Ab wann Heu verfüttern?

[ehem User]

Hallo!

Ich befürchte, dass ich in die Bedrullie komme und mein abgelagertes Heu eher zuende geht, als geplant.
Das Heu ist vom letzten Sommer und hat eine super tolle Qulität.

Jetzt ist mein bestelltes Heu noch in Arbeit und wohl erst fertig, wenn das alte fast alle ist.
Darf ich so frisches Heu überhaupt verfüttern? Ich habe mal gelernt, dass man so gute 8 Wochen warten sollte.
Aber altes Heu bekomme ich nicht mehr.
Was sollte ich tun?

Danke Euch!

[Goya]

Ich hatte vor vier Wochen genau das gleiche Problem - nur noch ein Rundballen als wir gerade am Heu machen waren. Wir hatten jedoch das Glück quasi "Heu am Halm" zu haben und so hab ich es gewagt und das Heu frisch verfüttert. Natürlich nicht von heut auf morgen umgestellt, sondern immer schön mit dem alten gemischt. So kamen wir mit dem mischen über zwei Wochen und seit dem gibt's nur noch neues - ohne Probleme
Ist sicher nicht die beste Lösung aber mangels Alternative blieb uns nichts anderes über. Durch das mischen konnte ich das Verhältnis von altem und neuen Heu immer mehr zugunsten des neuen verändern.

[Stjern]

Hi, ich kenne auch die 6Wochen-Regel. Ein Grund liegt u.a. darin, dass Pferde manche Pflanzen, die nicht so gut für sie sind auf der Wiese "erkennen" und meiden können. Im Heu können sie es nicht. Und bei manchen dieser Pflanzen baut sich das enthaltene "Gift" im Verlauf dieser Wartezeit ab.
Da käme es jetzt eben auch darauf an, ob Du die Wiesen kennst von denen Dein neues Heu kommt und ob darin halt nur "unbedenkliche" Pflanzen sind und Du es eben mangels Futter sonst riskieren musst.
Ich würde aus meinem Bauchgefühl heraus sagen, dass ich das neue Heu einige Stunden vorher gut luftig aufschüttele bevor ich da etwas verfüttere. Und auf viele kleinere Rationen verteile.

Ansonsten die Frage, ob Du noch Futterwiesen nutzen kannst und weniger Heu füttern musst oder kommst Du an gutes Futterstroh ran, dass Du einmischst und so streckst.

Oder Nachbarställe anrufen, ob die noch etwas verkaufen können. Wenn man sehr aktiv herumfragt, dann treibt man oft noch etwas auf.

[Hina_DK]

Der Grund, warum keine frischen Heuballen verfüttert werden sollen ist ein anderer. Die Sache mit den Giftpflanzen ist nur ein Nebeneffekt und betrifft auch längst nicht alle solche Pflanzen. Bei Hahnenfuss klappt es, wenn man das Heu 12 Wochen ablagert, bei JKK überhaupt nicht. Da kann man lagern, wie man will. Also ist nach wie vor erstes Gebot, Heu nur von wirklich guten Wiesen und beim Verfüttern immer gut ein Auge drauf haben, was man den Pferden gibt.

Warum man Heuballen ablagern muss ist der, dass das gepresstes Heu ist. Aus dem Heu ist aber noch nicht die komplette Flüssigkeit raus. Nach ein paar Tagen vermehren sich darin jede Menge Bakterien und Mikroorganismen, die das Heu fermentieren. Wenn sie nach ca. 6 Wochen damit fertig sind, sterben die ab. Man kann das schön daran merken, dass da noch ordentlich was mit dem Heu passiert, weil der Heuballen nämlich erstmal ordentlich warm wird, bevor er dann nach ein paar Wochen wieder abkühlt, wenn die Bakterien absterben. Man muss auch aufpassen, denn so ein Ballen kann sich auch im ungünstigen Fall selbst entzünden. Wenn man das Heu nun mitten in der Fermentierung verfüttert, transportiert man die Bakterien in rauhen Mengen ins Pferd und die können dann die Magen- und Darmflora des Pferdes ordentlich durcheinander bringen und es besteht Kolikgefahr. Das einzige, was man machen kann, ist einen ganz frischen Ballen, der z.B. beim Transport vom Feld aufgegangen ist, sofort zu verfüttern. In den ersten Tagen sind die Organismen ja erstmal dabei, sich munter zu vermehren. Rundballen muss man sogar noch länger ablagern als Quaderballen, da bei gestapelten Rundballen noch jede Menge Luft dazwischen ist. Das betrifft aber alles nur in Ballen gepresstes Heu.

Frisches, ungepresstes Heu, kann man trocken gelagert, gut gelüftet und gewendet auch frisch verfüttern, da dort der Fermentierungsvorgang nicht stattfindet.

Wir haben derzeit auch das Problem, dass das alte Heu alle und das neue noch zu frisch ist. Wir behelfen uns damit, das Heu zum einen zu strecken mit dem letzten Restheu und Knabberstroh, zum anderen haben wir einen Quaderballen auseinander genommen, aufgeschüttelt und trocknen ihn ausgebreitet in der Sonne. Damit kann man auch den Fermentierungsprozess stoppen. Problem ist nur, dass nicht immer die Sonne scheint, dass man alles gut durchtrocknen kann und es macht eine Heidenarbeit, das im Griff zu haben. Wir lassen sie jetzt auch länger auf der Weide mit überständigem Gras. Ganz wohl ist mir bei unserer Aktion aber auch nicht. Es gibt genug Leute, die verfüttern einfach das, was sie haben und das machen sie schon immer so und es passiert nichts und andere machen das ein einziges mal, dass sie einen frischen Ballen verfüttern und der ganze Bestand hat schwere Kolik.

