Pferd soll hinter mir gehen - Wie am besten bei bringen?

[BiJu]

Hallo!

Als ich letztens mit meinem Dicken spazieren war, sind wir einen ziemlichen schmalen Pfad lang gegangen. Dabei musste Justin hinter mir gehen, weil wir nicht nebeneinander auf den Weg passten. Das hat aber nicht so gut geklappt. Er wurde sehr eilig und ich musste aufpassen, dass er mir nicht in die Hacken tritt Wenn ich ihn normalerweise führe gehe ich auf Kopfhöhe von ihm. Wie kann ich ihm am besten bei bringen, dass er eben in bestimmten Situationen hinter mir und nicht neben mir gehen soll? Habt ihr Tipps für mich? Am liebsten wäre mir eine Möglichkeit ohne Gerte, da ich beim Spaziergang normalerweise keine dabei hab.

Hoffe ihr könnt mir helfen.

LG Bianca

[Jule68]

Ich wäre auch an einer konstruktiven Antwort und Ideen interessiert, da ich die gleichen Probleme neulich hatte.

[elcaracol]

Hi!
Also bewusst drüber nachgedacht wie ich mein Pferd hinter mich bekommen.
Bei meiner Stute drehe ich meinen Oberkörper zu ihr hin, äußere Schulter kommt quasi zu ihr und bremst. Meine Führhand kommt dabei etwas weiter zurück. Pferdenase soll ja der Führhand folgen. Manchmal wirkt als Verstärkung dabei die Führhand etwas höher zu nehmen. Einleiten am effektivsten von neben der Nase aus, dann wirkt bremsende Wirkung am besten.
Tada sie läuft hinter mir.
Weitere Idee wäre dem Pferd beizubringen wenn du Rückwärts gehst und dir folgen soll. So eine Art anlocken. Ich laufe dabei etwas geduckt ("Hier ist Platz für dich") vor ihr her. Wenn Pferd zu schnell wird wieder groß machen ("Stop!")

So weit meine Ideen dazu.

Pass aber auf bei gruseligen Dingen, wirkt noch so eine starke Bremse nicht.

lg

[wiassi]

Eine wie ich finde sehr schöne Übung aus den natural Horsemanship: Du gehst erstmal auf einen eingezäunten Platz zum Üben, der Bahnmarkierungen hat oder Pylone o.ä.
Das Pferd hast du dort am langen durchhängenden Seil, man will ja Mitarbeit erreichen, kein Gezerrgel. Dann stellst du dich erst mal gemütlich mit dem Pferd irgendwo hin, fixierst ein "Ziel" und dazu ein weiteres im ca. 90° Winkel dazu. einen Pylon, das Platztor Richtung Stall, eine Ecke, was auch immer, mal eher zum Überholen einladend, mal weniger. Es kann später auch zB mal ein Futtereimer sein. man kann so später den Schwierigkeitsgrad durchaus mal ändern.
Wenn du so weit bist, gehst du energisch los zum ersten Ziel. Stell dir vor, du müsstest aus ganz bestimmtem wichtigem Grund genau da jetzt hin. Guck das Ziel ganz konzentriert (fokussiert) an und folge dann dem Fokus, indem du zielgerichtet da hin gehst.
Tu, als sei dir völlig egal ob das Pferde mitkommt, geh aber "deutlich" los, also nicht überfallartig. Also aufrichten, Ziel fokussieren und dann betont losgehen, das Pferd soll ja erkennen, dass da was passiert. Wenn dein Pferd jetzt seine Freiheit am langen Band nutzt, dich bald zu überholen -dann ziehst du nicht am Seil, sonderst wendest einfach kommentarlos schlagartig ab zum Ziel 2 und gehst da hin, suchst dir aber dann unauffällig das Ziel 3 gleich aus etc.
Was passiert? Dein Pferd hat ja gemerkt, dass es "irgendwo" dringend hingeht, also will es auch "erster" sein, es könnte sich ja lohnen. Indem du abwendest zum neuen Ziel, ist es ins Leere gelaufen und plötzlich letzter. Und die letzten werden gefressen -dumm gelaufen.
Sollte es wieder überholen, wendest du wieder kommentarlos ab zum nächsten Ziel, das kann ein neues oder auch wieder das erste sein, das ist egal. Und so weiter, bis du dein aktuelles Ziel mit dem Pferd dahinter erreichst. Im Natural horsemanship macht man zur Belohnung nun nur eine lange Pause, ich bevorzuge es aber mein Pferd zu loben und gebe dann auch Leckerlie, das muss jede(r) selbst entscheiden. Bei ganz schwierigen Kandidaten kann es manchmal angeraten sein sein, nach dem Abwenden schon die ersten Schritte hinter dir bleibend (wenn es bei Zielen vorher immer gleich überholt hat) zu belohnen, als hätte es das Folgen neu erfunden.

