Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

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Sunny77
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Sunny77 »

Hallo Weibi,

Die Pferde sollten in einer guten "Arbeitshaltung" laufen - genau so, wie Du es beschreibst. Der Kopf sollte auf Bug/Widerristhöhe getragen werden, die Nase deutlich vor der Senkrechten. Dauerhaft zu hoch (Nase über Widerristhöhe - Giraffe) ist schlecht wegen durchgedrücktem Rücken und Unterhals, dauerhaft zu tief ist schlecht wegen Überdehnung der langen Hals-/Rückenbänder. Wenn Dein Pferd nicht gerade "staubsaugt" ist die von Dir beschriebene Haltung meiner Meinung nach kein Problem (Hals schließt mit Schulter ab).
Ich steige auch in Etwa einmal alle 1,5 bis 2 Stunden für 30 Minuten ab und führe. Das hilft den Pferden auch sehr, ihren Rücken wieder zu entspannen (und mir, meine müden Gelenke zu schmieren).
Liebe Grüße,
Sunny
Eine unerwartete Reise
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Weibi
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Weibi »

Danke! Staubsaugen tut er definitiv nicht, giraffenmäßig ist er bis auf wenige kurze guckige Momente auch nicht unterwegs :-D Ich steige auch oft ab und führe, ist für mich und ihn angenehmer...
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Heupferdchen
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Heupferdchen »

Hallo Weibi,

im Gelände hast du die gleichen anatomischen Voraussetzungen wie im Viereck. Auch hier gilt, dass das Pferd über den Rücken gehen sollte.

In Dehnungshaltung mit tiefer Kopfposition wird die meiste Haltearbeit vom Nackenband übernommen. Das muss natürlich auch trainiert werden, ist aber kein Muskel, der nach einigen Minuten ermüdet. Bei fortgeschrittener Ausbildung trägt die Halsmuskulatur immer mehr mit, das ist dann anstrengend. Natürlich muss das Pferd sich im Gelände auch mal kurz mehr aufrichten (überwinden von Hindernissen, Bodenunebenheiten, Tempowechsel, Kurven o.ä.), aber im Grunde lässt man die eher lang werden, weils eh meist geradeaus geht. Dabei ist ein 'zu tief' weniger tragisch als ein 'zu hoch' (beim Grasen überdehnen die ihr Nackenband ja auch nicht). Hängt aber auch vom Pferd ab. Wenn ein Pferd beim Abstrecken fast vornüber kippt, kann man es nicht so tief lassen.

Natürlich nehmen die im Gelände den Kopf mal hoch, wenns was anzugucken gibt. Meiner läuft in höheren Gangarten auch mal ohne Rücken, das bringt ihn nicht um. Aber Ziel ist schon, den Rücken immer oben zu haben.

Bei mir gehts allerdings nicht um Geschwindigkeit. Distanzreiter, die flott in hohen Gangarten unterwegs sind, stellen ihre Pferde höher ein.

Wichtig ist mir beim Ausreiten eine gute Aktivität der HH. Bummelschritt wird konsequent unterbunden. Dann stellt sich meiner fast von selbst tiefer ein.
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Weibi
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Weibi »

Schlurfender Schritt ist bei meinem Pony nicht im Programm :-D Wenn wir im Gelände sind wird eher der Kilometerfressermodus angeschaltet. Am liebsten alles mit viel Tempo, bis zum umfallen. Wir arbeiten an mehr Ruhe und gehen dafür viel querfeldein durch den Wald. Durch das Bäume umreiten und die Wurzeln ist Pony gut beschäftigt und konzentriert sich mehr auf die Beinchen. Giraffenmäßig sind wir für kurze Etappen wenn etwas gruselig ist unterwegs oder wenn die ersten paar Meter im Trab. Das ist aber auf dem Platz oder im Gelände gleich.
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Jochen
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Jochen »

Gestern war ich mit Thalie spazieren. Tue ich wieder öfter jetzt, seit sie groß ist (schon sieben!), und ich sie nun auch längere Strecken mal ohne Sattel reite.

