Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Moderator: Keshia

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marjul
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Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von marjul »

Hallo Leute!

Ich hab jetzt mal eine Frage einfach zur Befriedigung meiner Neugierde.

Bisher hab ich bei der Handarbeit und bei der Longenarbeit vorrangig in der Bewegung gearbeitet. Mein Großer langweilt sich im Stand einfach leicht und er tut sich bei neuen Sachen auch einfach in der Bewegung leichter.

Das einzige, das wir auch im Stand immer wieder etwas geübt haben war Genickstellung, damit wir auch in Stellung antreten üben können. Dabei bewegte sich bei ihm aber wirklich nur das Genick, die innere Hüfte kam nie vor. Man sah also keine "Welle" durch den Pferdekörper gehen.

Inzwischen will ich mich aber auch mal etwas aufs Lösen im Stand, vor allem zum aufwärmen konzentrieren.
Dabei wurde mir jetzt ein Reflexpunkt am Hals des Pferdes gezeigt, mit dem ich die inenre Hüfte vor holen kann, wenn sie nicht alleine durchs stellen vor kommt.

Ich gehe also so vor, dass ich Herrn Pferd mal etwas nach unten bitte in der Kopf-Hals Haltung, seinen Kopf auf eine schöne Höhe bringe, Stellung abfrage, darauf achte, dass er sich nicht verwirft (da muss ich meist noch korrigieren) und dann, wenn er schön gestellt ist, an den Reflexpunkt gehe und seine Hüfte vor hole.
Das geht auch echt gut. Die innere Hüfte kommt sofort deutlich vor. :-d
Im gleichen Moment in dem allerdings die innere Hüfte vor kommt, flüchtet Sancho sich mit dem inneren Vorderbein in einen Schritt nach vorne.

Meine Erklärung dazu wäre: Seine innere Seite verkürzt sich, er biegt sich im Stand. Das ist schwer, er hat Angst die Balance zu verlieren und rettet sich mit einem Schritt nach vorne, der seine innere Seite wieder "verlängert". :-e Denk ich da halbwegs logisch?

Meine Lösung: Gar keine Lösung. Weiter üben, vorsichtig immer wieder abfragen und drauf warten, dass seine Balance und sein Vertrauen irgendwann reicht um sich auch im Stand biegen zu können. :nix:

Was denkt ihr, könnte die Begründung so stimmen oder steckt da vlt. etwas anderes dahinter?
Kennt ihr das vlt. auch von anderen PFerden?
Und würdet ihr dagegen aktiv was unternehmen oder eben einfach harnäckig bleiben und immer wieder mal üben, bis es gelingt?
LG Julia

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lisak
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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von lisak »

Ja, deine Erklärung finde ich durchaus logisch :-d und hätte das jetzt genauso erklärt.

Wenn du dein Pferd "nur" stellst, dann ist das etwas, was nur im Genick statt findet. Da hat die Hüfte an sich noch nichts mit zu tun.
Wenn du es dann biegst, sprich auch der Hals wird abgebogen, dann kommt die Hüfte mit dazu und bei guter Biegung ein Stück mit nach vorne. Wobei es an sich auch nicht nach vorne kommen ist, sondern das Becken kippt innen durch die reelle Biegung ein Stück ab und kommt dadurch ein Stück nach vorne.

Die Welle ist keine Übung zum Hüfte "vorholen", sondern da guckst du, ob dein Pferd durchlässig durch die ganze Wirbelsäule ist - also wenn du die aus dem LK meinst.
Du stellst vorne und überprüfst durch das leichte Schwingen, ob diese Schwingung bis zur Kruppe durchgeht und dort ebenfalls eine leichte Bewegung zu sehen ist. Hört das Schwingen an einer Stelle auf (Manchmal schon vorne im Hals), dann ist dort im Regelfall etwas fest/blockiert/verspannt...

