Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Moderator: Sheitana

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Muriel
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Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von Muriel »

Man sollte meinen nach 15 Jahren hätte sich in den Vorträgen mal was geändert :lach:

Gutes Heu in ausreichender Menge macht die meisten normalen gesunden Pferde satt. Es gibt allerdings zb vollblütige Pferde, die mehr Energie brauchen, als sie über Heu aufnehmen können. Die können gar nicht über den Tag soviel Heu fressen, weil sie es - u.a. aufgrund der Anzahl der Kauschläge - irgendwann einfach einstellen. Die brauchen Kraftfutter dazu.

Meine Beobachtung in einem Stall war folgende: Es wurde nicht genügend Heu gefüttert - und es war zuwenig Ruhemöglichkeit gegeben. So brauchte mein sonst recht genügsames Pony wesentlich mehr Futter. In den Raufen war immer Stroh vorhanden, aber Heu war irgendwann immer mal aufgegessen.
So habe ich über fast ein Jahr Heucobs zugefüttert, und konnte das Pony damit ganz gut bei Form halten. Einen Monat vor Umzug war das Futter alle und ich habe nichts mehr dazugekauft, waren ja nur noch wenige Wochen.
Innerhalb von 1 Woche hatte das Pony eine Riesenstrohbauchwampe (der sogenannte "schwangere Wallach", weil er sich nun den Bauch mit Stroh vollschlug, weil er eben Hunger hatte.
Im neuen Stall war dieser Strohbauch auch gleich wieder weg, nun gab es gutes Heu in ausreichender Menge. So brauchte ich auch keine Heucobs mehr zufüttern.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
ehem User

Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von ehem User »

Ohhh man! Von solchen Aussagen sollte man ganz schnell abstand nehmen :hand: und selber sein Hirn einschalten.
Aber wenn es ums verkaufen geht, dann werden die Firmen ja ganz kreativ.

Ich persönlich füttere große Mengen an sehr gutem Heu und ein entsprechendens MinFu. KraFu gibt es nur bei anstrengenden Leistungen und das auch nur in recht kleiner Menge. Und es sehen alle drei sehr gut aus.
Sind ja keine Hochleistungssportler!

Allerdings sieht das bei denen wieder anders aus. Ich denke ein Rennpferd z.B. muss da wohl anders gefüttert werden um seine volle Leistung entfalten zu können.
mosheline hat geschrieben:sättigungsgefühl entsteht über die anzahl der kauschläge und den füllungsgrad des magens, ersteres wirkt aber schneller.
die gleiche menge heu erfordert wesentlich mehr kauschläge als bei krafu, ergo: macht eher satt.
nebeneffekt: das kauen fördert die speichelbildung, im pferdespeichel befindet sich bicarbonat, was die magensäure puffert - ergo: viel kauen gut für den magen
Damit ist das wesentliche ja schon gesagt.
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Hina_DK
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Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von Hina_DK »

Natürlich brauchen Pferde, die richtige Leistungen vollbringen sollen, auch Kraftfutter aber ganz sicher nicht, um sie satt zu machen, sondern als zusätzlichen Energielieferant. Ich schätze aber mal, dass im Publikum auch ausreichend Freizeitreiter, die eben 3-7 mal wöchentlich durchschnittlich eine Stunde mit ihrem Pferd arbeiten. Die meisten solcher Pferde bräuchten eigentlich gar keine zusätzlichen Energielieferanten und ein großer Teil der Freizeitreiter hat eher mit den Wohlstandsmerkmalen seines Pferdes als mit Hunger zu kämpfen ;).
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
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Heidemi
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Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von Heidemi »

ach ja, nur um das Thema noch zu ergänzen und im Grunde euch allen Recht zu geben ;) , vor allem aber mal wieder muriel :) . Also das Sattwerden wurde ja schon beschrieben, dem ist nichts hinzuzufügen. Es wurde auch schon gesgat, dass man nciht pauschalisieren soll, sondern eben genau hinsehen. muriel erwähnte die Blüter und das kann ich nur unterstreichen!
Ich habe eineen Ex-Galopper, der 4 jahre Rennen gelaufen ist. Der hat immer noch einen enormen Energiebedarf, auch wenn er verhältnismäßig wenig arbeitet. Seine Blutwerte sind top, er hat keinen Mangel. Heu oder Gras gibt es rund um die Uhr. Wenn alle anderen Pferde schon Fresspause machen, ist er immer noch dabei, Heu zu mümmeln. Im Sommer bekommt er zum Gras noch ca 800-1000g Hafer dazu, im Winter je nach Witterung (trotz Decke) 1,5-2 kg Hafer.
Damit fühlt er sich wohl und sieht schön voll aus. Trotzdem gibt es Leute (die dann eher WB gewöhnt sind), die sich darüber erstaunen, dass man seine Rippen sieht.
Ich denke, das liegt einfach auch an der Rasse und daran, dass er Hochleistungssportler war.
Sein Freund, ein Hafi-Araber-Welsh Mix bekommt nix zusätzlich- der würde sonst platzen..... ;)
ehem User

Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von ehem User »

ich habe voriges Jahr einen Vortrag von einem Prof gehört, der sich sehr intensiv mit Pfrdefütterung beschäftigt. Er wies darauf hin, dass Heu nicht Heu ist. Wenn man qualität sehr hochwertiges Heu hat, kann dies trotzdem einen unterschiedlichen Energiegehalt haben. Es sagte, dass sie Vielseitigkeitspferde mit Kraftfuttermengen < 1 Kilo pro Tag gefüttert haben nur indem Heu von einem frühen, für Freizeitpferde zu frühen, Schnitttermin gefüttert wurde. Ich hatte jahrelang das Glück an spätes, aber zum Schnittzeitpunkt noch nicht überständiges Heu zu kommen. Die Ponys waren rund aber nicht fett. Das Heu das ich jetzt habe mus ich mit Stroh strecken, sonst habe ich Mastponys.
Und ja, Futtermittelfirmen sind kreativ um nicht zu sagen sie lügen gelegentlich, wenn es das Geschäft fördert.
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wiassi
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Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von wiassi »

achja, das waren noch Zeiten, als dem besagten Futter auch noch Erbsen beigemischt wurden und selbiges auf der koppel heiß diskutiert wurde.. :lol: -weiß nicht mehr wofür, fand ich aber auch abenteuerlich, noch mehr den hype der drum gemacht wurde.
Inzwischen lassen sie das Beimischen der Erbsen und man kann es damit im Endeffekt gut verfüttern. Meinem Araber, der keinen Hafer darf und dem Isi, der es handvollweise als Medikamentenversteck futtert, bekommt es, dem lütten Araber, der jetzt im Wachstum etwas Hafer dazu bekommt auch was soll es also, wenn die Werte alle stimmen bei den Pferden.
Es ist das einzige ohne Pellets,was ich als brauchbar gefunden habe. Wenn jemand noch eines kennt ohne Pellets für leichtfutterige Pferde- gerne als Tipp ( gern als PN) an mich. Alle Müslies, die ich von der Zusammensetzung sonst noch erträglich fand hatten Pellets und nur Hafer-Mineralfutter (mein Ideal) geht eben nicht.
Daher gibt es das besagte (Isi-) Futter für die Minerale und Vitamine und dazu eben gutes Raufutter. Wir füttern allenfalls in kleinen Mengen, auch mal warm als Mash -nix sattmachend- und dazu immer reichlich gutes Heu und Weide. :mrgreen:
Und unsere Pferde werden definitiv satt und machen von selbst Futterpausen auch wenn noch genug Heu und Wiese da ist und sind nicht schneckenfett oder klapperdürr.
Vielleicht macht ja mal jemand dazu eine wissenschaftliche Studie, wär ja mal interessant. :whistle:

Verkaufsaussagen sind eben manchmal abenteuerlich, ebenso wie Bedienungsanleitungen, für mich zählen die Inhalte, das Produkt an sich.
Dann sehe ich wie bei meiner guten alten Thermoskanne auch darüber hinweg, das im Beipack vor "entweichendem Unterdruck" gewarnt wird oder beim Rasenmäher extra darauf hingewiesen wird bei den (Vollgummi-) Rädern regelmäßig den Luftdruck zu messen sei....um mit den Worten der Bedienunganleitung der Honda zu schließen: Bedienungsanleitung vorsichtig lesen. Spart Hand. :whistle: :mrgreen:
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

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Stjern
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Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von Stjern »

elja hat geschrieben:ich habe voriges Jahr einen Vortrag von einem Prof gehört, der sich sehr intensiv mit Pfrdefütterung beschäftigt. Er wies darauf hin, dass Heu nicht Heu ist. Wenn man qualität sehr hochwertiges Heu hat, kann dies trotzdem einen unterschiedlichen Energiegehalt haben.
Ja, das ist sehr richtig. Wenn man das genau wissen will, dann kann man sein Heu analysieren lassen. Man bekommt dann die Energiemenge und auch noch weitere Werte auf dem Laborausdruck. Das kann schonmal sehr aufschlussreich sein, wenn man von einer Charge Heu sehr viel einkauft und lange verfüttern muss. Oder wenn mit dem Pferd einfach etwas nicht stimmt und man das Füttern nicht in den Griff bekommt. Das führt nämlich schnell dazu, dass man noch dieses oder jenes dazukauft. Schlussendlich kostet das aber durchaus auch Geld und man kommt fix zu dem Ergebnis, dass man lieber etwas mehr Geld für Heu in guter Qualität ausgibt. Ich persönlich würde noch sehr darauf auchten, welche Gräser im Heu sind und ob es aus möglichst vielen verschiedenen Gräsern und Kräutern besteht. Gräser, die für Hochleistungskühe angebaut werden, sind nichts für unsere Pferde. Auch hier kann man z.B. Proben einschicken und dies bestimmen lassen.

