Führtraining

Moderator: Keshia

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november
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Re: Führtraining

Beitrag von november »

Ich finde diese Position, sehr unglücklich gewählt. Wenn man mal freilaufende Pferde beobachtet, stellt man fest, dass die immer versetzt laufen, nie auf selber Höhe. Ich würde diese Führposition daher gar nicht üben wollen. (Ich weiß, es ist genau die Position beim LK, aber das ist für mich doch eine andere Situation als von A nach B führen.)
Hmm, ich würde mich beim Führen nicht nur darauf konzentrieren, was frei laufende Pferde tun. Immerhin ist das Pferd, was ich gerade führe, kein frei laufendes Pferd, sondern es arbeitet mit mir.
Über die korrekte Führposition gehen die Meinungen ja auch auseinander. Von Pferdekopf auf Höhe der menschllichen Schulter bis Mensch auf Höhe der Pferdeschulter ist ja einiges dabei.

Gerade, wenn der Mensch jemand ist, der leicht unsicher wird im Umgang mit dem Pferd (z.B. weil das Pferd sich schlecht führen lässt), würde ich mir eine Führposition wählen, die dem Menschen angenehm ist und ihm Sicherheit gibt. An dieser kann man dann arbeiten und so einen guten status quo erreichen. Danach kann man dazu übergehen, verschiedene Führpositionen zu üben, was ich persönlich auch wichtig finde, denn es kann ja durchaus mal Situationen geben, in denen eine andere Führposition sinnvoll oder notwendig ist.
Die Position Pferd hinter dem Menschen finde ich zum üben und um Mensch und Pferd Sicherheit zu geben, nicht so ideal, da man so nicht sieht, was das Pferd tut. Besser finde ich, wenn man potentielle Stimmungsumschwünge beim Pferd früh an Mimik und Körpersprache erkennen kann.
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Romy
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Re: Führtraining

Beitrag von Romy »

TakeItEasy hat geschrieben:Das Anhalten übe ich, indem ich während des Laufens langsamer werde und in Verbindung mit einem "Uuuund Haaalt" meine Schultern beim Anhalten leicht zurücknehme. Steht mein Pferd, dann gibt es den Click und Futterlob.
Das finde ich total spannend, weil ich im ersten Moment gedacht habe, dass ich eigentlich genau das Gegenteil mache. Also dass ich nicht kontinuierlich langsamer werde, sondern eher ziemlich betont und ruckartig anhalte, wenn das Pferd dazu neigt, mich zu überholen. Aber dann habe ich mich gefragt warum wir uns da so unterscheiden und festgestellt, dass auch das nur die halbe Wahrheit ist. Es kommt bei mir nämlich darauf an, inwiefern ich die Bewegung des Pferdes schon während des Laufens durch meine Körperspannung beeinflussen kann.

Kann ich das, dann kann ich auch langsam anhalten so wie du es beschreibst und das Pferd bleibt trotzdem mit mir stehen - einfach weil meine kleinen Warnsignale (natürlich nicht negativ gemeint) schon während des Laufens bei ihm angekommen sind und es ihm daher möglich sein wird, trotz meines weniger deutlichen Anhaltens synchron mit mir stehen zu bleiben. In diesem Fall erscheint mir das Langsamerwerden dann irgendwie als die höflichere und kooperativere Variante.

Kommen die Signale dagegen nicht an, sind meine eigenen Bewegungen beim Anhalten abrupter und deutlicher - eher so als ob ich an einer bestimmten Position einraste (oder eigentlich einfedere, aber wir wollen es mal nicht übertreiben mit den Details ;)).

Weißt du was, beim nächsten Mal testen wir einfach beide Dinge und gern auch noch ganz viele andere Anhalte-Variationen mit deinem Pferd, so dass du genau sehen kannst, welche Bewegung welchen Effekt hat. :-)
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wiassi
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Re: Führtraining

Beitrag von wiassi »

Eine wie ich finde sehr hilfreiche Führübung:
Ziel ist ein Pferd, das mit dem Kopf an deiner Schulterhöhe willig mitkommt. Brav anhält und willig wieder antritt.

Dazu brauchst du nichts weiter als eine mittellange nicht zu weiche Gerte, ein gut sitzendes Halfter (ich bevorzuge dafür ein Knotenhalfter) und einen Strick, der so 3,5 m lang sein sollte. Warum so lang? Nun wenn du dein Pferd überzeugen willst, das es von sich aus gern bei dir ist, auf dich achtet und von sich aus willig mitkommt, dann muss der Strick lang genug sein um dann auch durchhängen zu können. Ein kurzer Strick ist schnell mal gespannt.

