Ohne Sattel reiten schädlich?

[SCvet]

Zitat Elcaracol

" Die Sitzbeinknochen üben punktuellen Druck aus!" Doch ich behaupte mal, dass ich eigentlich fast gar nicht auf diesen "sitze". Ich versuche möglichst gleichmäßig auf Oberschenkeln und Gesäß zu sitzen,

Zitate Hina_DK

Wenn man aber auf den Oberschenkeln "sitzt", also letztendlich im Spaltsitz,

Du durch den Spaltsitz sehr viel Gewicht auf die Oberschenkel legst.

Ich finde es sehr gewagt, die Aussage von Elcaracol auf Sitz auf den Oberschenkel>Spaltsitz zu reduzieren, speziell ohne Reitfoto.

Gruß

Carola

[Mia77]

SCvet zustimme, auch ohne Spaltsitz sitzt man mit auf den Oberschenkeln, die hängen ja durch den korrekten Sitz nicht irgendwie in der Luft.
Ich finde Deinen Test superinteressant und denke, dass Du relativ unbesorgt ohne Sattel reiten kannst. Ehrlich gesagt diese ganzen Theorien, dass ausschließlich mit Sattel pferdeschonend geritten werden kann, halte ich für Quatsch. Die meisten Sättel sind doch ziemlich statisch und ein Pferderücken bewegt sich nun mal, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Sattel immer und zu jedem Zeitpunkt optimal und mit ganz gleichmäßigem Druck liegt. Vielmehr ist es doch die Suche nach dem für Pferd und Reiter gleichermaßen möglichem Optimum. Ich halte es deshalb nicht für mehr oder weniger schädlich mit gut angepasstem Sattel oder aber auch ohne Sattel zu reiten. Voraussetzung ist in beiden Fällen ein Reiter der gut ausbalanciert sitzt und mit der Bewegung mitgeht. Und dann ist es einfach eine Sache der individuellen Vorlieben von Pferd und Reiter und deren Zusammenspiel.
Wenn Du auf Dein Pferd achtest und das kein Unwohlsein ohne Sattel anzeigt ist das doch ok. Außerdem finde ich sieht der Rücken ziemlich gut aus, scheint nicht so, als hätte Dein ohne Sattel reiten geschadet.

Lass Dich mal nicht verrückt machen und versuch einfach Deinem Pferdie immer mal wieder ein Ohr zu schenken, was das zu Sattel oder ohne Sattel meint.

[Hina_DK]

Wenn man auf den Oberschenkeln "sitzt", ist es schon noch ein deutlicher Unterschied zum Vollsitz. Natürlich kommt bei jedem Sitz auch immer Gewicht auf die Oberschenkel, das ist ganz klar aber unter "sitzen" verstehe ich auch eine zusätzliche Gewichtsverlagerung auf die Oberschenkel. Um das zu erreichen, muss ich aus dem Vollsitz herausgehen und meinen Schwerpunkt etwas nach vorne verlagern, das Becken also leicht nach vorne abkippen, damit die Sitzhöcker entlasten und dann landete man automatisch mehr oder weniger stark im Spaltsitz.

[ehem User]

Da ich ja auch noch ein Sattelproblem habe (mein Sattler hat es auch im 2. Versuch nicht geschafft, den Sattel wieder passend zu machen ), reite ich momentan ohne bzw. mit meinen eigenen Lammfellsattel (Filzsatteldecke + Lammfellschabracke mit einem Deckengurt fixiert). Es funktioniert prima. Man kann aber nicht leichttraben, so das ich sie anfangs ablongiere. Trotzdem hoffe ich, das es nur eine vorübergehende Lösung ist, denn im Sattel reite ich lieber.

Auch hat meine Stute eine sehr gut ausgebildete Rückenmuskulatur, so das ich direkt nach dem longieren zum aussitzen kommen kann, bei einem nicht so trainierten oder gymnatizierten Pferd wäre ich dann allerdings doch vorsichtig.

