Habe mir die erste Ausgabe nun auch mal gegönnt und die ersten zwei Artikel gelesen. Artikel 1 ist von Anja Beran, Gedanken zum Sitz. Wie ich finde, sehr allgemein gehalten, erläutert, daß es keinen Absolutheitsanspruch für DEN richtigen Sitz geben kann, da es auf die Situation und das Pferd ankommt. Geht dann etwas in die Tiefe und erklärt ein bißchen, welchen Ansprüchen der Reitersitz genügen muß und was, bzw. hauptsächlich DASS ein Reiter auch etwas für seinen Sitz tun kann/sollte, wenn er nicht auf dem Pferd sitzt. Anregungen brachte der Artikel schon.
Der zweite Artikel ist von Thomas Ritter - Der Sitz des Reiters formt das Pferd in der Bewegung. Der Artikel gefällt mir schon besser, er ist gut geschrieben, und man kann sich gut reindenken, wie das Formen gemeint ist. Es wird auf die einzelnen Körperteile des Menschen und des Pferdes eingegangen und sehr detailliert erklärt. Und zwar nicht nur, wie es geht sondern auch, woran man erkennt, daß z.B. die Reiterhüften gerade steif sind, etc.
Der dritte Artikel wäre dann der, bei dem es um Neindoff geht. Balance und Harmonie. Es werden allerdings - wenn ich das beim Überfliegen richtig sehe - mehrere Klassiker in diesem Artikel zitiert.
U.a. ist ein Artikel über die Sitzschule in der Spanischen Hofreitschule drin. Dort heißt es: "Die Reiter der Spanischen Hofreitschule gelten weltweit als Vorbilder der Reitkunst. Das Gleichmaß der harmonischen Pferd-Reiter-Paare und die so gut wie unsichtbare Einwirkung des Reiters stehen für Perfektion, wenn es um den Sitz des Reiters geht."
Letzte Weihnachten hab ich mir das mal live angesehen. Erklärt wurde uns: Die Hengste werden 30 min am Tag geritten, bzw. trainiert. Ein Schüler/Azubi bekommt ein junges Pferd zugewiesen, und Pferd und Reiter lernen dann gemeinsam. Die Pferde bestimmen, wie schnell das Training vonstatten geht, fertig ausgebildet sind sie erst mit 16 oder älter.
Im Training sah ich ältere und jüngere Reiter. Auffällig fand ich, daß die Pferde der älteren Reiter ALLE weit hinter der Senkrechten gingen und die Nase zum Teil direkt an der Brust lag. Das sah auch wenig harmonisch aus, Hilfen waren deutlich zu sehen. (Wir saßen oben am Ende der langen Seite, die Reiter sind teilweise recht weit weg.)
Nur bei den jüngeren Reitern ließ sich Harmonie erkennen, bei der Versammlung blieben die Pferde vor der Senkrechten, liefen nicht so stoppelig und hatten längere Dehnphasen. Zusätzlich fand ich es heftig, daß den Pferden kaum Zeit zum Aufwärmen gegeben wird. Evtl. waren sie vor ihrer halben Stunde Training in der Führanlage, das könnte sein. Anderen Auslauf kennen diese Pferde nicht - bis auf die 7 Wochen Urlaub im Sommer.
Klar, in dem Artikel geht es hauptsächlich um den Sitz. Aber ich habe mir gesagt, als Vorbilder nehme ich diese Lehre garantiert nicht.
Der Artikel ist ein Interview, und der Interviewte setzt sich auch etwas kritisch mit dem System an der Hofreitschule auseinander. Pluspunkt

Gleichzeitig verteidigt er es aber auch als ausreichend.
