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Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: Fr 12. Apr 2013, 10:54
von Axel
Hallo zusammen,

ich habe gerade eine PN geschrieben und musste gerade an eine Begebenheit zurückdenken. Mein Wendepunkt in der Beziehung zu Pferden.

Ich war auf einem Wochenendseminar freiheitliche Bodenarbeit. Zuerst kam einiges an Theorie, dann an Übungen Mensch-Mensch und dann stieg ich zu dem Pferd ins Viereck.

Dieses Wochenende war für mich ein Wendepunkt. An dem Wochenende habe mehr über Pferde und das Verhältnis zu Pferden gelernt als in anderen Reitstunden, Reiterurlaube und andere Begegnungen mit dem Pferd. Ich hatte das Gefühl, mir wird eine verdunkelte Brille abgenommen und ich konnte sehen :mrgreen:

Jetzt sehe ich auf der einen Seite "zu viel" - und zwar zuviel schlechtes, was manchen Pferden angetan wird. Auf der anderen Seite sehe ich noch "zu wenig", weil ich für meinen Geschmack noch nicht genug erkenne, was mir Pferde sagen wollen.

Habt ihr auch so einen Wendepunkt? Das würde mich brennend interessieren.

Viele Grüße
Axel

P.S. ich hoffe, es gibt nicht bereits so einen Thread. Wenn ja, dann bitte verschiebt mein Posting.

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: Sa 13. Apr 2013, 00:19
von Hina_DK
Ja, mein Wendepunkt war, als ich einfach nur aus reiner Neugier, die Online-Seminare von BB erwarb, nachdem ich einen Videoclip mit seinem blinden Hengst Hugin gesehen hatte. Dieses Pferd hat mich außerordentlich beeindruckt. Zudem kam, dass BB Däne ist, also ein wenig Lokalpatriotismus ;). Fast zeitgleich kaufte ich mir auch den LK, der für mich genauso ein Augenöffner war bzw. auch vieles was Babette und Tanja in ihrem Block schreiben. Auf einmal machte es auch bei mir "klick" und ich wollte mit der hiesigen Isiszene absolut nichts mehr zu tun haben, in die ich gerade erst einstieg und wo mir bis zu dem Punkt einfach nur manches äußerst merkwürdig vorkam. Mittlerweile finde ich es nicht nur merkwürdig, sondern alles andere als pferdegerecht, wie mit den Pferden gearbeitet und geritten wird, zumal sehr stark biomechanische Zusammenhänge aber auch Verhaltensmuster, Sozialverhalten, psychologische Komponenten der Pferde schlichtweg ganz stark ignoriert werden. Aber hinter Unwissenheit darf man sich nicht verstecken, denn gegen Unwissenheit kann man etwas tun und sollte es auch.

Ich weiß, dass ich mit meiner oft sehr harschen Kritik alle Nase lang irgendwo anecke, vor allem in der althergebrachten Isiszene und ich weiß auch, dass ich selbst im Grunde ganz am Anfang des Lernens stehe und wahrlich keine gute Reiterin bin und auch im Umgang mit meinen Pferden noch viel zu lernen habe. Aber trotzdem habe ich Augen im Kopf und kann sehen, ob jemand pferdegerecht arbeitet oder nicht. Hier im Forum hat mal jemand gesagt, ich muss eine Hecke nicht selbst schneiden können, um einzuschätzen zu können, ob der Gärtner, der sie schneidet, sein Handwerk versteht.

Das ganze bezieht sich bei mir aber nicht nur auf Umgang, Ausbildung und Reiten meiner Pferde, sondern auch auf Haltung und Fütterung. Auch da habe ich manches über Bord geworfen und sehe natürlich heute auch vieles wesentlich kritischer. In der Hinsicht muss ich allerdings sagen, finde ich hier in der Gegend, in der ich wohne und die ganz stark von Pferdehaltungen geprägt ist, nicht so viel, was ich wirklich richtig schlimm finde. Das liegt aber möglicherweise daran, dass die Höfe hier ausgesprochen viel Platz für ihre Pferde haben (müssen), der landwirtschaftliche Haupterwerbszweig der Anbau von Pferdefutter ist und damit sehr hochwertiges Futter die Normalität ist und wir hier in Dänemark ein sehr strenges Pferdehaltungsgesetz haben, so dass man sich nicht "mal eben so nach Lust und Laune" ein Pferd hinters Haus stellen kann.

