Mangel an Vertrauen in mich fast schon als Beleidigung empfand, ist es jetzt okay für mich. Ich kann da inzwischen prima loslassen, nicht aber aufgeben ;) .

Neugierige Grüße

Tanuschka
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Hina_DK
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Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von Hina_DK »

Mein Reddi hat wahnsinnige Angst vor Strom. Ist irgendwo eine Koppel unter Strom, geht der keinen Schritt freiwillig dran vorbei. Auf diese Weise sind wir schon oft genug weder von der Koppel, noch vom Hof gekommen, weil ich vergessen hatte, den Strom auszuschalten. Der buckelt oder steigt dann zwar nicht, ist aber permanent im Rückwärts- oder Seitwärtsgang. Der spürt den Strom über zig Meter. Mache ich den Strom aus, laufe ich aber wiederum Gefahr, dass unser Ausbrecherkönig Shetty Luka dann anschließend in der Nachbarschaft frisst. Mit dieser Angst hatte er dann auch gleich noch Tigull angesteckt, der damit, bevor Reddi kam, nie ein Problem hatte. Der macht jetzt manchmal genauso ein Theater, manchmal vergisst er das aber auch ;). Außer Strom ausmachen, habe ich keine Idee mehr. Hab schon alles mögliche versucht. Besonders blöd ist es, wenn wir an einer Koppel vorbei reiten und es ist nur ein sehr schmaler Weg. Da heißt es dann viel Geduld haben. Mit viel Glück lässt er sich dann zumindest dran vorbei führen.

Angst vor Reitplätzen und Ovalbahn sollte er angeblich auch haben lt. Vorbesi. Davon habe ich allerdings noch nichts mitbekommen. Er ist da machmal ein wenig eigensinnig oder zickig, was er allerdings auch so manchmal ist ;) aber ernsthafte Probleme hatten wir bisher noch nicht, bis auf, dass er einmal über den Zaun springen wollte und ich sicherheitshalber schnell abgesprungen bin aber das war eindeutig meine eigene Schuld.

Unterm Strich ist es eigentlich beim Pferd wie beim Menschen. Angst kann man nur durch geduldiges Üben überwinden. Druck machen oder ungeduldig sein, bewirkt das Gegenteil, es vermeiden bringt auch nicht weiter. Solche Dinge kann man ganz einfach immer nur als routinemäßige Übrungseinheit mit ins Programm einbauen.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
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Heupferdchen
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Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von Heupferdchen »

Hallo,

ich habe bei meinem Pony die Erfahrung gemacht, dass es wenig zielführend ist, zu warten, bis er sich selbst mit dem Angstauslöser auseinandersetzt. Ich muss das tatsächlich Schritt für Schritt anleiten. Bei uns sind das Kommandos wie 'Anschauen' oder 'Beschnüffeln'. Ist die Kontaktaufnahme erst einmal geschafft, stellt sich auch seine Neugier ein. Dann gehen wir kleinschrittig vor. Wichtig dabei ist nur, dass er sich mit dem Objekt auseinandersetzt. Die Geschwindigkeit der Annäherung bestimmt er. Nur Weglaufen und Abschalten lasse ich nicht zu.

Oft unterschätze ich die Ängstlichkeit meines Ponys, weil er tatsächlich sehr gut gelernt hat, sich unter meiner Anleitung mit ängstigenden Dingen auseinanderzusetzen. Auch Stallkollegen sind immer wieder überrascht, was für ein Schisshase mein Dicker ist, wenn er allein unterwegs ist! Am Strick fühlt er sich deutlich sicherer als ohne. Beobachte ich ihn auf der Koppel oder auch bei der Freiarbeit, wird mir erst bewusst, was für eine vorsichtige, zur Panik neigende Pferdepersönlichkeit er ist - und das, obwohl er jahrelang die unterschiedlichsten Angstauslöser erfolgreich bewältigt hat.

