Das Reitwaisen Forum

Hallo!

Meine Stute "ignoriert" seit ein paar Wochen beim Longieren im höheren Trabtempo oder Galopp mein Lobwort, dh sie läuft einfach weiter. Wir hatten das ganz am Anfang, als ich grad erst mit dem Clickern begonnen hatte auch, aber da lag's wohl dran, dass sie noch nicht verstanden hatte, dass sie tatsächlich stehen bleiben darf und ein Leckerli bekommt. Das ist inzwischen aber etabliert und funktioniert auch im ruhigen Trab wunderbar, aber sobald wir eben ins Tempo gehen und Galopphüpfer einbauen (die ich hoch bestärke (zumindest mit dem Lobwort), da ihr das Galoppieren auf dem Kreis sehr schwer fällt), wird sie nichtmal etwas langsamer sondern läuft fröhlich Runde um Runde weiter. Alle anderen Hilfen nimmt sie schon an und ich kann sie auch bremsen, nur zum Schritt durchparieren mag sie nicht so gern (hab am Anfang zu viel den Trab bestärkt, das versuche ich grad wieder rauszubekommen, aber das dauert...).
Wie würdet ihr das interpretieren - sollte ich nochmal daran arbeiten, dass sie weiß dass sie auch aus höherem Tempo durchparieren darf? oder könnte man auch sagen, dass sie Freude am Laufen hat und deswegen das Leckerli nicht "braucht"?
Beim Freilaufen ist es übrigens so, dass sie, wenn ich während dem Galoppieren lobe, bis zur nächsten Ecke läuft und dann ganz stolz zu mir trabt und sich ihr Leckerli abholt.

Würde mich über eure Gedanken freuen!

Ich häng mich hier mal an, habe zwar nicht das gleiche Problem, aber eine ähnliche Beobachtung...

Im Galopp habe ich es noch nicht probiert, mal davon abgesehen dass wir eher Paraden/Halten üben, weil das Laufen eigentlich gar nicht so das Problem ist Könnte mir aber gut vorstellen, dass sie wie deine Stute einfach weitergaloppieren würde, als wäre sie taub auf beiden Ohren...

Dafür habe ich beobachtet, dass meine Reitbeteiligung mein Click manchmal einfach ignoriert, wenn sie kurz nach dem Click etwas Spannendes woanders entdeckt. Soll heißen: Sie macht worum ich gebeten habe (ohne in der Gegend rumzugucken) -> ich clicke -> sie schaut durch die Gegend, scheinbar höchst spannende Sachen an, will aber kein Leckerli haben -> Stütchen findet ihre andere Beobachtung doch nicht mehr so spannend, will aber auch das Leckerli nicht haben sondern läuft einfach weiter (wie gesagt, wir üben eigentlich gerade zuerst mal das momentan noch etwas zähe "Halt", später soll dann mal das länger Stehen geübt werden ). Wenn sie aber nichts Spannendes beobachten kann, also voll bei mir ist, "holt" sie sich auf den Click immer ihr Leckerli, das Grundprinzip hat sie also scheinbar schon verstanden.

Zweite Beobachtung: Insgesamt habe ich eh das Gefühl, dass sie ihre Leckerli zwar nimmt, aber so richtig spitzenmäßigoberaffencool findet sie sie glaub nicht... Muss wohl noch den Lieblingsleckerbissen rausfinden... Könnte es auch daran liegen?

Aber was macht ihr Clickerexperten, wenn das Pferd nach dem Click nichts will? Oder gibts das bei euch gar nicht???

Ich habe leider auch keinen Lösungsvorschlag sondern ein ähnliches Problem.
Mein Pferd wutzelt sich sehr gerne und eigentlich immer wenn wir aufs 4-Eck gehen. Darum hab ich mir gedacht ich möchte daraus das hinlegen erclickern. Doch wie ihr schon beschrieben habt ignoriert er den Click komlett.
Ich denke das ihm in dem Moment das Wälzen einfach wichtiger ist als das Futter in meiner Tasche. Und weil er es ohnehin so gerne macht ist es dann irgendwie selbstbestärkend?

