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Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 21:31
von ehem User
Hallöchen,

gerade fiel mir ein, dass ich euch eigentlich mal fragen könnte, was ihr dazu sagt:

Ich habe zwei Pferde, einen alten Herrn und begeisterten Geländefan und eine Stute, die sich erst in den knapp 1 1/2 Jahren bei mir ans Gelände gewöhnt hat - allerdings fast ausschließlich bei Spaziergängen oder als Handpferd. Sie ist eine sensible und bei neuen Situationen oftmals etwas nervöse Stute, aber generell nicht ängstlich und bleibt bei mir, auch wenn sie eine Situation unheimlich findet oder (als Handpferd) kaum weiß, wohin mit ihrer Energie.

Nachdem sie ein paar Wochen bei mir war, hatte ich leider einmal Angst auf ihr und bin blöd abgesprungen. Die Folge war eine Fußverletzung und ich konnte ein halbes Jahr gar nicht reiten. Als es wieder ging, saß das Angsttrauma in beiden von uns fest. So haben wir dieses Jahr zusammen mit einer Trainerin daran gearbeitet, es zu überwinden und eine vertrauensvolle, sichere Beziehung zueinander zu entwickeln. Die haben wir jetzt :herzi:, sind aber auch nur auf unserem kleinen Platz geritten, und nur Schritt und etwas Trab. Beim Trab ist sie immer noch zum Teil unruhig und fängt an draufloszurennen. Zum Glück macht mir das keine Angst mehr.

Optimal wäre natürlich, die dynamische Stute zu reiten und den älteren und kleineren Wallach als Handpferd zu nehmen. Oder eben eine zweite Person hinzuzuziehen. Und darum geht es hier - das heißt, wir kommen allmählich zur Sache :-D

Zwei Personen sind in unser Leben getreten, zwei liebe Frauen, die meine Pferde mögen und Lust haben, mit uns was zu machen und auch auszureiten.
Die erste ist eine unerschrockene Geländereiterin, hatte Reitunterricht und hat Reiterferien gemacht. Mit ihr waren wir auch schon zweimal im Gelände mit kurzen Schritteinheiten. Aber sie ist ganz unerfahren mit dem Umgang mit Pferden am Boden. Die, die sie kennt, waren eben doch Schulpferde, wenn auch keine abgestumpften. Ich sehe, dass meine Stute sie am Boden nicht als Leitperson anerkennt.
Die zweite hatte selbst Pferde bis vor ein paar Jahren und bringt insofern einen sicheren Umgang am Boden mit, hat aber selbst noch unbewältigte Angstmomente in sich, die hier und da durchkommen.
Ich selbst habe immernoch ein bisschen Angst, sie im Gelände zu reiten. Nicht mehr so sehr, aber ich weiß nicht hundertprozentig, wie ich mich fühle, wenn sie plötzlich nervös drauflosgeht. Ich glaube, wenn es nicht allzu extrem wäre, würde ich ruhig bleiben, aber es bleibt ein Rest Unsicherheit.

Bis vor kurzem wollte ich es so machen, dass Person eins sie im Geände reitet, während ich und der Wallach den Ruhepol für die beiden bilden. Jetzt wird das Gefühl immer stärker, dass es für meine Stute nicht gut ist, ihre ersten Gelände-Reiterfahrungen mit einer Reiterin zu machen, die sie zwar mag, aber am Boden als unsichere und unerfahrene Person erlebt. Vielleicht ist es doch besser, wenn ich die erste bin, die sie im Gelände reitet? Und irgendwie wäre ich das wohl auch gern ...

Habt ihr dazu irgenwelche ähnlichen Erfahrungen?

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Mo 3. Dez 2012, 22:19
von Hina_DK
Das kann ich Dir bestens nachfühlen. Ich war so "schlau" und hatte mir ein Jungpferd gekauft und wollte es dann dieses Jahr ausbilden lassen. Er sollte in den Beritt. Der war auf dem Paddock das liebste Pferdchen, was man sich vorstellen konnte und man konnte wirklich alles mit ihm machen. Aber wehe, man ließ ihn da raus, dann mutierte der zu einem ausgemachten Rüpel. Ich merkte schon nach wenigen Monaten, dass ich damit restlos überfordert bin und war froh, dass er dann im Frühjahr in den Beritt sollte (ich mit einbezogen).

Das zögerte sich dann leider raus und irgendwie war ich immer mehr davon überzeugt, dass das wohl nicht wirklich "mein" Pferd werden wird und überlegte, ihn zu verkaufen. Aber das Leben spielt oft ganz anders. Der Jungspund bekam ein Sarkoid, die Überlegung verkaufen war augenblicklich vom Tisch und in den Beritt ging es natürlich auch nicht mehr. Zum einen weigern sich die meisten Ställe sowieso, ein Sarkoidpferd zu nehmen, zum anderen geht das auch wegen der Behandlung gar nicht und außerdem soll er zwar während der Behandlung etwas tun aber keinen Stress haben und Stallwechsel ist immer Stress.