Er ist so tapfer, dass ich seine Leistung viel zu wenig würdige :(
Auch auf mehrstündigen Anhängerfahrten rührt er keinen Krümel Heu an, steigt aber immer wieder brav ein. Obwohl ich mir natürlich wünschen würde, dass er beim Transport entspannt und cool ist, vermute ich doch, dass sich das in seinem Leben nicht mehr wesentlich ändern wird.

Ich habe gehört, dass das Vorgehen in der (menschlichen) Angsttherapie ähnlich ist. Da gibt es ja durchaus recht drastische, aber sehr erfolgreiche Konfrontationstherapien, die bei weitem nicht so kleinschrittig sind wie die Arbeit mit meinem Pferd. Bei deren Beschreibungen stellt es auch mir als Nicht-Angstpatient die Nackenhaare hoch :ohhh:

Bei meiner RB (die ich vor allem reite, er vertraut mir nicht so sehr) handhabe ich es in Absprache mit der Besitzerin so, dass ich erschrecktes Wegspringen nicht bestrafe, aber ignoriere und einfach weiterreite. Das funktioniert nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Allerdings gilt auch hier: Je mehr Aufmerksamkeit das Pferd mir schenkt, desto scheufester ist es auch.

Tanuschka, handhabst du es dann so, dass du dein Pferd nicht verlädst? Den Außenplatz nicht nutzst (bzw. nur als Gelassenheitstraining)?

Schöne Grüße vom Heupferd
ehem User

Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von ehem User »

Tanuschka, handhabst du es dann so, dass du dein Pferd nicht verlädst? Den Außenplatz nicht nutzst (bzw. nur als Gelassenheitstraining)?
Verladen zum Wegfahren? Nein! Ich will eigentlich die fehlende Notwendigkeit wegzufahren dazu nutzen, dass sie mit dem Hänger wenigstens im Ruhezustand vertraut wird. Ich würde es als einen sehr schweren Vertrauensbruch empfinden, wenn ich sie hineinlocken und dann schnell zumachen würde, um wegzufahren. Würde ein Mensch das mit mir machen, Halleluja! Vertrauen Ade, Scheiden tut nicht weh ;) .
Den Außenplatz kann ich nur zum Gelassenheitstraining und - in der sicheren Ecke - zu ein paar kleinen Kunststückchen nutzen. Denn ich habe dort nie ihre volle Aufmerksamkeit und wenn ich nicht ihre volle Aufmerksamkeit habe, ist jede Arbeit mir ihr sinnlos. Außerdem ist sie permanent unter Spannung. Wie soll man da arbeiten?

Was Gegenstände betrifft, so haben wir niemals ein Problem mit Angstüberwindung. Zum einen ist sie da eher neugierig und mutig und will sich selbst nach einem eventuellen kurzen Erschrecken alles selbst genau anschauen und beriechen und zum anderen ist es da ja auch einfach, sie in Ruhe mit dem Angstauslöser zu konfrontieren. Aber die Angst vor dem Eingesperrtsein oder vor dem spuky Reitplatz ist ein anderes Kaliber. Ich halte mir da immer wieder meine eigenen Ängste vor Augen, die ich auch einfach nicht überwunden bekomme, - z.B. Flugangst oder große, dicke, schnelle Spinnen. Obwohl ich Mensch bin und es also besser wissen müsste, bin ich genauso ein Hasenfuss und da kommt keine Bewegung hinein. Und Konfrontation alleine hilft da ebenfalls nicht.

Aber klar kann ich diese Ängste nur als einen vorübergehenden Zustand akzeptieren und tue das auch. Denn Angst macht immer unfrei und ich bin schon sehr freiheitsliebend. Und was meine Stute betrifft, an Reiten brauche ich gar nicht zu denken, solange sie mir und sich selbst nicht vollständig vertraut. Das letzte Mal, als ich auf ihr in der Halle geritten bin, war draußen auch etwas, was sie nicht einordnen konnte und damit war sie vollauf beschäftigt. Mein Versuch, mich auf ihr in Erinnerung zu bringen, endete nicht so gut ;) .

