Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Moderator: Sheitana

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-Tanja-
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Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von -Tanja- »

Seit fünf Monaten ist Kurti, ein derzeit 2 Jahre und 7 Monate alter Noriker-Wallach bei uns. Der derzeitige Ausbildungsstand ist der, daß er sich anbinden und putzen läßt, einwandfrei Hufe gibt, wir gehen 1x/Woche 1-2 Stunden in Begleitung seines Kumpels spazieren, hin und wieder mal für kürzere Strecken auch alleine, wir clickern ein wenig und machen seltenst kleinste Einheiten in Bodenarbeit (z. B. Hinterhandweichen, was ist ein Regenschirm, wie geht man über eine Plane) für ca. 5 Minuten. Zweimal haben wir auch schon probiert, ihn als Handpferd für ca. 30 Minuten mitzunehmen, was sehr gut geklappt hat, weil er toll auf Stimme hört und auf leichtestes Zupfen am Halfter reagiert. Das wollen wir über den Winter noch ein wenig weiter ausbauen. Im nächsten Frühjahr möchte ich ihn langsam anlongieren.

Grundsätzlich möchte ich ihn auf das Anreiten, was frühestens mit 3,5 Jahren geplant ist, mit Handarbeit, zunächst am Kappzaum, später, wenn der Zahnarzt mal da war und sein OK gegeben hat auch mit Gebiß, vorbereiten.

Hat hier jemand ebenfalls Erfahrungen mit Handarbeit als Vorbereitung aufs Reiten? Wie, wann, wo, was seid Ihr vorgegangen?
Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Hina_DK
Einhorn
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Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von Hina_DK »

Ich mache auch Handarbeit mit meinem Jungspund. Der ist 5 aber als Isi eben Spätentwickler. Angeritten ist er zwar schon aber es hat sich erwiesen, dass erstmal Arbeit an der Hand sehr wichtig ist, dass er aus seiner hohen Grundspannung rauskommt und das Gleichgewicht besser findet. Es dient auch gut dem Muskelaufbau. Für die Arbeit an der Hand ist ein schwerer Kappzaum, wie man ihn fürs longieren benutzt, nicht so gut geeignet, da die Zügelhilfen da nicht ausreichend fein wahrgenommen, sondern eher etwas verschwommen ankommen. Besser funktioniert es mit einem leichten Cavecon. Ich habe das Buch von Oliver Hilberger "Gymnastizierende Arbeit an der Hand". Ich finde das dort alles sehr gut beschrieben, wie man vorgeht und warum man etwas macht. Dabei sind beide Möglichkeiten aufgezeigt, zum einen mit Zaum und Trense, zum anderen mit Cavecon. Beim jungen Pferd würde ich aber auf alle Fälle die gebisslose Variante vorziehen. Vor allem mache ich alles in sehr kleinen Schritten. Ist eine Übung gut gelöst, machen wir auch mal nach 5 min Schluss und packen nicht gleich die nächste drauf, sondern erfreuen uns mit viel Lob an dem Erfolg. Zuviele Wiederholungen hintereinander machen wir auch nicht. Das Pferd soll ja daran nicht den Spaß verlieren, sondern es mit Freude machen. Bei der Arbeit an der Hand kann man so auch schon recht gut, die reiterlichen Hilfen bekannt machen, so dass das Pferd beim Anreiten nicht mit zu vielen neuen Dingen auf einmal konfrontiert wird. Abwechselnd zur Arbeit an der Hand finde ich den Longenkurs dann sehr passend.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
ehem User

Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von ehem User »

hallo hina, hallo tanja,

freue mich, hier etwas über bodenarbeit gefunden zu haben.
ich selber halte extrem viel davon und denke, besser kann man kein pferd auf ein gemeinsames leben vorbereiten und eine basis voller gegenseitigem vertrauen und respekt schaffen. diese erfahrung durfte ich schon bei meinem pflegepferd machen. allerdings ist er 19 jahre alt.

