Trabsequenzen und "Ruhe ins Pferd" bei Handarbeit

Moderator: Keshia

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cabrito
Remonte
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Trabsequenzen und "Ruhe ins Pferd" bei Handarbeit

Beitrag von cabrito »

Hallo zusammen,
ich mache seit einigen Monaten mit meiner alten Dame (Vollblutaraberin, 27 Jahre jung) ganz regelmäßig Handarbeit (und LK, obwohl ihr scheinbar die Handarbeit mehr zusagt), da die weiße Göttin ihren Rentenantrag wieder zurückgenommen hat :-D Ich habe dabei Unterstützung von meinem Trainer der Légèreté, der ganz begeistert von meiner alten Dame ist (Zitat: "Man darf gerade ältere Pferde immer nur soweit fordern und fördern, wie ihre körperlichen Zustände es zulassen, aber dieses Pferd ist vom Seniorenprogramm weit entfernt!"). Wir haben inzwischen sehr schöne Fortschritte mit den Seitengängen (Konter-/Schulterherein, Travers, Traversalen, alles noch im Schritt) gemacht, arbeiten zurzeit noch meist im Schritt, mit Trabsequenzen (derzeit noch keine Seitengänge dabei) und mein altes Mädchen hat sich optisch und psychisch komplett verändert. Sie sieht super aus, sogar ihr Senkrücken scheint besser geworden zu sein, sie ist viel munterer und selbstbewußter :dance1:
Jetzt haben wir aktuell angefangen, Trab-Halt-Zurück-Antraben zu üben. "Vorwärts" konnte meine alte Dame immer schon gut, ich sage nicht umsonst, sie ist lieber tot als Zweite :lol: Wie gesagt, wir haben diese Übung jetzt ganz frisch begonnen, mein Trainer sagt, meine/unsere Hauptaufgabe wird sein, dass sie lernt, ihr "vorwärts" gezielter einzusetzen, sie wird, sobald man diese Übung einige Male wiederholt, schon ein wenig arg flott (um nicht zu sagen "positiv grell"). Wie würdet Ihr jetzt vorgehen? Ich brauche ein wenig Input, bis mein Trainer wiederkommt. Würdet ihr diese Übung an den Beginn einer Trainingseinheit legen und dann mit einer längeren Sequenz Schritt und Seitengängen wieder Ruhe ins Pferd bringen? Oder würdet Ihr einfach nur diese Übergänge nur 1-2 Mal wiederholen und dann eine Pause einlegen? Oder diese Übergänge immer nur einmal machen, dann eine Weile andere Dinge und dann wieder nur einmal? Und wenn sie dann ruhiger bleibt, erst dann mehrere Wiederholungen hintereinander legen?
Hmmmm, je mehr ich jetzt beim Schreiben darüber nachdenke, umso mehr denke ich, dass ich auf jeden Fall für den Anfang die Zahl der Wiederholungen herunterschrauben muss, die Frage ist dann vielleicht: Danach direkt Pause oder direkt mit ruhigeren Sequenzen weitermachen....Ach so, zur Info, wir machen generell ganz regelmäßige Pausen und sie macht bei der Übung keinen überforderten Eindruck, sie wirkt eher so, als würde sie das energische Antraben ein wenig überbewerten...
Bin gespannt
LG cabrito
Beate1712

Re: Trabsequenzen und "Ruhe ins Pferd" bei Handarbeit

Beitrag von Beate1712 »

cabrito hat geschrieben: Oder diese Übergänge immer nur einmal machen, dann eine Weile andere Dinge und dann wieder nur einmal? Und wenn sie dann ruhiger bleibt, erst dann mehrere Wiederholungen hintereinander legen?



