Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Moderator: Keshia

Nucades
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Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von Nucades »

Hallo!

Nachdem ich ja vor einer Woche erstmals vom Bub geflogen bin, wird jetzt zum "Problem", was vorher eher ´ne Marotte war...
Also, der Bub ist ein Tinker, knapp 6,5 Jahre, Stockmaß i. M. zwischen 1,65 und 1,70 m, starker, selbstbewusster Charakter. Habe ihn mit fünf Jahren vom Züchter gekauft, tolle Fohlen-/Jungpferdeaufzucht, aber wohl wenig Kontakt mit Menschen. Der Bub musste noch ganz viel lernen, z. B. Hufe geben, und das Thema ist ein gutes Beispiel: Er gibt mir mittlerweile seine Hufe ohne Probleme (dank c/b, "kostet" mittlerweile nur noch 2 Lecker :) ), auch die TÄ, die er sehr mag (kommt auch so mal vorbei), darf das - aber sonst niemand. Bei Fremden (z.B. Sattler, Osteo, usw.) wird er immer sehr zappelig und hapsig, aber das habe ich bisher mit der jeweiligen Situation in Verbindung gebracht.
Nun muss ich ja die Folgen des Sturzes auskurieren und bin so lange (ca. 6 Wochen) auf die Hilfe anderer angewiesen, wenn es um den Bub geht.
Als erstes habe ich die RL gefragt, ob sie ihn während dieser Zeit reiten würde. Ja, würde sie, aber sie gab zu bedenken, dass der Bub und sie sich nicht wirklich mögen und die Situation eskalieren würde. Stimmt, die Beiden würden richtig Krach miteinander bekommen. Mmh, wer dann? Und da wurde mir bewusst, dass es schwierig wird, jemanden zu finden, mit dem der Bub kann.
Erster Versuch: ME lässt ihn in der RH frei laufen. Bub bewegt sich kaum, ME will ihn schicken, er trabt voll auf sie zu, sie springt eben noch zur Seite :shock:
Zweiter Versuch, anderer Tag, andere ME: Sie longiert den Bub, Handwechsel auf die ungeliebte rechte Hand, 2 sec. später galoppiert der Bub durch die Halle, mit Longe, ohne ME :-o Sie will ihn einfangen, keine Chance, er beißt nach ihr, ich rufe ihn, er kommt, ich gebe ihr die Longe und dasselbe wiederholt sich binnen 10 sec. :? Dann durfte er ohne Longe und ab ging die Post, danach nochmal von mir longiert - alles gut. Beim Freilauf wurde die ME etwas nachdrücklich, da ist der Bub zwei Schritte rückwärts auf sie zu - mehr nicht, aber ich fand´s schon :shock:

Jetzt geht mir das alles so im Gesamten durch den Kopf, dass er hier und da mal nach "Fremden" gebissen hat, sich nicht anfassen ließ, usw. und jetzt fällt es mir halt so massiv auf, weil ich kaum was mit ihm machen kann.

Und nun meine Frage: Würdet Ihr einem Pferd diese Eigenart, sich nur von ein oder zwei Personen händeln zu lassen, zugestehen oder sollte ich ihn "zwingen" tolerant zu werden?
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lunimaus
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Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von lunimaus »

ich geb ehrlich zu, dass ich das gefährlich finde aus eben diesem Grund, den du grad erlebst.
Ich kann verstehen, wenn ein Pferd andere Menschen nicht so sonderlich mag oder auch "nur" auf "seine" Person fixiert ist. Meiner Meinung nach muss auch nicht jeder alles mit meinem Pferd machen können. Ich würde Luni zum Beispiel nicht mehr von einer fremden Person reiten lassen.
Aber was ist, wenn sich eben mal jemand anders um das Tier kümmern MUSS? Es kann ja auch mal Situationen geben, wo du wirklich nicht zum Pferd kannst. Was passiert dann? Vielleicht auch im Ernstfall?
Ich würde es ihm zugestehen, dass bestimmte Dinge bei anderen Personen nicht funktionieren (reiten zum Beispiel). Aber Grundgehorsam (nicht drohen, nicht beißen, nicht schlagen, Hufe geben, putzen, still stehen) und Respekt sind für mich Dinge, die auch bei anderen klappen müssen. Das verlange ich von meinem Pferd - auch und gerade, wenn es auf eine einzelne Person fixiert ist. Außerdem sollte zumindest bei einem Personenkreis, der in meinem Sinne mit dem Pferd umgeht, grundlegendes bei der Bewegung (Longieren/ Freilaufen... ) klappen.

