Jungpferd von der Herde trennen

Moderator: Sheitana

ehem User

Re: Jungpferd von der Herde trennen

Beitrag von ehem User »

Ich habe meinen jetzt fünfjährigen Wallach in den ersten drei Jahren eigentlich nie bewusst von den anderen Pferden getrennt. Ich habe im Gegenteil eher darauf geachtet, dass ich immer nen älteren Kumpel für ihn dabei habe, egal ob beim Weidewechsel, bei der Hufpflege oder auch Spaziergängen. So hat er alle wichtige Dinge, die ein Pferd kennenlernen muss, in Gegenwart eines ruhigen und Sicherheit vermittelnden Pferdekumpels kennengelernt.

Zum Anlongieren haben wir ihn dann erstmal wirklich von den anderen Pferden weggeholt, aber da er den Longierzirkel ja schon kannte und sich mit gut drei Jahren über die Abwechslung im Alltag gefreut hat, fand er diese kurze Trennung von der Herde gar nicht schlimm. Zur gleichen Zeit haben wir dann auch die ersten Spaziergänge auf vertrauten Wegen ohne Begleitung unternommen, und auch da war er absolut cool. Er wurde dann von einem guten Freund von mir angeritten, und der ist mit meinem Jungspund von Anfang an problemlos allein ins Gelände gegangen, nachdem er ihn vielleicht 5x in Schritt und Trab auf dem Platz geritten hatte.

Mein Pferd hatte die nötige Reife, vertrauen in seine Menschen und schon wahnsinnig viel Dorfleben in Begleitung ruhiger Altpferde kennengelernt. Von daher hatte er keinen Grund sich aufzuregen. Bei seiner Mutter, die ich ebenfalls selbst gezüchtet habe, habe ich es ähnlich gemacht. Sie war zwar in der ersten Zeit unter dem Sattel noch ein wenig guckig und ist gerne mal gehüpft, aber an anderen Pferden geklebt hat sie auch nie.

Und das habe ich auch bei anderen Jungpferden beobachten können, die bei größeren Züchter aufgewachsen sind und erst mit den Anreiten erstmals von der Herde getrennt wurden. Die waren erwachsen genug, um selbstbewusst allein die Welt zu entdecken und folglich sind sie auch alleine ganz cool geblieben ...... sofern die Menschen nicht zuviel darüber nachgedacht haben, was die Pferde denn machen könnten!
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Hina_DK
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Re: Jungpferd von der Herde trennen

Beitrag von Hina_DK »

Unser in drei Tagen 5jähriger Jungspund wurde das erste mal mit etwas über 4 Jahren aus der Herde beim Züchter rausgeholt. Bis dahin kannte er noch nicht mal ein Halfter, denn ihm kann man auch die Hufe bearbeiten oder sonstwas mit ihm machen, ohne ihn irgendwie zu fixieren. In diesem einen Jahr hatte er zuerst seine Grundausbildung. Dabei war er ganze 5 mal außer Sichtweite der anderen Pferde. Nach der Grundausbildung kam er zurück auf die Koppel und in der Zeit war er vielleicht auch höchstens 5-6 mal von den anderen so getrennt, dass er sie weder hören noch sehen konnte. Jetzt haben wir vor kurzem angefangen, ihn einzureiten und wir haben es auch schon mal versucht, ohne Begleitpferd eine kurze Runde ins Gelände zu gehen. Um ganz ehrlich zu sein, da ist er sogar noch besser drauf. Muss ja seinem älteren Kumpel nicht beweisen, dass er das auch schon kann und er versucht nicht zu konkurrieren :lol:. Er ist nämlich sehr intelligent und ehrgeizig, bildet sich ein, dass er schon immer Reitpferd war ;).

Es ist wirklich totaler Unsinn, dass ein Pferd mit 2 Jahren gelernt haben muss, sich von der Herde zu entfernen, es ansonsten ein Kleber wird. Solche Leute, die das von sich geben, haben reichlich wenig Pferdeerfahrung, selbst wenn sie immer mit Pferden zu tun hatten oder sie sind geistig so unbeweglich, dass sie ihr ganzes Leben an irgendwelchen Weisheiten festkleben, die sie einmal irgendwo aufgeschnappt haben.
Zuletzt geändert von Hina_DK am Di 7. Aug 2012, 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Hina

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Re: Jungpferd von der Herde trennen

Beitrag von Maxima »

Hina_DK hat geschrieben: Es ist wirklich totaler Unsinn, dass ein Pferd mit 2 Jahren gelernt haben muss, sich von der Herde zu entfernen, es ansonsten ein Kleber wird. Solche Leute, die das von sich geben, haben reichlich wenig Pferdeerfahrung, selbst wenn sie immer mit Pferden zu tun hatten oder sie sind geistig so unbeweglich, dass sie ihr ganzes Leben an irgendwelchen Weisheiten festkleben, die sie einmal irgendwo aufgeschnappt haben.
Merkst Du eigentlich daß Du Deine "Weisheiten" grad genauso geistig unbeweglich betonierst?