.....oder direkt mit ruhigeren Sequenzen weitermachen....
LG cabrito

Bei uns hat das genau in der Kombi gefunzt. Verbunden mit ganz viel Lob fürs ruhig bleiben und selbst tragen ohne weglaufen. Es kann auch sein, dass ihr bei dieser für die HH doch sehr anspruchsvollen Übung einfach noch die Kraft fehlt , dass öfter gesetzt zu wiederholen. So entzieht sie sich dem durch Tempo. Es kann dir auch in dem Alter generell passieren, dass sie da weiter Probleme mit haben wird.
cabrito
Remonte
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Registriert: Do 17. Mai 2012, 15:16

Re: Trabsequenzen und "Ruhe ins Pferd" bei Handarbeit

Beitrag von cabrito »

Hallo Beate,
danke für Dein Feed-Back. Ich denke auch, dass ich das eher so wie oben beschrieben einbauen werde. Mein Gretchen ist ja immer schon ein extrem temperamentvolles Mädel gewesen, die nächsthöhere Gangart hat sie immer dankbar angenommen und scheinbar hat sie jetzt bei der Bodenarbeit quasi die nächste Energiestufe gezündet.....Sie tritt jetzt auch schon im Schritt viel energischer an ("latscht" eben nicht mehr so gemütlich neben mir her-übertrieben beschrieben, aber die Tendenz war schon so). Durch das intensive Arbeiten miteinander hat sie auch deutlich wieder an Selbstbewusstsein gewonnen, sie erkennt jetzt auch schon, wann ihr eine Übung besonders gut gelungen ist, bleibt dann stehen und brummelt mich an, weil sie der Meinung ist, jetzt wäre doch dafür eine Belohnung fällig (aber auch nur dann :-D )....es ist ja auch noch nicht so, dass wird diese wirklich nicht unanspruchsvolle Übung 10 mal hintereinander proben, man hat eher das Gefühl, dass sie beim Antraben sagt "naaaaa ennnndlich", wir laufen ja auch vorher ein wenig warm mit Schritt-Halt, Trab-Schritt und Schritt-Halt-Zurück-Schritt-Übergängen, ich glaube eher, sie hat wieder einen neuerlichen Selbstbewußtseins-Schub gewonnen und ihr Drang nach vorwärts ist ihrem deutlich verbessertem Körpergefühl geschuldet, sie fühlt sich wohl eher wie eine 5jährige und mag sich auch so benehmen....Jetzt ist es an mir, mit dem früheren Trinker der Lüfte und Springpferd die Ruhe wiederherzustellen und die Dehnungshaltung aus jeder Situation heraus abzurufen.....da fehlt ihr grade ein wenig das Verständnis für :-D
Ich glaube, mein Fehler ist es da vielleicht auch, "blockweise" unsere Einheiten zu gestalten. Als Beispiel eine Einheit:
- Aufwärmen in großen Linien
- Seitengänge: Erst Schulterherein, Travers, Pause, dann die Kombi beider Übungen in Bahnfiguren, Pause, dann Schritttraversalen (3 t`s? wie komisch sieht das denn aus?)
- Dann Tempowechsel wie weiter oben beschrieben (mit Pausen) bis hin zu Trab-Halt-Zurück-Trab...
....vielleicht sollte ich mit meinen Blöcken etwas weniger berechenbar sein.....
Wie gut, dass wir darüber gesprochen haben :lol: :lol: :lol: Wenn man versucht, seine Gedanken aufzuschreiben, dann wird auf einmal alles viel klarer...
LG cabrito
Beate1712

Re: Trabsequenzen und "Ruhe ins Pferd" bei Handarbeit

Beitrag von Beate1712 »

cabrito hat geschrieben: Wie gut, dass wir darüber gesprochen haben :lol: :lol: :lol: Wenn man versucht, seine Gedanken aufzuschreiben, dann wird auf einmal alles viel klarer...
LG cabrito


Genau.