Aber es erschreckt einen im Rückblick selbst, wie gedankenlos, leichtgläubig, leichtfertig und unreflektiert man an so manches herangegangen ist. Seit mir das bewusst geworden ist, hinterfrage ich alles dreimal und stelle immer wieder fest, es gibt so viele Dinge, die "schon immer so waren" und die überhaupt keinen Sinn ergeben oder deren Sinn historische Notwendigkeiten waren, die mit unserer heutigen Zeit überhaupt nichts mehr zu tun haben.

Mein Fazit ist, ich wäre wahrscheinlich pensoionsstalluntauglich ;).

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: Sa 13. Apr 2013, 20:12
von Rennfisch
Ich weiß, dass ich mit meiner oft sehr harschen Kritik alle Nase lang irgendwo anecke, vor allem in der althergebrachten Isiszene und ich weiß auch, dass ich selbst im Grunde ganz am Anfang des Lernens stehe und wahrlich keine gute Reiterin bin und auch im Umgang mit meinen Pferden noch viel zu lernen habe. Aber trotzdem habe ich Augen im Kopf und kann sehen, ob jemand pferdegerecht arbeitet oder nicht. Hier im Forum hat mal jemand gesagt, ich muss eine Hecke nicht selbst schneiden können, um einzuschätzen zu können, ob der Gärtner, der sie schneidet, sein Handwerk versteht.
Ich seh das so: Um zu wissen, wie ich mit meinem Pferd arbeiten muss, muss ich erst mal wissen, wo ich hinsollte. Das hat nichts mit selberkönnen zu tun. Wer nichts weiß muss alles glauben ;), und ich bin heilfroh dass ich nicht mehr alles glauben muss, arbeite auch laufend dran dass es immer weniger wird.

Mein eigener Wendepunkt ist eigentlich eine Reihe von Wendepunkten, aber besonders tiefgreifend war, dass ich mein Pferd, das ich mir gekauft hab, weil ich reiten wollte, plötzlich wegen Rückenproblemen nicht mehr reiten konnte. So schlimm ein kaputter Rücken ist, ich hätte Funky andernfalls nie so kennengelernt wie ich ihn jetzt kenne. Andere Wendepunkte waren die Entdeckung von WzP, die Teilnahme (als Zuschauerin) bei einem Longenkurs, und leider auch eine mittlere Beziehungskrise zwischen Funky und mir, wo ich lernen musste dass Konsequenz und ruhige Strenge eben doch nicht so sinnlos sind... and the voyage continues ;)