Mich würde auch interessieren was die Experten hier im Forum zu der Problematik sagen...

Es gibt einige Handlungen, die sind für das Pferd einfach selbstbelohnend. Es braucht keinen weiteren primären Verstärker - der das Futter ja ist - als die Handlung ansich.

Bei lauffreudigen, energiegeladenen Pferden kann das das Laufen sein. Das lese ich nicht zum ersten Mal.

Auch Wälzen ist mit Sicherheit selbststärkend. Und auch beim Umhergucken, wenn vorher gerade braves Aufmerksamsein gefordert war, kann die Möglichkeit zum Gucken danach durchaus ausreichend bestärken sein, dass es anstelle des Futters nach dem Click stehen bleiben kann.

Ich persönlich finde das nicht problematisch. Wenn das Pferd an diesen Aktionen genauso viel Freude hat wie an dem Futterlob, dann ist das doch in Ordnung.

In solchen Situationen würde ich mich immer erst fragen, ob das Pferd das Prinzip wirklich verstanden hat. dh ob der Mensch es ihm wirklich kleinschrittig erklärt hat:
Auf Click folgt Futter.
Der Click beendet das Verhalten.
Es wird angehalten zum Füttern.

Im Falle eines Pferdes an der Longe kommt dazu, dass viele Pferde gelernt haben, dass anhalten, hereinkommen etc grundsätzlich nicht erwünscht sind. Das wurde meist mit negativer Verstärkung und Druck/korrektur erklärt, und solche Sachen sind meistens sehr gut im Hirn verankert.
in dem Fall würde ich also ganz zurückgehen und das Click = Anhalten neu aufbauen.
dh ich stehe neben dem Pferd im halten, seitlich, und suche mir eine ganz leichte Aufgabe aus, oder erarbeite zb das Kopfsenken. Also Kopfsenken im Halten erclickern, jedesmal Click = Futter.
Dann im Schritt los, wenn das Pferd KS anbietet, Click, Anhalten, Füttern. Hält das Pferd nicht an, halte ich es an (möglichst drucklos, aber deutlich, zb Körpersprache) und füttere dann. Futter grundsätzlich im Halten geben.
Dann füge ich das Kriterium "Abstand" hinzu und entferne mich jeweils Schritt für Schritt vom Pferd, und bestärke weiter jedes Kopfsenkenangebot. Jeder weitere Schritt immer erst dann, wenn der vorhergehende ganz sicher sitzt, also das Pferd weiterhin 100 Prozent nach dem Click anhält. Funktioniert das nocht nicht 100%ig, eher wieder näher ran gehen bis es wieder klappt.
Erst wenn das auf Abstand (normaler Longierabstand) im Schritt geht, kommt das Kriterium "Trab" hinzu - evtl wieder Abstand verringern - und erst wenn das klappt, kommt der Galopp hinzu.

So baue ich das VErständnis schrittweise auf.

Mag das Pferd das Futter nicht, suche ich nach hochwertigeren Bestärkern. Das Pferd einer Bekannten legte sich nur für Pfirsiche hin das ist zugegebnermassen unpraktisch, aber zeigt wieweit man evtl suchen muss.

Nur wenn ich sicher weiss, dass das Pferd die Sache mit dem Click= Halt verstanden hat, und das Laufen gerade wirklich lustig und nicht stresslaufen ist, kann ich annehmen, dass Laufen hier selbstbestärkend ist.

Danke schon mal ihr beiden für eure Ideen!

Dass manche Handlungen einfach auch selbstverstärkend sind, hab ich damals beim Clickern mit meinem Hund schon rausgefunden... Sehr ärgerlich, wenn das tolle geplante Kunststück (Socken ausziehen) plötzlich ganz anders läuft als geplant (weil es viel schöner ist, die Socke danach zu zerstören )

Wenn sich meine Reitbeteiligung auf diese Weise durch kurze Konzentrationspause nach dem Klick verstärkt, wär es ja auch in Ordnung. Werde die nächste Zeit versuchen, herauszufinden ob es das ist oder das Grundprinzip doch noch nicht ganz sitzt.