Mehr durcheinander arbeiten, damit sie "warten" muss, was als nächstes kommt. :gut:

Das mit der Kraft kannst du vor Ort viel besser einschätzen. War eben ein Symptom, dass auch auf viele zutrifft.
Dass sie teilweise schon selbst ekennt, wann was richtig war ist super. Dann kannst du ihr nach und nach vercklickern, dass es richtig ist NICHT loszusteppen und sich nur das lohnt. Das begreift sie sicher bald.
ehem User

Re: Trabsequenzen und "Ruhe ins Pferd" bei Handarbeit

Beitrag von ehem User »

Oh.. es freut mich dass du so eine vitale und fitte 27jährige Araberdame deine Partnerin nennen darfst ;)

Ganz abgesehen von dem was du auch schon geschrieben hast (du machst dir ja eh super viele Gedanken dazu und hast gute Lösungsansätze),

hab ich vl noch einen Tipp für dich:

Ich selber hab auch 2 Flitzer - einer davon auch ein Vollblutaraber der freiwillig sicher nie 2er sein wird.
Ich verwende für Tempoverlangsamung immer ein *sch-sch*...
Das hat sich mittlerweile auch bei verschiedenen Menschlein so eingebürgert, denen ich ab und an mal Tipps geben darf.

Dieses *sch-sch* wirkt bei fast allen Pferden besser als ein "laaaangsam, ruuuuhhig, eaaaaasy,...".

Mein *sch-sch* spreche ich langsam und weich aus - damit nur verlangsamt wird.

Dafür heißt ein scharf und kurz gesprochenes *scht* --->Stopp.. und zwar egal aus welcher Gangart, in welcher Situation usw.. (Verwende ich auch für "Notstopps")
cabrito
Remonte
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Registriert: Do 17. Mai 2012, 15:16

Re: Trabsequenzen und "Ruhe ins Pferd" bei Handarbeit

Beitrag von cabrito »

Hallo Chris,

vielen Dank für Deinen Tipp und sorry, dass ich mich erst so spät dazu melde....ich war ein paar Tage nicht so aktiv im Forum.
Ja, so hat jeder seine "Laute". Bei meiner weissen Göttin leite ich einen Gangartenwechsel immer mit einem langgezogenen "uuuund" ein und um innerhalb einer Gangart Tempo herauszunehmen, haben wir einen speziellen leisen Pfiff....Dein "schhhhh..." kann ich mir auch gut vorstellen, allerdings glaube ich, wird sich meine weisse Göttin nach über 20 gemeinsamen Jahren mit mir nicht mehr auf diese Umstellung einlassen und mir quasi nen Vogel zeigen, wenn ich jetzt für sie das Rad neu erfinde. Bei meiner Kleinen werde ich das allerdings mal testen.

Ich habe wie oben beschrieben meine Trainingsphasen inzwischen komplett umgestellt und bin dadurch für sie auch viel weniger berechenbarer geworden. Hinzu kommt, dass jetzt, wo die Pferde nicht mehr die Riesenwiese, sondern nur noch die Winterwiesen und -ausläufe haben, mein altes Mädchen echt meint, sie wäre bewegungstechnisch unterversorgt. Dabei arbeiten wir wirklich so 5-6 Mal pro Woche, machen LK, Handarbeit und haben jetzt auch noch die Cavalettiarbeit mit aufgenommen....aber nööööö....das reicht wohl zusätzlich zum täglichen Auslauf nicht....Ich lasse sie jetzt schon mal vor unseren Einheiten in der Halle ein wenig frei laufen und sich die Hufe vertreten, da kann sie überschüssige Energie abbauen und das dankt sie mir mit einer deutlich höheren Konzentration in der gemeinsamen Arbeit.

Inzwischen ist auch schon Schulterherein im Trab kein Thema mehr und wir fangen mit Hilfe meines Reitlehrers gaaaanz vorsichtig an, die weisse Göttin auf die Piaffe vorzubereiten- sehr schöne Ansätze sind schon vorhanden....Echt der Hammer! Aber das hat Zeit, wie sagt mein RL so schön: "Die Piaffe ist an der Hand fast noch schwerer zu erarbeiten als unter dem Sattel, das darf man nicht mit "vorne halten, hinten Gerte" erzwingen, aber wenn wir das bei Al Khalifa richtig angehen, bekommen wir sie von ihr geschenkt". Das hat er doch sehr schön gesagt, nicht wahr?

LG cabrito
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