Ungehorsam bei jungem Wallach

Moderator: Keshia

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A.Z.
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Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von A.Z. »

Du hast im Tagebuch immernoch nicht geschrieben, wie es weiter ging. :keule:


Ich habe zwar kein junges Pferd, grundsätzlich aber eines, dass auch mal viel Pfeffer hat und wir waren lange nicht immer so weit, dass der Herr beliebte, meine Meinung zu den Dingen zu erfragen.

Ich habe in dieser Zeit lange Stricke schätzen gelernt. Wenn du insgesamt 4 Meter in der Hand hast, kann Herr Pferd schon mal einen ordentlichen Satz machen, ohne dass er gleich lose und außerhalb deiner Einwirkung ist.

Die Situation gestern war wirklich außergewöhnlich und ich würde sie angesichts dessen, dass er euch gerade mal 3 Monate Pferde hingegen schon sein ganzes Leben kennt, nicht überbewerten.

Aber, ich würde jedes Holen, jedes Wegbringen mit zur Übungseinheit deklarieren. Egal was du mit deinem Pferd tust, du kannst es nicht nicht trainieren. Alles was du mit ihm tust, gehört zum Training und ist ein Puzzelstück in eurer Gemeinsamkeit.

Nimm es also nicht als selbstverständlich, dass er brav mit euch mit läuft, sondern kekse das auch ganz bewusst, wie du ein Hufe heben oder ein Pylon umschubsten oder ähnliches keksen würdest. Kekse ihn, wenn er zu dir kommt auf der Weide, wenn er sich das Halfter aufziehen lässt, wenn er ordnungsgemäß die Weide verlässt, an der gewünschten Position neben dir läuft ... - sich wieder brav in die Weide rein fädeln lässt, sich umdreht damit du das Halfter abnehmen kannst, sich brav das Halfter ab nehmen lässt.

Nichts davon ist selbstverständlich, wir nehmen das nur an, wenn die Sachen einfach immer wie geschmiert laufen und vergessen, dass das für unsere Pferde eine tolle Leistung ist.


Ich ranze den Trabären schon auch mal an. Aber den Erfolg, dass wir so miteinander hantieren, wie wir es tun und beide unsere Freiheiten haben dabei, verdanke ich unter Strich nur dem reichlichen Lob.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
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ehem User

Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von ehem User »

:schock: Nich haun!

Angela :hug: Den Tipp mit dem längeren Seil behalte ich im Hinterkopf, sehr gute Idee.

Das hast du wirklich schön geschrieben, danke dir. Ich werde das genauso machen, mit dem Keksen, meine ich. :-)
ehem User

Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von ehem User »

:hug:

Ich mache das ja im Grunde auch so, wie Angela das sagt.

Eigentlich ist jedes Zusammensein mit mir Arbeit für Nelli - entsprechend belohne ich aber auch. Ich belohne das Stillhalten beim Aufhaltern. Dann verlange ich ab dem Moment, ab dem ich Nelli von der Weide hole, das Mitlaufen in der korrekten Führposition. Anfangs habe ich sehr viele Karotten vergeben, nun brauche ich deutlich weniger. Nelli nimmt meist schon direkt automatisch den richtigen Platz ein. Ich finde, dass diese Konsequenz dem Pferd einfach auch eine Sicherheit gibt. Es weiß nicht nur bildlich, wo sein Platz ist. Und an diesem Platz geht es ihm gut. Nur deswegen konnten wir wohl auch den Gruselspaziergang kürzlich so gut meistern. Trotz aller Aufregung hat sie sich immer wieder auf ihre Position besonnen. Und da gabs dann eben was zu futtern.

Und auch den ganzen Rest handhabe ich so. Das Stillhalten beim Hufegeben. Das anständige Mitlaufen, wenn es wieder auf die Weide geht. Aber zwischendurch auch Quatschkram wie Ballspielen oder so.

Zugegeben, manche finden meine Konsequenz da übertrieben. Aber wie soll Nelli da unterscheiden? Wie soll sie verstehen, dass sie auf der Weide hinter mir bummeln darf, ich in anderen Momenten aber drauf bestehe und sie schon einmal antreibe, wenn es nicht gleich klappt?

