Hallo,
eine konkrete Antwort oder Empfehlung kann ich dir auf deine Frage nicht geben, sondern nur von meinen persönlichen Erfahrungen und Gedanken berichten.
Meine erste Überlegung ist, dass es Pferden, die Anfangs mit traditionellen Methoden ausgebildet worden sind und dann geclickert werden leichter fällt mit den verschiedenen Methoden umzugehen. Für sie ist negative Bestärkung, wenig mitdenken müssen, viel Anweisung und auch Druck sagen wir mal "normal". Sie kennen es so und sind damit nicht unbedingt unglücklich. Wahrscheinlich werden sie das Clickertraining mit dem zugehörigen Menschen verknüpfen und sich den verschiedenen Menschen anpassen.
Wird nun ein "Clickerpferd" auf traditionelle Weise trainiert, dann ist das eher eine Verschlechterung der Situation. Normalerweise macht das Clickertraining den Pferden viel Freude und sie haben im Rahmen der Möglichkeiten viel Freiheit. Meist wird ihnen ein recht großes Mitspracherecht gegeben. Ein Lerninhalt wird nicht durch immer stärker werdenden Druck vermittelt, sondern durch kleinschrittiges Lernen immer mit der Aussicht auf eine Belohnung.
Das Pferd entwickelt Spaß am Lernen und Mitarbeiten. Es wird oft selbstbewusster, interessierter und lernt häufig mit der Zeit auch schneller.
Setzt man ein solches Pferd jetzt einem Training auf Basis negativer Verstärkung aus, dann kann ich mir gut vorstellen, dass es damit erstmal Probleme hat, sich eingeengt fühlt und die Arbeit mit dem Menschen weniger als Freude, als viel mehr als Last empfindet. Es wird sich wahrscheinlich auch daran gewöhnen, aber schön finde ich die Vorstellung nicht.
Irgendwo wurde dieses Vorgehen - also erst Clickertraining, dann traditionelles Training - mal so beschrieben, dass man dem Pferd einen Einblick in eine schöne Welt zeigt und ihm dann dir Tür vor der Nase zuschlägt.
Das fände ich dem Pferd gegenüber nicht besonders gerecht.
Ich habe bis jetzt nur mit Pferden gearbeitet, die ursprünglich und auch weiterhin "normal" trainiert worden sind und von mir das Clickertraining kennengelernt haben. Natürlich kann ich das nicht wirklich einschätzen, aber ich vermute, dass es für diese Pferde eine Bereicherung darstellte mit positiver Bestärkung trainiert zu werden - auch wenn sie nebenbei weiterhin mit negativer Bestärkung gearbeitet worden (allerdings nicht von mir). Diese Pferde wissen, was sie von den verschiedenen Menschen zu erwarten haben und werden durch eine plötzliche Umstellung nicht ins kalte Wasser geschmissen, solange der clickernde Mensch es mit Geduld angeht.
Es ist wichtig zu wissen, dass Pferde, die mit negativer Bestärkung trainiert worden und nun auf Clickertraining umgestellt werden, leicht zu überfordern sind. Sie kennen es nicht Eigeninitiative zu zeigen und empfinden das Training und damit auch den Menschen eher als unangenehm. Dadurch erscheint es in der Anfangsphase manchmal so, als würde das Clickertraining mit diesen Pferden nicht funktionieren. Dem ist aber normalerweise nicht so - sie brauchen nur mehr Zeit und Anleitung.
Bis das Pflegepferd einer Freundin nicht mehr fluchtartig zum Tor gerannt ist, sobald wir es mit Freiarbeit versucht haben, sind Monate vergangen. Ebenso bei meinem ersten Pflegepferd. Ich hatte teilweise den Eindruck, dass die Stute mich gar nicht wahrnahm, sich weder für die Belohnungen, noch für das Training interessierte.
Irgendwann kommt aber der Zeitpunkt, an dem sich etwas in den Pferden verändert. Sie bemerken, dass Training nicht Arbeit, sondern Freude bedeutet. Sie merken, dass sie einen Einfluss haben und dass sie vom Menschen gehört werden. Und ab diesem Zeitpunkt verändert sich mit dem Inneren auch das Äußere des Pferdes. Sie scheinen aufzuwachen, werden aufmerksam und wenn sie lächeln könnten würden sie es wahrscheinlich tun.
Und dafür lohnt es sich auch mit ursprünglichen Nicht-Clicker-Pferden zu Clickern.
So, ziemlich abgeschweift
...
Und sollte ich mir dann auf jeden Fall eine Person suchen, die sich damit auskennt und das übernehmen würde?
Ich vermute mal ganz frech, dass du vielleicht gar kein anderes Training mehr für dein Pferd wollen wirst
.
Allerdings halte ich Clickern auch mehr für eine Lebenseinstellung, als für ein Werkzeug zum Tiertraining. Ob ein Mensch nun einen Clicker, Lobwort usw. und Leckerchen benutzt oder sonst wie positiv bestärkt halte ich für nebensächlich. Wichtig finde ich,
dass er positiv bestärkt. Wichtig ist, worauf wir unseren Fokus richten und wie wir mit dem Pferd kommunizieren.
Da würde ich dann einfach austesten, wie sich dein Pferd bei dem entsprechenden Menschen verhält.