Integrationsprobleme

Moderator: Keshia

malwine
Fohlen
Beiträge: 47
Registriert: Sa 26. Mai 2012, 17:40

Integrationsprobleme

Beitrag von malwine »

Meine Haflingerstute (7 Jahre) scheint nicht (mehr) herdentauglich zu sein.
Sie steht seit 4 Wochen in einer neuen Kleinherde und scheucht die anderen Pferde immer durch die Gegend. Anfangs hat sich die Integration gut angelassen, sie waren sie zu viert – WB-Stute und Isi-Wallach die diesen Offenstall schon immer bewohnen, meine Hafi-Stute und eine ebenfalls neu hinzugekommene Isi-Stute. Die beiden Isis haben sich sofort zusammengetan und meine hat sich an die WB-Stute gehalten, diese allerdings immer wieder mal getrieben. Jetzt musste vor einer Woche die WB-Stute wegen einer Kolik eingeschläfert werden :heul: und seitdem stänkert meine Zicke immer die beiden Isis an, rennt auf sie zu, treibt sei und lässt sie nicht in den Offenstall und ans Wasser. Anfangs hat sich gerade die Isi-Stute noch deutlich gewehrt, aber mittlerweile weicht sie auch aus, wenn das blonde Gift wieder angerannt kommt. Heute waren beide Isis in der Gluthitze völlig fertig in der Sonne gestanden, weil Hafi sie nicht in den Unterstand gelassen hat. Folge ist, dass die Stallbesitzerin Hafi auf die Koppel nebenan gestellt hat und sie nun nur noch tagsüber auf eine Einzelkoppel darf und nachts in eine Box muss. Es geht auch das Gerücht, dass die WB-Stute eine Stresskolik hatte, weil sie von meiner Hafi-Stute gescheucht wurde (der Gedanke macht mich richtig fertig).
Ich verstehe ihr Verhalten nun so gar nicht, sie stand schon in einer großen und in einer kleinen Herde und war dort immer eher rangniedrig. Das letzte dreiviertel Jahr stand sie mit einem Norweger zusammen, mit dem sie teils intensiv gespielt hat, der aber vor ihr weichen musste.
Hat jemand eine Idee, warum sie so reagiert?
In ca. einer Woche soll noch ein WB-Wallach in den Offenstall dazukommen. Ich habe mir schon gedacht, ob es möglich wäre, Hafi und den Wallach zuerst separat zusammenzustellen und wenn die beiden eine „Schicksalsgemeinschaft“ gebildet haben, mit beiden zusammen einen erneuten Integrationsversuch zu starten. Könnte das funktionieren?
liebe Grüße, Malwine
Benutzeravatar
Hina_DK
Einhorn
Beiträge: 4801
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 22:50
Wohnort: Dänemark

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von Hina_DK »

Ob das funktionieren könnte, kann Dir niemand vorher sagen. Das wird sich zeigen. Ich würde sagen, sie steht einfach in einer für sie zu kleinen Herde, ist dort Ranghöchste, ist der Sache aber nicht gewachsen, ist überfordert und da sie damit nicht klar kommt, scheucht sie die anderen weg. Möglicherweise würde sich das wieder geben, wenn ein Pferd dazu kommt, das mit der Chefposition erfahrener ist und besser als sie damit klar kommt und in der Lage ist, die "richtigen" Entscheidungen treffen kann. Dazu kommt, dass Isis sehr aufdringlich sein können. Ich habe selbst zwei und das sind wie viele Isis totale Kuscheltypen. Damit kommt auch nicht jedes Pferd klar. Deshalb sind Isis in gemischten Herden in der Regel auch nicht so gerne gesehen. Früher fand ich diese "Isi-raus"-Tendenzen immer unmöglich aber mittlerweile kann ich das auch verstehen, da es immer Probleme gibt, wenn ein Pferd einfach den Idividualabstand eines anderen Pferdes unerlaubt durchbricht. Ich habe auch Probleme mit Leuten, die stundenlang meine Hand festhalten oder mir aufs Knie tatschen, wenn sie mir was erzählen. Ähnlich geht es dann den Pferden. Sie fangen an, sich ihren Freiraum zu schaffen. Aus eigener Erfahrung würde ich Isis nur noch mit Shetties zusammenstellen, die genauso kuscheln. Alles andere ist letztendlich immer ein Experiment, das klappen kann oder eben auch nicht.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
malwine
Fohlen
Beiträge: 47
Registriert: Sa 26. Mai 2012, 17:40

