Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

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ehem User

Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von ehem User »

@ Angela, bitte nicht böse sein, aber du musst dich dazu nicht äußern, wenn es nicht deinem Interessenfeld entspricht

@ Schnucke, genauso geht es mir. Nur weil ich aktuell keine Turniere reite (dafür an anderen Leistungswettbewerben teilnehme), heißt dass nicht, dass ich nicht daran interessiert bin. Im Gegenteil, sollte ich irgendwann mal ein Pferd mit dem entsprechenden Vermögen und der Rittigkeit haben, würde ich auch wieder an Dressurwettbewerben teilnehmen. Und genau deswegen sollte es auch uns, wenn auch kleiner Gruppe, erlaubt sein hier die aufgeworfene Fragstellung von Katniss zu diskutieren.

@ Equester, ja, die Momente und Verhaltensweisen aus der Vergangenheit gegenüber dem eigenen oder auch anderen Pferden, für die man sich heute schämt kenne ich sehr gut :hug: aber ich glaube unsere Hühs können auch verzeihen

@ all, ich würde nur gern nochmal, vor allem für die nur interessiert Mitlesenden, zu beachten geben, dass die hier genannten Namen/Vorschläge für Mitreiter einer Dressurquadrille auf Grand Prix Niveau, die jeweiligen eigenen Meinungen der Schreiber darstellen, mehr nicht. Ich selber gehe (aus eigenen Erfahrungen) nicht mit jeder Namensnennung konform. Danke
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A.Z.
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Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von A.Z. »

Liebe Schimmelin - natürlich ist jedem seine Meinungsäußerungs gestattet in jeder Hinsicht. So doch bitte auch mir. ;)

Ich lese eure Ausführungen mit großem Interesse und ich bitte darum, dass ebenso meine Gedanken dazu öffentlich stattfinden dürfen. :)
Viele Grüße Angela

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Sheitana
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Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von Sheitana »

Schimmelin hat geschrieben: Im Gegenteil, sollte ich irgendwann mal ein Pferd mit dem entsprechenden Vermögen und der Rittigkeit haben, würde ich auch wieder an Dressurwettbewerben teilnehmen.
Ich finde, das ist ein ganz wichtiger Satz.

Wie schon erwähnt gab es früher viel weniger Leute die a) geritten sind und noch weniger die b) auf wirklich hohem Niveau geritten sind.

Heutzutage kommt es wesentlich öfters vor, dass Menschen meinen, sie wären gut genug für ein Turnier. Oft genug, haben sie nicht mal das geeignete Pferdematerial dazu.
Schlussendlich sinds natürlich die Richter Schuld... ;)
Noch vor 20 Jahren, als ich angefangen habe zu reiten war Turniere reiten etwas Besonderes. Pferde, die dafür geeignet waren waren etwas Besonderes.

Versteht mich nicht falsch, jedes Pferd ist als Individuum einzigartig und sollte für sein Wesen geschätzt werden, wenn ich mir aber günstig das krumme Pferd vom Händler im Hinterhof kaufe muss ich mich nicht wundern, wenn ich auf Turnieren keinen Erfolg hab.
Und ich glaube, dass daher auch ein Großteil der schlechten Reiterei kommt, die wir sehen. Jeder meint er könnte ohne aber es richtig gelernt zu haben.
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Schnucke
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Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von Schnucke »

Sheitana, das ist richtig was dann zum reiterlichen Unvermögen noch hinzu kommt ist, daß viele eben nicht wissen wie ein gutes Pferd aussieht und mit welchen Mängeln sie sich die dazugehörigen Probleme einhandeln. Es ist numal so je korrekter das Pferd gebaut ist und je besser es für meine Zwecke geeignet ist umso einfacher mache ich es mir in meiner Reiterei. Das ist aber nicht der günstigste Weg und in unserer geiz ist geil Gesellschaft wird auch immer weniger wert auf Qualität gelegt, wobei dazu auch das Wissen darum gehört was nun beim Pferd Qualität ist.
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Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von ehem User »

@ Sheitana, Schnucke :-d :anbet: meine Meinung, danke.