Also fasste ich mir ein Herz, suchte mir eine liebe Hilfe bzw. das Mädel, das schon viel Erfahrung in Jungpferdeausbildung hatte, wurde mir einfach von meiner Kollegin vorbeitschickt ;) und wir machten uns zusammen selbst an seine Ausbildung. Das ging wunderbar und der war augenblicklich wie ausgewechselt. Dass ich mit dem mal fast überfordert war, davon ist seit dem nichts mehr zu spüren. Aber ich selbst habe aus früherer Zeit ein Angsttrauma und das war dann das Problem. Auf dem Platz setzte ich mich schon am ersten Tag mit Reiter selbst rauf aber Gelände kam für mich überhaupt nicht infrage. Nicht dass der unberechenbar wäre aber mein Kopf machte da nicht mit.

Wir haben das Problem dann so gelöst. Wir reiten mit meinem Jungspund und meinem älteren Pferd zusammen los. Anna, als gute Springreiterin sowieso ganz unerschrocken, auf meinem Jungspund und ich auf meinem älteren. Anfangs zappelt der Jungspund nämlich manchmal oder hüpft auch mal etwas aber das gibt sich ganz schnell, außer wenn er an eine Pfütze kommt. Wenn wir dann ein wenig unterwegs sind und sehen, dass alles gut läuft, halten wir an, tauschen die Pferde und es geht weiter. Bisher hat das immer hervorragend geklappt.

Könntet Ihr das nicht vielleicht auch so machen? Als Alternative würde ich mir vielleicht mal einen RL oder so mieten und mal ein Profi mit dem Pferd ins Gelände gehe lassen und selbst mit dem anderen begleiten. Dann kann man einfach schon mal sehen, wie so eine Geländetour mit Reiter klappt.

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 09:34
von Ramona
Professionelle Hilfe wäre bestimmt gut. Wäre deine Trainerin nicht bereit, dein Jungpferd anfangs im Gelände zu reiten? Die kennt euch ja nun auch schon eine Weile.

Ansonsten, kennen und mögen sich die beiden Frauen auch? Wie wär's denn, wenn ihr das zu dritt anpackt? Die sichere Reiterin auf deinem alten Herrn, du auf dem Jungspund und die erfahrene Frau am Boden führt den Jungspund oder läuft jedenfalls nebenher, sodass sie bei Bedarf eingreifen und euch beiden Sicherheit geben kann?

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 13:27
von ehem User
Hey, danke, dass du meinen langen Sermon gelesen hast!

Ja, von sowas träume ich manchmal ... ich habe leider immer nur eine Person und das auch eher selten hier. Klar, mit der Trainerin ginge das auch, sie ist aber auch nicht allzu oft hier. Dann wäre das ja alles viel einfacher.

LG
Lizari

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 13:35
von ehem User
Hina_DK hat geschrieben:Wir haben das Problem dann so gelöst. Wir reiten mit meinem Jungspund und meinem älteren Pferd zusammen los. Anna, als gute Springreiterin sowieso ganz unerschrocken, auf meinem Jungspund und ich auf meinem älteren. Anfangs zappelt der Jungspund nämlich manchmal oder hüpft auch mal etwas aber das gibt sich ganz schnell, außer wenn er an eine Pfütze kommt. Wenn wir dann ein wenig unterwegs sind und sehen, dass alles gut läuft, halten wir an, tauschen die Pferde und es geht weiter. Bisher hat das immer hervorragend geklappt.

Könntet Ihr das nicht vielleicht auch so machen? Als Alternative würde ich mir vielleicht mal einen RL oder so mieten und mal ein Profi mit dem Pferd ins Gelände gehe lassen und selbst mit dem anderen begleiten. Dann kann man einfach schon mal sehen, wie so eine Geländetour mit Reiter klappt.
Das hört sich wirklich sehr ähnlich an. Wie toll, wenn sich dann doch eine vertrauensvolle Beziehung zueinander entwickelt. Die Idee beim Geländeausritt zu tauschen ist gut.
Und beim Schreiben gestern habe ich gemerkt, dass es letztendlich auf die Frage hinausläuft, wie es um das Vertrauen bestellt ist ...
Außerdem kommt vielleicht das Pferd, aber ich selbst irgendwie nicht richtig damit klar, dass ein Mensch auf einem Pferd ohne Geländeerfahrung ausreitet, obwohl er es am Boden nicht schafft, Respekt zu bekommen.