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: Sa 13. Apr 2013, 20:44
von WaldSuse
Einen direkten Wendepunkt gab es bei mir so nicht....
Ich fing als Jugendliche Ende der Sechziger mit reiten an,da standen die armen Schulpferde noch in Ständern angebunden,nur die Privatpferde hatten eine Box.Weide gabs nicht.Mir war da schon unterschwellig bewußt,daß das nicht gut ist.Ich hatte für kurze Zeit,leider,einen wunderbaren Reitlehrer,der sehr sanft mit den Pferden umging.Leider mußte er bald wieder gehen,er hatte Geld-und Frauenprobleme.Und dann kam ein typischer Reitersmann zu der Zeit als Reitlehrer in den Stall.......Ich sehe ihn heute noch auf dem Pferd sitzen und dem armen Tier die Gerte mit voller Wucht um die Ohren schlagen..... :(
Ich haßte ihn mit der ganzen Kraft meiner jungen Seele......er war ein Grund,warum ich dem Reiten den Rücken kehrte,für viele Jahre.35,um genau zu sein.Nie mehr wollte ich wieder in einen normalen Reitstall,nie mehr,das mit ansehen müssen.Denn daß sich groß nichts geändert hatte im normalen "Reitsport",habe ich schon mitbekommen.
Dann kam ein kurzes Erlebnis,vor über 10 Jahren,und ich dachte gar nicht daran,wieder zurück zu den Pferden zu gehen.Ich war mit meinen Hunden unterwegs,als ich hinter mir langsamen Hufschlag hörte.Als ich mich umdrehte,kam da ein Pferd mit Reiter sehr gemütlich angelaufen,mit Westernsattel,am langen Zügel.Drauf saß locker ein Mann mit Cowboyhut,die Zügel locker in einer Hand,hinten auf dem Sattel war eine runde Rolle geschnallt.Er hielt kurz bei mir an und fragte,wo es hier genau hin ging.Dann gingen sie gemütlich weiter,ZUSAMMEN.Da wurde mir bewußt,daß er möglich ist,mit einem Pferd GEMEINSAM unterwegs zu sein und nicht nur oben drauf zu hocken.Ich hab mir in dem Moment geschworen,wenn je wieder aufs Pferd,dann nur so.
Als meine kleine Nichte Reitunterricht nehmen dürfte,lernte ich eine andere Art des Unterrichts kennen,eine sehr sanfte Art,in der den Kindern das Lebewesen Pferd und der Respekt davor nahe gebracht wurde.
Die Reitlehrerin wurde dann auch meine erste Reitlehrerin seit 35 Jahren und ich lernte Dustin kennen,denn er gehörte zu dem Zeitpunkt ihr.
Sie war und ist eher FN orientiert,hatte natürlich auch Ausbinder benutzt,die mir nie gefallen haben,ich hatte immer so ein Gefühl von eingeschnürt sein,wenn ich die Dinger an Dustin sah.Ich bin Tänzerin und ich fragte mich irgendwann,wie soll ein Pferd in seinen Körper und Balance finden,wenn es sich nicht frei bewegen kann?Ein Tänzer kann auch keine Balance finden,wenn ihm die Arme fest gebunden sind.Heute weiß ich,daß mein Gefühl richtig war.
Genauso war es mit den Hufeisen,ich mochte die Dinger nie.
Ich bin eher eigensinnig und hinterfrage vor allem Dinge,von denen gesagt wird,daß man sie "halt immer schon so" gemacht hat. :mrgreen:

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: Sa 13. Apr 2013, 22:13
von Biggi
In meinem Pferdeleben gab es zwei Wendepunkte.

Den ersten erlebte ich Anfang der 80ger Jahre, als ich, völlig Angstbeladen, mit Angst vor den Pferden und Angst vor dem Reiten, nach vielen Jahren Reitstallerfahrung, am Eingangstor vom Reitzentrum von Ursula Bruns in Reken stand und nicht wußte, wie ich durch de Paddock mit min. 20 "bösen" freilaufenden Pferden zum mittendrin liegenden Haus kommen sollte.

Den zweiten Wendepunkt erlebte ich vor 4 Jahren, als ich Sokka kaufte und nicht wußte, was ich mit diesem verstörten Pferd machen sollte. Ich lernte das WzP kennen, den Longenkurs, Clickern, artgerechte Fütterung, Düngung etc. und vor allem - eine noch merh veränderte Sichtweise aufs Lebewesen Pferd.

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: So 14. Apr 2013, 19:36
von .Anni.
Interessant, was ihr so schreibt :lesen: .

Bei mir gab es keinen einzelnen erkennbaren Wendepunkt, aber wahrscheinlich viele kleine. Als ich mit dem Reiten angefangen habe, war mir gar nicht bewusst, wie einfach es ist etwas zu glauben. Ich habe geglaubt zu wissen, dass man etwas wissen kann. Das hat sich jedoch meist als falsch herausgestellt, sobald neues "Wissen" hinzukam, das dem alten widersprach. Und da ich lernbegierig durch die Welt laufe, passiert das ständig.