Momentan würd ich an deiner Stelle drüber nachdenken, ob es wirklich nicht geht, dass der Bub mal Pause hat die paar Wochen (was spricht dagegen? Gesundheitliches? Angst vorm Zurückgeworfen werden in der Arbeit? Auslastung?). Und ansonsten wirklich langfristig überlegen, was du möchtest. Ein Pferd, was nur und ausschließlich du händeln kannst und das im Notfall eben von anderen nicht betreut werden kann - oder ein Pferd, was andere Menschen vielleicht nicht sonderlich schätzt, aber dennoch grundlegend betreut werden kann von Personen, die in deinem Sinne handeln.

Ich geb aber ehrlich zu, ich hätte grad keine Idee, wie du ihm andere Menschen schmackhaft machen kannst. Das Drohen gegenüber anderen geht für mich allerdings gar nicht (und da würde ich auch böse :tuete: )
"Lebenskunst ist nicht zuletzt, auf etwas notwendiges zu verzichten, um sich etwas überflüssiges zu leisten." (Vittorio de Sica)
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Sheitana
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Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von Sheitana »

Ich stimme Luni in allen Punkten zu... :-D
ehem User

Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von ehem User »

Hmmm, ich habe ein ähnliches Problem, was gsd nicht ganz so arg ist, da mein Freund mittlerweile als "ersatz" geduldet wird, meistens jedenfalls.

Ansonsten höre ich auch häufig, dass mein Pferd im OS beißen und treten würde, wenn ich da bin, macht er dass nie. Wenn die Huffau da ist und ich mal kurz in die Sattelkammer ider sonstwohin muss, ist er in Stein gemeißelt und schaut mir nur hinterher. Ist ärgerlich, aber nicht gefährlich, beim Führen oder Longieren von Fremden verfällt er aberr in alte Muster wie beißen, ansteigen und umrennen...

Ich habe mit der Zeit gemerkt, dass er ein Problem mit seinem Individualbereich hat, nicht jedser darf ihn ungefragt anfassen, da wird er auch schon mal aggressiv. Ehrlich gesagt finde ich das i.O., ich will auch nicht von jedem angefasst werden. Wenn man jedoch ihn jedoch auf einen zukommen lässt und sich etwas Zeit nimmt, dann macht er die meisten Dinge bei Fremden recht ordentlich, nicht 100% entspannt, aber auch kein Teufelspferd. Bei ihm sieht man den Unterschied sehr deutlich - darf er den ersten Schritt auf neue Personen zumachen und bleiben die dann auch mit selbstbewußtsein stehen und lassen sich von seinem Gehabe nicht beeidrucken, ist er umgämnglich, ansonsten wird er eher unangenehm. Das ist ein Stand, mit dem komme ich klar. Als Notfall habe ich meinen Freund und auch eine Stallkollegin, die ihn zu nehmen weiß und ansonsten steht er im OS, d.h. wenn er mal 2 Wochen Wildpferd sein sollte, ist es auch kein Weltuntergang.
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Sheitana
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Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von Sheitana »

Ja, es ist oft ein Problem, dass die anderen Menschen, die dann mit den Pferden arbeiten müssen häufig es einfach nicht richtig machen :nix:

Meine Georgia konnte das früher auch gut. Ich stand mal in einem Stall, wo die Pferde abends immer von den Einstellern reingeholt wurden. Die Kinder darunter haben sich immer drum gerissen Georgia zu führen, weil sie soooo brav war, selbst bei Treckern etc. Es waren aber auch einige Erwachsene drunter, die der Meinung waren sie wären richtig gut im Umgang mit Pferden.... 8-) Waren sie nicht und Georgia hat es ihnen auch so gezeigt. Nie böse, aber rempeln, weiterlaufen, ziehen war schon dabei... :nix: Natürlich wars das Pferd, das unerzogen war... :roll:
Natürlich lag der Fehler nicht beim Pferd, aber im Grunde haben sie Recht. Ein Pferd muss lernen, dass es eben manchmal so sein muss, dass jemand anders es händeln muss. Inzwischen - Georgia ist aber auch kein Jungpferd mehr - hat sie gelernt, dass nicht immer nur ich da bin, um sie zu händeln. Führen geht inzwischen praktisch von jedem im Stall, Reiten geht auch, wenn ich dabei bin und derjenige oben nett ist (außer meine RB, die kann sie auch so händeln).
Bei Kindern ist sie immer noch toll, Erwachsenen zeigt sie auch weiterhin gerne mal, wenn sie einen Fehler machen. Aber sehr viel netter... ;)
Jungpferde sind da immer ein Thema für sich, aber ab einem gewissen Alter kann man schon erwarten, dass das Pferd eine so gute Grunderziehung hat, dass es auch mal mit Fremden klappt.
Allerdings, wenn ich längere Zeit nicht mit meinem Pferd arbeiten würde, ich glaube nicht, dass ich jemanden mein Pferd regelmäßig arbeiten lassen würde. Sicher, meine RB würde sie ins Gelände reiten, aber ansonsten müsste sie halt auf der Weide bleiben :nix:
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Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von wiassi »

