Unterschiedliche Auffassungsgabe

Moderator: Keshia

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Lewitzer Flummi
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Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich nun mit dem Clickertraining und clickere meine beiden Ponys.
Den mechanischen Clicker nehme ich nur noch selten, eher bei neuen Sachen dazu.

Nun habe ich schon mehrfach festgestellt, dass die beiden Ponys völlig unterschiedlich schnell begreifen, was ich von ihnen möchte.
Während der Jungspund wirklich richtig schnell kapiert, fällt beim Älteren der Groschen oftmals noch nicht mal centweise.
Ich habe z.B. bestimmt schon 4x mit der Grundinstallation des Hüfttarget (mehrfach hintereinander immer wieder Hand auf Hüfte, Kekswort oder Click + Leckerlie) angefangen, wenn ich Glück habe, kommt später dann nach vielen Sekunden des Nachdenkens irgend eine Bewegung (rückwärts, vorwärts, seitwärts bevorzugt aber WEG von meiner Hand). :?
Das macht mich echt ein bisschen fertig.
Der Lütte wirft mir seinen Hintern fast schon entgegen (an die Grundinstallation kann ich mich da kaum noch erinnern, so schnell muss das gegangen sein) und der Ältere schnackelt es einfach nicht. Oder er kann es körperlich einfach nicht. :kratz:
Wenn er den Kleinen aber in seine Schranken weißen will oder ich ihn von der anderen Seite bitte zu weichen, dann geht es auch.

Gleiches Spiel, wenn ich sie auf ein Brett treten lassen möchte (Vorbereitung Wippe) oder, oder...
Er braucht für alles viiiel länger.
Kann man ihm irgendwie etwas auf die Sprünge helfen oder muss ich mich da einfach mit abfinden, dass er eben laaaangsamer im Begreifen, dafür schneller im Laufen ist?
Liebe Grüße
Die Flummis

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Napipony
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von Napipony »

Nicht demotiviert sein, aber Jack hat eh noch Probleme mit seinem Hinterteil, also geh mal davon aus, dass er sozusagen sein hinteren Teil noch nicht so ganz unter Kontrolle hat...
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Muriel
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von Muriel »

Von so unterschiedlichen Pferden lernt man am meisten :-D Weil man nämlich lernt, dass nichts selbstverständlich ist.
Ich habe z.B. bestimmt schon 4x mit der Grundinstallation des Hüfttarget (mehrfach hintereinander immer wieder Hand auf Hüfte, Kekswort oder Click + Leckerlie) angefangen, wenn ich Glück habe, kommt später dann nach vielen Sekunden des Nachdenkens irgend eine Bewegung (rückwärts, vorwärts, seitwärts bevorzugt aber WEG von meiner Hand).
Das macht mich echt ein bisschen fertig.
Beruhigt es Dich irgendwie, dass ich mit Mirko einige MONATE daran gearbeitet habe, und zwar völlig ohne Erfolg?
Erst als ich "egal welche Bewegung" bestärkt habe, nach langem Warten (mehrere Minuten) völlig ohne Bewegung, hatten wir endlich den richtigen Drive drin. Danach hat es dann noch einige Zeit (ca 6-8 Einheiten) gedauert, bis er verstanden hat, dass die Hüfte her zu mir soll. Dachte ich. Bis ich die Seite gewechselt hab und er weiterhin die Hüfte in diese Richtung schwenkte, also weg von mir. :lol:
Also das gleiche für die andere Seite nochmal, bis er dann verstanden hatte: Hüfte zur Hand hin.

Er hat halt in früheren Jahren gut und gründlich gelernt, mit der Hüfte zu weichen auf Antippen. Da umzuschalten war für ihn fast unmöglich.
Vielleicht geht es Deinem Pferd auch so...

Und die Körpertargets sind für Clickeranfängerpferde schwer... da müssen sie erstmal das Prinzip "Bewege diesen Körperteil" überhaupt verstehen lernen - und die am Rumpf sind am schwersten, denn da müssen sie ja den ganzen Rumpf irgendwie bewegen, und nicht nur den Hals zb.
Hast du denn schon irgendwelche anderen Targets gemacht? Hinterhandtarget eignet sich besser zum Anfangen. Und dann die Kopftargets, dann Schulter, Knie und dann Hüfte.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
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Fionnlagh
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von Fionnlagh »

Vielleicht hat es auch ein bisschen was damit zu tun, wie die Pferde groß geworden sind!?

Meiner ist mit dem Clicker groß geworden. Der hat für das Hüfttarget und die Kopftargets jeweils eine Einheit von ein paar Minuten gebraucht. Beim Nasentarget hab ich die Hand vielleicht 5mal angelegt und dann wußte er, was ich wollte.