LG Hina

[ehem User]

Ich danke Euch schon mal für Eure Antworten!!!

Leider kenne ich die Wiesen nicht, da das Heu in einem anderen Bundesland gemacht wird von meinem Landwirt. Bis jetzt habe ich noch keine nennenswerten Giftpflanzen darin gefunden.

Hier in Nds. noch so nebenbei zu bekommen scheint mir sehr unwahrscheinlich. Oder ich habe die falschen Adressen?!

Wiese geht dieses Jahr leider nicht mehr! Die müssen erst mal hergerichtet werden. Wir sind ja erst nach Hause umgezogen und haben noch mit anderen Problemen zu kämpfen.
Sonst wäre das auch nicht so mein Problem, dann würden die Portionen deutlich kleiner ausfallen.

Auf schwere Koliken kann ich natürlcih dankend verzichten!!
Tja, dann muss ich mir wohl mal was überlegen.

Wenn die Ballen schon gepresst sind und vielleicht so 2-3 Wochen abgelagert sind und ich diese dann öffne und ausbreite, kann dann der Fermentierungsprozess auch noch gestoppt werden?
Stehe etwas auf dem Schlauch.

[Wallinka]

in kleinen Mengen gibt es bestimmt noch altes Heu- bzw versuch sonst Heu zu bekommen, was schon im Mai geschnitten wurde- das ist dann zwar auch nicht optimal, weil vermutlich ziemlich gehaltvoll, aber immerhin schon lang genug abgelagert.

[ehem User]

An deiner Stelle würde ich wohl lieber auf Nummer sicher gehen und auf Heucobs, Heulage-Kleinballen, Luzernehäcksel o.ä. zurückgreifen und das dann mit Stroh ergänzen. Aber vielleicht findet sich ja doch noch ein wenig altes Heu. Bei uns in der Gegend wird laufend noch welches vom Vorjahr zu günstigen Preisen angeboten. Da haben einige Bauern wohl gehortet und gehofft, sie könnten im Winter zu Höchstpreisen verkaufen, und sind dabei auf ihrem Heu sitzen geblieben. Ich hätte auch noch ein paar Rundballen übrig, aber Mittelhessen ist ja leider ein wenig arg weit weg.

[ehem User]

Danke Euch! Bin jetzt noch mal auf der Suche nach Heu, vielleicht ergibt sich ja was. Hoffentlich

@Hafi-Schreck: Nur unwesentlich weit weg. Oder per Post versenden

[norikermädchen]

Warum man Heuballen ablagern muss ist der, dass das gepresstes Heu ist. Aus dem Heu ist aber noch nicht die komplette Flüssigkeit raus. Nach ein paar Tagen vermehren sich darin jede Menge Bakterien und Mikroorganismen, die das Heu fermentieren. Wenn sie nach ca. 6 Wochen damit fertig sind, sterben die ab. Man kann das schön daran merken, dass da noch ordentlich was mit dem Heu passiert, weil der Heuballen nämlich erstmal ordentlich warm wird, bevor er dann nach ein paar Wochen wieder abkühlt, wenn die Bakterien absterben. Man muss auch aufpassen, denn so ein Ballen kann sich auch im ungünstigen Fall selbst entzünden. Wenn man das Heu nun mitten in der Fermentierung verfüttert, transportiert man die Bakterien in rauhen Mengen ins Pferd und die können dann die Magen- und Darmflora des Pferdes ordentlich durcheinander bringen und es besteht Kolikgefahr. Das einzige, was man machen kann, ist einen ganz frischen Ballen, der z.B. beim Transport vom Feld aufgegangen ist, sofort zu verfüttern. In den ersten Tagen sind die Organismen ja erstmal dabei, sich munter zu vermehren. Rundballen muss man sogar noch länger ablagern als Quaderballen, da bei gestapelten Rundballen noch jede Menge Luft dazwischen ist. Das betrifft aber alles nur in Ballen gepresstes Heu.

Frisches, ungepresstes Heu, kann man trocken gelagert, gut gelüftet und gewendet auch frisch verfüttern, da dort der Fermentierungsvorgang nicht stattfindet.
LG Hina

Auch wenn das Thema schon fast in der Versenkung ist...

Hina, danke für deinen Beitrag, denn das habe ich so noch nie gelesen - bzw. noch nie darüber nachgedacht.
Von unseren eigenen Wiesen fahren die eine Hälfte Heu lose ein und blasen in den Dachboden. Die andere Hälfte wird zu kleinen handlichen Bündeln gepresst. Von der Temperatur-Entwicklung her verhalten sich beide Hälften nahezu identisch. Einige wenige Grade höher als Umgebungstemperatur.

Irgendwie kann ich mir gerade nicht vorstellen, warum sich das frische Heu im losen Zustand anders "verhalten" sollte, also nicht fermentieren? Mir würde einleuchten, wenn loses Heu evtl. schneller "fertig" wird.
Sofort füttern wäre mir echt zu heikel... wobei dies schon superpraktisch wäre.

Kann da evtl. noch jemand etwas dazu schreiben?

[ehem User]

die Ausführungen von Hina_DK sind bis auf eine Tatsache korrekt. All das Geschriebene gilt für lose gelagertes Heu ebenso. Auch die Variante mit in der Sonne ausgebreitet trocknen ist nicht risikolos. Da darf das Heu nur hingehaut ausgebreitet nachgetrocknet werden.