Als Schülerin bin ich auch mit meiner alten Dame zu Turnieren gefahren und E-Dressuren (auch mal ne A) geritten. Es hat mich aber nie gestört, dass ich immer ganz weit hinten platziert war. Mir hat es Spaß gemacht. Fella fand alles gruselig. Sie ist mir sogar mal aus dem Viereck gehüpft und hat sich immer mit Stielaugen an den Richtern vorbei geschlängelt :mrgreen: Große Bewegungen hatte sie nie und leicht faul war sie auch schon immer. Egal, ich wusste ich habe kein Pferd zum vorne reiten und war trotzdem immer ganz stolz, dass sie das mit mir zusammen gemacht hat. Als ich dann mehr reiten konnte und auch mehr Ahnung hatte, war der Spaß nicht mehr das Triebmittel. Als Pferdewirt sich mit Kindern in der E-Dressur messen, nur weil das Pferd nicht für viel mehr Potenzial hat oder andern Reitern die Platzierung in der A verbessern, wenn ich da gestartet wäre? Nee, da fand ich dann Ausritte auf meinem Verlasspferd an den freien Wochenenden viel verlockender.

Es ist wie mit allen Dingen im Leben auch bei Leistungvergleichen meist so, es steht und fällt mit den Ansprüchen die jeder Reiter an sich und sein Pferd stellt. Danach misst er später ob die Leistung ein Erfolg war oder nicht und dass hat, zumindest im Freizeitbereich, jeder selbst in der Hand.
Ich kann aber auch einfach reden. Ich besitze nämlich eklatanten Mangel an Ehrgeiz, solange wie es sich nicht sicher lohnt welchen zu entwickeln :lol2: ich reite auch auf den Distanzen nie auf Sieg, wäre total unrealistisch, freue mich aber wie Bolle, wenn mich Frau Schimmel ohne größere Diskussionen und Probleme über die Strecke trägt und nicht versucht einen TA zu erschlagen :mrgreen:

@ Angela, gern, immer schreibe sie, aber es klingt so heraus, als wenn du es unnötig findest, dass wir hier darüber diskutieren, wenn ich dich da falsch verstanden habe, entschuldige.
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A.Z.
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Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von A.Z. »

Kein Problem :hug:

Nein, ich finde es ganz und garnicht unnötig.
Viele Grüße Angela

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Sheitana
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Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von Sheitana »

@ Schimmelin

So geht es mir auch auf Turnieren. Natürlich freue ich mich, wenn ich auf Turnieren den ersten Platz mache.
Im letzten Jahr auch, viel mehr habe ich mich aber danach über unsere erste Hunterprüfung unterm Sattel gefreut. Darin war eine Aufgabe, die für mein Pferd noch zu schwer war, ein Galopp-Schritt-Übergang. Ich wusste, sie schafft es nicht und habe sie erst in den Trab geholt und dann in den Schritt. Der ein oder andere Haken war auch so noch drin. Wir sind auch nur Letzte geworden. Aber ich war damals so stolz wie bemüht sie in der Prüfung war alles richtig zu machen :herzi: Es war für mich einfach mal eine Überprüfung wo stehen wir und was geht schon. Und ihr Einsatz war mir viel mehr wert, als jede Schleife :gut:
Sheitana, das ist richtig was dann zum reiterlichen Unvermögen noch hinzu kommt ist, daß viele eben nicht wissen wie ein gutes Pferd aussieht und mit welchen Mängeln sie sich die dazugehörigen Probleme einhandeln. Es ist numal so je korrekter das Pferd gebaut ist und je besser es für meine Zwecke geeignet ist umso einfacher mache ich es mir in meiner Reiterei. Das ist aber nicht der günstigste Weg und in unserer geiz ist geil Gesellschaft wird auch immer weniger wert auf Qualität gelegt, wobei dazu auch das Wissen darum gehört was nun beim Pferd Qualität ist.
Ich führe des Öfteres mal die Diskussion "Papiere oder nicht". Und interessanterweise die, die es am Meisten nötig hätten sind der Meinung "auf Papieren kann man eh nicht reiten".
Gut, das ist soweit auch richtig und es ist sicherlich auch eine Tatsache, dass auch die Pferdezucht teilweise schlimme Blüten trägt.
Ich möchte auch nicht sagen, dass jedes Pferd ohne Papiere schlecht ist.
Aber ich bin der Meinung, dass verantwortungsvolle Papierzucht ein Muss ist, wenn man ein korrektes Pferd sucht das gut gebaut und klar im Kopf ist und man wissen möchte, auf was man sich einlässt.