meine lilou ist jetzt 4,5 jahre alt, angeritten (mehr schlecht als recht, was mich nicht stört, da ich eben nur vom boden arbeite). für mich ist die bodenarbeit vor allem arbeit am vertrauen und gemeinsames lernen. ich mache das nach pat parelli und seitdem ich es so mache, geht es stetig voran.

anfangs habe ich, nachdem sie in der neuen herde angekommen ist, sie mit auf spaziergänge mitgenommen mit anderen pferden aus dem stall. das war super bis zu dem tag, an dem sie rossig im wald ausgerastet ist - für mich ohne vorankündigung: ein pferd aus einem anderen stall wieherte (irgendwo durch die bäume), sie wieherte zurück und stieg. wollte dann noch quer durch die botanik. ab dem zeitpunkt habe ich a) gemerkt, dass ich der situation überhaupt nicht gewachsen war und b) im vorfeld schon etwas falsch gemacht haben muss, sonst wäre das nie passiert.

parallel dazu hatte ich angefangen, sie zu longieren, mit kappzaum (erstmal noch nicht nach longenkurs, um nicht zuviel auf einmal abzufordern). auch da klappte alles super (dachte ich) - sie reagierte auf leiseste zeichen, teils flüstern, manchmal nur gedanken, bis sie eines tages (zu ihrer rossigkeit, was ich ja bis dato nicht wusste) auch an der longe total tickte und sich wie verrückt gebärdete.

danach hatte ich erstmal heidenrespekt, weil 600kg gegen 60 kg einfach in keinem verhältnis stehen und klar (für mich) ist, dass man ein pferd weder mit gewalt noch kraft kontrollieren kann. ich habe dann analysiert und gesehen, dass der erste fehler der war, dass ich es geduldet habe, dass sie (immer nur im wald) am strick zog, also mich überholte. nach dem vorfall im wald habe ich auch haufenweise schlaue sprüche bekommen wie "die verarscht dich nur" etc. aber niemand hat mir vorher dazu was gesagt, geschweigedenn eine lösung dadür aufgezeigt.

stück für stück und dank parelli konnte ich analysieren, was ich falsch gemacht habe und vor allem - was ich daraus machen kann. seither arbeite ich konsequent daran. anfangs viel mit rückwärtsrichten, mittlerweile sind feinheiten dazu gekommen, da ich das glück habe, in meinem stall eine frau zu haben, die ihr pferd nach parelli ausgebildet hat und mir viel zeigt.

seitdem gehts wirklich bergauf. ich gehe mit knotenhalfter mit ihr spazieren, allein, ohne die anderen. ich bin zielgerichteter, selbstbewusster, ruhiger geworden. sie vertraut mir mehr und mehr und wir meistern gemeinsam neue hürden: z.b. eine streugutkiste, die plötzlich an der strassenecke steht. ins gelände bin ich mit ihr jetzt auch einige male allein gegangen und je öfter wir das machen, desto entspannter wird sie.

es tut gut, diese kleinen erfolge zu haben und zu sehen, wie sie mir vertraut. es tut gut, den langen strick zu haben (wovor ich vorher immer etwas bammel hatte, aber auch noch habe - im gedanken, falls sich pferd mal losreissen würde, dass es über den strick stolpern und stürzen könnte), weil sie auch mal einen satz zur seite machen kann, ohne dass es mir gleich den arm auskugelt.

ich gebe während "der arbeit" grundsätzlich keine leckerlis mehr, sondern nur lob in form von worten oder streicheleinheiten, aber am ende jeder begegnung schliesse ich das ab mit einer gelben schüssel voller karotten, kräuterleckerlis,hagebutten und anderen guten sachen. dann putze ich sie und bringe sie zurück zur weide. und mittlerweile ist es so, dass sie, auch nachdem ich ihr das knotenhalfter abgemacht habe, bei mir noch eine weile stehen bleibt und ich sie dann hinter den ohren kraule. dabei senkt sie den kopf (hab ich ihr beigebracht).