Vielleicht solltest Du deine Ausdrucksweise und Deine Verurteilungen nochmal gründlich überdenken und einsehen daß viele Wege nach Rom führen ohne daß dabei Schaden angerichtet wird und daß bei jedem die Voraussetzungen anders sind.
Liebe Grüße
Ulla

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Re: Jungpferd von der Herde trennen

Beitrag von Hina_DK »

Ich habe noch kein einziges Pferd gesehen, das nach irgendeinem Schema in einem bestimmten Alter etwas lernen "muss", damit es nicht eine vordefinierte Folge hat. Das ist eigentlich das, was ich damit sagen wollte. Genau die vielen Wege nach Rom meine ich damit. Ich verurteile niemanden, der mit einem Pferd mit 2 Jahren solche Übungen macht aber mich ärgern Leute, die dann andere damit verunsichern, dass es nur so und nicht anders geht, wie es ja der Themenstarterin ergangen ist. Sorry, wenn das zu heftig rüberkam.
Zuletzt geändert von Hina_DK am Di 7. Aug 2012, 12:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Jungpferd von der Herde trennen

Beitrag von Maxima »

Ja, kam wirklich heftig rüber - aber Schwamm drüber. Ein starres Schema kann in der Tat nur Schaden anrichten und ich glaube das hat hier ja auch niemand befürwortet.

Eigentlich gehen hier ja trotzdem alle Beiträge in dieselbe Richtung - das langsame Einschleichen der nötigen Handhabungen ohne Stress und Druck, im Rahmen der örtlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten und mal etwas früher oder etwas später beginnend.
Liebe Grüße
Ulla

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Re: Jungpferd von der Herde trennen

Beitrag von Hina_DK »

Ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht, dass vieles recht entspannt geht, wenn man es, soweit es möglich ist, in den normalen Alltag mit den Pferden einbindet. Das hat schon viele separate Übungseinheiten erspart. Kommt aber natürlich auch immer drauf an, um was und welches Pferd es sich handelt.
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Hina

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Re: Jungpferd von der Herde trennen

Beitrag von ehem User »

Ich denke, der wichtigste Faktor ist, dass der Mensch dem jungen Pferd die nötige Sicherheit gibt und dem Pferd vermittelt, dass es das normalste von der Welt ist, dass gerade kein anderes Pferd dabei ist. Egal, ob das Pferd nun ein-, zwei- oder fünfjährig ist. Und das ist am ehesten der Fall, wenn man nicht lange plant, sondern einfach aus dem Bauch heraus entscheidet, dass es gerade gut passt, mal ein paar Meter allein rauszugehen, und sich gar keine großen Gedanken macht. Wenn man ewig lange plant, so nach dem Motto "Am kommenden Sonntag gehe ich das erste Mal mit meinem Zweijährigen allein spazieren... Hoffentlich geht um die Zeit keiner reiten und begegnet uns... Sollte ich noch jemanden mitnehmen, falls er doch Theater macht?... usw.", dann wird man nervös und denkt drüber nach, was alles passieren könnte. Und das überträgt sich dann aufs Pferd, so dass es mit Sicherheit auch hektisch reagiert.
cabrito
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Re: Jungpferd von der Herde trennen

Beitrag von cabrito »

MoinMoin,

hey hier ist ja gestern richtig was los gewesen :-D (auf diesem Wege: ein :ohm: an Ulla schicke ;) ). Erst einmal: vielen Dank für die vielen tollen Reaktionen!!!!! Es hat mich in meinem Verhalten und meiner Denkweise wirklich wunderbar bestätigt!!!! wir machen um Frida kein großes Werk, haben ja auch auch noch genug andere Pferde, die einzigen, die als Menschen mit ihr umgehen (die anderen halten sich ein bisschen -ausser Streicheleinheiten- von ihr fern, viel Temperament kann total nützlich sein :-D ) sind meine Stallvermieterin (und gute Freundin) und meine Wenigkeit und wir sind da ganz auf dem gleichen Nenner! Das ganze Alltagsleben läuft Frida so nebenbei mit und ohne, dass ich mir große Gedanken drum mache, ausser dem, mich selber und sie zurückzunehmen, wenn wir mal wieder clickern. Alles, was mit ihr geschieht, geschieht eben aus der Situation heraus und für mich irgendwie das besagte "Bauchgefühl" da immer der ausschlaggebende Faktor, immer getreu nach dem Motto "heute ist ein guter Tag zum....". Mit dem Trennen von den anderen, da war ich eben unsicher, viele Meinungen, viele Stachel, aber eben ein anderen Gefühl bei Frida. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich denke, dass Blüter (sie ist ja 3/4 Vollblutaraber) irgendwie am Anfang in gewissen Dingen länger brauchen. Auch meine alte Dame als reiner VA brauchte am Anfang in eben anderen DIngen ihre Zeit. Wenn es dann aber einmal sitzt, dann eben endgültig.
Ulla, unsere beiden sind ja wirklich fast gleich alt, aber Maxi ist da vielleicht auch einfach schon was weiter in ihrer geistigen Entwicklung als Frida....
So, jetzt muss ich weiter arbeiten...aber vielen Dank für das viele Input :-D
PS.: Gestern hat mir Klein-Frida übrigens auf der Wiese zur Begrüßung zugewiehert, ich habe mich gefreut wie ein Schneekönig!!!!
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