Einmal erzogen - für immer gut ?

Moderator: Keshia

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ehem User

Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von ehem User »

Wir waren heute nachmittag seit längerem mal wieder spazieren. Ich bin noch verletzt an der rechten Hand und Pferdi ist frisch barhuf. Nun war es anfangs ein größerer Kampf ans Gras zu kommen, was ich dachte, das hätten wir jetzt geklärt. Herr Pferd darf bei Spaziergängen grasen, wenn ich das ok gebe. Das hat eben bislang ganz gut funktioniert, evt. noch nicht bombenfest. Heute war es wie gesagt ein größerer Kampf, auch Stehenbleiben wollte er partout nicht ohne Richtung Gras zu zerren...Gibt es sowas wie eine Pauschaldauer bis ein Muster sitzt oder muss man immer wieder üben, dran bleiben und ein unerfahrener Pferdemensch kann dieses Pferd dann nie führen?
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Katja1
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Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von Katja1 »

Puh also das kann man nicht pauschal sagen.
Yshgl hat geschrieben:Wir waren heute nachmittag seit längerem mal wieder spazieren. Ich bin noch verletzt an der rechten Hand und Pferdi ist frisch barhuf.
Könnte schon der erste Grund sein. Du warst vll etwas angespannt, weil du wusstest, du könntest ihn nicht halten, wenn er Unsinn machen würde. Außerdem ist er nun auf ''heißen Sohlen'' unterwegs. Beides zusammen, ist schonmal ungut.
Yshgl hat geschrieben:Nun war es anfangs ein größerer Kampf ans Gras zu kommen, was ich dachte, das hätten wir jetzt geklärt. Herr Pferd darf bei Spaziergängen grasen, wenn ich das ok gebe. Das hat eben bislang ganz gut funktioniert, evt. noch nicht bombenfest.
Wenn es eh schon nicht bombenfest ist, dann ist es unfair, das von seinem Pferd auch unter erschwerten Bedingungen zu verlangen.
Yshgl hat geschrieben:Heute war es wie gesagt ein größerer Kampf, auch Stehenbleiben wollte er partout nicht ohne Richtung Gras zu zerren...Gibt es sowas wie eine Pauschaldauer bis ein Muster sitzt oder muss man immer wieder üben, dran bleiben
Nein, die gibt es nicht. Dein Pferd zeigt dir durch sein Verhalten, wann es soweit ist. Bis dahin musst du geduldig bleiben, üben, üben, üben und natürlich viel :click: und :keks: für alles Richtige.
Na gut, dieser Richtwert sei dir mitgegeben:
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kleiner so gar nicht weiterkommt bzw ihr sogar Rückschritte macht, dann sind die Lernschritte zu groß und du solltest dein Training überdenken. Pauschal kann man sagen, dass man nach jeder Trainingseinheit einen kleine Fortschritt gemacht haben sollte.
Yshgl hat geschrieben: und ein unerfahrener Pferdemensch kann dieses Pferd dann nie führen?
Das kommt aufs Pferd an.
Ich kenne viele Pferde, die entweder aus Angst oder aus Mitleid unerfahrenen Menschen nichts ''antun''.
V.a. bei Stuten konnte ich das beobachten. Die schalten dann ihren Mutterinstinkt für dieses kleine Menschlein da unten ein und sind plötzlich lammfromm :engel:


Viel Glück und Geduld!!
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ehem User

Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von ehem User »

ich würde behaupten, das hängt von 3 sachen ab:
1. der konsequenz des besitzers
2. dem charakter des pferdes
3. der aktuellen motivation des pferdes (zB erstes frisches grün nach dem winter ist was anderes als zur weidesaison)

mosh ist zB was warten beim futter (auch gras) angeht, in aller regel sehr unproblematisch - ich denke, mit dem üblichen haflinger hätte man einfach mehr motivation gegen sich.
aber bei anderen sachen kann er ultrahartnäckig sein
und bei ihm muss ich eigenltich alles in mehr oder weniger regelmäßigen abständen neu ausdiskutieren (ausser das mit dem grasen beim spazierengehen, DAS klappt ersctaunlicherweise so gut wie immer :kratz:)


mit unerfahrenen menschen lasse ich mosh nicht allein, er ist einfach kein pferd, was aufpasst. ich kenne pferde, die sehr deutlich zeigen, dass ihnen was unangenehm ist (gurten oder so), aber dabei eben bei ohren anlegen ohne drohen, jammervoll gucken o.ä. bleiben. mosh hampelt in sonem fall drauf los ohne rücksicht auf verluste. da möchte ich lieber niemanden zwischen haben, der unsicher ist (oder ein kind, gott bewahre)
ehem User

Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von ehem User »

Danke ihr zwei fürs zügige Antworten.
Mein Mann war dabei, für den Fall, dass ich Probleme mit ihm bekommen sollte, aber er konnte ihn gar nicht führen und war dann knatschig (ungezogenes Pferd, den musste mal wegschicken zum Erziehen), eben, weil es bei den letzten Malen so wunderbar fuktioniert hat - auch bei ihm.
Pferdchen kann halt (was ich immer mal wieder vergesse, weil ich ihn so knuddelig finde :herzbrille:) doch manchesmal ein rechter Büffel sein :streit: :boxen:und da muss ich dann auch deutlicher werden, was ihm dann so gar nicht recht gefallen mag :haps: .
Ich gehe dann mal davon aus, dass ich auch beim Pferd (wie auch bei meinen beiden Hunden) ein (relativ) erziehungsresistentes Exemplar erhaschen durfte :whistle:
ehem User

Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von ehem User »

Ich denke, dass man nie sagen kann, dass man Pferden oder auch anderen Tieren etwas einmalig so freundlich beibringen kann, dass sie es für die Ewigkeit gleich gut ausführen oder einhalten.
Ich denke zwar schon, dass es nicht so viel mit Vergesslichkeit zu tun hat, aber ich glaube, es hat viel mit der Aktualität der Übung zu tun.
Je frischer und gewohnter (ggfs. auch trainierter) das gewünschte Verhaltensmuster "erarbeitet" ist, desto zuverlässiger wird es ausgeführt. Im Umkehrschluss bedeutet das: je seltener bzw. je länger es her ist, desto mehr rückt es in den Bereich "zu vernachlässigen", weil das gewünschte Verhalten einfach nicht so konstant abgefragt wird und damit, glaube ich, eher unwichtig eingestuft wird.
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Maxima
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Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von Maxima »

Nach meiner Erfahrung bleiben relativ eng definierbare Übungen auch sehr gut im Gedächtnis, aber gerade das "draußen nicht fressen" ist ja eine extrem vielschichtige Verhaltensweise die viel, viel länger braucht um wirklich fest eingeprägt zu sein - das besteht ja aus nicht am Strick zerren, nicht den Kopf zum Gras runternehmen, nicht den Kopf im Busch versenken, nicht den nächsten Ast schnappen, Frauchen nicht rumzerren, nicht einfach selber stehenbleiben.....

Du solltest Dir also keine großen Vorwürfe machen wenn das nach einer Pause nicht mehr so klappt. Die gleiche Erfahrung mach ich übrigens auch grade, meine 2-jährige hatte jetzt auch gute 2 Monate Pause und hat vorher auch beim Führen nicht mehr versucht zu fressen, die letzten 2 Tagen hingen wir auch erstmal in jedem Baum und Busch.... einfach nochmal in Ruhe hier das gewünschte Verhalten erarbeiten, das wird sicher schneller gehen als beim ersten Mal.
Liebe Grüße
Ulla

Wir werden in Ewigkeiten nicht mehr gut machen können, was wir den Tieren angetan haben. (Mark Twain)

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Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von somatomu »

Hallo Yshgl,

ich trenne das in etwas beibringen und etwas Unerwünschtes abgewöhnen wollen.

Wenn ich neue Pferde auf den Hof bekomme, ist mir am liebsten, sie "können" recht wenig, dann lernen sie superschnell die Spielregeln des respekt- und liebevollen Umgangs. Ohne Kommentare alle Füsse geben, am Strick wird nicht gezogen und entsprechend schon gar nicht gezogen, der Mensch geht immer vor, wo der Mensch ist, ist das Pferd nicht, gefüttert wird, ohne Gepolter, "Warte" ist im Reportoire eines Pferdes möglich usw usw usw

...wenn die Pferde, die zu und kommen, schon recht verzogen oder verdorben sind, oder eben wirklich ein Sch...leben hatten, ist das ganze unendlich viel aufwendiger UND sie vergessen NIE.