das buch übr die gymnastizierende bodenarbeit habe ich übrigens auch. ich finde es auch sehr gut erklärt und illustriert und habe mit meinem zaumzeug (hatte ich für mein pflegepferd gekauft, gebissloses LG-zaum) auch schon übungen daraus gemacht. ich habe aber auch noch andere bücher und ziehe mir aus jedem das, was ich gebrauchen kann, die meisten sind mehr oder weniger pat-parelli-basierend.

das schöne ist - ich habe ja zeit. ich muss mein pferd nicht schnell ausbilden, weil ich unbedingt turniere reiten will oder es schnell verfügbar haben möchte. für mich ist es schon ein grosses geschenk, mir diesen traum erfüllt zu haben und einfach gemeinsam zeit mit lilou verbringen zu können.

wenn ihr noch tipps oder anregungen habt, würde ich mich freuen, mich weiter auszutauschen - was und wie ihr noch so macht.

schrecktraining habe ich mit ihr auch schon gemacht, was sie super gemacht hat (regenschirm, plastiktüte, flatterband)....

LG, nathalie
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Cashew
Lehrpferd
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Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von Cashew »

Hallo Tanja!

Mein Jungspund ist jetzt auch 3,5. Ich habe diesen Frühling versucht, mit den Vorübungen zum LK an zu fangen, aber das klappt noch nicht. Ich muss noch ausmachen, was es eigentlich ist, verschiedene Vermutungen sind: einfach noch zu jung im Kopf, er mag es nicht, dass ich so nah an ihm dran arbeite. Weitere Varianten eher klassischer Handarbeit haben wir bis jetzt also nicht ausprobiert.

Was bei uns super klappt, ist DoLo. Da ich da aber keinerlei Erfahrung mit hatte, bekomme ich einmal pro Monat Unterricht. Der Übergang war ganz sachte, ich mache schon seit einem Jahr Freiarbeit mit ihm, auf körpersprachliche Signale reagiert er gut. Am Anfang konnte ich diese Signale unterstützend zu den ganz neuen Zügelhilfen benutzen. Ich finde, dass die DoLo einige Trümpfe hat. Zum einen lernt das Pferd schon mal die Zügelhilfen kennen. Zum anderen ist es "eingerahmt", was das Arbeiten an Stellung und Biegung erleichtert. Ich muss aber dazu sagen, dass Cashew es mir in der Beziehung leicht macht. Er sucht meist schon von sich aus eine schöne Haltung und auch das Angewöhnen an die Leinen war kein Problem. Problem liegt eher bei Besi und möglichem Verheddern... :oops:

Es ist natürlich für ein junges Pferd schon eine recht komplizierte Aufgabe. Cashew hat in den ersten Einheiten viel Pausen zum Nachdenken und Überlegen bekommen. Die Einheiten dauern auch nie länger als 10 Minuten (aufzäumen inbegriffen). Ich benutze für diese Arbeit einen Vienna-Kappzaum, Longiergurt und DoLo ohne Umlenkrollen. Wir machen das auf einem gut umzäunten Außenplatz.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, das mit dem eigenen Pferd zu erarbeiten. Wir machen neben dem eher "seriösen" Arbeiten auch noch viele andere Sachen, aber die DoLo ist wirklich als Vorbereitung zum Reiten gedacht. Wichtig ist meiner Ansicht nach, das Pferd schon vom Boden aus mit späteren Reiterhilfen vertraut zu machen und die Übergänge gleitend zu machen. Kombinationen von Körpersignalen/Zügelhilfen wie bei der DoLo oder Kombi Stimmkommandos/andere Hilfen bieten sich hier natürlich an. Außerdem sollte man die Gelegenheit nutzen und das Pferd bereits vor dem Reiten gut gymnastizieren. Ich glaube das hast du ja eh vor. Ich wünsche euch beiden viel Erfolg und Freude! :-d
Viele Grüße,
Sarah und Co