Am besten übt man zunächst auf dem Reitplatz an der Bande. Der Strick soll leicht durchhängen, das Pferd auf knapp Armlänge von dir entfernt an der Bande stehen und du bist innen. Die Gerte nimmst du in die innere Hand und fasst sie mittig, den Knauf nach oben. Beim Losgehen richtest du dich energisch auf, gibst zB das Kommande "Scheeritt" und gehst zielstrebig los. Bleibt das Pferd nun zurück, führst du die Gerte hinter deinem Rücken herum und touchierst es leicht. Leicht! Die Gerte dabei nicht zu hoch führen, damit du es nicht versehendlich am Kopf triffst. Die Gertenspitze muss immer nach unten zeigen und im Gehen darf man auch nicht mit dem Gertenarm schlenkern, damit man nicht unabsichtlich das Pferd trifft. Man kann das auch gut mal ohne Pferd am Zaun üben.
Stürmt das Pferd aber lieber vorweg und will dich überholen oder drängelt, dann biegst zu rechtwinkelig ab und gehst zum Hufschlag gegenüber. Durch das Überholen hat das Pferd nun nichts erreicht und ist wieder hinter dir. Im Gegenteil, durch sein vorwegstürmen hat es den Anschluß bei der Richtungsänderung verpasst und ist auch noch zurückgefallen, hat also Nachteile davon.
Du änderst nun jedes Mal die Richtung, sobald es dich überholen möchte und zwar so bewußt und energisch, als hättest du schon immer gerade dringend genau dorthin gewollt. Guck dahin wohin du gehst, such dir vorher ein Ziel aus, ein Zaunpfahl zB. und ziehe nicht am Strick. Verlass dich darauf, das dein Pferd folgt, wenn es das nicht tut, spannt sich der Strick vomn alleine und fordert es so auf. Ist es artig mitgekommen: Anhalten und loben *keks*

Ist das Pferd nun mal gerade brav mit dem Kopf an deiner Schulter kommt das Anhalten: du lehnst dich im Gehen leicht zurück, gibst das Kommando „Haaalt“ und drehst dich dann mit deiner inneren Schulter leicht vor das Pferd Richtung Hufschlag. Das reicht meist, das das Pferd brav anhält, tut es das nicht führst du die Gerte dabei in Kopfhöhe vor das Pferd. Wenn es immer noch nicht anhält bewegst du die Hand mit der Gerte vor seinem Kopf hoch und runter.
Sobald es steht loben als hätte es das Stillstehen neu erfunden!
Und im Laufe des übens versuchen, mit immer weniger Hilfen auszukommen.

Auf diese Weise kannst du ohne Gewalt und groß Dominanz erreichen, dass dein Pferd dich ernst nimmt und darauf achtet, was du vorgibst. Ein eher ignorantes Pferd braucht dabei mehr Konsequenz und ausdauer seines Menschen.
Wenn das Führen, anhalten und antreten gut klappt, dann weite die Stehzeit dazwischen ganz allmählich aus. Dabei kannst du das Pferd mit dem Gertenknauf streicheln und kraulen, wo es das gern hat. Bevor es unruhig wird Stehübung beenden und wieder losgehen. So lernt das Pferd 2 Dinge: 1. stehen ist angenehm, 2. Die Übung hat immer auch ein Ende. Die Übungen für den Tag immer dann beenden, wenn es besonders gut geklappt hat.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

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TakeItEasy
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Re: Führtraining

Beitrag von TakeItEasy »

Romy, dass können wir gerne tun :) Derzeit ist er allerdings mega hibbelig und kann sich nur schwer auf so "Krümelarbeit" konzentrieren. Den Grund dafür kannst du dir vllt. denken...
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Romy
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Re: Führtraining

Beitrag von Romy »

TakeItEasy hat geschrieben:Derzeit ist er allerdings mega hibbelig und kann sich nur schwer auf so "Krümelarbeit" konzentrieren.
Umso besser, sonst wäre es ja viel zu einfach, das Anhalten zu üben. ;) Aber mir liegt es ohnehin viel mehr, solche Dinge mit einem hibbeligen Pferd zu üben als mit einem das kurz vorm Einschlafen ist. Einfach weil da zumindest die Grundspannung erstmal da ist und die finde ich ist eine der wichtigsten Zutaten für diese Körpersprach-Dinge. Wir müssen dann eben einfach dafür sorgen, dass er Spaß hat und die Arbeit interessant findet und sich gut gefordert fühlt, dann wird das schon. :-)
Ramona
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Re: Führtraining

