Jungpferd kaufen - Tipps und Ratschläge

[ehem User]

Hallo ihr Lieben,

ich bin nun tatsächlich auf der Suche nach einem Jungspund für mich.
Alles ganz aufregend und damit ich nichts vergesse, woran ich denken muss, wenn ich mir so einen kleinen Racker anschaffe, würde ich mich freuen, wenn ihr hier einige Tipps und Ratschläge hinterlassen könntet.

Vielleicht noch kurz zu meinen Vorstellungen:
Es soll ein Isländer werden, max. 2 Jahre. Ich möchte für ihn/sie eine passende Aufzuchtmöglichkeit finden: viel Platz zum Toben, aber auch zum Ausruhen, altersentsprechende Artgenossen (wenn möglich aber auch ältere Pferde - zum Erziehen ), Heu zur freien Verfügung bzw. Sommerweide, jemanden, der regelmäßig nach der Herde schaut, wenn ich mal nicht da bin.
Der Plan ist, dass das Tier dann dort bis zum 4. Lebensjahr einfach nur Pferd sein darf. Ich hoffe, dass ich in der Zeit viel Vertrauen aufbauen kann, wenn ich ihn/sie regelmäßig besuche, spannende Dinge mitbringe und die Lieblingsstellen zum Kraulen entdecke. Mehr als das übliche Jungpferde-ABC soll es erst einmal nicht lernen.
Anschließend habe ich eine ganz tolle Reitlehrerin, die mich bei der weiteren Ausbildung unterstützen soll.

Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen mit Versicherungen für Jungpferde?
Außerdem würde mich die ganze Impf-Geschichte interessieren.

Vielen Dank.
Grüße

[Integra]

Hi,

hört sich doch alles wunderbar an.

Versicherungstechnisch gibts verschiedene Möglichkeiten, da dein Jungpferd ja noch kein Reitpferd ist, kannst du es als Weidepferd versichern (kommt etwas günstiger) ansonsten wie bei jedem Pferd.
Impfen ist auch wie bei alles anderen Pferden auch, Tetanus und Influenza und alles weitere nach Wunsch.

Ansonsten solltest du beim Kauf eines Jungpferdes / Fohlens darauf achten ob es zu dir passt, such nicht unbedingt nach deinem Idealbild bzw. krall dich nicht daran fest, meist kommt es eh ganz anders als geplant. Wenn es passt dann passt es und wenn nicht dann nicht. Je nach dem was du später mit dem Pferd machen möchtest, schau auch nach körperlichen Einschränkungen und auch ein ganz interessantes Thema, Parasiten, lässt sich das Pferd anfassen oder nicht.

Als ich damals den Vorgänger von Altivo gekauft habe, da hatte ich so gar keine Ahnung und hatte dann ein Parasitenhotel und Allergiker/Astmatiker zuhause, (geliebt hab ich ihn natürlich trotzdem).
Mein Altivo hat einen beidseitigen Hahnentritt, wird also niemals wirklich auf ein Dressurturnier gehen können (mal abgesehen von Rasse und der Tatsache, das ich eh nicht auf Turniere gehe)

LG
Integra

[ehem User]

Hallo Integra,

danke für deine schnelle Antwort.

Ich habe eh kein Idealbild - ich muss mir einfach mal einige Pferde ansehen und hoffe darauf, dass das Pferd mich entdeckt. Das Gute ist, dass ich ganz viel Zeit habe und mir die auch nehmen werde. Da ich momentan auch kostenfrei mit meiner Reitbeteiligung Spaß haben kann, brauche ich da nicht ungeduldig werden.

Wie läuft eigentlich eine Ankaufsuntersuchung mit einem Jungpferd ab?

[HP-Manu]

hab mir vor knapp 2 Jahren auch einen Islandjährling gekauft.
Gesehen habe ich sie damals nur im Internet. Ich hatte schon lange einfach mal nur so geschaut (mind. 3 Jahre) und dann plötzlich sah ich sie und musste sie einfach in natura sehen. Ich habe sofort gemerkt, dass wir zueinander passen. Gebäudebeurteilen ist in dem Alter ja recht schwer, aber die Stellung der Gliedmaße war mir wichtig. Auch wenn meine hinten recht eng ist, was mich anfangs auch lange nachdenken lies.
Für mich war es wichtig, dass sie Respekt hatte, gut aufgewachsen war, sich anfassen lies und die Hufe ordentlich aussahen. In dem Alter kann man an der Hufen viel korrigieren, aber auch eine fehlstellung bewusst herbeiführen.
Ich habe sie dann auf den Schurrenhof in die Jungstutenherde für ein Jahr gebracht. Dort war sie 24 Stunden mit jungen Stuten auf einer riesen großen am Hang liegenden Weide. Die Herde bestand aus Fohlen mit Müttern, Absetzer bis hin zum 4 jährigen. Im winter stand sie dann in einem Laufstall mit den anderen Jungen und schwangeren Mama´s.