Ich hatte da doch mal LInks zu diesen Themen, mal buddeln ....
So gefunden: Auf dieser Seite gibt es etwas weiter unten das PDF Handbuch Pferd und Heu zum herunterladen
http://www.vfdnet.de/vereinigung-der-fr ... downloads/

Und hier ein Link der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft, da lassen sie sich relativ detailliert zu Inhaltsstoffen, Energi etc. aus
http://www.lfl.bayern.de/publikationen/ ... _26700.pdf

Also erfahrungsmäßig schliesse ich mich den anderen Antworten an. Meine Pferde zeigen sich am "sattesten" mit Heu in guter Qualität. Auch die Blütererfahrung kann ich voll unterstreichen.
ehem User

Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von ehem User »

Ui das ist ja mal eine aussage. Wundert mich gar nicht, wenn die Pferde da nicht völlig überfettet und Rehe-belastet sind.

Ich bin richtig froh, das unsere Wiesen sehr gutes Heu liefern und unsere SB den wert jedes einzelnen Pferd zu schätzen wissen. Somit gibts nur gute Kräuter-reiches Heu für unsere Hüs und das 24 Stunden am Tag. Ebenso gute Wiesen, natürlich auch 24 Stunden am Tag.

Meinen alten Herrn füttere ich jedoch ein knappes Kilo quetsch Hafer dazu. In seinem Alter halte ich das für nötig, zunehmen tut er nicht davon, auch wenn er nur jeden 2. Tag richtig Arbeiten muss.

Ich bin jedoch wie die anderen der meinung, das nur genügend Heu und Gras sein muss. Wenn ich so an Ponys denke, die dann durch so eine aussage Kg weise KraFu bekommen :shock:
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Mannitu
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Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von Mannitu »

Meine Erfahrung:
Meinem Warmblüter (580 Sollgewicht) in Paddockbox steht Heu ad.lib. zur Verfügung. Er verputzt an normal milden Tagen 12-15 kg Wiesenheu. Aber das ist ja schon mehr als in der Literatur als Richtwert angegeben (die FN empfielt nur 1,5 kg/100 kg Soll-Körpergewicht).
Weil er damit nicht rund wurde und die Muskulatur abnahm, empfahl meine TÄ Hafer. Da er aber die Energie nicht brauchte, die Hafer gibt, war ihre Alternativempfehlung Luzerne. Er bekommt also zusätzlich noch 2 kg Luzerneheu und Mineralfutter. Das deckt seinen Erhaltungsbedarf und die Luzerne insbesondere den Eiweisbedarf. Das Mineralfutter muss ziemlich hoch dosiert sein, um seine Neigung zu Selenmangel auszugleichen.
Im Winter steigt der Heuverbauch je nach Kälte auf bis zu 20 kg (ganzjährig offene Paddockbox), denn Rauhfutter macht warm. Würde ich ihn mehr arbeiten, bräuchte er wahrscheinlich mehr Luzeren oder noch Hafer dazu, den Fall hatte ich aber noch nicht.
Die Heuqualität kann ich als Einsteller nicht beeinflussen, ich schätze, es hat mittleren Stärkegehalt.
Man ist nie am Ende,
man ist immer am Anfang einer Aufgabe.
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wiassi
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Re: Heu vs. Kraftfutter - Was macht wirklich satt?

Beitrag von wiassi »

Wir haben inzwischen die Fütterung umgestellt, sind ganz weg vom Müsli. Statt dessen bekommen die Araber hydrothermisch aufgeschlossene Gerste und der Isi getreidefreies Grünfutter, dazu jeweils Mineralfutter. Als mein Großer nach den OPs gar kein Kraftfutter mehr sollte für ein paar Wochen hat er über Gebühr abgebaut trotz Heu satt. Mitgehangen, mitgefangen haben die beiden andern auch nur Heu bekommen und während der jüngere Arab fast unverändert gut aussah wurde der Isi richtig schön schlank. Leider braucht er seine Medikamente für den Spat, etwas Futter zum Untermischen muss daher auf Dauer schon sein.
Weil mein Shaman so abgebaut hatte, habe ich ihm dann als er wieder durfte noch Maisflakes zugefüttert und ein Aufbaupräperat ihn damit wieder fit und runder bekommen.
Fütterung ist echt eine individuelle Sache je Pferd, nützt nix, ist jedenfalls mein nicht sehr überraschendes Fazit. Überrascht war ich nur, das der Isi so abgenommen hat nur weil die Handvoll Müsli wegfiel, denn er hatte wirklich nicht mehr davon bekommen. Mein Shaman hingegen, der war ohne Kraftfutter ja wirklich klapprig geworden, allerdings hatte er auch zwei heftige OPs, daher ist der Vergleich mit und ohne Müsli bei ihm nicht aussagekräftig denke ich.

ich habe Shaman über der Winter dann erstmalig wieder eingedeckt, auch das half ihm sehr, nicht wieder abzubauen. Außerdem war er so nicht mehr verspannt und wieder sehr fröhlich.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

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