Tja und wie man das jetzt üben kann?
Ich würde da in Bewegung weiter arbeiten. Und im Stand mich ganz langsam rantasten. Wie viel kann er sich stellen und biegen, ohne Ausweichbewegungen zu machen usw.
Am Besten geht das meiner Erfahrung nach, wenn man in sehr tiefer Dehnungshaltung arbeitet. Dann ist das Nacken-Rückenband-System schon durch das v/a gespannt und wenn man dann noch seitlich arbeitet, wird der "Zug" noch größer und man erkennt die größten Bewegungen bis in die Hüfte.
Sobald man weiter höher mit der Kopf-Hals-Haltung arbeitet, werden die Bewegungen der Hüfte immer kleiner. Es ist an sich auch nicht viel.
Der Biegepunkt ist meines Wissens auch eher für das gelockte Travers oder so wichtig. Weniger für das Lösen im Stand, weil es auch eine so große Bewegung der Hüfte ist....
(Alles meine Erfahrung und das, was ich gelesen und gesehen habe :-D )
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marjul
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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von marjul »

Erst mal danke Lisa für deine Einschätzung.
:dankeschoen:
lisak hat geschrieben: Die Welle ist keine Übung zum Hüfte "vorholen", sondern da guckst du, ob dein Pferd durchlässig durch die ganze Wirbelsäule ist - also wenn du die aus dem LK meinst.
Du stellst vorne und überprüfst durch das leichte Schwingen, ob diese Schwingung bis zur Kruppe durchgeht und dort ebenfalls eine leichte Bewegung zu sehen ist. Hört das Schwingen an einer Stelle auf (Manchmal schon vorne im Hals), dann ist dort im Regelfall etwas fest/blockiert/verspannt...
So hab ich die Welle auch gesehen, ja. Nur als Überprüfung.
Ich habs aber nie wirklich geschafft mein Pferd im Stand zu biegen. :nix: Ich glaub ich hab mich da auch einfach nicht sonderlich geschickt angestellt und Sancho hat sich eher gelangweilt. Jedenfalls hat man dann bei der Hüfte keine Bewegung gesehen, das lag aber glaube ich wirklich eher daran, dass ich da Blödsinn gemacht habe. :shy:

Jetzt mach ich ja nicht "nur" explizit die Welle sondern versuche ihn einfach im Stand vorsichtig zu lösen, ein bisschen etwas in Richtung Abkauübungen lasse ich einfließen, versuche ihn gleich mal an die Hilfen zu bekommen und möchte ihn dabei eben auch biegen. Und mit diesem Reflexpunkt schaffe auch ich das. :frech:

Ich hatte am Wochenende auch meine Trainerin da und hab sie auch mal gefragt was sie dazu meint. Sie hat im Endeffekt nichts anderes gesagt als du. :-d
Ich werds also weiter versuchen und ganz langsam angehen und irgendwann machen wir das dann schon. :frech:
lisak hat geschrieben:Der Biegepunkt ist meines Wissens auch eher für das gelockte Travers oder so wichtig. Weniger für das Lösen im Stand, weil es auch eine so große Bewegung der Hüfte ist....
Ich verwende den Punkt halt auch einfach fürs Biegen auf Kreislinien. Beim Lösen im Stand verwende ich ihn auch, aber eher mit dem Hintergrund, dann auch gebogen auf Kreislinie anzutreten zum Beispiel.
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lisak
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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von lisak »

marjul hat geschrieben: Ich hatte am Wochenende auch meine Trainerin da und hab sie auch mal gefragt was sie dazu meint. Sie hat im Endeffekt nichts anderes gesagt als du. :-d
Na das freut mich ja zu hören - nicht, dass ich hier voll ins Blaue spekuliere :-D

Den Biegepunkt kannst du dann aber nur bei der HA benutzen oder? Sonst kommt man da ja nicht mehr ran... (Also nur als Verständnisfrage).

