übergroße Begeisterung?
Verfasst: Sa 13. Okt 2012, 09:06
Hallöchen,
vor einem halben Jahr habe ich ein zweites Pferd gekauft, weil wir einen kleinen Hof gekauft haben und mein Wallach einen Kumpel brauchte.
Ich kenne das Pferd seit 6 Jahren, hatte aber nie vorher etwas mit ihm zu tun, weiß aber, was die letzten 6 Jahre mit ihm gemacht wurde.
Er war bis zu seinem 6. LJ Springpferd, wurde dann in einen Schulbetrieb verkauft (seitdem kenne ich ihn), nach ca. 2 Jahren auf dem gleichen Hof an einen Mann verkauft, der auf ihm reiten gelernt hat.
Aber auch als Privatpferd wurde er von mehreren Mädels geritten.
Leider wurde er die ganze Zeit unschön geritten, mit groben Mitteln und wurde immer "sauerer", wollte immer weniger laufen.
Zudem war auch die Haltung nicht wirklich schön, den letzten Winter hat er komplett in der Box verbracht und wurde nur zum Reiten rausgeholt.
Hier steht er jetzt im OS.
Er war im Mai beim Zahnarzt und kann jetzt wieder kauen und erst kürzlich war eine Physiotherapeutin bei ihm. Die Hüftbewegung links läßt zu wünschen übrig und die Physio wird nach vier Wochen wiederholt.
Ich habe nach dem Kauf erst mal nicht viel mit ihm gemacht und ihn vor allem erst mal nicht geritten.
Jetzt fange ich an, ihn nach dem LK zu longieren und reite ihn auch ab und an.
Er hat mich total positiv überrascht, was wohl auch daran liegt, dass ich null Erwartungen an ihn hatte.
Zum eigentlichen Problem:
Er liebt es, gelobt zu werden. Das finde ich prima, weil man ihn ganz leicht motivieren kann über Lob.
Beim LK habe ich mit FiS angefangen, das fand er schon ganz toll, weil er alles richtig machen konnte und viel gelobt wurde.
Schon beim FiS fing er an, regelmäßig auszuschachten.
Mein anderer Wallach macht das auch gelegentlich, vor allem bei Seitengängen, die scheinen schön zu entspannen und bei ihm war das immer nur ein Zeichen von Wohlgefühl und eben Entspannung.
Der "neue" Wallach schachtet nun fast schon aus, wenn er nur den Kappzaum sieht .
Dann wollte ich ihm auch das Übertreten nahe bringen und habs gemacht wie Babette es erklärt (Küsschen auf die Stirn) und habe mich bei seinem ersten Schritt, wo er kreuzte, total gefreut und ihn ganz doll gelobt.
Aber natürlich will ich, dass er mehr als einen Schritt kreuzt und hab beim nächsten Versuch den ersten Schritt gelobt und ihn dann aber versucht zu animieren, weiterzulaufen.
Er war völlig konsterniert, weil ich nicht wie beim ersten Versuch gelobt habe wie Bolle für diesen einen Schritt. Die Übung hieß doch, kreuze genau einen Schritt, das war doch ganz toll wie er das gemacht hat und warum will ich jetzt was anderes. Er nimmt´s wohl sehr genau, habe ich daraus gelernt und nun haben wir eine Übung erlent, die heißt, kreuze genau einen Schritt .
Für das Übertreten mit beliebig vielen Schritten habe ich mir nun einfach ein anderes Signal ausgedacht, ich tippe gegen die Schulter und das klappt auch mehr oder weniger, wir arbeiten noch dran.
Je mehr LK ich mit ihm mache, umso begeistertet macht er mit, IMMER begleitet von Ausschachten. Irgendwann fing er nicht nur an, auszuschachten, sondern auch immer regelmäßiger zu erigieren, dazu gesellte sich dann noch gelegentliches Brummeln, wenn ich ihn nach Beendigung einer Übung gelobt habe.
Anfangs wurde mir dabei auch mulmig, zu Recht, wie ich nun erfahren habe, aber ich hab mir erst mal selbst gesagt, dass er eben sehr begeistert mit dabei ist und sich selbst ganz toll findet und wollte das positiv sehen, da er auch sonst echt sehr brav ist.
Nunja, vorgestern dann, beim Üben des Übertretens (er vergißt gerne das Hinterbein und ich tippe dann beim Laufen an selbiges, um ihn dran zu erinnern, auch hinten zu kreuzen), drehte er sich plötzlich frontal zu mir, brummelte und als ich trotzdem die Übung noch nicht beenden wollte, stieg er vor mir .
Ich war echt erschrocken und konnte so schnell gar nicht reagieren und hatte auch nur eine normale Gerte in der Hand. Ehrlich gesagt hätte ich ihm mit der Peitsche in dem Moment eine "drübergezogen", wenn ich denn eine in der Hand gehabt hätte. Steigen geht nun echt gar nicht.