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von malwine »

Danke für deine Antwort Hina.
Überforderung ist eine Möglichkeit die ich bis jetzt nicht bedacht hatte - danke für den Denkanstoß.
Die Isis sind gar nicht aufdringlich, sie wollen eher ihre Ruhe vor dem Hafimädel haben. Die Individualdistanz unterschreitet eher die Blondine, indem sie immer zwischen die Isis rennt drängt und die beiden auseinander treibt. Die Warmblut-Stute wurde ja auch getrieben.
Dass uns letztlich nur Ausprobieren bleibt, ist mir klar.
liebe Grüße, Malwine
ehem User

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von ehem User »

:schulter: das gerücht, deine stute wär schuld an der kolik ist ja fies :-(

es gibt herdenkonstellationen, die passen einfach nicht.
was du für die zeit geschrieben hast als wie WB stute noch lebte, klingt für mich gar nicht schlecht. das war ja noch keine lange zeit, da ist es normal, dass die sich noch finden müssen.

jetzt kommt es mir vor, als hätte deie stute stress. einerseits ist ihr bezugspferd weg, andererseits scheint sie nicht souverän als leitpferd zu sein

deine idee mit der schicksalsgemeinschaft finde ich nicht schlecht. könnte aber auch sein, dass sie ihn dann vehement verteidigt (oder er sie). kann man nicht vorhersehen

darf ich fragen, wie es mit den rahmenbedingungen aussieht?
wieviel platz? wie viel heu? wie viele fressplätze?
Benutzeravatar
elcaracol
Nachwuchspferd
Beiträge: 516
Registriert: Di 17. Jul 2012, 12:58

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von elcaracol »

Hallo,
Wie sieht das scheuchen denn aus?
Hat dein Blondchen die WB- richtig gescheucht oder eher von den anderen abgeschirmt? Scheucht sie die anderen über den ganzen Paddock oder nur paar Meter und Ruhe?
Ich denke, es ist wichtig sich den Stall anzuschauen? Ist der Platz groß genug? gibt es Ausweichmöglickeiten. Gibt es genug Schattenplätze, Futterplätze? Ist der Stall den für 4 Pferde ausgelegt?
Ich denke auch, es wäre eine gute Idee, erstmal die beiden zusammenzustellen.
Aber es kann wohl niemand sagen, ob es friedlich sein wird.
Es kann aber auch sein, dass wenn das neue Pferd dazu kommt auf einmal Pferd, die sich nicht sonderlich mochten,die besten Freunde sind. :lol:
Ich denke auch, dass deine Stute einen Pferdekumpel braucht, dem sie sich anschließen kann. Dann wird sie sicher ruhiger. Kenn ich auch von meiner Stute.
Mit Isis in gemischten Herden, habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass sie irgendwie eine geringere Individualdistanz schätzen.
Ein Isi-Wallach hatte sich mal meine Stute ausgesucht und dauernd hing er mit den Kopf im Schweif meiner Stute, und immer im geringen Abstand neben ihr her. Man hat meiner Stute richtig angesehen, wie sie genervt war. Obwohl sie auch immer gedroht hat, es hat dem Isi irgendwie gar nicht richtig Interessiert oder er hat es nicht verstanden :nix: nach 1 min stand er wieder so dicht an ihr.

Idee: Vielleicht könnt ihr Gemeinschaftsaktivitäten der 3 (bald 4) Pferde organisieren, damit ein ein Herdengefühl entsteht? (Ausritte, Spaziergänge, Wanderritt, Kurse auf fremden Hof, Hängerfahrt ok hier gehen wohl nur 2 Pferde :-D ...)

lg
malwine
Fohlen
Beiträge: 47
Registriert: Sa 26. Mai 2012, 17:40

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von malwine »

Hallo,
danke für eure Antworten.