Tanuschka
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Heupferdchen
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Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von Heupferdchen »

Hallo Tanuschka,

seit welchem Zeitraum macht ihr Verladetraining? Tatsächlich schon seit zwei Jahren? Dann ist natürlich schon bemerkenswert, dass sich noch keine große Besserung eingestellt hat.

Bei meinem Pony (ich dachte, das wäre aus der Beschreibung hervorgegangen) habe ich genau an dieser Hängerproblematik auf die im vorigen Post beschriebene Weise gearbeitet (setze Gegenstand gleich Hänger). Und bin dabei so weit gegangen, dass ich Ponys Komfortzone auch mal für einen Augenblick verlassen habe. Dabei habe ich gute Erfahrungen gemacht. Er ist weder ausgetickt noch gestorben, sondern hat sich darauf eingelassen und sich wieder beruhigt. Aus eigenem Impuls wäre es zu diesen Fortschritten nicht gekommen.

Ich stimme dir zu, dass es keine gute Idee ist, die Hängertür einfach zuzumachen (vermutlich würde dir das auch nur ein einziges Mal gelingen). Im Panikfall besteht keine Möglichkeit, dein Pferd wieder rauszulassen. Mein Post kann hoffentlich nicht so interpretiert werden, dass ich dir das geraten habe :? .

Hänger ist ein spannendes Thema, weil es viel über das Verhältnis zwischen Pferd und Mensch aussagt. Ich habe Ende letzten Jahres vier Monate in einem Reitstall gearbeitet, in dem wöchentlich mindestens fünf abreisende Kursgäste ihre Pferde verladen haben. Alles engagierte Freizeitreiter mit teilweise beachtlichen Reitkenntnissen. Viele leider auch sehr unschöne Bilder sind mir im Gedächtnis geblieben. Probleme, die man im normalen Training ansatzweise sieht, werden beim Hängertraining überdeutlich.
ehem User

Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von ehem User »

seit welchem Zeitraum macht ihr Verladetraining? Tatsächlich schon seit zwei Jahren? Dann ist natürlich schon bemerkenswert, dass sich noch keine große Besserung eingestellt hat.
Ja, das sind tatsächlich fast zwei Jahre jetzt. Allerdings natürlich nicht ständig. Im eisigen Winter, bei Regen und starkem Wind lasse ich das. Bei anderen Dingen aber, die - noch - nicht so gut funktionieren, schaden Pausen nie. Im Gegenteil! Beim Hänger oder eben dem Reitplatz z.B. fange ich jedes Mal wieder da an, wo ich aufgehört habe.
Und natürlich hat sie keine Angst vor dem Hänger als Gegenstand. Ich habe ja auch keine Angst vor Flugzeugen ;) . Nein, es ist dieses Fixiertsein in einem Raum, das sie daran hindert, alles abzuscannen. Meine Stute ist sozusagen kontrollsüchtig, also in der Tiefe sehr unsicher und voller Angst, was man so gar nicht bemerkt, da sie auf "greifbare" Gefahren wie ein Kampfross zugeht, auch als Erste vor allen anderen und auch erfahreneren Pferden.
Bei uns im Stall ist sie bekannt als sehr menschenfreundliches und ebenso extrem sensibles Pferd. Dinge, die sie "begreifen" kann, hat sie schnell "im Griff". Deswegen eben keine Angst vor Gegenständen und schon gar nicht, wenn ich damit daherkomme und sie betaste. Dann ist sie sofort da. Aber alles, was sich nicht wirklich fassen lässt, das irritiert sie total. Haben Pferde auch Angst vor Kontrollverlust?

Strom war übrigens auch lange ein Drama. Weshalb sich diese Angst gelegt hat? Keine Ahnung!