Georgia scheint mit meinem Shaman verwandt zu sein! :lol: Er lies sich als dreijähriger von Kleinindern führen, sitzt ein Kind auf ihm kann die Welt untergehen und er bleibt brav. komm aber jemand mit "ich kann reiten und zeig dir das Ambitionen" testet er ohne Ende. Und er findet immer den Schwachpunkt.. :roll:
Er unterscheidet fein zwischen "meinem Mensch" und "Menschen".

Shaman ist eben auch ein Einpersonenpferd. Selbst meinen Mann akzeptierte er nur zögerlich im Sattel. Bin ich dabei ist er zwar artig, aber sonst sieht er Eckenmonster, versteht einige Hilfen nicht mehr und bleibt innerlich unkooperativ. Im Umgang ist er allerdings bei allen lieb und artig. Das war auch nicht immer so.
Bei den ersten Spritzen vom TA versuchte er auf 2 Beinen zu stehen...so was geht gar nicht. Ich habe mir daraufhin eine große Spritze geholt, bin zu verschiedenen Leuten im Stall mit Pferd hin und habe sie gebeten, so tun als ob sie ihn in den hals pieksen, ihm dann aber ein Lekerlie zu geben. Als das klappte, wurde die Spritze mit wasser gefüllt und genauso weiter geübt. Beim Nachimpfen war der Kleine dann mustergütig und die TÄ seehr überrascht. :mrgreen:

Mein Rezept ist
üben, üben, üben, der Umgang muss bei anderen Personen problemfrei klappen.Das Üben sollte aber ohne Druck erfolgen, in einer Situation wie deiner muss es schon klappen, zum Üben ist das die falsche Zeit.
Wenn du dabei bist, muss er deinen Unmut über sein Fehlverhalten spüren. Das Verhalten was er zeigt ist "Führung von unten". Er akzeptiert vieleicht dich, aber nicht jemanden, den du auswählst. Pferde können aber durchaus Rang adaptieren. Wenn ich als ranghohes Pferd ein anderes unter meine Fittiche nehme, dann steigt dieses Pferd wenn es bei mir ist im Rang -und die anderen haben zu gehorchen.
Daher würde ich ihn wegstellen, bis du wieder fit bist und dann gezielt einen Plan erarbeiten, der ihn immer wieder mit anderen Leuten und der Notwendigkeit zur Kooperation konfrontiert. Mit wirklich einfachen Übungen anfangen (von A nach B führen, anhalten zB ) und dann steigern. Und ihm immer genau zeigen, das du dich über seine Mitarbeit wie Bolle freust, seine Wehrigkeit aber nicht duldest. Man kann zB später einen einfachen Trail aufbauen und zusammen mit anderen üben und dabei Pferdetausch machen (die Leute müssen aber bescheid wissen)

Noch ein Beispiel:
Als einmal der Schmied da war, lies er sich plötzlich einen Vorderfuß nicht bearbeiten. Wir haben auf Hufgeschwür untersucht, aber da war nichts. Trotzdem wehrte er sich immer mehr, zog ihn immer wieder weg. Schließlich zog er beide weg und zeigte eine perfekte Levade. :roll: wir haben ihn gründlich untersucht und es zeigt sich eine derbe Verspannung im Rücken, wohl Folgen einer "Weidegrätsche" beim rumtoben. Und das tat weh beim Schmied. Danach lies er niemanden mehr außer mir an seine Füße.
Therapie war die gleiche: erstmal jeden Tag zu unterschiedlichen Leuten hin, die nur streichelten, das Bein abstrichen und Leckerlie gaben. Stufe 2 war Tage später Bein anheben und schließlich Stufe 3 mit dem Hufkratzer auf dem Huf rumklopfen. Als der Schmied wieder kam, hatte er uns extra den letzten Termin gegeben um Zeit zu haben. Und Shaman stand wie ein eins, als hätte es nie Probleme gegeben.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