Beitrag von Ramona »

november hat geschrieben:Hmm, ich würde mich beim Führen nicht nur darauf konzentrieren, was frei laufende Pferde tun. Immerhin ist das Pferd, was ich gerade führe, kein frei laufendes Pferd, sondern es arbeitet mit mir.
Über die korrekte Führposition gehen die Meinungen ja auch auseinander. Von Pferdekopf auf Höhe der menschllichen Schulter bis Mensch auf Höhe der Pferdeschulter ist ja einiges dabei.
Nun, ich mache mir gern natürliches Verhalten zu nutze, weil ich damit unnötige Probleme vermeide. Und die möglichen Führpositionen gehen noch weit über Mensch auf Höhe der Pferdeschulter hinaus. Man kann auch von noch weiter hinten führen. ;)
Die Position Pferd hinter dem Menschen finde ich zum üben und um Mensch und Pferd Sicherheit zu geben, nicht so ideal, da man so nicht sieht, was das Pferd tut. Besser finde ich, wenn man potentielle Stimmungsumschwünge beim Pferd früh an Mimik und Körpersprache erkennen kann.
Ich fühle viel über den Strick und muss mein Pferd daher nicht unbedingt sehen.
Wenn das Pferd auf Schulterhöhe des Menschen läuft, sieht der Mensch auch nicht viel vom Pferd, wenn er dabei in Laufrichtung schaut. Wenn's darum geht, möglichst viel zu sehen, muss der Mensch schon weiter hinten laufen.

Grundsätzlich kann jeder so führen wie er will. Ich finde nur die Argumentation für diese Position nicht schlüssig.
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november
Pegasus
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Re: Führtraining

Beitrag von november »

Aber ich habe ja gar nicht eine Führposition speziell beschrieben. Ich habe geschrieben, dass man die finden sollte für den Anfang, die einem am angenehmsten ist. Und dass es ganz viele verschiedene Positionen gibt, habe ich auch geschrieben, nur eben nur 2 genannt. Ich finde auch, dass man immer noch schneller und besser sehen kann, wie das Pferd reagiert, wenn man es auf Schulterhöhe hat, als wenn man es hinter sich hat. Klar fühlt man auch vieles am Strick, aber es gibt ja auch Menschen, denen das Visuelle wichtig ist. Zum sehen ist es wohl am besten, wenn das Pferd, wie in vielen Lehrbüchern vorgeschlagen, mit seiner Schulter auf Höhe des Menschen ist.
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ehem User

Re: Führtraining

Beitrag von ehem User »

Klar, man kann führen, wie und wo man will. Wenn es funktioniert :nix:

Ich selbst finde es aber insbesondere am Anfang doch am angenehmsten, den Pferdekopf mitsamt der Mimik auch zu sehen. Genau so, wie november :five: das beschrieben hat. Dafür habe ich persönlich den Kopf gerne auf Schulterhöhe. Auch wenn ich nach vorne gucke, sehe ich ihn dennoch im Augenwinkel.

Aber letzten Endes ist es auch eine Sache des Wohlfühlens. Mir selbst ist einfach nicht wohl dabei, mein doch ab und zu noch hüpfendes Jungpferd hinter mir zu haben, wo ich es nicht sehe. Es fühlt sich nicht gut an, und daher hole ich mein Pferd eben weiter vor.
Ramona
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Re: Führtraining

Beitrag von Ramona »

Dann habe ich wohl etwas falsch verstanden. :nix:
Ich dachte, es ginge speziell um die Position Pferdenase - Menschenschulter. :?:

Wenn der Mensch z. B. auf Schulterhöhe des Pferdes oder noch weiter hinten führt, entspricht das ja genau dem, was ich weiter oben geschrieben habe: Versetztes Laufen = nicht auf derselben Höhe, also natürliches Pferdeverhalten.

Mir scheint, wir schreiben hier aneinander vorbei. :-?
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november
Pegasus
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Re: Führtraining

Beitrag von november »

Stimmt, aber jetzt ist es klar geworden, glaube ich. ;)
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