Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Moderator: Keshia

ehem User

Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von ehem User »

Ich habe eine Verständnisfrage an die unter euch, welche sich mit NHS bzw. Parelli beschäftigen und ihr Pferd danach arbeiten (oder gearbeitet haben).

Es betrifft das Rückwärtsschicken des Pferdes durch einen vor ihm stehenden Menschen mithilfe von Knotenhalfter und Rope/Seil:
Der Mensch steht frontal vor dem Pferd und wedelt mit dem Rope. Daraufhin soll das Pferd rückwärts treten.

Kann mir jemand erklären, inwiefern diese Hilfe vom Pferd logisch als 'Rückwärts' verstanden werden soll?
Oder habe ich andere Dinge vielleicht übersehen?

Mir ist schon klar, dass ich einem Pferd theoretisch auch beibringen kann, rückwärts zu gehen, wenn ich mich an der Nase kratze, aber um Konditionierung geht es ja nicht. Für mich ist allerdings die Reaktion der Pferde, die ich jetzt in einigen Videos dazu gesehen habe, irgendwie wesentlich nachvollziehbarer: Nämlich, den Kopf erstmal nur sehr weit hoch zu nehmen.

Ich habe mich in diesem Punkt jetzt schon öfter gefragt, was da der Hintergrund ist und hoffe, dass mir hier vielleicht jemand helfen kann ;)
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brexi
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Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von brexi »

Vorweg! Ich habe keine Ahnung :nix:
Aber, ich denke es kommt einfach daher, dass das Seil gerade vorhanden ist, und ein "Wendeln" auf viele Pferde abschreckend oder zurückschreckend wirkt! Noch dazu macht das ja auch ordentlich Geräusch :-n
Vielleicht kommt es auch noch aus früheren Zeiten, ich denke gerade die Viehtreiber hatten auch nur Zügel oder Seil und suchten eine effektive Methode das Pferd rückwärts zu schicken :nix:
Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein....
Arthur Schopenhauer
ehem User

Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von ehem User »

Ok, den Gedanken, dass das bei sehr sensiblen, oder aber auch eher schreckhaften Pferden sicherlich problemloser wirkt, hatte ich schonmal.
Nur was ist dann mit den gelasseneren Typen, die eben wie gesagt den Kopf einfach hochnehmen, aber stehenbleiben?
Ist das dann nur ein Fehler in der Umsetzung, wenn der Mensch nicht sofort merkt, 'ok, das klappt so nicht' und es anders angeht?
Mir erscheint zum Beispiel eine taktile Hilfe (Gerte, Hand, vielleicht auch ein Seil) vorn an der Brust fürs Pferd viel logischer.
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brexi
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Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von brexi »

Ich denke bei den Godypferden :lol: wird es "antrainiert". Die Wirung wird sicherlich verstärkt durch Körpersprache oder Stimme, so lang bis es aufs "Gewedel" klappt. Vielleicht sieht das coll aus? :nix: ich weiß es wirklich nicht, waren nur so meine Gedanken.
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HP-Manu
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Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von HP-Manu »

es gibt ja bei Parelli mehrere Phasen. Phase 1 ist das nach vorne lehnen, sprich wie wenn ein Pferd den Hals streckt um so das andere Pferd zu schicken. Phase 2 ist dann das Seil bewegn, Phase 3 schütteln und Phase 4 kommt dann der Stick zum einsatz. Ziel des Ganzen ist es ja das Pferd so fein wie möglich zu bekommen, sprich auf Phase 1 zu reagieren und das ist dass du deinen Kopf und Oberkörper nach vorne richtest und dein Pferd dann rückwärts weicht. Alles andere ist nur zur momentanen Verstärkung gedacht, solange Phase 1 noch nicht funktioniert. Weisst du wie ich meine?
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faraway
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Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von faraway »

Ha, genau mit dieser Frage habe ich mal eine NHS Trainerin zur Verzweiflung gebracht :shy:
Vorweg: Ich würde mich nicht als NHS bewandert bezeichnen und habe auch noch kein Pferd wirklich nach der Methode gearbeitet. Bewusste Dame hatte ich vor 3 Jahren einmal am Hof, weil sie mir wärmstens empfohlen worden war. Ich versuche mal, ihre Erläuterungen wiederzugeben, ohne dass meine persönliche Haltung gegenüber dem, was ich bis dato als NHS gesehen habe, zu deutlich rüberkommt... (Ich will nicht bezweifeln, dass es Leute gibt, die auf dieser Basis freundlich mit Pferden arbeiten. Hab bloß noch niemand solches erlebt...)

Also:
Ihr erster Erklärungsversuch war, das Seil imitiere das Schweifschlagen der Leitstute, die sich damit Platz in der Herde verschaffe.
Zweiter: Das Seil imitiere die Bewegung von Schlangen, vor welchen Pferde Angst hätten und daher weichen würden.
Dritter: Das Seil sei nur ein netteres Hilfsmittel als eine Gerte und diene dazu, keine körperliche Berührung mit dem Pferd zu haben, da dies die Dominanz des Menschen in Frage stelle.
Vierter: Das Seil sei ein Hilfsmittel, weil man damit aufgrund der Länge ein widersätzliches Pferd auch auf weite Entfernung noch rückwärts oder sonstwie schicken könne.
An dieser Stelle habe ich nicht mehr weiter gefragt :nix:

Die - meines Erachtens natürliche - Reaktion meiner Stute, den Kopf hochzureissen, deutete sie leider nicht als "intelligent und energiesparend " oder "verständnislos", sondern als "dominant und frech". Letztlich hab ich die Frau nicht nochmal bestellt, weil mir a) ihre grundsätzliche Einstellung, das Pferd "unterwerfen" zu müssen sehr gegen den Strich ging und weil sie mir und meinem Pony b) ihre Vorgehensweise nicht schlüssig erläutern konnte.