Aber derzeit hab ich ein Pony als RB, der das System hinter dem Clickern bisher nicht gekannt hat. Der tut sich unheimlich schwer und ich gebe zu, der Umstieg von meinem Pferd zu dem Pony ist echt heftig. :ohhh:
Obwohl das Pony nicht dumm ist. Die Konditionierung hatte er schnell heraußen. Er kapiert nur nicht recht, dass ich gerne seine Eigeninitiative hätte.
Ich schätze, bei solchen Pferden dauert das einfach viel länger... :nix:
"Ich habe es noch nie getan, darum glaube ich, dass ich es kann." Pipi Langstrumpf
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Lewitzer Flummi
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Ich hab gerade/seit längerem etwas "Rücken". Arme minutenlang ruhig oben halten geht einfach nicht...

@Napipony
Wenns nur die Hinterhand wäre, aber es sind ja auch noch andere Sachen. Wobei "Bussi" (also mir den Kopf leicht schief vors Gesicht halten, damit ich einen Bussi geben kann) absolut schnell zu installieren war. Verbraucht auch nicht viel Energie. :lol:

@Muriel
Die anderen Targets kenne ich noch gar nicht. :oops:
Finde ich die in dem englischen Buch? Hatte es angefangen zu lesen, aber ab und an brauch ich das Wörterbuch und dann wird es etwas ätzend.
Ich versuche das Hüfttarget bei beiden seit einiger Zeit. Minimale Fortschritte sind da sicherlich schon vorhanden, aber es frustriert halt ganz schön, wenn der eine so ein kleiner Blitzmerker ist und der andere eben das ganze Gegenteil.
Jack schleppt sicherlich viel aus seiner Vergangenheit mit sich herum und die einseitige Blindheit macht es ganz sicher auch nicht leichter, aber dass das soooo einen Unterschied bewirkt, hätte ich nicht erwartet.
Der Lütte hat sich binnen 15 Minuten von "Hilfe da liegt was unbekanntes" zu "Klar, deck mich ruhig komplett mit der Plane zu" gewandelt. Bei Jack fehlte da bereits das Grundvertrauen - er hat zwar mitgemacht, aber die Skepsis stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Wie kann ich ihm mehr (Selbst)Vertrauen geben? Das Clickern hat schon einiges gebracht, aber so richtig geplatzt scheint der (Angst)Knoten im Kopf noch nicht zu sein.

@ Fionnlagh
Jack ist 11,5 jahre alt und wurde ziemlich sicher mit Druck etc. gearbeitet. Er hatte zu funktionieren, was er vermutlich auch tat. Er weicht Druck generell und flott, sucht im Gegensatz zum Lütten keine echte Konfrontation und hat (fast) keine Eigeninitiative.
Ich weiß auch nicht, wie ich die in ihm wecken soll und ob das soo wünschenswert ist. Der Lütte hat manchmal schon ein bisschen zu viel davon. :whistle:
Zuletzt geändert von Lewitzer Flummi am Do 8. Nov 2012, 21:55, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Fionnlagh
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von Fionnlagh »

Lewitzer Flummi hat geschrieben: Der Lütte hat manchmal schon ein bisschen zu viel davon. :whistle:
Jup. Das kommt mir bekannt vor... ;) Ich nehme an, das ist die Kehrseite der Clicker-Medaille :-D
Aber trotzdem ist MIR das tausend mal lieber als anders :-n
Ich schätze, das wird bei deinem Jack dann sicher eine Rolle spielen.
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november
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von november »

Ob man da von "Auffassungsgabe" reden kann, weiß ich nicht. Ich denke, das begreifen, was der Mensch möchte, hängt von vielen Faktoren ab. U.a. die hier schon genannte Vorgeschichte, aber auch wie extrovertiert das Pferd generell ist, wie gerne es die Leckerlis haben möchte, wie seine Vorlieben sind. mein Oldie z.B. lernt Sachen, die er mit den Hufen machen soll sehr schnell, Dinge, bei denen er sein Maul einsetzen soll gehen laaaaaaangsam bis gar nicht.
Übrigens üben wir das Hüfttarget seit Jahren (mit großen Unterbrechungen) - ohne den kleinsten Erfolg.
Die anderen Targets kenne ich noch gar nicht.
Finde ich die in dem englischen Buch?
Brauchst du nicht zu finden. Einfach etwas Transferleistung. :mrgreen: Was mit der Hüfte geht, gent mit jedem anderen Körperteil (sofern anatomisch möglich) auch. Ohr, Kinn, Huf, Knie.... Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. ;)
Er weicht Druck generell und flott, sucht im Gegensatz zum Lütten keine echte Konfrontation und hat (fast) keine Eigeninitiative.
Ich weiß auch nicht, wie ich die in ihm wecken soll und ob das soo wünschenswert ist.
Was meinst du denn damit, dass du nicht weißt, ob es wünschens wert ist, Eigeninitiative zu wecken? Wenn dir das nicht wünschenswert erscheint, solltest du nicht clcikern. da ist Eigeninitiative das A und O, darum geht es, das will man.
Es fällt Pferden, die es gewöhnt sind, dass man ihnen sagt, was sie tun sollen oft sehr schwer, eigene Ideen zu entwickeln. Das braucht zeit und Geduld.
Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich finde es klingt als würdest du (wahrscheinlich unbewußt) dein Pferd unter Druck setzen und blockieren. Du hast, so lese ich es jedenfalls, sehr konkrete Vorstellungen, was du erreichen möchtest und bist dann enttäuscht, dass es nicht so klappt, wie du es dir vorstellst. Das erzeugt auch eine Form von Druck.

