Das große Problem des Durchparierens

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bubi9191
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Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von bubi9191 »

Hallo ihr Lieben,

ich habe von Grund auf einen sehr leichtrittigen, feinen 15jährigen New Forest Wallach.
Fein im Maul (d.h. sensibel) und fein am Bein.
Ansonsten aber ein sehr gangfreudiges Pferd.
Grundsätzlich kein Problem, aber dann gelegentlich doch.

Vom Galopp in den Trab pariert er brav, aber er hat immer Probleme direkt in einen ruhigen Trab zu fallen und braucht quasi 3 Tritte zum Auslaufen. Das war schon immer so und wurde nie besser, obwohl er -meiner Meinung nach- genug Hinterhandmuskulatur hatte. Ich sprang regelmäßig und er wurde immer regelmäßig geritten, auch viel Stangenarbeit.
Dieses Problem setzt sich natürlich fort im Übergang Galopp-Schritt. Da muss ich noch viel zu aufwändig reiten. Es geht einfacher, wenn ich vorher den Zirkel verkleiner und er sich da setzen muss, das kriege ich aber so nicht hin.
Genauso das verstärken und einfangen, sei es im Trab oder Galopp. Nach vorne immer gerne, nur zuürck hat er nicht so gerne ;)
Das ist übrigens auch an der Hand und an der Longe so.

Ich brauche vielleicht einfach mal neue Denkanstöße wie wir die Sache angehen können.

Auch die Verstärkungen im Trab muss ich sehr reduziert machen, weil er sonstans Rennen kommt und nicht wirklich verstärkt. (Gut, er ist allgemein nicht der gangstärkste).

Es gibt durchaus Tage, wo es besser ist. Allgemein ist er die ersten Minuten/Runden natürlich noch nicht 100% gelöst, da geht das alles etwas einfacher, weil er da einfach noch fauler ist.
Manchmal ist er aber von Anfang an nicht faul, manchmal nach 1 Runde nichtmehr, manchmal aber eine Viertelstunde am Stück.
Ich schließe einfach mal aus, dass er 'kaputt' ist, wenn er flotter wird. Das kommt manchmal schon nach 2-3 Runden, ich habe das Gefühl ab dann ist er erst lockerer, denn dann kommt er erst richtig von der Hand weg und lässt im Rücken los. Er ist außerdem doch so weit im Training, dass ihn nicht nach wenigen Runden die Kraft verlassen sollte.

Ich habe es versucht mit Stangen. Galopp und erst direkt vor Trabstangen durchparieren, damit er dann direkt nach dem Übergang über die Trabstangen muss. Brachte nicht wirklich was.

Es klingt vielleicht dramatischer, als es ist, ich hätte ihn in solchen Situationen aber gerne mehr weg von der Hand und leichter 'gebremst'.

Dazu ist zu sagen, dass er seit 7 1/2 Jahren in meinem Besitz ist, vorher roh war und nie jemand anderes als ich drauf gesessen hat. Also alle seine 'Fehler' gehen alleine auf meine Kappe.
Pferde sollten so geritten werden, wie ein Surfer eine Welle reitet.
Der Surfer zwingt die Welle nicht, er will sie nicht verändern.
Er lernt einfach, wie er sie reiten kann.

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ehem User

Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von ehem User »

Probier mal, nicht durchzuparieren, sondern Trab zu reiten. Also durchaus vorwärts in den trab reinreiten, mal 1-2 Tage probieren ob es nciht besser wird. Manchmal denkt man zuviel "Bremse" und zu wenig ans nach vorne reiten. :-D
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-Tanja-
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Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von -Tanja- »

Kennst Du das Buch von Thomas Ritter, Klassisches Reiten auf Grundlagen der Biomechanik? Evtl. auch hilfreich die Artikel auf seiner HP: http://www.klassische-reitkunst.com/artikel.html (s. halbe Parade oder Zeitpunkt der Hilfengebung).