Am See sprach mich dann eine junge Frau an, und es ging darum, ob man hier mit Pferden baden könne. Nun, um es kurz zu machen: Sie war mit ihrem Freund und ihren beiden Hunden und ihren vier Wallachen für zwei Jahre unterwegs, von der Bretagne aus, und sie wollten weiter bis ans Schwarze Meer. Ihr Freund beschlug auf der anderen Seite des Sees die Pferde, und sie wollte gerade am Imbiß Sandwiche holen.

Während sie also einkaufen ging, zogen Thalie und ich schon mal voraus zu den anderen. Arno war voll am Machen. Über die Gelben Seiten waren sie an den besten Hufschmied hier in der Gegend geraten — Eric, Beschlag und Barhuf, wie sein Vater und Großvater vor ihm. Von dem wollten sie Eisen kaufen — und er hat sie ihnen geschenkt. Nun mußten die Dinger nur noch unter die Hufe.

Nachdem Thalie mit diesem ersten Pferd Bekanntschaft geschlossen hatte, was der Arbeit allerdings nicht allzu förderlich war, habe ich sie zu den drei anderen geführt, außer Sichtweite, während Arno weiterhämmerte.

Jeder dieser drei Wallache war mit zehn-zwölf Metern Strick an Gebüsch angebunden, ohne Faxen beim Grasen von wegen sich im Strick verheddern oder so, und das Kennenlernen verlief schnell und glatt. Nur die Hunde, die das Gepäck bewachten, kriegten sich erst wieder richtig ein, als Clio mit ihren Sandwiches zurück war.

Nach einmal längs durch Argentinien reiten wollten sie jetzt ein Stück Europa ausprobieren... Beide vielleicht 25 Jahre alt.

Nach einiger gehöriger Fachsimpelei über Eisen, Barhuf, Futter, Rehe, Stuten-Wallach-Mix und ob man's bei der nach diesem extrem milden Winter nun beginnenden Insektenplage nicht doch mal mit Butox versuchen sollte... war dann auch ein zweites Pferd neu beschlagen — Arno ging sehr langsam und sorgfältig zu Werke, nix mit schnell mal was drunterkloppen — und Thalie und ich zogen mit den besten Wünschen wieder heimwärts, während die anderen schwimmen gingen (mir ist's dafür noch viel zu kalt, brrr...).

Aber heute mußte ich dann doch mal mit meinen Beiden nachgucken reiten, ob sie schon weg waren. Thalie wie auch Naguale fanden, daß nicht alles war wie sonst. Und da waren sie noch, an ihrem Lagerplatz! Also mußte Naguale jetzt auch erst mal alle kennenlernen...

Die Pferde waren neu beschlagen, das Morgenbad war genommen, und es ging langsam Richtung weiterziehen. Einige Kilometer entfernt wollten sie in einer Kooperative noch gewalzte Gerste kaufen.

Beim Packen Fachsimpelei über Herdenverhalten, Reit- und Packsättel, die verschiedenen Pferden passen sollen (sie benutzten die Pferde abwechselnd mal als Pack-, mal als Reitpferde), ohne daß die Sache hinten zwackt oder vorhandlastig wird (was man bei Barhufern wie meinen beiden ja früher am Abrieb erkennt als bei Beschlagpferden), Sattelbäume und wie man sie verändert, Sattelauflagen und -sitze, und und und.
Und Hackamore lose verschnallt, eigentlich nur vorhanden, damit die anderen Verkehrsteilnehmer denken, man habe das Pferd in der Gewalt...), zwei Zügel oder lieber vier, und Führstrick eventuell in der anderen Hand? Und nein, lieber nicht, lieber eine Hand frei haben, und und und.

Und dann ging's los, erst mal bis auf die andere Seite vom See — zwei Hunde, drei Menschen, sechs Pferde —; dann Halt, während Clio Trinkwasser auffüllte und Sandwiche holte, und Arno und ich zwischen zwei neugierigen Besoffenen noch auf die Unterschiede von Klima und Gerste und Hafer kamen.

