Pro Contra Fohlen

Moderator: Sheitana

cabrito
Remonte
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Registriert: Do 17. Mai 2012, 15:16

Re: Pro Contra Fohlen

Beitrag von cabrito »

Hallo zusammen,
da kann ich mich doch bei Euch einreihen?! Ich bin ja auch mitten im "Jungpferdeabenteuer". Von meiner Frida hatte ich ja schon Fohlenbilder gesehen und mit der Züchterin telefoniert. Da ich aber gerade erst angefangen hatte zu suchen....also eigentlich noch nicht einmal zu suchen, ich wollte erst einmal ein Gefühl dafür kriegen, was ich als nächstes Pferd so wollte und weil die Kleine 1/4 Fremdblut zum Vollblutaraberblut hatte, hatte ich sie dann nicht weiter verfolgt. Irgendwann sagte mein Mann ein gutes Jahr später zu mir "was ist denn eigentlich mit dem Fohlen mit den angeschimmelten Popo geworden" (Frida hat ein Viertel Knappstrupperblut und ist ein Brauschabracktiger :lol: ), ich habe mir dann die HP des Gestütes angesehen, durch Zufall waren ganz aktuelle Bilder von ihr eingestellt worden und dann war es schon fast um mich geschehen. Dann noch hingefahren "nur mal gucken" und mit einem unterschriebenen Kaufvertrag wieder heimgekommen (also alles so, wie man es richtig macht...)....Nachdem sie dann später bei uns war, der erste "Neues-Pferd-und-dann-noch-ein-Jährling-Hype" verklungen war und sich alles wieder beruhig hatte, musste ich feststellen, dass Frida so gar nichts mit dem sanften Adel meiner älteren Vollblutaraberstute gemeinsam hatte, die ich ja auch als ganz junges Pferd schon kannte...
Ich bin dann in mich gegangen, habe noch einmal intensiv über die Möglichkeiten nachgedacht, die wir gemeinsam so haben, habe ein wenig angefangen zu clickern und mich von meiner Erwartung "sie soll bitte genauso wie...sein" völlig freigemacht. Innerhalt kürzester Zeit habe ich jetzt ein zweijähriges Traumjungpferd, die sich prächtig entwickelt, die (zumindest zurzeit ;) ) bei allem Temperament prima zu händeln ist und sich sichtbar freut, wenn ich sie auf der Weide besuche und vielleicht das eine oder andere Spielchen mit ihr mache. Inzwischen habe ich erst einmal gar keine Erwartung mehr an sie, ich freue mich vielmehr auf die vielen guten Ideen, die sie so hat und bin für die Zukunft für alle Schandtaten bereit.
Ich würde das Abenteuer jederzeit wiederholen, würde aber auch heute auf jeden Fall Abstand davon nehmen, selber züchten zu wollen, weil ich glaube, das gehört in die Hände von Leuten, die sich damit auskennen...das tu ich nicht.

@Cate: Bei DEM Blick hätte ich auch nicht widerstehen können!

LG cabrito
ehem User

Wenn man eigentlich gar kein Fohlen wollte...

Beitrag von ehem User »

Hallo liebe Forumsmitglieder,

nachdem ich Eure Beiträge hier schmunzelnd verfolgt habe, möchte ich Euch auch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.
Eigentlich war ich nur eine Reitbeteiligung und gar nicht so fixiert darauf, ein eigenes Pferd zu haben. Das Reitbeteiligungs-Pferd lebte aber in unsäglichen Haltungsbedingungen und wurde todkrank (Lungenschaden durch die Ammoniakdämpfe des Mistes in dem es stand) und wurde letztendlich eingeschläfert.
Für mich war das so ein Schock, daß ICH beschloß, MIR das nie wieder anzutun
(Jahrelang hatte ich die Besitzerin gebeten, für besserer Bedingungen zu sorgen, habe andere Unterbringungsmöglichkeiten besorgt etc., habe es gepflegt, Medikamente gegeben, aber ich war ja nur die Rb und hatte nichts zu sagen und die Besitzerin war einfach zu faul und zu bequem - das nachfolgende Pferd ist übrigens auch schon wieder tot! Gott sei Dank hatte ich die Reitbeteiligung daran aber abgelehnt gehabt).