Über den Bügeltritt kann man jedes einzelne Pferdebein ansprechen. Evtl. wäre das ein Lösungsweg für Euch.
Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Sheitana
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Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von Sheitana »

Hast du mal deinen Sitz überprüfen lassen?
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Nelchen
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Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von Nelchen »

Hast du mal deinen Sitz überprüfen lassen?
War auch mein Gedanke. ;)
Was denkst du in dem Moment, wo er durchpariert? Denkst du an Federbetten ;) oder, "jetzt wird er wieder schnell"?
Manchmal hilft auch sich vorzustellen man sitzt auf einem Ball und rollt in die andere Gangart.
Was benutzt du für ein Gebiss?
LG Katrin

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Ayira
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Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von Ayira »

Wir hatten im letzten Kurs mit M.E. einen ebenfalls sehr gangfreudigen Halbblutwallach. Bei ihm half es ungemein, dass die Reiterin ihr Pferd am Zirkel immer zur geschlossenen Seite (bande) hin angaloppiert/durchpariert hat, da diese fürs Pferd eine "optische Bremse" ist. So hat sie deutlich weniger Zügel/Gewichtshilfe gebraucht und ihr Pferd wurde trotzdem langsamer/ruhiger. Gleichzeitig wurden auch Volten am Zirkel getrabt/galoppiert. Durch die kleinere Kreisbahn konnte er auch nicht mehr rasen.

Weitere Idee: Durch die ganze Bahn insgesamt 3 Volten reiten. (= erste Volte bei A, in der Mitte bei X Pferd umstellen und quasi auf dem Mittelzirkel eine Volte reiten; zu C hin Pferd wieder umstellen und bei C eine Volte reiten. Klappt im Trab - und wenns Pferd bereits hinreichend trainiert ist, auch im Galopp.

Am Anfang würde ich noch auf einem Zirkel bleiben und dort eben, wie gesagt, immer zur geschlossenen Seite hin angaloppieren/durchparieren. Wenn das klappt, dies schrittweise auch zur offenen Seite hin ausweiten. :-D
bubi9191
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Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von bubi9191 »

Danke für eure zahlreichen Antworten :)

Also Unterricht habe ich mindestens 2x die Woche, ich hoffe doch sehr, dass Sitzprobleme da aufgedeckt werden würden.
(Bei unterschiedlichen Trainern).

Momentan benutzen wir ein doppelt gebrochenes Wassergebiss, allerdings reagiert er so auch gebisslos.

Einen großen Unterschied bemerke ich nicht, ob ich nun zur geschlossenen Seite durchpariere oder nicht.
Es ist definitiv so, dass er mitdenkt, d.h. ich übe ganze Paraden aus dem Trab oft Mitte der langen Seite, da brauche ich nur "Halt" denken und er steht wie eine eins.
Aber auch ansonsten fallen uns die ganzen Paraden sehr leicht, das muss ich mit sehr sehr wenig Aufwand reiten, er steht dann auch immer geschlossen.

Das klappt also gut.

Das schlimmste sind wirklich die Verstärkungen, sei es im Trab oder im Galopp. Er lässt sich dann einfach nicht zurückholen und so ausdrucksstark seine Galoppverstärkung auch sein mag, auch bergauf gesprungen, es ist einfach unangenehm, wenn ich eine Parade zum Abfangen gebe und er darauf eben kaum reagiert.

Wie gesagt: Allgemein ist er sehr gangfreudig, sehr sensibel am Schenkel, wenig faul.
Er lässt sich allerdings auch mit Halsring reiten, da kriege ich ihn auch durchpariert, allerdings dasselbe Muster: Erstmal aus dem Galopp in den Trab wird die ersten Tritte gerannt.

Ich weiß gar nicht, wie ich unser Problem genau beschreiben soll.

So dramatisch sieht das von unten auch nicht aus, wahrscheinlich fällt er weniger auf, aber ich merke es eben. Und ich verfalle ehrlich gesagt dann auch dazu, zu viel Aufwand zu betreiben, weil ich dann schon "sauer" werde, dass er nicht reagiert.
Ich habe es auch mit Annehmen und sofort wieder weich werden probiert, keine Chance.

Er fällt mir dann auch auseinander. Mittlerweile bremse ich ihn nach dem Galopp mit "brr" aus, aber da das Problem auch an der Longe besteht ist das nicht die Problemlösung für mich.
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Ayira
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Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von Ayira »

Also Unterricht habe ich mindestens 2x die Woche, ich hoffe doch sehr, dass Sitzprobleme da aufgedeckt werden würden.
(Bei unterschiedlichen Trainern).
Meiner Erfahrung nach heißt das leider nix. Ich will damit nicht sagen, deine Trainer wären "schlecht" - nicht falsch verstehen! - aber den Sitz eines Reiters, die Haltung, das korrekte Mitschwingen der Hüfte und das zeitgerechte Treiben kann nicht jeder aufdecken - weil es nicht jeder sieht.
Ich habe eeeeeewigst falsch vorwärts getrieben, nie war es ein Problem, nie hat es jemand angesprochen - und dann reite ich in einem neuen Stall und kriege/halte mein Pferd einfach nicht in den/im Trab.