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SCvet
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Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von SCvet »

Hi,

mein erstes Pferd war ein ausgesprochen aggressives Exemplar, das auch rein zu ihrer Unterhaltung auf Leute losgegangen ist (ich hatte stark den Eindruck, daß sie es ausgesprochen lustig fand, Leute in die Flucht zu schlagen. Eine meiner Freundinnen liebte sie diesbezüglich zu deren Leidwesen besonders). Es wurde im Lauf der Jahre deutlich besser, und nachdem ich zu clickern begonnen hatte, nochmals viel besser.

Am besten kamen Leute mit ihr klar, die sich von ihren Drohereien nicht beeindrucken ließen, sie also ignorierten, und ruhig und möglichst druckfrei mit ihr umgingen (und sie nicht sofort überall respektlos antatschten).

Kannst du vielleicht ähnliche Persönlichkeitsmerkmale/Unterschiede bei den Menschen feststellen, die gut mit ihm klarkommen?

Wenn ja, macht es vermutlich Sinn, ihn möglichst mit mehreren solchen Menschen bekannt zu machen, einfach damit nettes Verhalten mehr zur Gewohnheit für ihn wird. Dann wird er im Lauf der Zeit vermutlich rein aus Gewohnheit mit Durchschnittsmenschen auch netter umgehen. Manche Menschen hält man wohl besser für immer von solchen Pferden fern.

Ich finde nicht, daß sich ein Pferd alles von jedem gefallen lassen muß, aber etwas mehr Toleranz von Pferdeseite kann das Leben deutlich erleichtern (wie du vermutlich gerade merkst).

Viele Grüße

Carola
ehem User

Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von ehem User »

lunimaus hat geschrieben:
Ich geb aber ehrlich zu, ich hätte grad keine Idee, wie du ihm andere Menschen schmackhaft machen kannst. Das Drohen gegenüber anderen geht für mich allerdings gar nicht (und da würde ich auch böse :tuete: )
Das habe ich eben auch gedacht, wie willst du ihn dazu "zwingen"? Vor allem jetzt so auf die Schnelle...
Schwierig.

Ich habe das Problem aus anderer Sicht, denn mein Smokey ist nicht aggressiv sondern das Gegenteil, eher zurückhaltend.
Liegt vermutlich an schlechter Behandlung in der Vergangenheit. Seine Vorbesi hat mir schon gesagt, dass er manchmal etwas fremdelt. Die ersten Tabe bei mir, konnte ich ihn auch nicht einfangen oder anfassen.
Das klappt viel besser und im Umgang ist er ein Schatz. Er ist aber nach wie vor etwas eigen, und manchmal ist ihm anfassen nicht so lieb. Er ist da aber auch recht deutlich.

Vor einigen Wochen ist er bei uns in den Zaun geraten, nichts arges aber eine ME wollte ihn mal abchecken, ob er irgendwoe was hat und er ließ sie nicht ran. :| Klar, wenn jemand mit Futter kommt oder zum Stalldienst, dann läuft er sicher nicht weg und lässt sich auch mal streicheln. Hat aber jemand ganz klar die Absicht "Ich guck und fass dich jetzt an", findet Smokey das weniger toll.

Da mache ich mir auch etwas Gedanken, denn wenn mal was SChlimmeres ist, vllt. lässt er sich dann auch nicht einfangen?!
Aber wie übt man sowas?
Ich kann ja nicht ständig meine ME bitten, ihn zu holen.
Andererseits, eine gute Freundin von mir, hat ihn schonmal beim Hufe machen mit verpflegt, das war kein Problem....