Irgendwann habe ich dann verstanden, dass es gar nicht darum geht etwas sicher zu wissen. Es geht vor allem darum, sich weiter zu entwickeln. Umso mehr ich denke, dass ich mit meinem Möchtegernwissen richtig liege, umso schwerer ist es dieses zu verändern. Dadurch wird es gleichzeitig schwerer besser zu werden.
Natürlich hilft es mir auch nicht mich wie ein Fähnchen im Wind zu verhalten und ständig meine Meinung zu ändern. Aber mein Wissen nur als "möglich" und "wahrscheinlich" statt als "wahr" zu betrachten macht es viel leichter, Argumente gegeneinander abzuwiegen und eine logische Schlussfolgerung zu ziehen. Es erlaubt mir meinen Tunnelblick abzulegen und mir alles anzuschauen, zu hinterfragen.

Das ist etwas, dass ich von den Pferden über das Leben gelernt habe. Man muss die Augen aufmachen, um Neues zu sehen. Und man muss kritisch sein, um besser zu werden.

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: So 14. Apr 2013, 20:57
von ehem User
Mein Wendepunkt war der Kauf meiner Stute, bzw schon kurz vorher als ich sie kennenlernte. Ich wollte bei ihr einfach alles richtig machen. Kein "vorne halten, hinten treten", kein gebrochenes Pferd, kein .............. etc
Ich habe über WzP viel gelernt und immer mehr und mehr gelesen, was mir doch sehr die Augen geöffnet hat und meine Sichtweise stark geändert hat.... :-)

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: So 14. Apr 2013, 21:03
von Equester
Einen einzigen Wendepunkt gibt es auch bei mir nicht. Bei mir waren und sind es immer wieder kleine Richtungskorrekturen, die mich zu einem anderen Verhalten, anderer Einsicht oder anderen Vorstellungen führen, ich denke ich habe noch lange nicht die wirklich einzig richtige Richtung eingeschlagen, vielleicht werde ich das nie :nix: .
Die Basis von allem war die Unwissenheit, da habe ich alles gemacht, was man mir gesagt hatte, ich hatte keinen Grund zu zweifeln. Irgendwann habe ich angefangen - erst noch zaghaft - Dinge zu hinterfragen. Ich habe Leute kennen gelernt, die etwas ganz anders gemacht haben, wenn mein Gefühl dazu gestimmt hat, habe ich es auch aufgenommen. Ich fing an so Sprüche wie: "das hat man schon immer gemacht" sehr ernsthaft auf den Prüfstand zu stellen und oft habe ich festgestellt, es macht null Sinn und schadet mehr, als es Nutzen bringt. Bei manchen Dingen habe ich irgendwann fest gestellt, so will ich das auf keinen Fall mehr und hatte gar keinen Plan, wie ich es denn anders machen könnte, da habe ich dann probiert und das Pferd entscheiden lassen, was ihm angenehm ist. Bei anderen Dingen habe ich mein theoretisches Wissen konsequent erweitert, was dann unweigerlich eine Richtungsänderung in der Praxis nach sich zog. Genauso habe ich Dinge in der Praxis kennengelernt, was mich neugierig auf den theoretischen Hintergrund gemacht hat.
Ich schaue gerne zurück und vergleiche heute mit früher und stelle immer wieder fest, heute klappt dies oder das viel besser und manche Sachen brauchen wir einfach gar nicht mehr.
Der einzige wirkliche Wendepunkt, den man konkret beim Namen nennen kann, war für mich die Erkenntnis, es gibt nie nur einen Weg, es gibt immer ganz viele Möglichkeiten, etwas umzusetzen und Ziele zu erreichen.

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: Mo 15. Apr 2013, 09:40
von ehem User
Mein erster Wendepunkt vor vielen folgenden Wendepunkten war irgendwann in den 90igern (kann das sein?) die Lektüre von Hempfling "Mit Pferden tanzen". Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon lange frustriert die Reiterszene verlassen (eben das übliche, Pferde in Ständerhaltung und Reitunterricht im Soldatendrill), rief aber beim Anblick von Pferden auf der Weide immer noch "Oh, Pferde :)!"
Irgendjemand brachte mir dann dieses Buch mit, obwohl ich gar nichts mehr mit Pferden zu tun hatte. Und das war der erste "Klick". Da war jemand, der andere Wege suchte und das machte mir Mut, dass die "Pferde-Reiterszene" doch mehr zu bieten hatte, als ich bis dato kannte.
Und heute macht mir das immer noch Mut. Ich bin zwar kein weiblicher Hempfling, aber irgendwie richte ich das auch immer so ein, dass ich in meinem Umfeld die Einzige bin, die es anders macht als die anderen, bzw. andere Wege sucht und ausprobiert ;) . Das ist sehr oft ziemlich einsam und manchmal auch echt frustrierend. Aber der Gedanke daran, dass es solche Exemplare offenbar geben muss, weil die irgendwann den anderen Mut machen, ebenfalls neue Wege auszuprobieren, der tröstet mich dann immer wieder.