Und beim Biegen im Stand, versuche dir mal vorzustellen wie du Wirbel für Wirbel mitnimmst - besser mit lockst - in die Biegung. Klar, nicht überall kann eine Biegung statt finden. Aber mir hilft das recht gut, von Genick bis quasi Kruppe "jeden Wirbel nach und nach anzusprechen". Man ist dann auch schön langsam und durchdacht...
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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von ehem User »

Die Erklärung von Dir sehe ich genauso. Dein Pferd kompensiert eine "Unbeweglichkeit" durch einen ausweichenden Schritt. Ich habe festgestellt, dass einige Pferde einfach zu steif sind, um am Anfang dieses Abknicken in der Hüfte zu zeigen. Mir sind sogar schon Pferde begegnet, die sich nicht mal stellen lassen, sondern sich hinten sofort wieder geraderichten, weil es ziept.

Allerdings würde ich weiter und mehr im Stand üben. Ich arbeite ja nach Branderup und danach wird nix, was nicht im Stand klappt, in die Bewegung übertragen. Über das Übertreten im Stand, also das Bewegen der Hinterbeine unter den Schwerpunkt kann man das gut trainieren. Je beweglicher hier das Pferd wird, um so leichter knickt dann auch die Hüfte ab, so meine Erfahrung. Ich übe das Lösen an der Hand stets bevor ich aufsteige. Dazu das Lösen am Schenkel vom Boden aus, d.h. das Pferd soll sich gestellt vorwärts/abwärts dehnen, wenn ich die Schenkellage minimal touchiere, ohne dass es ein Bein bewegt. Bei einem deutlichen Signal soll es ein Bein bewegen und zwar ohne sich mit der Hüfte oder der Schulter zu verschieben (dazu zähle ich auch falsche Gewichtsverlagerungen). Erst nachdem ich das alles abgeprüft habe, steige ich auf und reite.

Aber das ist sicher eine Sache der Philosophie.
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marjul
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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von marjul »

lisak hat geschrieben: Den Biegepunkt kannst du dann aber nur bei der HA benutzen oder? Sonst kommt man da ja nicht mehr ran... (Also nur als Verständnisfrage).
Ja, den kann ich nur bei der HA benutzen. Ich will den auch nicht ewig verwenden. Ich will schon dann davon weg kommen. Bei der Longenarbeit komm ich ja auch gar nicht hin.
Bei der Handarbeit tun wir uns halt momentan so am leichtesten. Mit der Zeit kann ich den dann hoffentlich komplett ausschleichen. :frech:
lisak hat geschrieben:Und beim Biegen im Stand, versuche dir mal vorzustellen wie du Wirbel für Wirbel mitnimmst - besser mit lockst - in die Biegung. Klar, nicht überall kann eine Biegung statt finden. Aber mir hilft das recht gut, von Genick bis quasi Kruppe "jeden Wirbel nach und nach anzusprechen". Man ist dann auch schön langsam und durchdacht...
Danke, dass ist ein schönes Bild, dann überrumple ich ihn auch nicht. Das werd ich bestimmt versuchen.
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marjul
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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von marjul »

Jarit hat geschrieben: Allerdings würde ich weiter und mehr im Stand üben. Ich arbeite ja nach Branderup und danach wird nix, was nicht im Stand klappt, in die Bewegung übertragen..
Meine Trainerin ist unterrichtet auch nach BB und sie meinte schon, ich solle es ruhig auch weiter in der Bewegung üben. :-e Kann aber auch leicht sein, dass sie sich einfach nicht 100 %ig ans System hält, dass weiß ich nicht. :nix:

Meine Erfahrung ist halt, dass Sancho sich bei vielen Sachen erst mal in der Bewegung leichter tut.
Das war bei unseren LK Anfängen genau so. Anfangs konnte ich ihn nicht mal im Stand stellen. Allerdings denke ich nicht weil er nicht konnte(Blockade oder ähnliches), sondern weil er sich da einfach unsicherer ist, auch in der Balance. :nix:
In der Bewegung haben wir es bald schon recht gut hinbekommen und irgendwann gings dann auch im Stand.
Ich werds schon im Stand auch üben, aber ich werd eben auch paralell in der Bewegung weiter dran feilen, bis wir es irgendwann hinbekommen. Ich glaub einfach, dass wir uns leichter tun, wenn wir es paralell so üben.
Jarit hat geschrieben:Ich übe das Lösen an der Hand stets bevor ich aufsteige. Dazu das Lösen am Schenkel vom Boden aus, d.h. das Pferd soll sich gestellt vorwärts/abwärts dehnen, wenn ich die Schenkellage minimal touchiere, ohne dass es ein Bein bewegt. Bei einem deutlichen Signal soll es ein Bein bewegen und zwar ohne sich mit der Hüfte oder der Schulter zu verschieben (dazu zähle ich auch falsche Gewichtsverlagerungen). Erst nachdem ich das alles abgeprüft habe, steige ich auf und reite.
Ich muss dazu sagen, ich reite meinen Großen eigentlich noch nicht. Ab und zu setz ich mich für ein paar Schritt Runden drauf, aber das wars auch. Wenn ich das mache, dann wird er vorher natürlich aufgewärmt. Allerdings nicht unbedingt jedes mal mit Lösen im Stand sondern einfach mit Handarbeit oder ein bisschen FiS.


Ach ja, was mir noch aufgefallen ist. Als meine Trainerin da war wollte ich ihr diesen Ausweichschritt eben demonstrieren. Ich habs ihr also erst erklärt und wollte es ihr dann zeigen. Allerdings war das schon am Ende der Einheit.
Sancho hat toll mit gemacht und er machte keinen Ausweichschritt. Er war da aber auch gut aufgewärmt und gedehnt und gymnastiziert. Dann scheint es ihm leichter zu fallen.
LG Julia

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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von Cashew »

Hallo Marjul!

Meine Trainerin arbeitet auch nach Branderup und sagt, manche Pferde lösen sich besser in Bewegung, andere besser im Stand. Bei Secret ist das teilweise abhängig von der Tagesform.

Ansonsten würde ich den Tipp von Jarit mit dem Übertreten im Stand ganz sicher auch versuchen. Ich wende das auch an, und manchmal hilft das meinem Pferd, sich daran zu erinnern, das diese Bewegung eben auch möglich ist. Ich habe oft den Eindruck, Handarbeit ist für das Pferd wie eine Entdeckung: Hey, mein Bein/Schulter/Hüfte/Kopf kann ja dahin! Nicht, dass sie diese Bewegung in Freiheit nicht absolvieren würden, aber ein bestimmtes Schema bewusst abrufen ist halt noch was anderes. Ganz zu schweigen wenn ein Pferd irgendwo steif ist.

Und das Bild "Wirbel für Wirbel" von lisak klau ich mir auch mal - vielen Dank! :-)
Viele Grüße,
Sarah und Co


Das Tagebuch des Herrn Nuss
in memoriam Die Orgelpfeifenbande
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marjul
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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von marjul »

Cashew hat geschrieben:Hallo Marjul!

Meine Trainerin arbeitet auch nach Branderup und sagt, manche Pferde lösen sich besser in Bewegung, andere besser im Stand. Bei Secret ist das teilweise abhängig von der Tagesform.
:-n
Sancho tut sich ganz eindeutig, immer schon in der Bewegung leichter. Desshalb haben wir im Stand lange ganz ausgelassen. Jetzt schaffen wir immerhin leichtes lösen schon immer besser und probieren uns schön langsam auch im Stand etwas durch und es wird. :-d
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lisak
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Re: Innere Hüfte vor = inneres Vorderbein vor?

Beitrag von lisak »

Sehr schön!
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