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Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 21:18
von Firlefee
Hmm, ich weiß nicht, wie ich mit einem meiner Meinung nach neuem Verhaltensmuster meines Stütchens umgehen sollte. Ich weiß zwar nicht, ob sie das früher schon gemacht hat, aber seit ich sie habe kann ich mich nicht dran erinnern. Oder es ist mir so nicht aufgefallen. :irre:

Ganz kurz und knapp: sie geht rückwärts, wenn sie nicht weiter will. Das kann sein, weil die anderen Pferde in eine andere Richtung gehen oder weil sie nicht vom Stall wegwill oder oder oder. Aber nicht panisch, sondern langsam. Ein Mal, als die anderen Pferde vom Ausritt kamen und wir grad spazieren wollten (naja, ich wollte), ging das Spiel wieder los, nach einer Zeit bin ich irgendwann deutlicher und lauter geworden - da wurde sie panisch. "Durchgreifen" oder "Durchsetzen" hilft also nicht. "Weiterziehen" sowieso nicht, dann zieht sie dagegen, vermutlich bis der Karabiner aufgibt oder irgendwas hinter ihr sie stoppt.

Da ich das Pony ungern in einem Graben oder Stacheldrahtzaun haben möchte, lasse ich den Strick locker (da zieht sie sonst gegen) damit sie nicht weiter rückwärtsgeht, zupfe leicht vorwärts am Strick, tippe sie mit der Gerte seitlich an und lobe sie dann für jeden Schritt in die richtige Richtung. Das funktioniert meistens, aber ist das der richtige Weg? Ich hab nicht den Eindruck, dass sie Angst hat, sondern eher keine Lust weiterzugehen.

Heute haben wir sagenhafte 10 Meter die Straße runter geschafft. Nachdem dann 3 Meter gut liefen C+B + Umdrehen nach Haus. Das komische ist, bisher war spazieren eigentlich nie ein Problem, sie ist nicht schreckhaft und geht sonst auch brav überall mit hin.

Was kann das wohl für Ursachen haben? Wetter? Dunkelheit? Jahreszeit? Faulheit?

Achja, zum Reitplatz geht sie neuerdings gerne und macht da auch zeitweise motiviert mit, da also keine Probleme.

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 22:22
von BiJu
Ich kann dir leider nicht weiterhelfen. Habe mit meinem Dicken momentan aber ein ähnliches Problem und gespannt, was die anderen dazu sagen.

LG Bianca

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Di 9. Okt 2012, 23:47
von Muriel
mein Fjordi ist anfangs auch bei allem und jedem, jeder Anfrage und allem was er nicht verstand, rückwärts gegangen. Treiben hatte keinerlei Sinn.

Erst habe ich ihn immer soweit begleitet (nachdem ich erfolglos versucht hatte ihn wieder ins Vorwärts zu bekommen), bis er vom Rückwärtsgehen genug hatte (das konnte auch fast eine ganze Hallenseite sein - kleine Halle) und stehenblieb. Dann wieder vorwärts angefragt, gewartet bis er sich in Bewegung gesetzt hat, und ganz doll gelobt.
Dann hab ich recht zügig mit Clickern angefangen und alles was nach vorne ging massiv bestärkt. Handtarget insbesondere, denn das holt einem im Gelände ganz gut aus solchen Stockungen heraus, wenn nichts anderes funktioniert.
Dann auch Kontakt am STrick aufbauen und warten (jaa das kann dauern) und jedes Nachgeben bestärken.
Mit "Juhuu" loslaufen, animieren, motivieren, belohnen.

so ist das Rückwärts heute nur noch ganz selten Thema und er ist sehr motiviert loszugehen.
Nur unter dem Sattel packt er das derzeit noch beim Anreiten aus. Auch hier: warten, ein wenig "zu" machen mit den Beinen, und nach vorne alles offen machen (Zügel wirklich lang lassen).

ich würde das mit dem Vorwärts auch erst am Platz oder in sicherem Umfeld üben, nicht an einem Graben mit drahzaun. Wenn es die Gelegenheit gibt...