Jedenfalls sah es bei anderen Reitbeteiligungen nicht viel anders aus, so daß ich irgendwann mal gesagt habe, so jetzt wird einfach ein eigenes Pferd gekauft, dann kann ICH über die Haltungsbedingungen, medizinische Versorgung, Hufschmied, Sattler etc. selber bestimmen!

Punkt!

Tja, also machte ich mich auf die Suche nach einem etwa 10 - 15 Jahre alten "fertigen" Pferd, das "einfach zu bedienen" war. Ich kann mein reiterliches Können selber nur sehr schwer einschätzen, also wollte ich lieber auf der sicheren Seite sein. Ich wälzte Verkaufsanzeigen und machte Termine zum Probereiten - aber irgendwie war nichts richtiges dabei.
Das waren zwar immer ultrabrave Pferde, die sich "einfach bedienen ließen", aber ich hatte immer das Gefühl, daß sie nur drauf warteten, daß endlich "fertig" ist und sie wieder auf ihre Weide können.

Es war nie ein Pferd dabei, bei dem ich auch nur annähernd das Gefühl hatte, daß es sich vielleicht auch ein klein bißchen "für mich" interessiert. Ich hätte genau so gut Motorräder probefahren können, die hätten genausoviel Gefühlsregungen gezeigt. Also dehnte ich meinen Suchradius aus, war auch in Österreich, der Schweiz und Italien auf der Suche. Mein werter Göttergatte fuhr bis zu 1000km mit mir, "um irgendeinen blöden Gaul" anzugucken, der natürlich nie das hielt, was die Verkäufer am Telefon großmundig versprochen hatten.

Zwei Jahre zog sich das hin und ich dachte schon, es gibt auf dieser Welt einfach kein passendes Pferd für mich. :wall:
Immer mehr kam mir der Gedanke, daß es wohl eh nix wird mit einem passenden Pferd.
Und einen Notnagel kaufen wollte ich auch nicht - dafür ist die Pferdehaltung zu teuer!

Dann waren wir als Zuschauer auf einem Turnier. Ein kleiner Junge verteilte Handzettel und drückte mir auch einen in die Hand. Darauf war ein kleines Fohlen abgebildet, das zum Verkauf stand.

"Nee, Fohlen, kommt nicht in Frage! Kann ich nicht aufziehen, kann ich nicht ausbilden...ne ne"

Also gar nicht weiter drüber nachgedacht und die erwachsenen Pferde angeschaut.
Leider war auch hier nichts dabei und wir fuhren unverrichteter Dinge wieder heim.
In den folgenden Wochen ging mir immer wieder dieses Fohlen, das ich nur auf dem Handzettel gesehen hatte
(den ich ja auch weggeworfen hatte) durch den Kopf. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß ich dieses Pferdchen angucken müßte, wenn auch nur, um mir zu bestätigen, daß es für mich nicht in Frage kommt ( ich sehe den einen oder anderen von Euch schon grinsen...) :-D
Es müssen so zwei Monate gewesen sein, die ich rumgemacht hab, bevor ich zum Züchter fuhr. (nur mal gucken, ob er noch da ist...)

Ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen:
Ich kam am Stall an und es war noch niemand da (ist nur ein kleiner Züchter, der auch noch einen Haupt-Job hat).
Draußen dämmerte es bereits.
Ich betrat die Stallgasse im Halbdunkeln, weil ich noch nicht wußte, wo der Lichtschalter war.
Es war still und ich hörte nur das leise Schnauben von Pferden links und rechs von mir.
Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich konnte die Umrisse der Pferde in den
verschiedenen Boxen erkennen. Ich ging vorwärts bis zu einer Box, die leer zu sein schien.
Aber ich hörte es darin rascheln.
Aus der Dunkelheit heraus erkannte ich langsam die Umrisse eines kleinen schwarzen Kopfes,
der langsam auf mich zu kam.
Er musterte mich zuerst und legte dann den Kopf behutsam auf meine Schulter.
Ich legte den Arm um ihn und streichelte sanft sein Genick, ohne Worte, es war ganz still.
So verharrten wir eine Weile ruhig und bewegungslos.
Dann drehte ich das Gesicht zu ihm und schaute ihm in die Augen.
Plötzlich war es, als könne ich durch seine Augen hindurch in die unendlichen Weiten des Universums blicken.
Ich hatte das Gehühl, als würden wir durchs Weltall fliegen, das tiefschwarz und unendlich vor uns lag und rings um uns herum funkelten die Sterne wie glitzernde Diamanten, und wir flogen und flogen immer weiter...
Ich sammelte mich kurz, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, und fand mich immernoch in der Stallgasse wieder, immer noch den kleinen schwarzen Kopf auf meiner Schulter.
Ich war verwirrt.
Ich mußte weg.