Und ich bin nicht allein. Eine Freundin von mir, die wirklich gut reitet und auch viel theoretisches Wissen über die Biomechanik und das zeitgerechte Treiben hat, ist z.B. auf meinem gangfaulen Pferd verzweifelt und ist sich vorgekommen, als wär sie eine blutige Anfängerin. Weil sie in der Hüfte im Trab statt rückwärts vorwärts geschwungen ist. Das hat ihr bis zum Kurs mit M.E. nie jemand gesagt, dass sie das falsch macht - und es war auch nie ein Problem ;) Fazit: Mein Pferd ist gar nicht angetrabt bzw. nach ein paar Tritte gleich wieder in den Schritt zurück gefallen.

Manche Pferde sind so ein Phänomen und beharren darauf, dass der Reiter alles richtig macht. Blöd für den Reiter ist es halt dann rauszufinden, wo genau die Ursache liegt :roll:

Das Voltenreiten an sich hast du schon mal probiert?
bubi9191
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Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von bubi9191 »

Hallo Ayira,

danke für deine Antwort.

Natürlich ist das leider keine Sicherheit.
Als wir ihn 1 Jahr zuhause stehen hatten, hatte ich viele mobile Reitlehrer(innen) bei mir. Leider konnte mich davon niemand so recht überzeugen, so dass ich nun wieder bei meinen vorherigen Trainern reite.
Ich habe da aber auch keine Idee was ich machen soll.

Voltenreiten ist gar kein Problem, mein Pony ist an sich schon ziemlich gut ausgebildet (was heißt heutzutage'gut'? Er ist sehr taktsicher, sehr sicher in der Anlehnung und bis auf dieses Problem auch sehr gut an den Hilfen, er ist konzentriert bei der Arbeit und wehrt sich nicht), so dass er auch sehr leicht nachzureiten ist - nur eben diese Empfindlichkeit am Schenkel macht den anderen Reitern zu schaffen - da haben wir beide uns aber gut eingefummelt.
Trotzdem glaube ich, dass genau das das Problem ist: Er nimmt zwar auch seitwärtsweisende Schenkel an und lässt sich auch nur mit Halsring reiten, aber tendenziell muss ich schon sehr vorsichtig sein, sonst nimmt er jeden Schenkeleinsatz erstmal als "vorwärts" an.

Voltenreiten geht bei uns auch ohne inneren Zügel, da kriege ich ihn doch recht gut eingerahmt.

Aber was genau hat das Voltenreiten mit seinem "Nur vorne gibt's Geld" zu tun?

Liebe Grüße
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Schnucke
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Re: Das große Problem des Durchparierens

Beitrag von Schnucke »

Bubi ich seh das ein wenig wie Ayira, war aber auch auf dem selben Kurs. Ich reite seit ca 35 Jahren, ich hatte ganz ganz viele verschiedene RL´s, trotzdem gab es beim RL- Wechsel ab und an richtige Aha- Erlebnisse bzgl. Sitz und Einwirkung. Das letzte eben beim M.E. Kurs, wo ich zwar nicht mitgeritten bin, aber allein durchs zusehen sehr vieles mitnehmen konnte. Daheim aufs Pferd umgesetzt, hat das wirklich viel gebracht und ich merke wie leicht reiten sein kann, wenn man nur die richtige "technik" hat. Gerade bei den Übergägen und den Tempiwechseln kann man sehr viel leichter reiten wenn man weiß wie.
Allein das anders treiben, das anders sitzen und mitschwingen, hat riesige Auswirkungen aufs Pferd. Nur muß man das von einem Fachmann live erklärt bekommen, macht er es gut kann man es auch nur durchs hören und sehen lernen, wobei mitreiten natürlich noch mehr bringt.
Keine Stunde im Leben, die man im Sattel verbringt, ist Verloren (Sir Winston Churchill)

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