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 08:50
von Firlefee
Dankeschön, dann mach ich es ja schon ähnlich... Mit dem Targetstick hab ich es gestern auch versucht, klappt normalerweise ganz gut, aber in der Situation interessiert sie der komische Ball auf dem Stock nicht die Bohne ;)

Dummerweise macht meine Madame das nur draußen, auf dem Platz gar nicht. Naja, beim Reiten hat sie das einmal gemacht... Scheinbar hat sie Antennen für Gräben, Zäune etc. :?

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 11:41
von Heidemi
Wenn tatsächlich Gefahr in Verzug ist, weil hinter dem Pferd Draht oder Graben kommen, kann es helfen, das Pferd 90° zu der Linie nach vorne zu drehen. ALso die Richtung von der es weg möchte, zu ändern. Aber ACHTUNG! Es gibt Pferde, die das dann als Aufforderung zur wilden Flucht verstehen. Wenn dein Stütchen dabei aber nicht wirklich super ängstlich wirkt, kann das den RÜckwärtsimpuls erst mal stoppen. Das ist noch keine Lösung, aber eine Maßnahme, erst mal die Gefahr zu bannen.
Dann ist es so, dass Pferde sehr schnell merken, dass wir nur noch sehr wenig einwirken können, wenn sei den RÜckwärtsgang einlegen. Die Tipps von muriel sind da schon ganz wunderbar. Wichtig ist dann eben, dass man wirklich dabei bleibt, sich nicht von den "Zaungästen" aus dem Konzept bringen lässt, die dann mit guten Tipps kommen wie "hau ihr mal ordentlich auf den Arsch" und immer gelassen bleibt.
Was auch manchmal helfen kann, ist das Pferd ins vorwärts zu wiegen. So nenne ich das. Mein Großer hatte das mal, dass er völlig unvorhergesehen, egal wo, einfach stehen blieb und nicht weiter wollte und AUfforderungen auch mit Rückwärts beantwortete. Da konnte ich auch keine Angst bei ihm ausmachen. In den Fällen habe ich einfach einen Moment gewartet, bis ich gesehen habe, dass seine Körperspannung nicht merh nach hinten ging. Dann habe ich ihn mit dem linken Vorderbein nach links treten lassen, dann seiten wechsel, das ganze nach rechts und so habe ich ihn sich nach links und rechts wiegen lassen. Aus diesem Wiegen entsteht dann recht schnell eine Vorwärtsbewegung.
Meine Stute ist sehr fluchtbereit im Gelände (reiten geht gar nicht, da führe ich nur). Wenn sie stehen bleibt, denkt sie auch sofort an rückwärts, dann herumwerfen und wilde Flucht. Auch nur der Hauch von Druck löst dies aus. In dem Fall stelle ich mich ganz nah an sie (das sichert sie ab) und warte mit ihr. Sehr zentral dabei ist, dass ich, weil ich weiß, dass jedes Umdrehen ein Durchgehen zur Folge hätte, nur den einen Gedanken zu haben "wir müssen da durch, es gibt nur den Weg nach vorne- bei mir bist du sicher, es geht nur nach vorne,....." Wenn das bei ihr ankommt, merke ich schon, wie sie Luft holt und im Ausatmen gebe ich einen Impuls nach vorne (nur über Körpersprache, nicht am Strick oder so!), möglicherweise kann ich auch das Gertenende heben, da ich die Gerte dann parallel zu ihrem Körper habe- und dann ghet sie mit mir an.
Das erfordert aber schon ein wenig Erfahrung und man muss das Pferd dafür (denke ich) gut kennen.