Zur „Wohnsituation“ der Herde:
Sie haben einen dreiseitig geschlossenen Unterstand von ca. 6 x 6 m, einen befestigten Paddock von ca. 20 x 20 m, einen Treibgang von ca. 4 m Breite, der zum jeweils genutzten Weidestück führt und das Weidestück. Platz zum Ausweiche ist also genug vorhanden.
Auf der Weide steht genügend fressbares Gras (also nicht nur grün von Unkraut und nichts zum Fressen), zusätzlich gibt es im Unterstand eine Heuraufe, in der immer Heu vorhanden ist. Die Anzahl der Fressplätze wird wahrscheinlich eher im Winter interessant, momentan ist Gras die Hauptfutterquelle, davon ist ausreichend da, auch der Platz reicht aus, dass alle ungestört fressen könnten. Genügend Fressplätze können mittels Heunetzen leicht angelegt werden, sofern das Gras nicht mehr ausreicht.
Wasserbottiche stehen zwei auf dem Auslauf, so weit wie möglich voneinander entfernt.
Schatten gibt es leider nur im Unterstand und je nach Sonnenstand direkt davor und daneben.
Klar wäre ein größerer oder mehrere Unterstände besser, aber als Einsteller muss man halt nehme, was man kriegen kann, und dieser Stall ist im Vergleich zu den anderen Ställen hier in der Umgebung der am besten durchdachte Offenstall, den ich gefunden habe (abgesehen davon, dass es so viele Offenställe auch nicht gibt).

Das Scheuchen macht auf mich keinen bösartigen Eindruck, sie jagt auch die anderen Pferde nicht, sondern schickt sie nur immer weg (vermenschlichend ausgedrückt so, als wolle sie sagen „Ey, geh da mal weg, da will ich hin“), das aber ausdauernd. Sie jagt die Isis nicht mit flach angelegten Ohren ans andere Ende der Weide, sondern ist zufrieden, wenn die ein paar Meter weiter wieder das Grasen anfangen. Das Problem ist, dass sie das nicht nur ab und zu macht, sondern alle paar Minuten „Isis scheuchen“ spielt und diese dadurch ziemlich stresst. Und dass sie diese ebenso aus dem Unterstand und vom Wasser vertreibt („ich will nicht, dass du da trinkst und da drüben aber auch nicht“ – so wie der kleine Rabe Socke im Bilderbuch „Alles meins!“). Das Treiben der WB-Stute ging auch so in diese Richtung ("ich geh jetzt da rüber und du kommst mit!") Sie scheint es richtig zu genießen, dass andere nach ihrer Pfeife tanzen. Wobei der Gedanke der Überforderung als Herdenchefin eher die Überlegung nahe legt, dass sie meint in dieser Rolle alles kontrollieren zu müssen und damit dann hoffnungslos übertreibt (mal wieder vermenschlicht ausgedrückt).
Wenn ich sie doch nur fragen könnte...

Herdengefühl scheint schon da zu sein, als ich die Hafidame heute früh auf ihre Einzelkoppel neben den anderen gestellt habe, haben beide Isis am Zaun gestanden und der Isiwallach hat ihr zugewiehert. Mit dem hab ich sie übrigens auch schon mal beim Fellkraulen beobachtet (als die WB-Stute noch dabei war).

Ich hab mir auch überlegt, ob ich der Blondine mal Bachblüten geben soll. Vielleicht hilft ihr das, mit ihrer momentanen Situation besser zurechtzukommen. Hat da jemand Erfahrungen?
liebe Grüße, Malwine
Benutzeravatar
Hina_DK
Einhorn
Beiträge: 4801
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 22:50
Wohnort: Dänemark

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von Hina_DK »

