Ignorieren von Verhalten

Moderator: Keshia

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TakeItEasy
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von TakeItEasy »

Ich habe es bei unserem gestrigen Winterspaziergang mal mit dem "Einfrieren" probiert (wie passend... ;)).

Unsere zwei "Hauptprobleme" gestern waren das Anhalten und das Nebeneinanderherlaufen bzw. Nichtüberholen des Menschen. Lief er also an mir vorbei oder hielt nicht neben mir an, bin ich schockgefrostet stehengeblieben, was zur Folge hatte, dass mein Pferd sich - da es ja weiterlaufen wollte, ich aber den Strick in der Hand hielt - langsam um mich herumbog, um dann letztendlich quer vor mir stehenzubleiben. :roll: Aber er stand. :-D Kleine Zweige, fremde Wesen und unser Hund in der Ferne sorgten jedoch für ständige Ablenkung, sodass ich mir seine Aufmerksamkeit immer wieder zurückholen musste, bevor wir auch nur einen Schritt weitergingen. Wandte er sich mir wieder zu, gabs Lob und Keks.

Anfangs war es schwer für ihn, sich auf mich zu konzentrieren, da die Umgebung einfach viel interessanter war als ich.
Mit der Zeit wurde es aber besser. Zwischendurch habe ich auf unserem Weg kleine Übungen eingebaut wie Rückwärts-/Seitwärtsgehen oder Hinterhandwendung zu mir hin. Hat er prima umgesetzt, und dies alleine nur durch meine Körpersprache. *stolzbin* Futterlob hebt seine Stimmung und Motivation enorm. :happydance:

Zumindest auf dem Rückweg hatte ich ein entspanntes und konzentriertes Pferd neben mir. Das Einfrieren wird also erstmal weiterhin mein Mittel sein, um mir die Aufmerksamkeit meines Pferdes zurückzuholen. :-)
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Romy
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von Romy »

TakeItEasy hat geschrieben:Zwischendurch habe ich auf unserem Weg kleine Übungen eingebaut wie Rückwärts-/Seitwärtsgehen oder Hinterhandwendung zu mir hin. Hat er prima umgesetzt, und dies alleine nur durch meine Körpersprache. *stolzbin*
Das wundert mich überhaupt nicht, dass das gut geklappt hat - so wie deine Körpersprache mittlerweile aussieht werdet ihr noch ganz andere Dinge zusammen schaffen! :clap: :ball: :-)

Aber was machen das Einfrieren und die Körpersprach-Kommunikation eigentlich im Ignorieren-Thread? Ist das jetzt etwa eine Alternative dazu geworden, so ganz ohne Angst vor negativen Verhaltensketten? ;)
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TakeItEasy
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von TakeItEasy »

Romy hat geschrieben:Aber was machen das Einfrieren und die Körpersprach-Kommunikation eigentlich im Ignorieren-Thread? Ist das jetzt etwa eine Alternative dazu geworden, so ganz ohne Angst vor negativen Verhaltensketten? ;)
Ha, ertappt! :lol:

Bei allem, was wir in der kurzen Zeit für schöne Dinge erreicht haben, gebe ich zu, dass ich dem Frieden immer noch nicht ganz traue was die neg. VK angeht. :shy:

Mein Pferd ist gestern übrigens zur Schnappschildkröte mutiert... :beissen: Mein linker Mittelfinger zeigt sogar einen Bluterguss. Ich schiebe es einfach mal auf seine Motivation ;) . Sobald der Clicker das Lob angezeigt hatte, bog sich das "Ponybaby-Köpfchen" zu mir rum, um sich hocherfreut sein Leckerli abzuholen, und das gerne auch mal bissel übereifrig :haps:

Ansonsten hat er das Schnappen auch bei meinem Mann gezeigt. Manchmal so gaaanz beiläufig :whistle: , ein anderes Mal nicht stärker, aber dafür voller Übermut. Was tust du in diesem Moment? Ignorieren/Übergehen kann ich dieses Verhalten nicht. Denn in meinem Fall tat es richtig weh. Naja, ich habe dann einen Moment abgepasst, in dem er etwas besonders gut gemacht hat, bspw. neben mir zu laufen oder ich habe ihn anhalten lassen. Hat das geklappt, gab es überschwengliches Lob und Leckerli.
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Romy
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von Romy »