Ach so, ja. Und mein Strick ist mimimun 4 m. Manchmal nehme ich sogar die Longe, die liegt irgendwie etwas besser in der Hand. Aber bei der brauche ich nie die volle Länge.
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Sheitana
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Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von Sheitana »

Samtnase hat geschrieben: Zugegeben, manche finden meine Konsequenz da übertrieben. Aber wie soll Nelli da unterscheiden? Wie soll sie verstehen, dass sie auf der Weide hinter mir bummeln darf, ich in anderen Momenten aber drauf bestehe und sie schon einmal antreibe, wenn es nicht gleich klappt?
Ich finde das bei einem jungen/neuen Pferd auch völlig in Ordnung so... :-n
Bei Georgia und mir ist Vieles einfach schon eingespielt. Klar, auch hier gibts mal Zwist, auch hier motzt mal jeder von uns, aber im Grunde weiß jeder, wo er sich bewegen darf.

Bei Charmer werde ich derzeit wieder dran erinnert, dass sie eben doch erst 4 ist. Grenzen werden wieder ausgelotet und da muss ich mich selbst auch am Riemen reißen, da wirklich konsequent zu sein. Auch, wenn das heißt, dass es mal rappelt. Das gehört eben dazu.
ehem User

Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von ehem User »

Jetzt würde mich mal interessieren, wie ihr euer Pferd - wenn's denn mal rappelt - zur Ordnung ruft. :whistle:
ehem User

Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von ehem User »

Naja, was heißt rappeln ;)

Bei uns war eigentlich Nellis Distanzlosigkeit und forsche Art das größte Thema und ist das teils immernoch. Allerdings ist auch das durch das konsequente Führen sehr viel besser geworden. Da latscht sie mir nicht mehr in die Hacken oder rüpelt mich weg.

Aber wenn sie dann doch mal auf mir unangenehme Weise in meinen persönlichen "Wohlfühlbereich" eintritt, rüpelig wird oder ähnliches, dann schicke ich sie schon auch vehement von mir weg. Das kann schon auch mit wedelnden Armen oder wedelnder Gerte sein, wenn ein Schritt auf sie zu bei entsprechender Körperhaltung nicht reicht. Aber auch dann belohne ich sie, wenn sie sich anschließend dran hält. Ihr tut das nicht weh. Und sooo groß ist mein Sicherheitsbereich auch nicht. Aber ich mags nicht, wenn sie so auf mir draufklebt und finde auch eine Armlänge Abstand einfach sicherer.
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Sheitana
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Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von Sheitana »

Bineline hat geschrieben:Jetzt würde mich mal interessieren, wie ihr euer Pferd - wenn's denn mal rappelt - zur Ordnung ruft. :whistle:
Ich gebe ganz ehrlich zu, ich bin da nicht zimperlich :nix:

Es kommt aber auch immer auf die Situation an.
Was ich ausnahmslos immer mache (außer in No-Go-Situationen) ist die Tendenz steigern. Das halte ich für ganz ganz wichtig. Nicht einfach direkt drauf los poltern.

Das heißt in der Praxis:

- Ansprechen
- Ermahnen
- lauter Ermahnung
- Motzen

Unsere Pferde sind so lange bei uns, dass sie - wenn es zu solchen Situationen kommt - ganz genau wissen, dass spätestens, wenn ich wie ein Rohrspatz am Motzen bin die Grenze dessen erreicht ist, was ich toleriere.

Jetzt scheint z.B. Charmer nun wirklich in einer Pubertätsphase zu sein und die Grenzen neu ausloten zu wollen. Das ist auch völlig natürlich und normal. Es würde mich komisch vorkommen, wenn sie in ihrem Alter nicht das versuchen würde.
Umgekehrt weiß sie aber auch ganz genau, dass sie eine passende Antwort bekommt, wenn sie die Grenzen übertritt.
Gestern Abend beim Füttern z.B.
Wir füttern die Pferde frei auf der Wiese. Sie wissen, sie dürfen nicht an die Eimer der Anderen.
Ich habe oft eine Gerte dabei, weil ich mit dem "längeren Arm" einfach viel besser 6 Pferde dirigieren und schicken kann. Im Normalfall reicht ein kurzes Zeigen mit der Gerte auf die Brust und sie treten zurück.

