rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Moderator: Keshia

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elcaracol
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Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von elcaracol »

Hallo,
nach der Inspiration gestern und den weitern zahlreichen Videos :idee: habe ich heute gleich das Tigerspiel getestet .
Es war echt super. Ich habe zwar kein Problem mit dem Abstand, aber war totzdem lustig. Pony hat es auch sofort verstanden und ist meinem Tiger-Target(stück gelbe Papiertüte an Gerte) gefolgt und hinterhergetrabt und ein paar Bock- Sprünge mussten sein :lol:
Sogar Dehnübungen hat sie mitgemacht :-D
Zwischendurch musste ich zwar immer warten, weil Ponylein immer bestimmt 4 Minuten ihr Leckerlie schlürfen musste, leider kann Pony in der Phase auch nichts machen nur stehen...:zeit:
Wie immer halt :lol:
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Katniss
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Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von Katniss »

Zum Thema Rangordnung etc. kann ich nur sagen: Menschen, die diesem Konzept anhängen, bescheinigen mir regelmäßig, Stuti "akzeptiere mich nicht als Chef". Das - aus dieser Sicht, nicht aus meiner - Komische ist, dass Frau Pferd genau in dem Moment für mich händelbar geworden ist, wo ich mich vom Leittier sein wollen verabschiedet habe. Unsere Beziehung läuft komplett auf einer anderen Ebene ab, und funktioniert prima. Vorher, und beim mit Dominanz und Zwang arbeitenden Vorbesi war das Pferd "gefährlich" und "unhändelbar".
Mir fällt da immer "Das andere Ende der Leine" von P. McConnell ein, da wird die menschliche Fixierung auf Rangordnungen sehr schön auf unser Primatenerbe zurückgeführt. Es braucht manchmal ein gewisses Maß an geistiger Anstrengung und Flexibilität um sich davon zu lösen.
ehem User

Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von ehem User »

faraway hat geschrieben:
Zum Thema Rangordnung etc. kann ich nur sagen: Menschen, die diesem Konzept anhängen, bescheinigen mir regelmäßig, Stuti "akzeptiere mich nicht als Chef". Das - aus dieser Sicht, nicht aus meiner - Komische ist, dass Frau Pferd genau in dem Moment für mich händelbar geworden ist, wo ich mich vom Leittier sein wollen verabschiedet habe. Unsere Beziehung läuft komplett auf einer anderen Ebene ab, und funktioniert prima. Vorher, und beim mit Dominanz und Zwang arbeitenden Vorbesi war das Pferd "gefährlich" und "unhändelbar".
:five:
Faraway, Du weißt warum :mrgreen:
Bei uns war es ja nicht anders :lol:
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faraway
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Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von faraway »

:-n
Der Witz ist ja, dass ich mit meiner alten Stute auch nicht damit gearbeitet habe. Wir haben uns einfach so vestanden. Und trotz dieser jahrelangen Erfahrung hab ich mich mit Vina wieder kurz in die Dominanz-Richtung locken lassen... Zum Glück nur kurz! *OT Ende*
Wenn nur die Liebe, die Liebe existiert - so ist Zeit ein absurdes Konzept.
Forugh Farrokhzad an Ebrahim Golestan


Frau Vina - Piratin unterm Edelweiß
Zwei Hafinasen - TB 1
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Lottehüh
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Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von Lottehüh »

Pirat hat geschrieben:oh wie schön. hast du eine idee, was den durchbruch brachte? also so im detail?
meiner ist da immer noch so zurückhaltend, daß ich manchmal denke: der findet spielen blöd (glaub ich aber nicht wirklich... es ist eher so ein "nicht auf die idee kommen, daß man selbst aktiv und wild werden darf)
So ein Exemplar hab ich auch. Ich glaube, was es da wirklich braucht ist nur eines: Zeit!

Lass Deinem Pferd soviel Zeit wie es braucht um zu merken, dass es jetzt darf. Dass Dein Pferdchen das Gertenende ins Maul nimmt ist eine tolle Sache! Für sowas hat Lotti Jahre gebraucht, bis sie sich getraut hat. Und als sie es endlich getan hat, war das ein wirklich großer Schritt an Veränderung insgesamt.