Das Tagebuch des Herrn Nuss
in memoriam Die Orgelpfeifenbande
ehem User

Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von ehem User »

Hallo Lilou,
kannst du das ein bisschen genauer erklären, wie du beim Führen vorgegangen bist?
Ich habe eine junge Stute, die immer sehr nervös ist und dann eilt. Ich schaffe es nicht, dass sie anständig neben oder hinter mir herläuft. Zudem schießt sie immer ohne Vorwarnung los und mir gehen langsam die Ideen aus.
Ich traue mich nicht mit ihr den Hof zu verlassen, weil sie nicht kontrollierbar ist.
Übungen wie FiS, GHP-Übungen macht sie ganz cool mit. In dem Moment ist sie auch voll bei mir, aber im nächsten Moment hüpft sie schon wieder. In der Regel ist da nicht mal was...
ehem User

Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von ehem User »

hallo glaesir,

gerne mach ich das. bitt erklär du mir dafür was fis und ghp ist? *kopfkratz*

ich habe genau dieselben probleme gehabt mit lilou. meist ist sie ruhig neben mir gegangen, aber immer, wenn wir in den wald kamen, dann zog sie vor. es ist völlig sinnlos, einen kraftakt daraus zu machen - 60kg gegen 600 kg sind einfach chancenlos. und auch ich hatte zu dem zeitpunkt keine idee, wie ich das verhindern kann, ausser - wenns der platz hergab - volten laufen und anhalten, was aber das problem nicht wirklich löste.

was du auf jeden fall machen solltest, ist, sie sofort rückwärts zu richten, wenn sie auch nur ansetzt, dich zu überholen.
aber: ich würde an deiner stelle mehr basisarbeit machen, auf dem platz arbeiten, grundlagen schaffen, dann erst wieder ins gelände gehen. aus folgenden gründen:

was ich gelernt habe, ist, dass wir begreifen müssen, dass wir raubtiere sind und pferde fluchttiere, d.h. unser gehen, denken, schauen, handeln ist völlig gegensätzlich. das wiederum heisst, wir müssen lernen, wie ein pferd zu denken und uns nicht wie ein raubtier zu benehmen (pferde können z.b. nicht gut scharf sehen, aber dafür kleinste bewegungen, auch in grosser entfernung. und es könnte ja ein raubtier sein, das dein pferd fressen will... schliesslich haben sie 16 millionen jahre so ohne uns überlebt).

am ende, um es kurz zu fassen, geht es darum, dass du in jeder situation LEIT-pferd für dein pferd bist, es also LEITEN kannst. bist du es nur manchmal, bist du es gar nicht.

ein pferd braucht die herde und den schutz der herde, d.h. in dem moment wo DU mit deinem pferd unterwegs bist oder etwas machst, musst DU die herde sein, das wiederum heisst, dass du ein adäquater herdenersatz sein musst. du musst zu JEDEM zeitpunkt deinem pferd das gefühl geben, dass du auf es aufpasst, dass DU es BESCHÜTZEN kannst. dein pferd fängt dann an herum zu hampeln oder wegrennen zu wollen, wenn es sich MIT DIR nicht mehr sicher fühlt. DANN trifft es eine EIGENE entscheidung, weil du in seinen augen versäumt hast, sein leben zu beschützen (was ein LEITTIER aber getan hätte).

soweit so gut. wie sieht das in der praxis aus? in der praxis sieht es so aus, dass ich zur zeit überwiegend (auch aufgrund des wetters) mit lilou auf dem platz arbeite. ganz kleine dinge - aber: kleine ursache, grosse wirkung. ich habe mir angewöhnt, so gut wie nonverbal zu arbeiten. auch keine leckerlis. weil pferde selten über laute und gar nicht mit leckerlis kommunizieren. belohnung ist wenn ich sie in ruhe lasse oder das "friendly game" mache, sie streichel (nie klopfen).