Tanuschka :)

PS: Und der wichtigste erste Wendepunkt dann später mit Pferden war die Erfahrung, ohne Sattel und Trense nur mit einem Halsring im Galopp auf meiner RB. Die Endorphine, die mich da geflutet haben, die sorgten für ein tagelanges Glücksgefühl und die Gewissheit "Wenn ich mal ein eigenes Pferd habe, dann will ich es genau so."

Re: Wendepunkt im Verhältnis zu Pferden

Verfasst: Mo 15. Apr 2013, 18:08
von Heupferdchen
Schönes Thema!

Eine Reihe von Wendepunkten in meinem reiterlichen Leben. Der wichtigste war sicherlich, als ich Horsemanship nach Pat Parelli in Kontakt gekommen bin.

Vorher hatte ich über zehn Jahre lang mit Pferden zu tun, in denen es letztlich nur um eine Frage ging:

Wie bringe ich das Pferd dazu, das zu tun, was ICH gerne möchte?

Natürlich MOCHTE ich unsere Pferde. Aber auf die Idee, mich in sie hineinzuversetzen, bin ich im Leben nicht gekommen. Sie war auch in meiner Umgebung schlicht nicht existent.

Irgendwie hat mich der Umgang mit Pferden, wie ich ihn kannte, immer abgestoßen. Und so war ich seit einiger Zeit kein aktiver Reiter mehr, als ich mehr oder minder zufällig mit der Parelli-Methode in Kontakt gekommen bin. Und da war ich plötzlich mit der Frage konfrontiert:

Wie kann ich so werden, wie das PFERD mich gerne möchte?

Dieses Einbeziehen des ganzen Pferdes, mit all seiner Intelligenz, mit seinen Fähigkeiten, seinen Instinkten, seinen Bedürfnissen, seiner Neugier, ...war für mich etwas völlig Neues. Ein Pferd nicht nur als 'Pferdekörper' zu sehen, der manipuliert werden muss. Hätte ich das vor bald zehn Jahren nicht erlebt, hätte ich heute wohl nichts mehr mit Pferden zu tun (und viel weniger Spaß im Leben, dafür allerdings Zeit und Geld gespart ;) )

Wichtig war auch, dass ICH angefangen habe, in Bezug auf Pferde meinen Kopf zu benutzen. Ich habe angefangen, vieles zu hinterfragen und mich auf die Suche zu machen. Was ich vorher schlicht unter 'das macht man halt so' oder Talentlosigkeit meinerseits verbucht hatte, stand plötzlich auf dem Prüfstand. Einige weitere Wendepunkte und kleinere Kurskorrekturen waren dann die natürliche Folge.

Das neueste Projekt: Reiten lernen. Nach so vielen Jahren im Sattel bekomme ich langsam eine Vorstellung davon, wie das funktioniert. Ich rechne noch einmal zwei Jahrzehnte, bis ich zu brauchbaren Ergebnissen kommen werde.

Was den Umgang anderer mit ihren Pferden betrifft:
Ich habe da tatsächlich die rosarote Brille auf, schätze die Arbeit guter Pferdemenschen viel mehr als vorher und freue mich an Details, die ich vorher nicht wahrnehmen konnte. Viele unschöne Szenen blende ich einfach aus. Und ich übe mich in Bescheidenheit, lerne ich doch, wie schwierig es ist, wirklich gut mit einem Pferd zu kommunizieren.
Den Impuls 'Gib mir den Gaul, ich mach es besser' habe ich nur ganz ganz selten.

Schöne Grüße vom Heupferd