Was dahinter steht:
In der Herde ist es ja so, das die Pferde dem Leittier folgen, zum Wasser, zum Futter, zum Wälz- und Liegeplatz...am liebsten einer hinter dem anderen. Diejenigen, die dicht am Leittier bleiben, kommen gleich nach ihm an, bekommen also das Beste ab. Diejenigen, die trödeln oder aber vorlaufen und den falschen Weg erwischen werden getrennt von der Herde leicht zur Beute. Diejenigen, die nicht auf das Leittier achten, das vielleicht abwendet, weil ein Wolf im Gebüsch sitzt -werden auch gefressen.

Das Wissen darum sitzt auch in unseren Pferden tief. Die Übung macht dem Pferd leicht klar, das es sich ja lohnt auf dich zu achten und bei dir zu bleiben. Das funktioniert so gut, das es später auch ganz ohne Seil klappt. Wir machen das "bei Fuß laufen" oder "stick to me" wie es im natural horsemanship heißt frei auf der Weide.

[SCvet]

Idealerweise trainierst du anfangs dort, wo es nicht stört, wenn es noch nicht klappt, also z. B. am Reitplatz. Wichtig ist einfach, daß du ihn mal auf die richtige Position bringst (egal ob er rückwärts von dir weggeht oder du ihn stehenläßt und auf Abstand gehst. Bestärken, wenn er den richtigen Abstand hat (ich arbeite mit dem Clicker, da ich es am einfachsten finde). Losgehen. Wenn der Abstand bleibt, bestärken (anfangs möglichst oft, d. h. eventuell wirklich Schritt für Schritt). Wenn er zu nahe kommt, neuer Ansatz. Eine weitere Führposition nett zu erarbeiten erfordert m. E. einfach ein bißchen Zeit für´s Training und eindeutige Signale, wenn man sie im Wechsel mit einer anderen Führposition verwenden will (ich hab´meine Pferde auch lieber neben mir, wenn Platz dafür ist).

Viele Grüße

Carola

[BiJu]

Danke für die Tipps! Werde es mal ausprobieren.

Wer noch mehr Tipps hat, gerne her damit

[ehem User]

Hmmmm, es gibt immer sooo viele Ideen und Ansätze und am liebsten würde ich alles mal ausprobieren... aber das geht ja nicht
Also bei meinem kleinen Pony (Stkm. 1,16m) hab ich das beim Spazierengehen geübt. Ich habe die Fahrpeitsche genommen und auf Hüfthöhe quasi ne Begrenzung gebaut, wo sie nicht weiter sollte. Wenn sie dagegen kam, hab ich halt mit Stimme uns Zuppeln am Halfter gezeigt, dass sie langsamer gehen soll. Manchmal musste ich schon etwas kräftiger Zuppeln, aber inzwischen klappt es sogar ab und zu schon nur noch auf Stimme *stolzbin*. Naja, Ausnahmen bestätigen die Regel... Sie ist eben ein sehr impulsives Pony Wenn ich gemerkt habe, dass ich beim Üben die Geduld verliere, dann hab ich die führende Hand einfach auf meinen Rücken gelegt und bin stur losgegangen, so dass sie hinter mir gehen musste. Aber das klappt natürlich nur bei so zarten Modellen wie ihr...