Ich hab ihn dann nach der Schrecksekunde antraben lassen und vorwärts geschickt.
Meine Einschätzung zu all dem und da dürft ihr gerne sagen, wie ihr das seht und wie ihr nun weiter vorgehen würdet:
Zuallerst habe ich die Vorzeichen falsch gedeutet, im Nachhinein war das Ausschachten, Erigieren und Brummeln die Vorstufe zum Steigen und er ist da einfach komplett anders als mein anderer Wallach, der eher Richtung Gänseblümchenpferd geht.
Der Wallach braucht sehr klare Regeln und viele Rückmeldungen, auch in Kleinigkeiten. Z.B. binde ich die Pferde zum Putzen nicht an, aber sie sollen nicht grasen und nicht weglaufen. Bisher habe ich nicht jeden kleinen Schritt, den sie beim Putzen getan habe, korrigiert, mache das aber jetzt bei dem Wallach.
Ich glaube, dass er sehr auf Lob steht und auch echt gerne mitmacht, aber auch superschnell verunsichert ist, wenn er nicht sofort versteht, was ich will. Ganz schwierig bei ihm deshalb, eine Übung zu verfeinern und ihm auf dem Weg dahin zwar zu loben, aber dennoch zu sagen "und jetzt noch das Hinterbein, es geht noch besser". Ich glaube, er kommt während der Übungen in eine Art Anspannung und wartet auf das Signal "jetzt warst du ganz toll" und steigert sich da rein.
Was ich noch bei ihm beobachte, ist, dass er, wenn er verunsichert ist, "fies" wird. Als ich ihn im April gekauft habe, war ja alles neu für ihn: Ich als sein Mensch, sein Kumpel, die Haltung, die Umgebung.
Er war anfangs oft schnappig und manchmal uncharmant rüpelig. Das hat sich mittlerweile völlig gegeben.
Ich glaube, er ist ein sehr feiner und ein sehr sensibler Wallach, für den die vielen verschiedenen, oft unerfahrenen Hände in der Vergangenheit "schwierig" waren.
Oh je, wenn ich einmal anfange zu schreiben, endet es gleich in einem Roman .
Wer bis hierhin durchgehalten hat, danke .
Ich bin sehr offen für eure Einschätzung, für Ideen, andere Interpretationen usw., vielen Dank dafür vorab!
vor einem halben Jahr habe ich ein zweites Pferd gekauft, weil wir einen kleinen Hof gekauft haben und mein Wallach einen Kumpel brauchte.
Ich kenne das Pferd seit 6 Jahren, hatte aber nie vorher etwas mit ihm zu tun, weiß aber, was die letzten 6 Jahre mit ihm gemacht wurde.
Er war bis zu seinem 6. LJ Springpferd, wurde dann in einen Schulbetrieb verkauft (seitdem kenne ich ihn), nach ca. 2 Jahren auf dem gleichen Hof an einen Mann verkauft, der auf ihm reiten gelernt hat.
Aber auch als Privatpferd wurde er von mehreren Mädels geritten.
Leider wurde er die ganze Zeit unschön geritten, mit groben Mitteln und wurde immer "sauerer", wollte immer weniger laufen.
Zudem war auch die Haltung nicht wirklich schön, den letzten Winter hat er komplett in der Box verbracht und wurde nur zum Reiten rausgeholt.
Hier steht er jetzt im OS.
Er war im Mai beim Zahnarzt und kann jetzt wieder kauen und erst kürzlich war eine Physiotherapeutin bei ihm. Die Hüftbewegung links läßt zu wünschen übrig und die Physio wird nach vier Wochen wiederholt.
Ich habe nach dem Kauf erst mal nicht viel mit ihm gemacht und ihn vor allem erst mal nicht geritten.
Jetzt fange ich an, ihn nach dem LK zu longieren und reite ihn auch ab und an.
Er hat mich total positiv überrascht, was wohl auch daran liegt, dass ich null Erwartungen an ihn hatte.
Zum eigentlichen Problem:
Er liebt es, gelobt zu werden. Das finde ich prima, weil man ihn ganz leicht motivieren kann über Lob.
Beim LK habe ich mit FiS angefangen, das fand er schon ganz toll, weil er alles richtig machen konnte und viel gelobt wurde.
Schon beim FiS fing er an, regelmäßig auszuschachten.
Mein anderer Wallach macht das auch gelegentlich, vor allem bei Seitengängen, die scheinen schön zu entspannen und bei ihm war das immer nur ein Zeichen von Wohlgefühl und eben Entspannung.
Der "neue" Wallach schachtet nun fast schon aus, wenn er nur den Kappzaum sieht .