TakeItEasy hat geschrieben:Was tust du in diesem Moment? Ignorieren/Übergehen kann ich dieses Verhalten nicht. Denn in meinem Fall tat es richtig weh.
Hatte ich dir schonmal erzählt oder gezeigt wie wir das mit Summy und dem Haferfressen am Fahrrad im Galopp gemacht haben? Wenn nicht, dann zeige ich es dir und dem Ponykind beim nächsten Mal und gebe mir auch selbst ein bisschen mehr Mühe beim Belohnen - kann gut sein, dass er sich das übermütige Leckerlifressen wegen mir angewöhnt hat, da ich bei sowas wirklich nicht gerade lehrbuchmäßig bin, es sei denn es besteht ein konkreter Grund (und das scheint ja der Fall zu sein, wenn er dich sogar gebissen hat). Aber keine Sorge, das kriegen wir ganz schnell wieder weg. Übrigens haben Titum, Summy und ich eine Überraschung für dich vorbereitet beziehungsweise sind gerade dabei. :-)
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Lady Ooteenee
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von Lady Ooteenee »

Romy hat geschrieben:
TakeItEasy hat geschrieben:Was tust du in diesem Moment? Ignorieren/Übergehen kann ich dieses Verhalten nicht. Denn in meinem Fall tat es richtig weh.
Hatte ich dir schonmal erzählt oder gezeigt wie wir das mit Summy und dem Haferfressen am Fahrrad im Galopp gemacht haben? Wenn nicht, dann zeige ich es dir und dem Ponykind beim nächsten Mal
:shy: das würde mich auch interessieren. Ob ihr das irgendwie fürs Forum "aufbereiten" könnt? :shy:
Liebe Grüße,
Lady Ooteenee :cantina:

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Romy
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von Romy »

Gerne, aber eigentlich ist wirklich nicht viel dabei. Die Situation war folgende: Summy war so ein unvorsichtiger Leckerlifresser, der wie ein kleiner Hai auf die Leckerlihand zukam, das Futter am liebsten direkt mit den Zähnen packte und dabei gern auch mal den einen oder anderen Finger mit ins Maul bekam. Konnte ich ihn das beim normalen Füttern noch irgendwie machen lassen, so ging das beim Fahrradfahren im Trab und im Galopp nicht mehr, weil er dann mit aufgerissenem Maul und reichlich Schwung ankam und mir einfach in die Hand biss. Hinzu kam noch, dass es nicht möglich war, die Hand einfach weit genug zu öffnen um den Zähnen zu entgehen, weil der Hafer sonst durch den Fahrtwind weggeflogen wäre. Auch konnte ich nur begrenzt hinschauen was ich oder er tat, weil ich ja auf die Straße achten und lenken musste. Es musste also eine Technik her, bei der Summy erstens vorsichtig war, bei der er zweitens wie eine Art Deckel für meine Hand fungierte, der das Wegfliegen des Hafers sicherstellt und die drittens ein blindes Füttern erlaubte.

Deshalb habe ich (zuerst beim langsamen Fahren im Schritt) die Hand mit dem Hafer einfach so lange geschlossen gehalten bis ich keine Zähne mehr sondern ein vorsichtiges Pferdemaul spürte. Das war ein bisschen so als ob ich mich so programmiert hätte, dass sich die Hand reflexhaft öffnet, sobald es sich weich anfühlt. Auf diese Weise war auch das Timing perfekt, einfach weil es das Futter immer genau dann gab, wenn Summy vorsichtig war - so als ob er durch sein Vorsichtigsein einfach den richtigen Knopf drückt und sich die Tür öffnet. Und der Hafer konnte nicht wegfliegen, weil ich die Hand nur geöffnet habe, wenn das Maul sozusagen direkt über der Öffnung angedockt war. Das hatte er ziemlich schnell raus und dann ging es auch im Trab und später im Galopp: einfach die geschlossene Hand neben mir ausstrecken, auf den Knopfdruck = Deckel = weiche Maulberührung warten und dann die Hand öffnen. Das Beißen verschwand dadurch komplett. :-)
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Lady Ooteenee
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von Lady Ooteenee »

Danke. Das werde ich mal testen
:shifty:
Liebe Grüße,
Lady Ooteenee :cantina:

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TakeItEasy
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von TakeItEasy »

Romy hat geschrieben:Hatte ich dir schonmal erzählt oder gezeigt wie wir das mit Summy und dem Haferfressen am Fahrrad im Galopp gemacht haben?
Habs grad nachgelesen, danke :-) Das könnte ich ausprobieren... :kratz:
Romy hat geschrieben:Übrigens haben Titum, Summy und ich eine Überraschung für dich vorbereitet beziehungsweise sind gerade dabei. :-)
:staun: Hui, eine Überraschung? Für mich?
Was das wohl sein wird...
Sicher was Tolles...
Hmm... :idee:
ehem User

Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von ehem User »

Ich habe nicht alles gelesen und das Thema liegt auch schon länger brach, aber solche Dinge beschäftigen mich extrem und ich möchte kurz ganz naiv und unvoreingenommen mein Statement dazu schreiben.

Ich ignoriere schon lange nichts mehr, was ein Gegenüber tut. Weder ein Mensch noch ein Tier. Jedwede Äußerung eines Wesens, dass mit mir kommuniziert hat eine Bedeutung und verdient somit eine Reaktion meinerseits. Gerade Tiere reagieren impulsiv und ich möchte ihnen die Möglichkeit dazu niemals nehmen. Ich lerne mehr und mehr, bewußt wahrzunehmen und mich dabei z. B. nicht emotional angegriffen zu fühlen, und ich übe mich darin es wirklich als gleichberechtigten Dialog zu sehen. Das ist für mich essenziell und ich habe damit noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Mein Pferd reagiert inzwischen genau so fein auf mich, wie ich auf ihn. Dadurch hat er mittlerweile so viel Selbsbewußtsein, mir zu zeigen, was ihm gerade gefällt und wichtig ist.
Allerdings "höre" ich inzwischen auch wirklich zu. Das heißt, mein Gegenüber muß nicht "laut" werden, um mir was zu sagen.

Negatives Verhalten ist irgendwie gar nicht mehr möglich oder denkbar, weil ich aus jeder kleinsten Äusserung meines Pferdes lerne und er aus meinen...
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Equester
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Re: Ignorieren von Verhalten

Beitrag von Equester »

Grundsätzlich teile ich Deine Ansicht, aber...... ;)Das Pferd rüsselt einen ab, weil es weiß, dass in der Bauchtasche Leckerchen sind. Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten: ich ignoriere sein Verhalten und er begreift irgendwann, dass Rüsseln nichts bringt. Oder: ich schiebe seine Nase mehr oder weniger nachdrücklich weg, wirke also negativ auf ihn ein ;) . Bei unserem Pony führt wegschieben der Nase nur dazu dass er sagt: oh super, neues Spiel, kann ich gut und steigert sich dann rein bis hin zum schubsen des Menschen. Spätestens an der Stelle muss es dann deutlicher für das Pony werden, weil so ein Pferdekopf nicht wenig Kraft entwickeln kann und ich extrem ungerne vor einem Fressmonster im Dreck liege. Wenn ich sein Verhalten aber ignoriere, kommt er ziemlich schnell darauf, dass er mit gutem Benehmen mehr Aussicht auf den begehrten Cick und das folgende Leckerchen hat.

Wenn ich neue Übungen mit den Pferden mache, ignoriere ich falsche Reaktionen und warte einfach geduldig, bis das kommt, was ich will und dann gibt es die Belohnung. Mir fehlt nämlich leider die Möglichkeit, dem Pferd langatmig zu erklären, dass das was es gerade gezeigt hat, nicht das ist, was ich gerne hätte und dass mir eine Drehung nach da oder dort lieber wäre. Reagiere ich bei "falsch" einfach nicht, probieren sie sich aus, bis das kommt, was ich gerne hätte und die Belohnung anschließend bestätigt sie. Das hat nicht nur den Vorteil, dass sie motiviert mitarbeiten, ich stelle auch immer wieder fest, dass das vorher ängstliche Tiere dazu anregt, mal ein paar Dinge zu probieren, ohne dass gleich etwas negatives für sie passiert.

Das ignorieren von Verhalten hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich nicht auf die Bedürfnisse des Pferdes eingehe und genau darauf achte, was sie gerade brauchen oder mir zeigen wollen.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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