[elcaracol]

Danke für die Antworten
Ja, ich mache mir immer zu viele Sorgen um mein Ponylein, gebe ich ja zu...
Ich denke, dass ich doch relativ gleichmässig sitze, und ihr nicht meine Sitzbeine in den Rücken bohre.
Auch wenn es an der Stelle der Beine etwas stark ausgedünnt ist, denke ich doch, dass die Rückenmuskeln relativ gleichmäßig belastet werden, was doch der Hauptsinn der ganzen Sache ist...


Zum Spaltsitz:
Also mir wurde nahe gelegt, eher über dem Pferd zu stehen, als zu sitzen. Wenn ich mich gerade hin setzte, dann kippt mein Becken, doch ein wenig ab: Beckenflügel nach hinten, Sitzbeine etwas weiter vor (richtig? ). Genau dabei, hab ich das Gefühl, dass ich meine Sitzbeine vom Rücken weg bewege und ich mehr auf die Oberschenkel komme. Ist schwer zu beschreiben, weil es ja irgendwie auch auf die Aufrichtung des Pferdes ankommt, wie ich wann wo sitze...
Nach einen bekannten Buch von Sally S. beschreibt sie aber auch, dass es eher ein gleichmäßiges sitzen auf den Gesäß und oberen drittel der Oberschenkel ist.
Naja, darüber kann man sich wohl streiten, seit ein paar Jahren hab ich selbst erkannt, dass es immer ein besser und schlechter gibt. Ein Falsch oder Richtig in den Sinne gibt es ja nicht

lg

[Mia77]

Der Sitz ist zu großen Teilen ja auch abhängig vom Sattel. So sitzt Du in einem Westernsattel z.B. eher im Stuhlsitz, trotzdem aber korrekt. Ich reite auch gern ohne Sattel und ehrlich gesagt neige ich da eher zu einem Sitz, der wahrscheinlich dem Sitz in einem Westernsattel näher kommt. Solang man nicht wie ein Affe auf dem Schleifstein auf dem Pferd hängt, finde ich das aber ehrlich gesagt nicht so dramatisch. Und sitze lieber mit einer leichten Grundspannung ein wenig mehr tendenziell Richtung Stuhlsitz, als krampfhaft zu versuchen, den klassischen Dressursitz zu erreichen. Dafür fehlt einem wahrscheinlich dann einfach doch die Unterstützung des Sattels.... Im normalen Englisch-Sattel habe ich nämlich keine Tendenz zum Stuhlsitz.

[Hina_DK]

Über den korrekten Sitz gibt es ja viele viele Ansichten . Aber am meisten hat mich dabei CR überzeugt, zumal das auch wirklich reitweisenunabhängig ist. Einen korrekten Sitz hat man immer dann, wenn das Becken am geschmeidigsten mitgehen kann, also nicht blockiert wird. Das nennt man dann einen wirklich unabhängigen Sitz. Dabei kommt es nicht drauf an, gerade zu sitzen. Das können sowieso die wenigsten. Es kommt drauf an, aufrecht zu sitzen, damit die Wirbelsäule und das Becken frei ist. Gute Gedankenstütze ist dabei, dass der Kopf wie bei einer Marionette am Faden hängt und der Blick frei nach vorne geht. Einmal ordentlich tief durchatmen und die Beine locker aus der Hüfte fallen lassen. Schon hat man eigentlich den für einen selbst am angenehmsten und am besten gelösten Sitz gefunden. Das kann durchaus Richtung Westernsitz gehen, dass kann auch bei einem Hohlkreuz eben alles andere als gerade sein. Wichtig ist, dass man selbst frei und gelöst in seinem Schwerpunkt sitzt. So hält man es auch am längsten ohne eigene Verspannung auf dem Pferd aus. In dem Moment aber, in dem man sich ganz bewusst in den Stuhlsitz oder Spaltsitz begibt, verliert man seine Gelöstheit und blockiert das Becken und kann nicht mehr ausreichend locker mit der Bewegung des Pferdes mitschwingen. Ein großes Problem dabei sind viele Sättel, die verhindern, dass man sich selbst gelöst hinsetzen kann, sondern man wird durch die Form des Sattels hingesetzt und das kann durchaus für Pferd und Reiter früher oder später auch schmerzhafte Auswirkungen haben, selbst wenn der Sattel von allem Maßen her beiden passt. Je weicher der Sattel im Sitz ist, desto größer ist die Gefahr, dass man damit hingesetzt wird. Ich bin auch erst auf schön gepolsterten Sätteln geritten, fühlte mich aber nie so ganz wohl. Dann bekam ich einen in der Sitzfläche richtig harten Dressursattel, der auch kein Tiefsitzer ist und habe keinerlei Probleme mehr und merke auch, wie frei mein Becken plötzlich ist und wie einfach es auf einmal ist, sich aufrecht und gelöst hinzusetzen.