Wo wohnst du denn? Den Schurrenhof kann ich als Jungpferdeaufzucht ganz gut empfehlen. Sie bekommen Mineralien und im Sommer wird ein wenig gequetschter Hafer auf die Weide verteilt...dies aber nur, damit die Pferde alle zum Menschen kommen und der Stallbesi sich alle anschauen kann, ob es Verletzungen gibt. Das wird täglich gemacht.

[ehem User]

Ja, ich werde mir auch genau Gelenke und Hufe ansehen. Hast du damals eine Ankaufsuntersuchung gemacht, HP-Manu?

Der Schurrenhof ist mir leider doch zu weit weg - ich wohne in Berlin und suche schon nach einem Stall in Brandenburg. Ich muss ja nicht täglich hin, aber so 3-4 Mal im Monat möchte ich schon hinfahren.
Aber vom Grundsatz her suche ich genau so etwas, was du beschrieben hast. Nur, dass es bei uns keine Berge geben wird.

Was haltet ihr eigentlich davon, nachzufragen, ob man die Mama Probe reiten kann?
Macht das Sinn oder kann man daraus überhaupt nichts schließen?
Sicherlich ist jedes Pferd unterschiedlich, aber wenn sich die Möglichkeit bietet - sollte man es dann wahrnehmen?

[HP-Manu]

ich habe damals eine kleine Untersuchung machen lassen (Temperatur messe, Zähne anschauen, abhören, etc) aber keine richtige Aku...war bei uns schwierig: A stand sie auf einer Koppel und sie war noch nicht wirklich ans Halfter gewöhn und traben an der Hand ging schon garnicht. Noch dazu muss ich persönlich sagen, dass ich bei so jungen Pferden von einer Beugeprobe nix halte.

Oh ja, der Schurrenhof ist wirklich bissi weit weg. ich war damals auch so 1x in der Woche bei ihr und habe Fohlen ABC geübt. Das tat uns beide echt gut, so konnten wir uns ein wenig aneinander gewöhnen und ich muss heute sagen, ich würde es jederzeit wieder so tun.

Die Mama reiten macht in meinen Augen keinen Sinn, denn Gänge kann sie auch vom Papa vererbt bekommen oder Charakter. Und letzendlich kannst du dir in dem Alter dein Pferd auch ein bißchen "Formen". Die Mama kann ja z.b. schlecht eingeritten worden sein, und sowas vererbt sich nicht aufs Fohlen...GSDnicht!
Aber ich bin eh kein Freund von Papieren. Meine alte Stute hat grandiose Papiere (Vater ist Gassi frá Vorsabae - Töltweltmeister) sie sihet aus wie ihr Vater,.....das wars aber auch schon...Gänge sind sehr bescheiden, Tölt ist da, aber extrem passig. Wobei die Mutter von ihr auch eine gute Töltstute war.

[Biggi]

Wir haben unsern jungen Isi als Fohlen und noch nicht abgesetzt gekauft. Die TÄ hat ihn abgehört, das wars. Die Fehlstellungen an den Vorderbeinen hat sie nicht gesehen und ich auch nicht. Der erste Schmied meine, dass würde sich auswachsen, der Schmied, der ihn danach gesehen hat, hat das nicht registriert oder nichts gesagt oder beides.... Jetzt hat er X-Beine.

Gerne hätte ich ihn in eine große Herde gestellt, aber dort konnte ich ihn nur nach Voranmeldung max. 1 mal im Monat besuchen. Das kann ich zwar im Nachhinein verstehen, denn es kann nicht jeder so einfach in ein große Junghengstherde gehen und da mit seinem Fohlen rummachen.