Schließlich zogen wir dann noch einen knappen Kilometer gemeinsam ab durch die Mitte, bis sich unsere Wege trennten...

Gute Reise, Ihr zwei plus zwei plus vier!

Wie heißt es so schön im Schlager? "Man müßte noch mal zwanzig sein..."
Nein, müßte man natürlich nicht. Ich fühle mich sehr zu Hause in meiner Hälfte " — wenn Alter könnte!"
(Alle meine Dummheiten ein zweites Mal machen? Muß auch nicht sein...)

Schön, daß es so feine Pferdemenschen gibt! Und Danke, daß ich ein Stück von Eurem Traum teilen durfte!
Bis zu Eurer Rückreise...

PS: Mindestens ein Photo (das mit der Brücke...) lohnt sich, auch wenn man kein französisch liest (die ältesten Einträge kommen zuletzt): http://unsabotdevantlautre.blogspot.fr/

Tagesetappen haben wir nur flüchtig erwähnt. Wenn ich richtig verstanden habe, eher um die 10 Km als an die 20. Auf jeden Fall: Wer weit kommen will, soll seine Pferde schonen.
Halt mich fern von der Weisheit, die nicht weint, der Philosophie, die nicht lacht,
und der Größe, die sich nicht vor Kindern verbeugt.


Gibran Khalil Gibran, "Handful of Beach Sand"
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Hina_DK
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Hina_DK »

Was für eine tolle Geschichte. Die Leute haben wirklich Mut und tolle Tiere.

Und ich war schon so stolz auf meinen junger Isländer, weil der letzte Woche einen Wanderritt von 123 km in drei Tagen auf dem dänischen Heerweg gemacht hat :). Übrigens mit Westernsattel, da er noch kurzfristig aus seinem Distanzsattel rauswuchs, obwohl der erst vor ein paar Wochen nachkontrolliert wurde. Der Bursche hat zu gut aufgemuskelt ;).

Bild
Viele Grüße
Hina

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Hina_DK
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Hina_DK »

Mein Schimmelchen wird nun Ende September auch seinen ersten Distanzritt starten, ein Einhorn Distanzritt in SH. Mittlerweile hat er wieder einen Distanzsattel ;). Wir sind jetzt auch dabei, endlich den Reddi, den alten Distanzhasen, wieder richtig aufzutrainieren. Vielleicht gehts dann mit beiden mal auf Heerweg-Tour.
Viele Grüße
Hina

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Hina_DK
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Hina_DK »

Tigull hat heute seinen ersten Distanzritt von 30 km erfolgreich absolviert, auch ohne sein Begleitpferd, das beim ersten Vetcheck ausgeschieden ist. Er ist 11. geworden von ca. 30 Startern, wobei nur 14 überhaupt ins Ziel kamen bzw. in die Wertung kamen. Es war ja ein Einhorn-Distanzritt.
Viele Grüße
Hina

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eifelreiter
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von eifelreiter »

Glückwunsch Hina!
Wir möchten auch mal auf einem Distanzritt starten. Bisher sind wir aber noch zu langsam ;)
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Hina_DK
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Re: Sind Wanderreiter oder gar Distanzreiter unter uns?

Beitrag von Hina_DK »

Ja, das war bei Tigull auch gaaaaaaanz knapp. Zum Schluss musste er noch eine Kohle zulegen und wählte den Galopp. Aber bei der Zielpulskotrolle 8 min nach dem Zieleinlauf war er dann bei 48, so dass die TA fragte, ob er überhaupt ein reinrassiger Isländer ist :-D . Seine Geschwindigkeit war 8,33. Damit hätte er den 14. Platz belegt aber die Pulswerte bringen ja auch Punkte und da hat er nochmal so richtig mit abgeräumt :lol: . Das ist das Schöne an den Einhorn-Distanzritten, dass es eben auch noch zusätzliche Punkte für gesundes Reiten gibt.
Viele Grüße
Hina

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