Mach weiter, ihr seid auf einem tollen Weg! :dance1:

Seit 2 Wochen hab ich ja den Jungspund, den ich auch noch nicht so ganz richtig kenne. Wir haben einmal auf der Koppel so ein Rennspiel gemacht - er ist voll ausgeflippt. Ich glaube, ihm war bei den ersten beiden Rennern (+Bucklern) genauso wenig klar wie mir, ob wir jetzt Spaß oder Ernst machen, ob er das darf oder ob er gleich Haue bekommt. Ich hab ihm einfach vertraut (allerdings ist er auch nicht der Rüpel-Typ, sonder auch eher einer, der noch etwas mehr Selbstbewusstsein vertragen kann), und nach den ersten beiden Rennern war klar, dass wir einfach zusammen Spaß haben. Ich glaube, auch mein Vertrauen in ihn hat ihm Vertrauen in mich gegeben und er hat dann von sich aus mehr Abstand gehalten beim Buckeln. Es war ein sehr schönes Erlebnis!
Das Leben schenkt Dir ein Pferd - reiten musst Du schon selber.
:schritt:
ehem User

Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von ehem User »

Ich liebe wilde Spiele mit meinem Wallach.

Er ist ein recht verwegener, temperamentvoller Kerl und springt auf Spielangebote im Normalfall immer an.

Am Anfang habe ich manchmal etwas Schiss gekriegt, wenn er sich aufgeheizt hat, aber mittlerweile weiss ich genau, wie geschickt er ist und wie sehr er aufpaßt (Als "Stierkampfpferd" vom alten Schlag ist er natürlich auf Geschicklichkeit und Sensibilität gezüchtet; sehr oft ein großer Vorteil, manchmal aber auch das Nachteil...). Er scheint zu merken, wenn ich Angst habe, der Situation nicht mehr gewachsen zu sein und fährt dann runter. Wir stoppen manchmal auch aus der heissesten Situation und bleiben einfach stehen und machen nichts (und ich hol wieder Atem...) und fangen dann aus dem Nichts wieder an.

Ich habe inzwischen kaum noch Angst. Im Gegenteil. Ich lerne ganz viel aus solchen Spielen. Ich MUß physisch und geistig absolut präsent sein. Ich habe Tanz studiert und interessiere mich natürlich für jede Art der Bewegung, und tanze in gewissem Sinne auch immer mehr mit meinem Pferd. Ein Stolperer wäre da unter Umständen schon fatal. Aber genau das reizt mich natürlich auch. Es ist ein Spielchen mit dem Feuer....

Wir haben uns dabei auch extrem gut kennengelernt und stellen uns inzwischen genaustens aufeinander ein. Früher glaubte ich, in gewissen Momenten eine Gerte zu brauchen, aber ich brauche gar nichts mehr. "Nur" Energie und einen leeren Geist..

Ich bestehe allerdings bei solchen Spielen auf 1:1; sprich beide haben absolut die gleichen Rechte.

Das Beste ist: Bei diesen Spielen entstehen bei uns immer neue Ideen, die wir dann in die tägliche "Arbeit" mitnehmen können. "Übungen" die wir so entwickelt haben liebt mein Pferd mehr als alles andere. Manches scheint er durch unser Spielen erst zu akzeptieren.

Diese wilden Spiele sind etwas, was meinem Pferd und mir absolut entgegenkommt. Hier können wir unser Potenzial austachieren. Hier können wir leben. Dabei lösen wir den ganzen Streß und den ganzen Druck, der aus irgendeinem Grund entstanden ist, und erfinden uns neu....

Ich finds geil.
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Pirat
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Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von Pirat »

das hört sich spannend und toll an!
ehem User

Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von ehem User »

Hinter diesen Spielen verbirgt sich für mich ein interessantes Thema. Ich habe in den letzten Tagen nochmal viel darüber nachgedacht. Es ist für mich genauso eine Kunst, wie alles andere in der Pferdearbeit auch.

Irgendwo im Forum gibt es einen Thread über einen Wendepunkt in der Pferdearbeit oder so ähnlich.
In den freien Spielen finde ich meinen Wendepunkt.