ich habe z.b. anfangs den fehler gemacht, mich immer nach ihr umzudrehen, ständig mit ihr zu reden, sie zu streicheln, etc. wenn wir raus gegangen sind.
jetzt fokussiere ich - zuerst im kopf - was ich will und wohin ich will, da gehe ich dann auch hin. ich drehe mich nicht um nach ihr, ich gehe zielgerichtet. wenn sie stehen bleibt, um etwas zu schnuppern oder zu schauen, kann sie das: 1,2,3 sekunden, dann weiter.
wenn sie mich überholen will: SOFORT RÜCKWÄRTS RICHTEN.
wenn sie anfängt, zu pumpen, versuche ich völlig neutral zu bleiben. je mehr du versuchst, sie zu beruhigen, desto mehr bekommt sie das gefühl, es gibt einen grund angst zu haben, sie beruhigen zu müssen. sie spürt auch den kleinsten zug am strick, den du aufbaust, weil du unter spannung stehst.
der parelli-strick ist z.b. 3,70m lang. damit kann sie auch mal einen satz zur seite machen, ohne dass zug entsteht und ihre panik verstärkt.

am besten - mein vorschlag - setz dich mit pat parelli auseinander, falls es dein ding ist. es gibt das buch "natural horsemanship". ich habs in englisch, aber auf der hippologica gesehen, dass es das auch in deutsch gib. es ist ein grundlagenbuch, super interessant, leicht verständlich.
es gibt auch noch die 7 spiele. es kann alles ineinander gehen, das heisst, du kannst damit auch parallel anfangen (google mal). wichtig ist, dass du konsequent bist. und: mit dem herzen dabei.

parelli sagt "nimm die zeit, die es braucht, dann geht es schneller" und er sagt auch "wenn du merkst, dass du ungeduldig wirst, dein pferd nicht das macht, was du willst oder es halt einfach mal nicht funktionieren will, dann pfeife ein lied. das bringt dich runter und verhindert, dass du etwas falsches machst", denn pferde kennen keine bestrafung, wie wir sie kennen. arbeite mit positiver verstärkung. mach deinem pferd das, was du dir von ihm wünscht, so leicht wie möglich und das, was es lassen soll so schwer wie möglich.

versuche doch mal ein paar wochen ein kleines programm.

wenn du aufs paddock gehst, um dein pferd zu holen, dann geh nicht direkt hin, sondern geh ein paar schritte hin, bleibe stehen, geh wieder weiter. also nähere dich an statt einfach hinzugehen.
geh vielleicht auch einfach mal hin, leg das halfter an, streichel dein pferd, mach das halfter wieder ab und gehe.
mach dich nicht "berechenbar" für dein pferd (also immer selbe abläufe), sondern bringe abwechslung in eure zusammentreffen. du kannst auch mal hingehen bis sie dich sieht , dich dann umdrehen und einfach gehen.

ich hab mit lilou alle facetten durch. wir hatten auch die phase, dass sie wegrannte, wenn ich mit dem halfter kam. ich habe sie dann so lange genervt, bis sie stehenblieb und sich das halfter anlegen liess. daraufhin habe ich es oft gemacht wie oben beschrieben, angelegt, wieder gegangen. mittlerweile kommt sie mir entgegen, wenn ich sie rufe (dann bin ich sehr stolz und verliebt in mein pferd....)

parelli sagt, du solltest nicht mehr als max. 120g druck benötigen (kann man gut an einer analogen briefwaage testen), um dein pferd (in alle richtungen) zu bewegen. eine davon ist rückwärts. wenn du mehr als diese 120g druck benötigst, (also dass es nachgibt), dann hat es nicht wirklich nachgegeben, dann hat es dir einen widerstand entgegen gesetzt, wenn auch einen winzig kleinen. parelli arbeitet in 4 phasen des drucks.
er sagt auch: je besser du dein pferd rückwaärts richten kannst (aber auch in die anderen richtungen), desto besser sind "die bremsen", die du in dein pferd einbaust...