LG
Lizari

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 13:39
von Hina_DK
Für ein Pferd ist es eigentlich schon ein großer Unterschied, ob da jemand am Boden mit ihm arbeitet oder oben drauf als Reiter, auch wenn es dieselbe Person ist. Das sind dann doch irgendwie noch andere Spielregeln. Ich bin ganz früher mal auf Rennpferden geritten und ehrlich, am Boden war ich eigentlich keinem einzigen davon gewachsen :lol: . Wenn die losmarschiert sind, dann hat die das nicht interessiert, ob ich da dran hänge. Wenn ich oben saß, sah die Welt dann doch deutlich anders aus, auch im Gelände. Ich war mal die einzige, die auf ihrem Pferd oben geblieben ist. Die anderen lagen alle gleichmäßig im Wald versteut ;).

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 14:45
von ehem User
Wenn man es so sieht, wäre ja meine Freundin, die keine Angst und genügend Reiterfahrung hat, doch die Richtige für die Geländegewöhnung. Leider kann ich mit ihr nicht tauschen, weil sie zu groß und schwer für den Herrn Wallach ist.

Hast du denn deinen Youngster auch mal geritten und noch ein Handpferd dabei gehabt? Ich bin manchmal in "mutigen"Momenten kurz davor, es einfach auszuprobieren, also das Pferd zu wechseln.

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 17:34
von Lottehüh
Gehst Du mit Deiner dynamischen Jungstute im Gelände spazieren?

(Hab ich das überlesen?)

Beim Spazierengehen merkst Du ja, wie das Pferd an sich im Gelände ist, also ob sie vor allem Angst hat oder doch recht gelassen ist. Das würde mir schon viel Sicherheit geben, wenn ich wüsste, dass sie nicht vor jedem Windstoß reißaus nimmt. Außerdem lernt sie durch Spaziergänge ja auch schon allerlei Umweltreize kennen und kann sich alle in Ruhe anschauen. Bei meiner Maus war es bei den ersten Ausritten so, dass sie sich irgendwie durch das "Alleinsein" (ich war ja nicht mehr neben ihr, um ihr Sicherheit zu geben) unsicher war. Ich habe dann gesungen :lol: Aber durch das vorherige Spzierengehen waren wedelne Planen schonmal kein Grund die Nerven zu verlieren.

Dann würde ich Dir eigentlich empfehlen, dass Du selbst auf ihr sitzt. Du sagst, Du hats mit Hilfe der Trainerin eine gute, enge Bindung zu ihr aufbauen können. Dann vertraut sie DIR, also entweder, Du reitest sie, oder Du läufst nebenher, damit ihre Hauptbezugsperson in der Nähe ist.

Ich würde auch nicht von Anfang an aufsitzen, sondern erstmal ein Stückchen führen und dann, wenn Du Dich gut fühlst, erst aufsteigen. Die ersten Meter vom Stall weg sind bei den meisten Pferden wohl eher nicht so beliebt ;-)

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 19:44
von ehem User
Geländeerprobt beim Spazierengehen und sogar als Handpferd ist sie. Ich bin auch davon überzeugt, dass sie ein super aufmerksames und kooperatives Reitpferd sein wird. Sie reagiert so fein, ich kann sie, während ich auf dem anderen Pferd sitze, durch ruhiges Atmen beruhigen... wir müssen nur den Start schaffen.
Die Idee zu singen finde ich super! :-d

Re: Wer reitet sie zuerst im Gelände?

Verfasst: Di 4. Dez 2012, 23:57
von Hina_DK
Singen ist beim reiten sowieso die reinste "Geheimwaffe", ein wahres Wundermittel. Viele grinsen aber so reiten sogar die Mongolen ihre schwierigen Ponies zu. Das Geheimnis am singen ist etwas ganz banales. Man vergisst nicht zu atmen und damit fängt man nicht an, sich in irgendeiner Weise zu verkrampfen oder zu verspannen. Atem anhalten ist nämlich fast ein Automatismus, wenn es zu (vermeidlich) kritischen Situationen kommt. Der Atem hat einen so entscheidenden Einfluss aufs Pferd, wie man es kaum für möglich hält. Ich gehöre auch zu den trällernden Nachtigallen unterwegs und mein Pferd lacht sich sicher immer eins ;).

Handpferdereiten würde ich auch soooo gerne machen aber mein älterer ist etwas speziell. Der ist sehr gerne mit anderen unterwegs aber dann wird er gemein und schubst die anderen Pferde, die ihm zu nahe kommen, unterwegs in die nächstbeste Pfütze ;) . Nachbarins Stute hat sich dran gewöhnt aber der Jungspund hat Angst vor Pfützen. Deshalb kann ich das leider weder mit dem jungen, noch mit dem älteren als Handpferd machen. Den älteren muss ich da schon etwas auf Abstand halten. Außerdem gehört er auch zu denjenigen, die, wenn sie gerade besseres zu tun haben, einfach umkehren. Ich lasse ihn natürlich nicht aber wenn ich den als Handpferd dabei habe, könnte ich mir vorstellen, dass der mich eher vom Pferd zieht.