Dann wollte ich ihm auch das Übertreten nahe bringen und habs gemacht wie Babette es erklärt (Küsschen auf die Stirn) und habe mich bei seinem ersten Schritt, wo er kreuzte, total gefreut und ihn ganz doll gelobt.
Aber natürlich will ich, dass er mehr als einen Schritt kreuzt und hab beim nächsten Versuch den ersten Schritt gelobt und ihn dann aber versucht zu animieren, weiterzulaufen.
Er war völlig konsterniert, weil ich nicht wie beim ersten Versuch gelobt habe wie Bolle für diesen einen Schritt. Die Übung hieß doch, kreuze genau einen Schritt, das war doch ganz toll wie er das gemacht hat und warum will ich jetzt was anderes. Er nimmt´s wohl sehr genau, habe ich daraus gelernt und nun haben wir eine Übung erlent, die heißt, kreuze genau einen Schritt .
Für das Übertreten mit beliebig vielen Schritten habe ich mir nun einfach ein anderes Signal ausgedacht, ich tippe gegen die Schulter und das klappt auch mehr oder weniger, wir arbeiten noch dran.
Je mehr LK ich mit ihm mache, umso begeistertet macht er mit, IMMER begleitet von Ausschachten. Irgendwann fing er nicht nur an, auszuschachten, sondern auch immer regelmäßiger zu erigieren, dazu gesellte sich dann noch gelegentliches Brummeln, wenn ich ihn nach Beendigung einer Übung gelobt habe.
Anfangs wurde mir dabei auch mulmig, zu Recht, wie ich nun erfahren habe, aber ich hab mir erst mal selbst gesagt, dass er eben sehr begeistert mit dabei ist und sich selbst ganz toll findet und wollte das positiv sehen, da er auch sonst echt sehr brav ist.
Nunja, vorgestern dann, beim Üben des Übertretens (er vergißt gerne das Hinterbein und ich tippe dann beim Laufen an selbiges, um ihn dran zu erinnern, auch hinten zu kreuzen), drehte er sich plötzlich frontal zu mir, brummelte und als ich trotzdem die Übung noch nicht beenden wollte, stieg er vor mir .
Ich war echt erschrocken und konnte so schnell gar nicht reagieren und hatte auch nur eine normale Gerte in der Hand. Ehrlich gesagt hätte ich ihm mit der Peitsche in dem Moment eine "drübergezogen", wenn ich denn eine in der Hand gehabt hätte. Steigen geht nun echt gar nicht.
Ich hab ihn dann nach der Schrecksekunde antraben lassen und vorwärts geschickt.
Meine Einschätzung zu all dem und da dürft ihr gerne sagen, wie ihr das seht und wie ihr nun weiter vorgehen würdet:
Zuallerst habe ich die Vorzeichen falsch gedeutet, im Nachhinein war das Ausschachten, Erigieren und Brummeln die Vorstufe zum Steigen und er ist da einfach komplett anders als mein anderer Wallach, der eher Richtung Gänseblümchenpferd geht.
Der Wallach braucht sehr klare Regeln und viele Rückmeldungen, auch in Kleinigkeiten. Z.B. binde ich die Pferde zum Putzen nicht an, aber sie sollen nicht grasen und nicht weglaufen. Bisher habe ich nicht jeden kleinen Schritt, den sie beim Putzen getan habe, korrigiert, mache das aber jetzt bei dem Wallach.
Ich glaube, dass er sehr auf Lob steht und auch echt gerne mitmacht, aber auch superschnell verunsichert ist, wenn er nicht sofort versteht, was ich will. Ganz schwierig bei ihm deshalb, eine Übung zu verfeinern und ihm auf dem Weg dahin zwar zu loben, aber dennoch zu sagen "und jetzt noch das Hinterbein, es geht noch besser". Ich glaube, er kommt während der Übungen in eine Art Anspannung und wartet auf das Signal "jetzt warst du ganz toll" und steigert sich da rein.
Was ich noch bei ihm beobachte, ist, dass er, wenn er verunsichert ist, "fies" wird. Als ich ihn im April gekauft habe, war ja alles neu für ihn: Ich als sein Mensch, sein Kumpel, die Haltung, die Umgebung.
Er war anfangs oft schnappig und manchmal uncharmant rüpelig. Das hat sich mittlerweile völlig gegeben.
Ich glaube, er ist ein sehr feiner und ein sehr sensibler Wallach, für den die vielen verschiedenen, oft unerfahrenen Hände in der Vergangenheit "schwierig" waren.
Oh je, wenn ich einmal anfange zu schreiben, endet es gleich in einem Roman .
Wer bis hierhin durchgehalten hat, danke .
Ich bin sehr offen für eure Einschätzung, für Ideen, andere Interpretationen usw., vielen Dank dafür vorab!