Ich war vollkommen durch den Wind, ich konnte nicht mehr essen, ich konnte nicht mehr schlafen,
ich konnte mich nicht mehr konzentrieren,

ich war vollkommen plemplem.
Das war kein schöner Zustand.
Mir war schlecht, mir war schwindelig.
Ich war 37 (siebenunddreißig !!) Jahre alt und ich kam mir vor wie eine 13-Jährige.

Und dann die Vernunft, die da sagte:
"Ich kann keinen Jährling großziehen."

Also suchte ich tatsächlich weiter nach einem anderen Pferd und wollte den Kleinen einfach vergessen.
Ich ging andere Verkaufs-Pferde anschauen, aber ein einziger Blick in deren Augen genügte...

Magisch zog es mich immer und immer wieder Richtung Fohlenzüchter.
Wie ein überdimensionaler Magnet zog er mich an, ich mußte einfach hinfahren.
Dann saß ich da und schaute dem Kleinen zu.
Wie er nach einem Grashalm angelte.:wolke9:
Wie er nach Fliegen schlug.:wolke9:
Wie er dastand und döste.:wolke9:
Und ich saß nebendran und war glücklich.:wolke9:
Reiten?
Wer muß denn Reiten um glücklich zu sein!

Aber: "Ich kann doch keinen Jährling großziehen."

Wenn ich nach Hause gefahren war, kam das große Trübsal.
Ich war absolut unfähig zu allem, wie benebelt, ich kann mich gar nicht mehr richtig an diese Wochen erinnern,
ich stand wie unter Drogen. Mir ging es schlecht, sehr schlecht.
Ich wurde immer nervöser, hektischer, durchgeknallter.
Mein Zustand besserte sich nicht, im Gegenteil.
Ich konnte nicht schlafen, ich hatte Alpträume!
Ich träumte, daß ich in den Stall kam und die Box war leer,
er war verkauft, er war WEG!!
Heulend schreckte ich mitten in der Nacht im Bett hoch,
schluchzend und zitternd und wäre am liebsten nachts um 3 Uhr zum
Stall gefahren, um zu gucken, ob er noch da ist.
Ne, das wünsche ich keinem, gegen diese "Krankheit" ist kein Kraut gewachsen.
Da hilft nur eines:
Doch einen Jährling kaufen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!

xenia
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Re: Pro Contra Fohlen

Beitrag von jaz »

Eine wunderschöne Liebeserklärung - ich mag mehr hören :-D
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Re: Pro Contra Fohlen

Beitrag von WaldSuse »

:-D Und?Wann fängst du an,Tagebuch zu schreiben? :mrgreen:
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
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Re: Pro Contra Fohlen

Beitrag von eseilena »

:shy: Xenia, das hast du so herrlich geschrieben, gibt es vielleicht :bittebitte: ein Foto von dem kleinen Schwarzen?

Ich habe mich übrigens damals auch in ein plüschiges Fohlen mit großen Kulleraugen verliebt. Ich hatte keine Ahnung von Pferden und konnte auch nicht reiten. Ich habe mich das erste Jahr auf Probe um sie gekümmert, und im Alter von einem Jahr habe ich sie gekauft. Dieses Jahr ist sie 16 Jahre alt geworden und ich liebe sie mehr denn je :sigh: (auch wenn wir uns durch etliche Problemzeiten raufen mußten, ich viel lernen mußte/durfte und es phasenweise echt an die Substanz ging: nun ist unsere "Beziehung" perfekt, finde ich!)
ehem User

Re: Pro Contra Fohlen

Beitrag von ehem User »

jaz hat geschrieben:Eine wunderschöne Liebeserklärung - ich mag mehr hören :-D
Ja... Liebeserklärung... so kam es mir auch vor, ich fühlte mich wie ein unglücklich verliebter Teenager mit Liebeskummer... das ist gar nicht so meine Art,
ich bin da nicht so der Typ, der immer gleich von "Liebe auf den ersten Blick" spricht, schließlich ist es ein
Pferd.
Aber was ich da erlebt habe... das war einfach unglaublich... das war so magisch... so elektrisierend...
und so fesselnd, das es mich nicht mehr losgelassen hat.
Und ich bin nach wie vor überzeugt:
ER hat MICH ausgesucht, nicht umgekehrt.