Gestern wollte Charmer an Georgias Eimer.
Es gab ein ermahnendes "Charmer" - keine Reaktion
Daraufhin der Gertenzeig auf die Brust - keine Reaktion, weiteres Nase vorstrecken
Noch ein wedelnder Gertenzeig auf die Brust - keine Reaktion, Nase blieb vor
Als Nächstes gab es zwei deutliche Klapse auf die Brust mit der Gerte, Charmer sprang zickend und motzend ein paar Meter weg. Danach lies sie sich wieder ohne mit der Wimper zu zucken dirigieren.

Nun, nennt mich fies, aber ich stehe dazu :nix: Denn es macht mich für die Pferde berechenbar. Sie wissen ziemlich genau, dass ich die Intensität steiger, wenn sie meine Grenzen überschreiten. Probieren tun sies natürlich trotzdem... ;) Dafür sind es Jungspunge (und manchmal auch die Alten).

Wichtig ist meiner Meinung nach dabei, dass man sich bewusst macht, was man selbst denn für Grenzen aufstellen möchte.

Bei mir gibt es Grenzen, die ganz klare Grenzen sind und die auch nicht übertreten werden dürfen. Grenzen, die da sind, aber variabel und Dinge, die ich nicht so ernst sehe.

Ganz klare Grenzen, die sogenannten NoGo´s sind für mich Beißen, Treten und Steigen, mich über den Haufen rennen. Da denke ich auch in dem Moment nicht nach warum sie das tun, das wird sofort beantwortet. Nicht mit Schlagen, häufig reicht es schon, wenn ich losbrülle (ich kann das sehr laut... :mrgreen: ) oder mal Motze. Aber ja, wenn ich einen Strick oder eine Gerte in der Hand hab fliegt das auch schon mal :nix: (ganz davon ab mach ich mir danach natürlich Gedanken, warum es dazu kam, nicht jedoch in dem Moment).
Auch das Füttern gehört in gewisser Weise dazu. Wenn ich nämlich zulasse, dass gezickt und gedrängelt wird, dann bin ich ganz schnell außer Acht und auch mal dazwischen. Das möchte ich vermeiden... ;)

Variable Grenzen gibt es hingegen viele. Nur mal ein Beispiel: Ich möchte nicht, dass sich der Kopf an mir geschubbert wird. Wenn aber vorher angefragt wird, dass ich mich richtig hinstellen kann ist auch das mal erlaubt. Wieviele dieser variablen Grenzen es gibt entscheidet letztlich das Pferd. Georgia z.B. hat sehr viele, weil ich weiß, sie nutzt sie nicht aus. Charmer hat derzeit eher weniger, weil sie eben in einer Phase des Grenzen findens ist.

Viele Dinge sind mir auch einfach egal. So gibt es Menschen, die gerne jeden Schritt von ihrem Pferd kontrollieren, ich bin da weniger genau.

Es läuft bei uns aber lange nicht so *hart* ab, wie es vielleicht klingen mag. Grundfesten der Beziehung zu meinen Pferden sind Vertrauen, viel Lob, viel Kuscheln und auch viel Gefühl.
Aber das schließt ja nun mal Grenzen - die ich als sehr sehr positiv erachte - nicht aus und da bin ich eben ein Vertreter des "kurz, knackig, fair", als da ewig rumzudiskutieren :nix: Allerdings kommen solche Situation wirklich höchst selten vor und solche Dinge wie Charmers Pubertätsphase, die kommen eben nun mal vor. Gefolgt von viel Lob, wenn es wieder in den richtigen Bahnen läuft.
ehem User

Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von ehem User »

Rummotzen kann ich auch. :mrgreen: Der Tipp mit der Tendenzsteigerung ist gut. Danke, Sheitana.
ehem User

Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von ehem User »

Bineline hat geschrieben:Rummotzen kann ich auch. :mrgreen: Der Tipp mit der Tendenzsteigerung ist gut. Danke, Sheitana.
Das ist auch aus meiner Sicht wichtig, damit die Pferde "feiner" werden können. Die Chance nimmt man ihnen, wenn man direkt laut motzt. Dank der Tendenzsteigerung haben sie aber ein Stück weit auch die Wahl ...
ehem User

Re: Ungehorsam bei jungem Wallach

Beitrag von ehem User »

Wie es der Zufall will, habe ich gerade auf der WzP-Website einen auf mein Problem zugeschnittenen neuen Blogbeitrag von Babette entdeckt: http://www.wege-zum-pferd.de/praxisblog ... m-strafen/
:-)
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