[Schattenstern]

Als ich meine alte RB noch hatte hatten wir einen Garten, in dem die Pferde grasen durften. Allerdings war das Tor seehr eng, es konnte wirklich nur einer auf einmal durch. Ich hatte aber sehr oft BEIDE Fellnasen am Strick..
Im Laufe der Zeit (und nach vielen schmerzhaften Erlebnissen) habe ich dann herausgefunden wie es geht. Bin von der Position zwischen beiden Pferden durch ein, zwei flotte Schritte nach vorne gekommen. Dann habe ich das Tor geöffnet (was in dem Fall die Arbeit erleichtert hat, weil beide hinter mir bleiben mussten, ich gebs ja zu). Und dann erst die brave Olga durchgelassen, dann ich durch. Dabei hab ich mich gaanz groß und gerade gemacht und Anneke am Strick geschnubbelt, wenn ich das Gefühl hatte sie will vorwärts. als ich durch war, konnte sie dann auch durch.

Interessant war zu sehen, wie viel dabei die Körpersprache ausmacht: Mein Freund hat mit mir beide Pferde in den Garten gebracht, jeder hatte ein Pferd. Ich hatte die bravere Olga, weil ich ja auchnoch das Tor aufmachen musste. Fabian hatte Anneke, wusste aber nicht so ganz genau, wie er es denn nun anstellen sollte, dass sie hinter ihm bleibt. Und schwups ist sie ihm erst in die Hacken gesprungen und hat sich dann durch den engen Eingang an ihm vorbeigeqetscht. Ist nix passiert, zeigt mir aber deutlich, dass in stressigen Situationen immer jemand die Pferde führen sollte, der auch weiss was er tut...

[Scheckenfan]

Nur, um die "Sammlung" zu komplettieren: Meine Lösung von "damals", als ich noch nichts mit positiver verstärkung am Hut hatte - dennoch eine effektive Lösung ohne Strafe an sich.
Mein Pferd war ein richtiger Hibbel, am Halfter zuppeln brachte da wenig. Er wollte halt einfach der Schnellste sein.
Das war am einfachsten zu unterinden, indem ihm immer wieder klar gemacht wurde, dass es mit überholen aber nicht schneller, sondern langsamer ging.
Ich habe also nicht gezuppelt, sondern immer dann, wenn er mich überholt hat, ihn auf eine Volte um mich herum gebracht (geht mit jedem normalen Führstrick auf jedem einigermaßen breiten Weg) und bin weiter gegangen, sobald er wieder hinter mir war. Anfangs musste ich das recht oft machen, später reichte ein Mal, um ihn daran zu erinnern.
Heute kann ich ihn mit einem Blick über die Schulter auf die Position hinter mir schicken.

Meinem Projekt-Pferd, das ich immer mal als Handpferd mitnehme, habe ich beigebracht auf Strick schütteln sich hinter uns einzuordnen - hat er ganz schnell gelernt, habe ich einfach immer vor Wegen gemacht, sie sich stark verengt haben - entweder er läuft gegen nen Baum oder ordnet sich hinten ein
Nach ein paar Wiederholungen klappte das aber auch in freier Pampa. Ist aber auch ein Streber....

[larla]

Oder noch was lustiges - vorallem für Beobachter :

Die Gänsenummer: Wenn sich eins von meinen Ponies mir von hinten zu nah kommt und/oder Überholen will und soll gerade nicht, dann mach ich die Gans: Gross machen, mit den Flügeln schlagen und wenn es sein muss noch Gackergeräusche dazu (Gackern weil ich wohl besser ich wohl besser Hühner als Gänse nachmachen kann ). Das funktioniert mit und ohne Strick. Funktioniert auch bei Menschen, die einem zu habe kommen

Dann funktioniert das beim Spazierengehen auch schnell: Meine Ponies laufen da, wo meine Hand ist, wechseln also die Seite so, wie ich den Strick wechsel, und Hand hinterm Rücken bedeutet hinter mir laufen, Arm nach vorne gestreckt heisst: Geh Du vor. Ganz praktisch, da ich ja meist 2 Ponies dabei haben.