Da ich Kopfsenken eh erclickern wollte, werd ich das wohl einfach jetzt schon einschieben. Schaden kann es ja auf jeden Fall nicht, eher im Gegenteil.

Und zusätzlich muss ich mal die Lieblingsleckerei herausfinden... und die Leckerlies die wir jetzt noch übrig haben unauffällig an ihre Mitbewohnerin mitverfüttern, damit sie schneller weg sind

Bei der Trabernase war das damals auch so, da dachte ich auch zuerst, dass er das Laufen als Belohnung ansieht. War es aber nicht, er hatte den Click tatsächlich noch nicht verstanden. Das habe ich dann kurze Zeit später erst richtig gemerkt, als ich ihn anhalten wollte, ohne Körpersignale. Er hatte einfach immer auf mich, aber nicht auf den Click reagiert. Ich habe mich dann noch mal intensiver damit beschäftigt, dass er das auch wirklich zuordnen konnte und danach war das Problem beseitigt (hätte mich auch ehrlich gewundert, wenn meine faule Nase das Laufen als Belohnung genommen hätte ).

Wie erkläre ich dem Pferd am Besten dass Click das Verhalten beendet?

Beim Beispiel Wälzen hab ich folgendes Problem: Er liebt es. OK ist selbstbestärkend. Schön. Aber eigentlich hatte ich ja gehofft daraus ein Liegen/Hinlegen erclickern zu können. Dazu hab ich aber keine Chance wenn ihm alles andere Clicken/Weltuntergeang etc. daneben egal ist, weil ihm das genüssliche wälzen in dem Moment einfach wichtiger ist.

Vielleicht muss ich auch noch mehr verschiedene Belohnungen ausprobiern.

Pferdeverrückte hat geschrieben: Wie erkläre ich dem Pferd am Besten dass Click das Verhalten beendet?

Der Click ist das Signal für "richtig gemacht", wenn sie das verstanden haben, hören sie von alleine auf und warten auf die nachfolgende Belohnung. Solange er nicht auf Click aufhört, hat er es noch nicht wirklich verinnerlicht. Allerdings stelle ich mir das auch schwierig vor, wenn er sich gerade genüßlich wälzt, das mitten in der Bewegung zu unterbrechen. Besser ist es, zu waren bis die Rollerei zu Ende ist, dann liegen sie in der Regel ja noch einen Moment, das würde ich dann clickern.

Aus dem Wälzen das Liegen zu erclickern ist wirklich schwer. Eben weil es selbstbestärkend ist. bei meinem oldie bin ich damit auch grandios gescheitert, der liebt wälzen über alles. Clickern auch. Mit dem Erfolg, dass er sich in meiner gegenwart nicht mehr wälzt, weil er ja einen Click verpassen könnte.

Bei meiner Stute ging es ein paar mal, da kommt es aufs Timing an. Sobald das Pferd sich ablegt (noch während des Einknickens) clicken, dann sofort hinrennen und belohnen, bevor das Wälzen losgeht.
Ist aber schwer zu timen.
Wenn mir das gelungen ist, habe ich sie zum Aufstehen aufgefordert, also das Wälzen verhindert. Das habe ich natürlich auch ausgiebig belohnt. Ich hatte gehofft, so wirklich das Hinlegen extrahieren zu können, ob das eine gute idee war, weiß ich nicht. Leider wälzt sie sich nicht so oft, so dass ich kein Ergebnis habe, von dem ich berichten könnte.

Wenn dein Pferd sich so gerne wälzt, ist deine einzioge Chance, bei ihm zu sein und zu belohnen, bevor er richtig loslegt.
Hier wird auch schön gezeigt, wie man das Hinlegen provozieren kann: http://www.youtube.com/watch?v=lZs4wE3q190