Ich würde da ehrlich gesagt erstmal nicht in irgendeiner Weise eingreifen, solange nicht wirklich geklärt ist, wo das Problem tatsächlich liegt. Es bringt ja auch nichts, wenn Du ihr dann dauerhaft Tropfen verabreichen müsstest. Auch homäopathische Mittel sind nunmal eine Form von Medizin, mit denen aber oft recht leichtfertig und unachtsam umgegangen wird. Sie kommen gerne schnell zum Einsatz, weil viele der Meinung sind, sie können ja nicht schaden, also können sie auch vom Laien "verordnet" werden. Ganz so einfach ist das aber nicht, denn alles was hilft, kann in der falschen Situation oder falsch angewendet, durchaus auch schaden. Wer sich nicht sehr gut mit diesen Mitteln auskennt und sich ausreichend komplexes Wissen diesbezüglich angeeignet hat, sollte das lieber nicht "einfach mal ausprobieren" oder das zumindest mit einem Tierheilprakter oder TA, der sich da gut auskennt, absprechen.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
Benutzeravatar
jaz
Schulpferd
Beiträge: 1180
Registriert: Mo 28. Mai 2012, 18:27
Wohnort: Hildesheim
Kontaktdaten:

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von jaz »

Wenn ich sie doch nur fragen könnte...
*verweist hier einfach mal auf den Tierkommunikations-Thread* ;)
Benutzeravatar
Sheitana
Zentaur
Beiträge: 30678
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:07
Wohnort: Bergheim
Kontaktdaten:

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von Sheitana »

malwine hat geschrieben:Hallo,
danke für eure Antworten.

Zur „Wohnsituation“ der Herde:
Sie haben einen dreiseitig geschlossenen Unterstand von ca. 6 x 6 m, einen befestigten Paddock von ca. 20 x 20 m, einen Treibgang von ca. 4 m Breite, der zum jeweils genutzten Weidestück führt und das Weidestück. Platz zum Ausweiche ist also genug vorhanden.
Findest du?
Ich finde das sehr klein für Pferde, die sich noch nicht verstehen.
Die Weide scheint anscheinend auch nicht groß, denn die Isis können nicht soweit weg, dass sie aus dem Einflussbereich deines Pferdes rauskönnen.
Ich weiß, du wirst daran nichts ändern können, aber als "Platz zum Ausweichen ist genug vorhanden" würde ich das nicht bezeichnen.
Benutzeravatar
Cate
Pegasus
Beiträge: 18745
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:40
Wohnort: Unterfranken

Re: Integrationsprobleme

Beitrag von Cate »

Ich hatte in meinem Stall ein ähnliches Problem mit einem PRE-Wallach. Du wirst Geduld brauchen, bei uns aht es ein gutes halbes Jahr gedauert, bis einigermaßen Ruhe eingekehrt ist, und wirklich glücklich bin ich mit der Herdenkonstellation auch noch nicht. :seufz: Aber auch als Stallbesitzer kann ich nicht einfach ranghohe Pferde herbeischaffen ....
Wir sind das Problem von mehreren Seiten angegangen, der Wallach hat für einige Wochen Bachblüten bekommen und so eine Anti-Streß-Kräutermischung - denn ja, er war total gestreßt und überfordert mit der Situation! -, seine Besi hat ihn viel beschäftigt und bewegt und ich als SB habe für zusätzliche Freßplätze gesorgt.

Euer Offenstall und Auslauf sind, ok, aber nicht riesig ;) , und so wie du das beschreibst auch nicht ganz optimal angelegt. Ein Unterstand mit nur einem Eingang, egal wie breit, ist immer problematisch, besonders wenn sich auch noch der Freßplatz darin befindet. Bei uns ist die Situation ganz ähnlich, wir haben deshalb noch einen zusätzlichen Unterstand und zwei weitere Freßplätze gebaut und zusätzlich den Auslauf mit "Raumteilern" (2 Pfosten und ein paar Bretter oder Litzen) strukturiert.
Nun kannst du als Einstelelr sicher nicht gleich umbauen, aber gäbe es evtl. die Möglichkeit, das Heu außen am Unterstand zu füttern? Oder einen Teil der Seitenwand zu öffnen, um einen zusätzlichen Eingang zu schaffen? Mit ein paar stabilen Pfosten und etwas Windschutznetz kann man aber auch leicht ein zusätzliches Schattendach bauen .... *ideenverteil*

Ich drück die Daumen, dass es bei euch mit der Eingliederung noch klappt! :dd:
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
Antworten