Ich denke gerade an das Spiegelphänomen. Muss ich jetzt erst meine verdammte Flugangst in den Griff bekommen, bevor sie sich entspannen kann?

Tanuschka
Rennfisch
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Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von Rennfisch »

Wenn bei dir der Hänger Assoziationen mit einem Flugzeug weckt...? Wer weiß?
Dinge, die sie "begreifen" kann, hat sie schnell "im Griff". Deswegen eben keine Angst vor Gegenständen und schon gar nicht, wenn ich damit daherkomme und sie betaste. Dann ist sie sofort da. Aber alles, was sich nicht wirklich fassen lässt, das irritiert sie total. Haben Pferde auch Angst vor Kontrollverlust?
Wenn ich mir meinen Wallach so anschaue denk ich, ja, ist durchaus möglich. Er ist im Grunde auch ein sehr mutiges Pferd, und ein sehr, sehr selbständiges. Ausritte und Spaziergänge allein? Kein Problem, er hat nur ansatzweise zu kleben angefangen (d.h. ist nur mit häufigen Stops von der Weide gefolgt), als er zum Herdenchef aufgestiegen ist. Verantwortungsbewusstsein? :mrgreen: Damit geht aber auch einher, dass er sich alles und jedes selber anschauen, sich selber ein Urteil bilden und eine neue Gegend nach eigenem Gutdünken erforschen will- was als zugehöriger Mensch manchmal mühsam wird, wenn man dann von ca. 600 kg. Pferd in eigener Mission durch die Pampa geschleift wird. Funky dreht nicht um oder haut ab, wenns ins Unbekannte geht, ganz im Gegenteil :roll: Ich interpretiere das so, dass er mir einfach nicht genug vertraut, um meinem Urteil zu glauben (Gegend nicht gefährlich, kannst dich entspannen). Und wenn ich dann versuche, ihn auf mich zu konzentrieren (um eben nicht von 600 kg. Pferd durch die Pampa geschleift zu werden)- hui, in solchen Situationen fechten wir immer unsere größten Kämpfe aus :streit: Auch das wurde durchs Führtraining via Clicker kurz besser, langfristig hat sich da aber nichts geändert- er ist nicht bereit, die Verantwortung/Kontrolle in so einer Situation an mich abzugeben. Da ändern Leckerlis auch nichts dran.

Sein Vertrauen in die Menschheit im Allgemeinen ist allerdings so groß, dass ich manchmal nur staune. Er hat scheinbar nie schlechte Erfahrungen machen müssen. Nur im Detail, da schlummert der Teufel... ;)
:aquarium2:
ehem User

Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von ehem User »

Wenn bei dir der Hänger Assoziationen mit einem Flugzeug weckt...? Wer weiß?
Geschlossener enger Raum, Angebundensein (Sicherheitsgurte) und totale Ohnmacht im Falle eines Falles. Ja, für mich ist das schon vergleichbar. Deswegen kann ich meine Stute auch so gut verstehen :)