[Schnucke]

Genauso wie ein sattel den Sitz beeinflussen kann, beeinflußt auch die Rippenform des Pferde den Sitz. Auf einem Tonnigen Pferd wird man eher in einen Stuhlsitz einnehmen als auf einem schmalen Pferd. Selbst mit meinen ewig langen Beinen fällt es mir schwer auf meiner sehr breiten Trakistute, ohne Sattel das Bein locker fallen zu lassen, dafür ist meine Hüfte zu schmal. Auf ihr sitz ich einfach stuhlsitzig weil es anders nicht geht ohne die Hüfte auszukugeln. Weitere Faktoren sind die Dicke der Innenseite der Oberschenkel, sind die gut bepackt wird der Raum noch kleiner, oder die Hüftgelenke müssen noch flexibler sein um einen gestreckten Sitz zu bekommen.
Ich reite meine Pferde wenn nur kurzzeitig ohne Sattel und auch nur wenn ich nicht ernsthaft reite:
1. bekomme ich ohne keinen anständigen Entlastungssitz hin
2. ist mein Hintern wenig gepolstert (aus dem Grund nutze ich auf längeren Ritten auch einen Lammfellbezug auf dem Sattel weil mir die Sitzbeinknochen sonst wehtun, wenn ich mir vorstelle wie sich das fürs Pferd anfühlt......)
3. Sitze ich einfach besser mit Sattel und meine Einwirkung ist auch besser, weil ich eben nicht in den Stuhlsitz gedrückt werde und meine Hüfte lockerer ist.

[Hina_DK]

Im Grunde sind ja Sättel für den Reiter und nicht für das Pferd erfunden worden. Es ging um die Bequemlichkeit und den besseren Halt beim reiten und nicht speziell um das Befinden des Pferdes. Dass Sättel auf das Pferd möglichst genau angepasst werden, ist im Grunde recht modern, seit dem man sich viel mehr mit der Anatomie und Biomechanik des Pferdes auseinandersetzt.

[ehem User]

Ich schreib auch mal mit - weil ich früher fast nur ohne Sattel geritten bin.

Und zwar: auf meiner sehr stabilen Hafistute, die hat sehr ausgeprägte Rückenmuskel, und ist sehr breit - ich fand die ersten 3 Jahre keinen Sattel der passte, also bin ich ohne Sattel geritten: auch im Gelände, aber immer mit Spazierpausen.

Jeder Physio lobte den Rücken meines Pferdchens.

Auch jetzt noch reite ich ganz gern mal ohne Sattel, weils mein Hafistüt nicht stört, und ich im Winter die Pferdewärme so gerne mag.

Allerdings bin ich sehr viel im Spaltsitz drauf gesessen - und so sitzt man auf manchen Pferdetypen ohne Sattel automatisch - damit "es schön ausschaut" und man nicht draufhängt wie ein Sack.

Das ständige ohne-Sattel-Reiten hat leider meinen Sitz ganz schön versauern lassen - ich kämpfe noch jahrelang nach meiner Ohne-Satte-Reit-Phase mit einem Spaltsitz.

Fazit: MEIN Pferd stört es überhaupt nicht, mich stört es überhaupt nicht, lediglich der Reitersitz profitierte auf Dauer bei mir nicht =)