Ich habe in der "alten Schule"gelernt, dass man Pferde quasi immer einschränken muß. Ich habe z.B. Pferden nie zugetraut, zu verstehen, wie sensibel wir Menschen physisch sind (mal ganz abgesehen von dem gängigen Glauben, dass Pferde nicht wissen, was gut für sie ist...). Mit physisch sensibel meine ich z.B., dass wir als Zweibeinder schneller unser Gleichgewicht verlieren, dass unsere Füße zwar fast provokant hervorstehen, aber man trotzdem nicht auf sie treten sollte, vor allem nicht mit Hufen, und wenn ich, nach wilden Hengstspielchen, mit lauter Hämatomen oder Bisswunden im Gesicht zur Arbeit käme, hätte das sicher auch noch psychologische Konsequenzen...Pferden mußte, in der alten Schule die ich genossen habe, immer gezeigt werden was sie tun müssen und was sie nicht tun dürfen. Die Betonung liegt auf immer. Heute weiß ich: Natürlich müssen Pferde lernen, wie man mit uns Menschen umgehen kann und was die "Spielregeln" sind. Seit meiner das verstanden hat ist er sehr vorsichtig mit mir.

Wir Menschen können selten mit der physischen Kraft des Pferdes und der Schönheit und dem Stolz umgehen, es scheint uns zu beängstigen. Wenn Pferde genau das zeigen, sind die meisten froh, gerade nicht direkt damit konfrontiert zu sein oder, wenn sie es sind, versuchen sie das Pferd einzuschränken. Kein Wunder, es handelt sich auch oft um Imponiergehabe vom Pferd, demonstriert man doch so seine Kampfesstärke...Dennoch scheint es uns zu faszinieren. Oder warum würden wir sonst versuchen es kontrolliert zu reproduzieren (wie zum Beispiel in der klassischen Dressur...)

Ich versuche die Angst vor dieser Macht, Kraft und dem Stolz aufzulösen. Dabei gibt es die Regel: Nicht angreifen. Den Fehler hab ich mal gemacht. Ich habe gemerkt, dass er auf Angriff die schönsten Bewegungen macht, aber es ist damit geendet, dass er mich auch angegriffen hat und ich mit viel Angst abbrechen mußte. Dananch war es schwer, das Spielen wieder auf eine partnerschaftlichere Ebene zu bringen. Das Spielen ist wirklich eine feine Kunst...

Mit meinem Wallach und hier besonders beim Spielen kam für mich der Wendepunkt, vor allem auch im Verständnis für die Pferdepsyche. (Ich meine mit Spielen nicht, dressierte Dinge abzurufen, die der Mensch als Spiel empfindet, sondern sich wirklich frei miteinander über Bewegungen auszudrücken. Aber das ist ja klar oder?)

Und ich merke, dass mein Wallach, seit ich ihm in dieser Hinsicht mehr zutraue und vertraue, sich viel mehr auf mich einlässt, quasi "ja" sagt. Er ist wie gesagt in der Lage, sein Temperament zu zügeln, um mich nicht zu verletzen und setzt dennoch seine ganze Kraft und Schönheit im Spiel ein. Wenn ich ihm dabei stolz und spielerisch begegne, geht er voll in diesem Spiel auf, oder nein, wir beide.

Ich beobachte, dass er seither viel mehr Selbstbewußtsein entwickelt hat und dass er bereit ist und lernt, mit mir als Mensch umzugehen, mich zu verstehen. Und das gleiche gilt für mich. Ich verstehe im Moment jedes "Wort" von ihm.