Da er aber mein erstes und einziges Fohlen sein wird, wollte ich ihn auch - ganz egoistisch - aufwachsen sehen. Ich gab ihn zu einer Freundin ins Nachbardorf. Dort wuchs er mit 2 anderen gleichaltrigen Hengstfohlen und einigen älteren Wallachen zusammen auf. Nicht ganz so frei, die Wiesen hatten nicht immer Almgröße, aber trotzdem unbeschwert. In dieser Konstellation konnten wir ihm aber problemlos das Fohlen-ABC beibringen und hatten schon allein durch das gelegntliche Umsetzen auf andere Weiden guten Kontakt. Auch alle TA und Hufschmiedbesuche konnten wir begleiten und beim Kastrieren haben wir assistiert. Das waren - auch für uns - tolle Erlebnisse.

Mit 3,5 Jahren habe ich ihn dann zu uns geholt.

[HP-Manu]

Ich kann das nicht verstehen. Jeder hat doch ein Recht sein Pferd zu sehen. Hört sich für mich seltsam an....gerade so als wolle man was vertuschen

[ehem User]

Also definitiv möchte ich auch zu meinem Pferd gehen dürfen. Dass man nicht einfach so auf eine Junghengstherde geht, kann ich mitunter noch nachvollziehen, aber die vorherige Anmeldung würde mir auch überhaupt nicht zusagen.

Ja, meine größte "Angst" beruht eigentlich darauf, dass ich ein Pferd kaufe, welches von Anfang an nicht gesund ist (Fehlstellungen eingeschlossen). Ich bin mir deren bewusst, dass Tiere nun mal auch krank werden, aber eine unentdeckte Fehlstellung muss nicht sein.
Meinst du, dass die X-Beine vom Schmied hätten korrigiert werden können bzw. er vielleicht sogar die Ursache war? Ich hab jetzt schon oft gelesen, dass gerade im jungen Alter der Hufschmied viel beeinflussen kann...

Ich finde es auch nicht schlimm, dass er nicht in einer großen Herde aufwachsen durfte. Sicherlich ist das auch meine Idealvorstellung, aber wenn das bedeuten würde, dass ich mein Pferd nicht oft sehen kann bzw. nicht zu ihm/ihr darf, würde ich mir das auch überlegen...
In zwei Wochen schaue ich mir den ersten Hof an - sowohl die Jungpferde als auch die Aufzuchtbedingungen.
Ich werde dann auf jeden Fall berichten und Bilder einstellen.

Ja, HP-Manu, vermutlich hast du Recht, dass es wenig Sinn macht, die Mama zu reiten. Im Grunde denke ich auch, dass da ein ganz anderes Pferd draus werden kann und die Eltern immer auch nur so gut sind wie ihre Ausbildung. Aber anschauen werde ich mir die Mama trotzdem.
Und ja, Abstammung ist mir völlig schnuppe.

Ich habe vor einiger Zeit mal einen Vortrag zur Isländer-Jungpferdebeurteilung angehört und irgendwie habe ich mir da aufgeschrieben, dass die zu erwartende Größe des Pferdes ungefähr an der Röhrbeingröße erkannt werden kann, wenn die Aufzuchtbedingungen grundsätzlich stimmen. Macht das Sinn?
Ich selbst brauche zwar keinen großrahmigen Gewichtsträger, aber all zu klein sollte das Hü dann doch nicht werden. (Obwohl auch das alles egal wäre, wenn es einfach passt! )

[Sheitana]

Ich habe vor einiger Zeit mal einen Vortrag zur Isländer-Jungpferdebeurteilung angehört und irgendwie habe ich mir da aufgeschrieben, dass die zu erwartende Größe des Pferdes ungefähr an der Röhrbeingröße erkannt werden kann, wenn die Aufzuchtbedingungen grundsätzlich stimmen. Macht das Sinn?

Ja, kann man. Aber erst bei einem Jährling. Ich würde mir anschauen, auf welcher Höhe die Karpalgelenke sind, am Besten das Pferd neben ein Ausgewachsenes stellen. Sind sie auf gleicher höher, wird das Pferd ähnlich groß, entsprechend wenn sie tiefer liegen, bzw. höher sind.
Sicherlich kann man das nicht auf den cm genau vorhersagen, aber ungefähr. Idealerweise würde ich dazu die Mutter nehmen (denn die Röhrbeinlänge unterscheidet sich durchaus bei nicht verwandten Pferden).

Übrigens finde ich Papiere gar nicht so unwichtig. Ich höre zwar immer den Spruch "auf Papieren kann man nicht reiten", aber es macht Sinn, sich mit den Vorfahren eines Pferdes zu beschäftigen und zu versuchen, mehr über die Linien herauszufinden. Da kann man schon einiges über mögliche Veranlagung und Charaktermerkmale herausfinden.