Ein Beispiel. Meine RB sucht ein Nachwuchspferd. Sie ist keine schlechte Reiterin, lernt beständig dazu. Sie ist aber auch keine 20 mehr und kann auch reell einschätzen, dass sie ein Pferd braucht, was ihr gutes Reiten vom Körperbau her einfach macht, was klar im Kopf ist und vom Temperament eher etwas ruhiger.
Sie hat mich dann gefragt, ob sie nicht aus meiner Stute - ihr RB-Pferd - ein Fohlen ziehen kann. Charakterlich bringt sie absolut mit, was sie sucht (auch, wenn sie durchaus Temperament hat *gg*), körperlich auch, wobei man das Ein oder Andere sicherlich noch verbessern kann (wo nicht).
Ich muss ehrlich sagen, in so einem Fall bin ich sehr froh, dass es Papiere gibt. Ich weiß, wie meine Stute tickt, ich weiß, wie ihre Tochter tickt. Über ihre Vorfahren weiß man in Züchterkreisen auch Einiges.
Der Hengst, den wir ausgesucht haben hat sich als Zuchthengst bereits etabliert. Auch über seine Vorfahren ist Einiges bekannt, er hat bereits Nachzucht unter dem Sattel.
Und vor Allem weiß ich, dass er mit Stuten aus den Linien die meine Stute führt schon überaus gute Fohlen gebracht hat (die auch die Kriterien erfüllen, die meine RB sucht).

Wie gesagt, ich möchte nicht behaupten, dass Mixe schlecht sind, um Gottes Willen. Auch da gibt es sicherlich auch Pferde, die gut im Sport mithalten könnten. Aber ich habe manchmal das Gefühl, dass Wissen was "gute Pferde" sind geht immer mehr verloren. Und selbst wenn ich nur den Anspruch habe "ich möchte auf einem gelassenen Pferd durchs Gelände" sind das sehr hohe Ansprüche, die ein Pferd auch erfüllen können muss und die Qualitäten dazu muss man einschätzen können.

Ich verstehen es sowieso nicht. Wiese versucht man es sich in der Ausbildung so einfach wie möglich zu machen (Stichwort nicht mehr reelle Ausbildung) und schlägt dabei einen Weg ein, der vielleicht nicht der Pferdefreundliche ist, anstatt schon vorher darüber nachzudenken, was man eigentlich möchte und demnach gezielt ein Pferd zu suchen, was diese Ansprüche auch erfüllen kann.
Ich bin mir sicher, dann gäbe es weit weniger Pferde, die Ansprüche erfüllen sollen können, die sie einfach nicht erfüllen können, weil sie körperlich (oder geistig) dazu nicht in der Lage sind.
ehem User

Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von ehem User »

@ Sheitana, au weia :staun: sind wir seelenverwandt? Besser hätte ich es nicht schreiben können.

Zucht ist Selektion (auf ein Ziel) und heisst verbessern, alles andere ist vermehren.
Nichts gegen Mixe oder Fohlen aus der eigenen Stute, nur sollte man sich immer vor dem Deckakt überlegen, warum man die Stute deckt und was man mit dem Fohlen vorhat. Als Züchter trage ich schließlich auch die Verantwortung dafür, dass es irgendwo in dieser Welt einen guten Platz (Nachfrage) für das ganze Leben meines Fohlens gibt.

Tschuldigung wird schon ä bissl OT
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Schnucke
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Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von Schnucke »

Ja Seelenverwandt ;) .