Wenn ich mir meinen Wallach so anschaue denk ich, ja, ist durchaus möglich. Er ist im Grunde auch ein sehr mutiges Pferd, und ein sehr, sehr selbständiges. Ausritte und Spaziergänge allein? Kein Problem, er hat nur ansatzweise zu kleben angefangen (d.h. ist nur mit häufigen Stops von der Weide gefolgt), als er zum Herdenchef aufgestiegen ist. Verantwortungsbewusstsein? :mrgreen: Damit geht aber auch einher, dass er sich alles und jedes selber anschauen, sich selber ein Urteil bilden und eine neue Gegend nach eigenem Gutdünken erforschen will- was als zugehöriger Mensch manchmal mühsam wird, wenn man dann von ca. 600 kg. Pferd in eigener Mission durch die Pampa geschleift wird.
Auch das wurde durchs Führtraining via Clicker kurz besser, langfristig hat sich da aber nichts geändert- er ist nicht bereit, die Verantwortung/Kontrolle in so einer Situation an mich abzugeben. Da ändern Leckerlis auch nichts dran.
Siehst Du, genauso ist es mit meiner Stute. Wenn`s hart auf hart kommt, verlässt sie sich nur auf sich selbst und ich bin Anhängsel. Das sind vielleicht Pferde, die sehr hohe Ansprüche an die "Führ"-qualitäten ihres Menschen stellen. Und auch das kann ich wieder nachvollziehen ;) . Wie oft wurde mir schon gesagt, dass ich mich einfach nicht führen lasse, egal ob im Reitunterricht oder bei anderen Dingen. Und meine stete Antwort: ich kann gar keine Führung (höchstens Gezerre ;) ) erkennen. Da verlasse ich mich lieber auf mich selbst.Damit handele ich mir dann den Vorwurf ein, dass ich zu hohe Ansprüche stelle und das kann wirklich gut sein, nur ändern kann ich es halt nicht. Ich bin wie ich bin, meine Stute ist wie sie ist. Und dennoch bleiben will ich so natürlich nicht auf Dauer.

Tanuschka
puscheltier
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Registriert: Sa 23. Mär 2013, 08:42

Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von puscheltier »

Hallo!

Ich hätte noch eine Idee zum Reitplatz, ich weiß allerdings nicht, ob das für dich durchführbar ist oder du den Ansatz nicht magst. Wie wäre es denn, sie (eventuell mit einem Pferdefreund) einfach mal auf den Platz zu stellen, und zwar wirklich lange, nicht nur eine halbe Stunde. Dann nichts weiter von ihr wollen, vlt ein bißchen Heu knapp ausserhalb ihrer Komfortzone verteilen, und dann einfach mal abwarten. Das muss man vlt viele Male machen, aber wenn das nun schon zwei Jahre festgefahren ist, wird sich das wohl nicht von heute auf morgen erledigen. Vielleicht verknüpft sie den Platz schon mit zu vielen Erwartungen (Arbeit, ständige Beschäftigung mit der Angst...) nur so ein Gedanke.
Meiner ist ein etwas anderer Typ, ihm hilft es, wenn ich ihn deutlich durch die Gruselecke führe, meine innere Eintsellung also auf: wir gehen da jetzt lang! schalte und nicht zögerlich wirke. So kann ich ihn mittlerweile auch gut im Freilauf an der Gruselseite langschicken. Wie sind denn deine inneren Bilder, wenn du dich mit der Problematik beschäftigst?
ehem User

Re: Angst und Vertrauen

Beitrag von ehem User »

Hallo Puscheltier,

Deine Idee finde ich gut. Ich habe da letztens auch dran gedacht. Nur, einen echten Pferdefreund hat meine Stute nicht. Und die Pferde, die dafür in Frage kämen, haben selbst Angst vor der einen Hälfte des Reitplatzes. Und die eine Stute die wohl nicht so eine Angst hat, ist ziemlich asozial und benötigt einen riesigen Individualabstand. Das würde meine Stute wohl eher stressen als relaxen. Aber ich behalte diese Idee im Blick. Mal sehen, wie sich das am besten umsetzen lässt.

Meine inneren Bilder? Ich weiß gar nicht recht. Aber klar, mich stresst der Platz auch irgendwie, da ich ständig wie ein Luchs aufpassen muss. Jetzt, wo ich sie da grundsätzlich frei lasse, ist es besser geworden. Vielleicht kann sie deswegen da jetzt auch mit mir in Kontakt bleiben, auch wenn sie wegläuft. Denn das ist ja doch ein Fortschritt, dass sie von selbst immer wieder versucht, zu mir zu kommen und ihre Angst zu überwinden. Das rührt mich jetzt gerade total, wo ich so davon schreibe :geruehrt: .

Tanuschka
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