Auch wenn es schon etwas älter ist, aber vielleicht interessiert es ja jemanden:
Ich habe einige Monate in einem Rai-Ausbildungsstall gearbeitet und hatte zum damaligen Zeitpunkt (vor 2 Jahren) auch vor, meine Stute nach Rai ausbilden zu lassen, da ich wirklich etwas wollte, wo kein Zwang und keine Gewalt ausgeübt wird.
Mich also belesen, mir ein Bändele gekauft , eine Trainerin war mal für eine Stunde da, sie war sehr lieb zu meinem Untier und Bijou machte brav mit, war für mich das Zeichen, dass es ihr nicht schadet. Also gut, mich beworben und zack die Stelle im Ausbldungsstall bekommen. Pferd gepackt und ab in ein anderes Bundesland gezogen.
Und da kam die Ernüchterung. Den Unterricht den ich gesehen habe, war in keinster Weise auf das Wohl der Pferde bedacht, viele Pferde haben Sattelzwang gehabt, denn auch ein Rai-Sattel passt nicht auf jedes Pferd, auf meine Stute auch nicht!
Fred Rai habe ich persönlich kennengelernt, eigentlich ein ganz sympathischer Kerl, war lustig mit ihm, aber fachlich diskutieren war eher weniger möglich. Seine Reitweise ist die einzig vernünftige für Pferde und das sehe ich anders.
Keines der Pferde hatte Muskeln, geschweige denn wurden sie irgendwie trainiert,dass sie ein Reitergewicht tragen können. Eigentlich sollte diese Reitweise auf der Belohnung basieren, leider habe ich meistens nur das "Negativwort" gehört und ein grober Umgang mit den Pferden war auch nicht selten.
Bei dieser Trainerin ist mein Pferd keinen Schritt mitgegangen und ihr Kommentar: Ich habe noch ganz andere Sachen auf Lager, die wird schon mitkommen. Gut aus diversen Gründen habe ich dann die Ausbildung meiner Stute danach abgebrochen, auch dank der Zahnärztin, die mir sagte, sie sei jünger, als ich dachte.
Bei der Pferdeausbildung verschiedener Pferde habe ich mitgeholfen und auch Unterricht geben gehörte mit dazu.
Für MICH ist es wichtig, dass mein Pferd auch gymnastiziert wird, darauf wird leider meist bei den Rai-Pferden keinen Wert gelegt. Ich habe in den ganzen Monaten nur Pferde gesehen, die in der Halle, auf dem Platz und auch im Gelände nur mit hochgerissenen Köpfen laufen. Ja sie sind händelbar, aber eben auch nicht alle.
Ich musste feststellen, dass diese Methode leider nicht ohne Zwang und massivem Druck angewandt wird, viele unschöne Szenen waren zu sehen, auch viele schöne, ich habe dort viel gelernt, und leider gottes vor allem, wie ich es nicht machen werde.
Einige Elemente des Rai-Reitens habe ich heute immer noch im täglichen Training, z.B. das "Hoho". Bijou hat sofort geschnallt, dass es dabei was zu essen gibt und wenn sie sich aufregt und ich es sage, dann beruhigt sie sich zunehmend.
Nicht alles ist schlecht, nur für mich und Pferd ist diese Art und Weise nichts, ich lege viel Wert auf gymnastizierung und keine Unterwerfung des Pferdes.
Mein Fazit: Wie in jeder Reitlehre gibt es auch beim Rai-Reiten einige Aspekte, die ich für gut und sinnvoll empfinde und übernommen habe, aber eben nicht alles.