das heisst, du könntest mit deinem pferd auf den platz oder ins roundpen gehen und einfach diese dinge üben. immer wieder, so lange, bis du dich mit deinem pferd sicher fühlst, so lange, bis eure kommunikation und dein status bei ihr geklärt sind.

zeige deinem pferd immer wieder, dass du sein freund bist, das heisst, streichel es, mit deinen händen, mit einem stick (wenn du nach parelli arbeitest), mit dem strick. du solltest dein pferd überall anfassen können, auch an den empfindlichsten stellen. zeige ihm aber auch immer wieder, dass DU dich in der leitposition siehst und dieser auch würdig bist.

wenn du mit den vier phasen rückwärts richten wolltest, wäre phase 1: hand auf den nasenrücken legen, phase 2: leichten druck, phase 3: etwas mehr druck, phase 4: sehr grosser druck.
das wichtigste: sobald dein pferd dir antwortet, d.h. auch nur einen huf hebt und ansetzt, auf deinen druck zu reagieren: AUFHÖREN! das ist am wichtigsten. also nicht so sehr, was du tust (verlangst), sondern WANN du aufhörst.

raubtiere (menschen) suchen bestätigung. pferde suchen komfort. d.h. ein pferd wird immer einen weg suchen, druck auszuweichen. und genau damit arbeitest du. aber das ziel ist, mit einem minimum an "druck" auszukommen.
wenn die kommunikation irgendwann richtig funktioniert, dann reagiert dein pferd auf fingerzeig aus der entfernung.

und wichtig: DU bewegst das pferd. ein ziel ist es, dass du stehen bleibst, das pferd sich bewegt (also du das pferd bewegst). dies ist eines der spiele, die pferde spielen - wer bewegt wen....

so, jetzt habe ich einen halben roman geschrieben und wahrscheinlich für dich ziemlich durcheinander erzählt...? ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen. wenn nicht, frag einfach. ich bin ja selber noch lernend...

übe das nachgeben, also vor allem (aber nicht nur) rückwärts richten und dein pferd mit dem geringstmöglichen druck in ALLE richtungen bewegen zu können.

ich wünsche dir viel erfolg!!

LG, nathalie
ehem User

Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von ehem User »

gerne mach ich das. bitt erklär du mir dafür was fis und ghp ist? *kopfkratz*
Gerne mach ich das ;)
Also FiS= Führen in Stellung, kommt aus dem Longenkurs von Babette. Man hat den Kappzaum drauf, hält eine Hand auf der Nase und führt das Pferd so. Man kann so den Kopf bzw. das ganze Pferd steuern und die Stellung erarbeiten.
GHP= Gelassenheitsprüfung, daraus machen wir Übungen, wie über Plane laufen, Regenschirm auf und zumachen usw.