Möglicherweese muss dein großer erstmal lernen, dass er selber Initiative zeigen darf. Daher würde ich dir raten, KEINE Erwartungen zu haben. Nimm dir ruhig etwas vor (vielleicht nicht gerade so etwas schwieriges wie Hüfttarget) und dann schau mal, was dein Pferd anbietet. Wenn irgendetwas anderes dabei rauskommt, egal, ist doch auch schön. Ich wollte z.B. Mattentraining machen, da wurde der spanische Gruß draus. Auch nett.
Achte darauf, was dein Pferd mag. Ist er maulig oder hufig? Macht er gerne Sachen mit Requisiten oder lieber ohne? Usw.

Nett, um Tieren zu zeigen, dass sie selber akti werden können ist die 101-Dinge-Kiste. Dazu nimmt man einen Karton (oder einen beliebigen anderen Gegenstand), gibt ihn dem tier und clickt alles, was es damit macht. Auch wenn es nur anschauen ist. Die meisten finden viel Spaß daran.

Ihr macht das schon!
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Lewitzer Flummi
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Das mit der evtl. nicht gaaaanz so gewünschten Eigeninitiative geht auf den Blödsinn zurück, den der Jungspund gern mal macht. Der geht eben auch ziemlich schnell mal durch den Zaun, rennt der über die Weide schleichenden Katze hinterher um sie zu jagen und so Sachen eben. Unfug.... aber lustig ist es meistens schon. :lol:

Und ja, ich habe das Gefühl Jack mit dem Clickern teils unter Druck zu setzen :tuete: und deswegen frage ich hier um Rat.
Einen Karton kann ich ihm ja mal hinstellen und einfach abwarten was passiert. Morgen soll es halbwegs schön werden.
Oft ist es auch problematisch, dass der Lütte sich gern mit :ichichich: wie ein Bulldozer dazwischen schiebt, wenn ich ihn nicht explizit aussperre.
Liebe Grüße
Die Flummis

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SCvet
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von SCvet »

Hi,

ältere Pferde haben oft gelernt, daß es besser ist, nichts unaufgefordert anzubieten. Außerdem lernen viele Pferde, daß sie ihre Körperteile nur ja nicht an die Menschen annähern. Und das Hinterteil schon gar nicht (kann ja nur bedeuten, daß ein Pferd drohen bzw. treten will :roll: ).

Wenn dein Älterer also traditionell ausgebildet wurde, bringst du ihn mit dem Hüfttargettraining vermutlich in eine Zwickmühle, weil du ja nicht wirklich meinen kannst, daß er widerrechtlicherweise seinen Hintern in deine Richtung dreht.

Ihm das Vertrauen zu geben, daß er auch solche Dinge gefahrlos (also ohne Ärger zu kriegen) anbieten darf, dauert, und außerdem ist es wichtig, daß das Verhalten, falls es gerade mal unerwünschterweise angeboten wird, in einer Weise korrigiert wird, die ihm nicht wieder jede Motivation nimmt.

Viele Grüße

Carola
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november
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Re: Unterschiedliche Auffassungsgabe

Beitrag von november »

Und ja, ich habe das Gefühl Jack mit dem Clickern teils unter Druck zu setzen :tuete: und deswegen frage ich hier um Rat.
Das ist doch schon mal gut. Also die Selbsterkenntnis. Wahrscheinlich musst du nicht nur am pferd sondern auch an dir selber arbeiten. ;)Wie schon geschrieben, schraube deine Erwartungen ganz weit zurück. Er muss nichts machen, er darf. Schau mal, was ihm liegt und mach mit ihm ruhig andere Sachen als mit dem Youngster, dann kommst du auch nicht so in Versuchung, die beiden zu vergleichen.

Was auch helfen kann, ist Sachen zu clickern, die das pferd schon kann. Z.B. anhalten auf den Punkt, Rückwärts, warten, etc. Das ist dann qwuasi ein kompromiss, weil das pferd genau weiß, was gefragt ist, aber trotzdem die Möglichkeit hat, sich einzubringen, indem es versucht, immer besser zu werden.
Oft ist es auch problematisch, dass der Lütte sich gern mit :ichichich: wie ein Bulldozer dazwischen schiebt, wenn ich ihn nicht explizit aussperre.
Wenn du die Möglichkeit hast, sperre den Youngster aus. Ich könnte mir vorstellen, dass es deinen Großen vom Kopf her sehr entlastet, wenn er mit dir alleine trainieren kann (es sei denn, er wird dann nervös). dann kann er sich auf dich konzentrieren und hat nicht noch "Konkurenzdruck". ;)

Wart mal ab, der kommt noch und dann wird es wunderschön sein. Mein Oldie hat mit 25 noch gelernt, dass man auch mal was selber anbieten darf und dass man das Training beeinflussen kann. Er ist total aufgeblüht dadurch und ein Muster an Arbeitseifer. ;)
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