Und in diesem Moment ist alles andere vollkommen egal.
Ein Jährling ?
Na und, der wächst schon, wenn man ihn ordentlich gießt :lol:
Wer soll den einreiten?
Da macht man sich dann einen Kopf drum, wenn es so weit ist...
Wer soll den erziehen?
Na, ich - und wenn es nicht klappt, dann habe ich es wenigstens selber vers**t...

Aber Liebe versetzt Berge und wenn man wirklich will ist alles möglich....
WaldSuse hat geschrieben::-D Und?Wann fängst du an,Tagebuch zu schreiben? :mrgreen:
Das kriege ich wahrscheinlich nicht mehr hin - ich könnte ganze Bibliotheken voll über diesen kleinen Gauner schreiben
und würde trotzdem noch die Hälfte vergessen...
eseilena hat geschrieben::shy: Xenia, das hast du so herrlich geschrieben, gibt es vielleicht :bittebitte: ein Foto von dem kleinen Schwarzen?
...es müßte heißen dem kleinen schwarzen Kopf, der Rest ist nicht ganz schwarz, obwohl er mir damals noch dunkler vorkam. War aber auch das Winterfell... Ich habe erst mal ein Bild als Avatar eingefügt, aber das ist glaube ich sooo winzig, daß man eine Lupe braucht.. :lol:

xenia
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Re: Pro Contra Fohlen

Beitrag von Hina_DK »

Xenia, eine wirklich schöne Geschichte. Und ja, ich habe diese schreckliche Krankheit, nicht mehr ganz bei Troste zu sein, dieses Jahr auch kennen gelernt - mit 50. Ich kann nur sagen, so eine Begegnung ist besonders prickelnd, wenn man gerade erst ein Pferd gekauft hat ;). Bei mir war es zwar kein Fohlen, sondern ein 13jähriger aber dieses Gefühl, da ist ein Pferd, das hat es komplett auf Dich abgesehen, ist schon Wahnsinn. Man kann sich keine Sekunde mehr entziehen, man hat jeden Tag Angst, man kommt zur Weide und dieses Pferd ist nicht mehr da. Nun ist es wirklich nicht mehr da, es steht bei mir :lol: . Dieses Pferd hat ganz eindeutig mich gekauft.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
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Re: Pro Contra Fohlen

Beitrag von jaz »

Mehr Bilder! Mehr Geschichten! Bitte mach ein Tagebuch auf!!! :bittebitte:

Ratet mal wie ich zu Panti gekommen bin ;) Mit Vernunft hatte es gar nichts zu tun. Kyra war tot und ohne Pferd kann ich nicht... Ich hab tausende von Internet-Pferdeanzeigen in 5 Tagen durchgewühlt - keines passte - alles war "nicht meins" "langweilig" "nicht mein Fall"... Bis ich hypnotisiert vor so einem bestimmten Foto saß, mein Mann mir nach einige Zeit den Telefonhörer in die Hand drückte "ruf an". Es war Dienstag und irgendwie hab ich die Zeit bis Samstags überlebt, weil Panti 2 Stunden Fahrt entfernt wohnte und das nach der Arbeit viel zu spät und dunkel gewesen wäre. Ich hab ihn dann Samstags gesehen, er war total schüchtern. Ich hab ihn gestreichelt und abgetastet als könne ich meinen Augen nicht trauen. Die Züchterin meinte danach ich solle in Ruhe darüber schlafen - ich meinte ich müsse das nicht, aber wenn sie es sich überlegen wolle? Mit Handschlag besiegelt, eine Woche später nochmal besucht und gleich das Geld mitgebracht, und dann den Transport hierher organisiert.
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