Eigeninitiative zu übernehmen fällt ihm trotzdem immernoch schwer. Ich habe eine Position mit ihm "er/gefunden", wenn ich auf der bin und mich ganz ruhig verhalte, darf er die Initiative ergreifen. Er dürfte es natürlich sowieso, aber er kam irgendwie nie auf die Idee. Er fängt gerade an zu erforschen, was dabei alles möglich ist. Ganz vorsichtig natürlich. Gestern habe ich mit ihm daraus ein kleines Systemspiel entwickelt. Das ging so: er initiiert ein paar Schritte, ich folge. Er entscheidet auch wann wir anhalten. Dann geh ich los und er folgt, ich entscheide, wann wir anhalten. Das fanden wir total nett und wir waren ganz konzentriert und aufmerksam und haben uns recht ausdauernd abgewechselt. An irgendeinem Punkt war es plötzlich so, dass wir beide absolut gleichzeitig losgegangen sind und angehalten haben. (Interessant, ich kenne das als Vorbereitung für Tanzimpros, um die Wahrrnehmung zu verfeinern und für den Anderen und den eigenen Körper zu öffnen, aber das war nicht geplant und von mir "gewollt", ist einfach passiert) Es war wie eine Einheit, eine Einigung zwischen uns. Es war wirklich, als entscheiden wir zusammen. Wir haben absolut aufeinander gehört und haben das ganz lange praktiziert. Ich hatte das Gefühl, er war total glücklich, vielleicht nur, weil ich total glücklich war, aber nein, ich glaube es ging uns beiden so.... Es scheint mir, wir haben eine tolle Perspektive miteinander gefunden, in diesem Moment. Ich habe gedacht: Diese Art der Einigung will ich in unserer weiteren Zusammen"arbeit" niemals vergessen...

Ich kann wirklich jeden ermutigen, im Rahmen der momentanen Möglichkeiten dem Pferd Auge in Auge frei zu begegnen und zuzulassen, was daraus entstehen mag, rennend und buckelnd oder auch mal ganz ruhig und fein. Das Ganze auch ohne zu wollen oder abzufragen und mit viel Liebe und Geduld.. Einfach spielen oder einfach sein. Gerade die schüchternen unsicheren Pferde werden davon profitieren, wenn sie erstmal gemerkt haben, dass sie "dürfen".Bei denen sollte man bloß nicht aufgeben.

Das sind mit die schönsten Momente im Zusammensein mit meinem Pferd für mich. Es ist ein wertvoller Bestandteil in unserer Beziehung und auch eine Basis für unsere Gymnastik und alles dressierte.
:violin:
ehem User

Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von ehem User »

Yogini, wunderbarer Beitrag!!!
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Equester
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Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:52

Re: rennspiele mit steigen und buckeln?!?

Beitrag von Equester »

Unser Pony hatte vor wenigen Monaten null Interesse am Menschen, also habe ich ihn mit clickern zum spielen animiert und ihm damit vermittelt: es kann auch schön sein. Dieses Spielen hat eine unglaubliche Reichweite in der Beziehung zu ihm, es hat Auswirkung auf Reiten, spazieren gehen und die Gabe des Abendlichen Futtereimers.
Zwei sehr interessante Entdeckungen habe ich gerade in der letzten Woche bei ihm gemacht. Er ist absolut bereit, Spielregeln von mir anzunehmen und hält diese bedingungslos ein. Wir üben gerade stehen bleiben, ich gehe weg und erst wenn ich das Signal gebe, darf er los rennen. Das macht er mit außerordentlichem Spaß im flotten Galopp und ohne dass ich ihn dazu anhalten muss, bremst er rechtzeitig ab (das haben wir wir sehr intensiv bei anderen Spielen geübt) und steht dann mit einem strahlenden Gesicht vor mir und wartet auf :click: .
Die zweite Entdeckung ist: er macht nicht alles für das Leckerchen und er spielt nicht mit Fremden :staun: . Ich hatte Besuch und wir wollten mit ihm spielen. Da er das Spiel "schicken" sehr liebt, wollten wir damit anfangen. Nichts zu machen, auf Fremde geht er keinen Zentimeter zu, selbst wenn die ein Monsterleckerchen in der Hand halten. Danach sind wir zum Ballspielen übergegangen und auch da wurde der Besuch ganz bewußt ausgegrenzt. Ich muss sagen, das hat mich echt ein wenig erstaunt, da er inzwischen im Umgang völlig normal ist und auch Besucher gerne sehr direkt begrüßt und auch zur Begrüßung nicht ungerne ein Leckerchen kassiert. Spielen scheint für ihn aber eine besondere Bedeutung zu haben, die er wohl nicht mit jedem teilen will :herzi: .
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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