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 12:39
von WaldSuse
Ich habe ja zum Glück kein wirklich ängstliches Pferd und was älter und somit erfahrener ist er auch,aber eine zeitlang hatte er dieses Rückwärts auch,im Gelände.Und immer dann,wenn ER einen anderen Weg,nämlich den nach Hause,gehen wollte.Das konnte recht heftig werden...erst stocksteif stehen bleiben und sanftes treiben und locken meinerseits mit schnurstracks Rückwärts beantworten!Ich habe ihn dann rückwärts gehen lassen,so lange er wollte,dann drehte er um und ging in SEINE Richtung.Und ich drehte ihn sanft in einer kleinen Volte um,in MEINE Richtung.Seine Reaktion:stocksteif stehen bleiben,usw.....da konnten wir dann auch gerne mal so fünf-sechs mal im Kreis rum tanzen.....bis er seufzend nach gab,der aaaaaaame Färt....und nach ein paar Schritten abschnaubte und munter los marschierte.... :shock:
Heute macht er das nicht mehr,es kommen nur hin und wieder sanfte Anfragen,ob wir denn nicht.......und genauso sanft sage ich dann,nein....
Das hat aber bei ihm damit zu tun,daß er jetzt Hufschuhe hat und er schmerzfrei laufen kann,da macht das Gelände wieder Spaß.

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 15:00
von tara
als ich meinen Senior neu hatte, so vor 20 Jahren, wollte er auch nicht mit mir spazieren gehen (wer bin ich denn, daß ich mit DER mitgehe!) Er ging genau bis ans Ende der Koppel und schmiß dann den Rückwärtsgang rein. Nu, dachte ich mir, wenn du rückwärts gehen willst, ok, aber in meine Richtung. Habe ihn also ungedreht und zurück geschickt, nun in die von mir gewünschte Richtung, weg von der Koppel. Nach 3-5 Metern hab ich ihn wieder zurückgedreht, vorwärts angefragt. ging nicht. Also wieder gedreht, zurück, 5 m, gedreht und vorwärts angefragt, geht nicht. Das Spielchen haben wir einige male gemacht, bis wir so ca 50 me zurückgelegt hatten. Dann kam bei der Anfrage nach vorwärts ein abschnauben, und er ging mit.
So ging es damals bei uns.

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 16:22
von Firlefee
Super, lieben Dank für die Erfahrungsberichte :danke2:

Ich werd heut abend mal schauen, was bei ihr funktioniert. Ich hab halt ein bisschen Bedenken, dass ich mit der momentanen Methode eine Art negative Verhaltenskette (Pony denkt: wenn ich erst rückwärts gehe, kann Besi nix machen und ich bekomme danach für jeden Schritt vorwärts was Leckeres) aufbaue... :weird: oder so, eben weil sie das noch nicht lang macht...

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 17:13
von Heidemi
wenn ich erst rückwärts gehe, kann Besi nix machen und ich bekomme danach für jeden Schritt vorwärts was Leckeres
Was ist daran schlimm? Wenn du nur vorwärts belohnst und nicht das rückwärts, dann wird vorwärts gehen positiv belegt. Und NICHT: Ich geh erst rückwärts, DAMIT ich ein Lecker bekomme.
Wenn du sie locken würdest, könnte das so sein. Aber wenn du einfach abwartest, dann sacht anfragst und DANN bestätigst, bestätigst du ein Vorwärts auf deine freundliche Anfrage, das kannst du etablieren und das ist ja absolut so gewünscht. Lass dich da nicht irre machen. Zum Thema Verstärkung und Belohnung kannst du bestimmt auch noch mehr von den Clicker Profis erfahren, wenn du da Bedarf hast (und muriel ist da schon mal eine super Adresse ;) )

Re: Rückwärtsgehen - wie damit umgehen?

Verfasst: Mi 10. Okt 2012, 17:27
von A.Z.
Firlefee hat nicht ganz unrecht mit ihren Bedenken.

Ich denke, du musst ganz stark darauf achten, dass du wirkliche Fortschritte belohnst. Und dass du Vorwärtsgehen nicht grundsätzlich als selbstverständlich und Gott gegeben annimmst.

Wenn du also mit ihr losgehst, dann belohne sofort den ersten Schritt. Dann die nächsten zwei und die nächsten drei - bemühe dich ganz stark den Moment zu erwischen BEVOR sie ankert und rückwärts läuft.

Im Idealfall passiert euch das Rückwärtslaufen nie wieder, weil sie Vorwärtslaufen zukünftig so toll findet.