Wobei ich auch schon das Gegenteil erlebt habe, Leute die ein Pferd gekauft haben was einfach "zu gut" für sie war. Das wird gerne von Menschen gemacht die eben "hoch" raus kommen wollen, ihr eigenes Können aber vollkommen überschätzen. Oftmals ist das auch mit mehrmaligem Pferdewechsel verbunden und diese Leute sind auch das Hauptklientel der zahllosen Berittställe. In denen dann auch versucht wird das arme Pferd irgendwie bedienbar zu machen, auch hier ist die Rollkur ein geeignetes Mittel.
Weiteres problem diese Menschen sehen den Fehler nicht bei sich selber, suchen gezielt nach Unterricht wo ihnen Honig um den Mund geschmiert wird usw. Ich bin nicht gegen höflichen RU, es braucht nicht so rauh zugehen wie in dem RU den ich hatte, aber RU ohne Korrektur und ohne Kritik ist in meinen Augen kein guter RU.

Ich hab es die letzten Jahre aber immer wieder erlebt, daß die RL´s sich genau auf diese Klientel einstellen. Ich habe oftmals direkt werden müssen und dem RL sagen müssen, daß ich bitte Korrektur haben möchte und er mir bitte nicht sagen soll wie toll mein gereite ist, wenn selbst ich von oben merke wie grausam das gerade ist was ich zusammenreite.

Ich glaube das liegt auch ein wenig an unserer Gesellschaft die Kritikfähigkeit hat deutlich abgenommen.
Dazu gesellt sich eine gewisse Unsportlichkeit und daß viele Coutchpotatoes auch den Pferderücken erklimmen wollen. Ich kann inzwischen viele RL´s verstehen die abschalten und durch ihren kundenfreundlichen Unterricht versuchen einfach nur Geld zu verdienen. Was natürlich auch zu dem oben genannten problem führt die Leute haben keine Ahnung davon wie sie reiten auf welchem Niveau sie sich befinden usw. Das fängt schon im Kindesalter an, viele Kinder haben noch dazu Eltern die keine Pferderfahrung haben, wenn dann noch Unterricht dazu kommt wo sie nicht "eingeordnet" werden können sie auch gar nicht lernen zu reflektieren.
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Sheitana
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Re: Was ist in den letzen 30 Jahren nur passiert?

Beitrag von Sheitana »

Deswegen züchten wir auch nur noch für den Eigenbedarf oder "auf Bestellung". Aber trotzdem immer so, dass es notfalls auch verkaufbar wäre (man weiß schließlich nie, was kommt).

Ich finde das im Grunde gar nicht so OT. Denn damit fängt doch oft schon die große Problematik an.
WB´s werden auf immer besser gezüchtet, die breite Masse an Reitern wird immer mehr, aber nicht immer besser.
Da ist doch schon auf die Frage der Bedienbarkeit gegeben.
Andererseits kommen aber immer mehr Pferderassen nach, die durchaus auch mithalten können.
So sind z.B. die Haflinger inzwischen teilweise super Sportpferde geworden. Gerade in den Westerndisziplinen können die bis nach oben hin mithalten (EWU).
Genauso gibt es jede Menge andere Pferde, die ein breites Spektrum an Disziplinen abdecken, es muss nicht immer das WB sein.
Einen Appaloosa z.B. kann man in so ziemlich jeder Disziplin einsetzen. In Amerika werden sie sogar sehr erfolgreich im Springen und Dressur vorgestellt, ebenso vor der Kutsche und in den Westerndisziplinen sowieso, aber auch als zuverlässiger Partner im Polizeidienst oder als Familienpferd.

Sicherlich war das früher alles einfacher. Es gab WB´s, die wurden *englisch* geritten und fertig.

Allerdings hat man heute doch die Möglichkeit ein Pferd zu bekommen, was genau die Ansprüche erfüllt, die man haben will. Das ist doch Luxus.

Übrigens, zu den teuren Papieren: Die Papiere kosten mich letztlich um die 50 EUR. Das macht es nun auch nicht mehr fett... ;)
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