Danke für deinen langen und ausführlichen Bericht. Ich denke auch, dass bei uns einfach nicht klar ist, wer das Sagen hat. Ich habe sogar ein Buch von ihm, aber das staubt schon zu. Hatte mich da mal reingelesen, aber für meinen Hengst passte das einfach nicht. Der ist aber auch ganz anders.
Wenn ich zum Paddock der Stute gehe, dann steht sie schon am Tor, laufe ich auf dem Paddock, dann läuft sie mit, wobei sie auch da versucht vor mir zu kommen. Rückwärts klappt eigentlich ganz gut, ist aber auch abhängig, wie sie grad drauf ist. Gestern hat sie mir ins Bein gebissen, bei der "Kopf tief"-Übung. Das finde ich schon arg respektlos. Schimpfe ich dann, ist sie aber auch gleich durch den Wind. Genauso ist es aber auch mit den anderen Pferden. Da benimmt sie sich genauso.
Spazieren gehen liegt eh noch in weiter Ferne. Ich möchte erst mal nur bei uns auf dem Hof mit ihr umgehen können. Das macht mir schon Sorgen, dass ich sie da nicht mal von A nach B führen kann. Letzte Woche bin ich nicht mal mit ihr in den Roundpen gekommen, ganze 20m haben wir uns vom Paddock entfernt, dann hat sie unseren Nachbarn gesehen, der sein Auto zugedeckt hat und schon hatte ich statt einem 1,40 Isi einen 1,70 Araber neben mir. Sie reißt sich zwar nicht los, aber hüpft rum, ist total hibbelig und läßt sich auch nicht beruhigen. Bin in dem Moment einfach nur diese 20m hin und her gelaufen, bis sie halbwegs ruhig war.
Ich werde mein Buch mal rauskramen und mich da einlesen. Irgendwie müssen wir ja ne Lösung finden.
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Hina_DK
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Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von Hina_DK »

Ähnlich war das ja auch mit meinem Jungspund. Anfangs ließ er sich noch gut führen, bis er sich dann zum Chef erklärte. Dann führte er mich oder führte eben nicht ;). Geholfen hat da vor allem auch die Übung "Kopf tief". Sowie der Nüschel nämlich oben war, übernahm er die Führungsposition. Wenn er anfing rumzudrängeln, dann blieb ich mit ihm stehen. Sowie er auch nur anfing, ein Bein zu heben, gings auch mal einen Schritt rückwärts. War er schneller, hing ich wieder wies Fähnchen hinten dran. Man muss einfach schneller als das Pferd sein. Gar nicht so einfach. Da hilft aber auch ganz gut, wenn man z.B. das Ohrenspiel beobachtet. Die Pferde sind letztendlich gar nicht so unberechenbar, sondern kündigen eigentlich alles, was sie vorhaben schon vorher an. Wenn ein Pferd wie angewurzelt stehen bleibt, kann man eigentlich nur versuchen, es irgendwie aus dem festgenagelten Gleichgewicht zu bringen, so dass erstmal überhaupt wieder eine Bewegung reinkommt. Zerrt man, wird die Bastion noch fester, weil es dann noch mehr Gegendruck aufbaut. Manchmal hilft es dann, das Pferd auch mal seitlich neben dem Genick etwas zu massieren, damit es erstmal wieder entspannt, denn ohne die Entspannung, ist man ziemlich chancenlos.
Viele Grüße
Hina

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Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von ehem User »

So schnell kann ich da gar nicht reagieren. sie läuft ganz entspannt neben mir und zack ist sie nervös und dann hilft leider gar nichts mehr. Sie beruhigt sich nicht. so schlimm kenne ich das auch nicht. Klar macht ein Pferd mal nen Hopser oder rennt mal los, aber so, wie bei ihr hatte ich das noch nie. Sie bekommt auch im Roundpen so Anfälle. 5 Minuten ist alles gut. Sie ist total entspannt, macht sogar das Kompliment oder andere Zl und dann plötzlich: Panik und sie schießt da rum und dann weiß ich mir einfach nicht mehr zu helfen. Ich habe es mit rennen lassen probiert, wurde aber nur schlimmer. Dann habe ich es mit Longe probiert und sobald sie losrannte, habe ich die Kreise kleiner gemacht. Sie kommt dann auch, aber beruhigt sich nicht wirklich. Muss ich das dann aussitzen, bis sie ruhig ist. Bin mir da so unsicher.
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Re: Anfänge von Handarbeit mit Jungpferd

Beitrag von Sheitana »

Glaesir, ich weiß nicht, wie alt deine Stute ist. Vielleicht ist sie aber eingach noch zu klein, um solche Dinge schon alleine zu Meistern?
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