Aber bei dir mit den eher aggressiven Verhaltensweisen ist ja nochmal was ganz anderes....
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faraway
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Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von faraway »

:winky:

Also ich kann mich den anderen nur anschließen. Ich würde das Thema - wenn du erst mal wiederhergestellt bist :gb: ziemlich weit oben auf der Agenda ansetzen. Und mindestens soweit daran arbeiten, dass Herr Pferd sich von anderen gefahrlos händeln lässt (also anfassen, führen, Hufe, Alltagskram eben). Bis dahin - kann er nicht einfach Kurzurlaub machen?
Ich persönlich gehe inzwischen weiter und möchte für mein Stutchen gern erreichen (das liegt noch in weiter Ferne), dass sie sich auch stressfrei von Dritten arbeiten lässt. Ich hab nämlich gerade eine längere Zeit hinter mir, wo nicht klar war, ob ich das Pferdl behalten kann oder nicht. (jetzt ists aber sicher, sie bleibt!) Da dieser Zustand von niemandem verschuldet und nicht vorhersehbar war, musste ich leider erkennen, dass so etwas auch wieder passieren kann... und halt auch jedem, irgendwie :(
Es war ein sehr blödes Gefühl, vielleicht ein Pferd abgeben zu müssen, das 1a Potential für einen Wanderpokal hat. Deshalb plane ich jetzt, sie wenn möglich auch mal "Fremden" anzuvertrauen (natürlich nur Leute, wo ich weiß dass sie ok sind, z.B. Miteinsteller, RL...), angefangen vom Alltagskram bis hin zu longieren und reiten etc. Mein Ziel ist, dass das Pferd dabei keinen Stress mehr hat. Damit, sollten wir uns durch was auch immer trennen müssen, sie nicht total aufgeschmissen da steht.

P.S.: Ich hab festgestellt, dass mit der Haltungsänderung zu 100% Offenstall in konstanter, kleiner Herde das andere-Menschen-Problem von selbst besser geworden ist, einfach weil Pony an sich wesentlich entspannter ist :gut:
Wenn nur die Liebe, die Liebe existiert - so ist Zeit ein absurdes Konzept.
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marjul
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Re: Das "Ein-Mensch-Pferd"?!

Beitrag von marjul »

Hmm, ich finde nicht, dass ein Pferd sich von allen möglichen Fremden Menschen arbeiten lassen muss. :-ü Und ich verstehe dein Pferd ganz gut. Da kommt plötzlich jemand, den er noch fast nicht kennt und nimmt sich das Recht heraus ihn weg zu schicken, anzutreiben... und dann macht er es vlt. auch noch nicht so wie seine Besi, evtl. mit mehr Nachdruck. Da kann man schon mal böse werden. :wut:

Und ich finde das schlimmste was derjenige in so einer Situation machen kann, ist dann Strafen, laut werden, böse werden, weg schicken... Ich denke, das würde nur noch mehr aufstacheln und ein Pferd (das nicht meins ist und dessen Reaktion ich nicht kenne), das gerade drohend auf mich zuläuft will ich in dem Moment nicht strafen. Ich kann nur sagen, mein Großer wird auch schon mal drohend, ich weiß, dass er mir dann nichts tut. Wenn er aber jemand anderen bedrohen würde, und der würde dann noch schimpfen oder dagegen gehen könnte das evtl. schon böse ausgehen.

Ich würde jetzt mal versuchen deinen Süßen langsam mal an einen anderen Menschen zu gewöhnen. Dann hast du, wenn es wirklich notwendig ist schon mal eine Vertretung. Dieser jemand muss halt da auch mitmachen und auf dich hören und öfters mal Zeit haben. :nix:
Und dann würde ich denjenigen mal einfach unter deiner Anleitung mit dem Bub clickern lassen.
Noch nichts in Bewegung, nichts wo man das Pferd auch mal weg schicken oder großartig antreiben muss, sondern irgendetwas lustiges. Vlt. Targettraining, mit Kegeln spielen, sie aufstellen... irgendetwas das er kennt und gerne macht. Erst mal die neue Person mit etwas positivem verküpfen und dann kann man immer mehr zu "ernsteren" Aufgaben gehen. Und gerade so Sachen wie Longieren oder Freiarbeit würd ich da erst mal ganz hinten anstellen. Weil eben Sachen wir weg schicken, auf Abstand halten, treiben... schon auch Druck sind und das wird der Bub halt nur bei Leuten zulassen, die er akzeptiert.

Wenn du dann irgendwann deine 1. Person hast, die mit dem Bub was machen kann, hast du schon mal jemanden, der im Notfall einspringen kann. Noch praktischer wird es für dich, wenn du dann noch eine 2. Person findest, an die du den Bub gewöhnen kannst. Aber ich würd das immer schön langsam und der Reihe nach machen. Nicht ihn jetzt grundsätzlich an alle oder mehrere Personen gewöhnen wollen, sondern wirklich einer nach dem anderen. Und mit jeder Person, die du dem Bub sympatisch machst, wird er etwas offener für neue Menschen werden. :-)
LG Julia

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