Würde mich aber auch immer noch für eine schlüssige Erläuterung interessieren!
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Integra
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Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von Integra »

Hi,

ich arbeite schon seit langem nach dem Parelli NHS Prinzip und sind auch damals bei Kursen von Parelli Instruktoren gewesen.

Das Seil welches schwingt stellt laut dem Instruktor eine Schlange dar (gut in nicht jedem Gebiet wo Pferde leben gibt es Schlangen aber das Prinzip funktioniert trotzdem)
Wenn die Schlange jetzt auf das Pferd zu kommt, wird sie erstmal drohen, wenn das Pferd aber nicht weicht kommt sie schneller darauf zu und schlussendlich beißt die Schlange, das tut dann logischerweise weh und das Pferd wird vor dem Schmerz fliehen.
Nun hat das Pferd ja aber die Wahl schon bei dem Drohen zu weichen und dann passiert ihm auch nichts.

Also das Seil beißt das Pferd, wenn es nicht weicht und das tut es auch wenn es nur den Kopf hoch nimmt, also wird sich das Pferd (wenn es verstanden hat) weichen wenn man das Seil leicht schüttelt.

Außerdem geht es dabei sehr wohl um eine art Konditionierung, denn wenn das Pferd dieses Seil schüttel erstmal drinne hat, ist es in jeder Situation abrufbar,
wenn das Pferd sich z.B. erschreckt, erschrecken wir uns auch und in dem Moment wo das Pferd vorprescht schwingen wir automatisch das Seil, weil wir in dem Moment des Erschreckens meist genau diese Handbewegung machen, gleichzeizig vor und zurück geht nicht, also geht das Pferd in die Vollbremsung und steht ganz erschrocken neben uns und hat uns nicht quer durchs Gelände geschleift.
So ist das zumindest bei mir, erschreckt sich mein Pferd, bekomme ich einen Stromschlag und automatisch geht die Hand zur Seite und das Seil gibt das Rückwärtzkomando und promt steht das 720Kg Tier.

So das war jetzt ein halber Roman aber vieleicht etwas verständlich.

LG
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Equester
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Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von Equester »

Im Grunde ist das ganz einfach: das Pferd soll dem Druck weichen. Man fängt sehr leise mit einem "klingeln" an, reagiert das Pferd darauf nicht, wird das klingeln stärker bis es letztendlich - sofern das arme Vieh bis dahin immer noch nicht reagiert hat - deutlich mit dem Strick geschlenkert und dem Pferd quasi um die Ohren gehauen wird. Da Pferde immer lernen, lernen sie auch hierbei sehr schnell, dass auf das klingeln nach und nach mehr kommt und es besser ist, so schnell es geht zu reagieren. Haben sie die Übung verstanden reicht tatsächlich nur das wackeln des Zeigefingers und sie gehen rückwärts sieht dann schon spektakulär aus. Allerdings gefällt mir der Weg bis zu diesem feinen Signal überhaupt nicht :nix: .
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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faraway
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Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von faraway »

*beiequesterunterschreib*
...oder sie entscheiden sich für die Version "gezielter Tritt auf die Schlange, Schlange kaputt, Ruhe. " Selten, aber gibt's. Nur dass das nicht vorgesehen ist und dann wohl zu weiterer Eskalation der Druckmittel führt...oder zu einer vom Hof fliegenden Trainerin (die übrigens einige dieser Parelli-levels durchlaufen hatte)
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Katniss
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Re: Frage NHS/Parelli-Bewanderte

Beitrag von Katniss »

Equester hat geschrieben:Im Grunde ist das ganz einfach: das Pferd soll dem Druck weichen. Man fängt sehr leise mit einem "klingeln" an, reagiert das Pferd darauf nicht, wird das klingeln stärker bis es letztendlich - sofern das arme Vieh bis dahin immer noch nicht reagiert hat - deutlich mit dem Strick geschlenkert und dem Pferd quasi um die Ohren gehauen wird. Da Pferde immer lernen, lernen sie auch hierbei sehr schnell, dass auf das klingeln nach und nach mehr kommt und es besser ist, so schnell es geht zu reagieren. Haben sie die Übung verstanden reicht tatsächlich nur das wackeln des Zeigefingers und sie gehen rückwärts sieht dann schon spektakulär aus. Allerdings gefällt mir der Weg bis zu diesem feinen Signal überhaupt nicht :nix: .
So sieht das dann bei Frau P. aus, wenn das Pferd nicht sofort "mitspielt". :evildevil:

Link entfernt, da er zu einer Raubkopie führt- bei Interesse bitte direkt per PN erfragen. Danke, Wallinka :dankeschoen:
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