d.h. was immer man "weg-"erziehen muss, bleibt nur solange präsent, solange man es präsent hält. Bei mir reicht meistens ein ÄHEM, wenn dann andere - die die Spielregeln nicht so einhalten - die Pferde führen, damit die Pferde dann die etablierten Spielregeln einhalten.

aber ein schönes Beispiel ist immer wieder mein Shetty. Der ist die Ausgeburt an wohlerzogenem Vorzeige-Pony, wenn er will . Er will aber nur, wenn er es für nötig hält. Das bedeuted, entweder hat er doll Lust zu dem, was man möchte, oder er weiss, dass es sein muss - und zwar ohne wenn und aber.

Ich gehe mit dem Shetty ohne Halfter und Strick an beliebig viel Gras vorbei, bleibe auch stehen etc, aber er weiss 100%, solange meine Hand an seinem Hals oder Kopf ist , wird niemals nie nicht gefressen.

Er fragt trotzdem immer - sehr subtil - mit minimalen Gesten, da genügt dann auch von mir ein Hauch von innerlich ob der Anfrage verärgert sein, um es abzustellen.

Er fragt auch bei allen anderen Menschen, genauso subtil, die "hören" seine Frage nicht, dann fragt er "lauter", oftmals hören das die Menschen immer noch nicht und dann kategorisiert er den Menschen in "denn sie wissen nicht, was sie tun" und geht oder zieht am Strick, oder ist wie Beton am GFras angewachsen - bis heute.

Ich weiss nicht, ob Dir das weiterhilft, aber etwas abzugewöhnen bleibt eine Lebensaufgabe. Diese kann man mit sehr viele Geradlinigkeit für die Ponys sehr harmonisch und angenehm gestalten, sie bleibt aber aufwendig.

Liebe Grüsse
Sonja
ehem User

Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von ehem User »

Ja, das klingt logisch, vor allem natürlich und wie immer die Konsequenz :whistle:
Wir "kennen" uns ja erst seit 1,5 jahren (er ist jetzt 13) und seine Vorbesitzerin hat es mit der Erziehung auch leider nicht so ernst genommen, sie verwöhnte den Charmeur lieber :trauben: -sprich ich muss da halt ganz schön viel nachholen.
Aber ich weiß, dass wir zusammenwachsen und er dann auch lernen wird, was erlaubt ist und was nicht (und das dann gaaaanz vielleicht auch beibehält..)
Oceansoul
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Registriert: Mo 21. Mai 2012, 13:19

Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von Oceansoul »

Gerade bei der "Grasfrage" hilft nur Konsequenz... und selbst dann wirst du sie immer und immer wieder von vorn klären müssen. Jedes Jahr, wenn das erste grüne Gras wächst zum Beispiel. Das Problem ist halt: Gras ist lecker - und unter Umständen auch den "Ärger" wert ;)

Gorny testet das auch immer und immer wieder an. Inzwischen haben wir uns drauf "geeinigt", dass am Führstrick "klingeln" und "nein" reicht. Ponykopf durchsetzen und Richtung Gras marschieren gibt nämlich Ärger. Ich mach dann auch das Maul auf und hol das Gras da wieder raus. Sonst spielt er "ich bin schneller als du".

Ein pferdeunerfahrener Mensch kann trotzdem führen - braucht halt eine klare Anweisung, was im Falle des Falles zu passieren hat. Sprich: entweder abhalten, oder wenn das nicht klappt "schimpfen", rückwärts vom Gras weg, Schnute auf, Gras raus.
Aragorn - ein Berber Bub entdeckt die Welt viewtopic.php?t=527
ehem User

Re: Einmal erzogen - für immer gut ?

Beitrag von ehem User »

Ich denke, es ist mit Pferden wie mit Kindern. Regeln werden immer mal wieder hinterfragt. Hier heißt es konsequent zu sein.

Im Übrigen lese ich hier wie schon an anderer Stelle, dass man das Gras aus dem Maul rausholen sollte. Das funktioniert bei meiner Maus nicht, sie beißt dann. Ich halte es deshalb mit Ignorieren unerwünschten Verhaltens, auch weil ich schimpfen für wenig zielführend halte. Am besten ist immer noch Vorbeugen, sprich es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, dass die Nase im Gras ist.
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