Immer grasen beim Ausritt

Moderator: Keshia

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A.Z.
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Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von A.Z. »

Ganz ehrlich - Gras fressen ist selbstbelohnend. Da kann kein Leckerchen gegen anstinken. :seufz:

Und wieso gehst du eigentlich davon aus, dass dein Pferd dich da oben los werden will? :-?


Wir haben dieses Thema auch erst vom Boden aus geklärt - Grundtenor: bei der Arbeit wird nicht gefressen. Dazu muss ich einfach aufmerksam sein und bei meinem Pferd und ihm auch zu tun geben. Sonst überlegt es sich natürlich Alternativen - und wie gesagt, Grasen ist selbstbelohnend. Das haben wir mit in den Sattel genommen und mittlerweile sind wir bei, Grasen essen kann auch ok sein.

Die Nase aus dem Gras bekomme ich, in dem ich ein pferdiges Verhalten immitiere. Pferde schieben sich schon mal gegenseitig von Grasstellen weg, indem sie ihre Nase dahin schieben, wo die Nase des Mitpferdes ist "Geh mal rüber. Schmeckt das da?" Dieses Schubseln immitiere ich mit meinem Fuß, damit habe ich bisher noch jede Pferdenase aus dem Gras hoch bekommen ohne hilflos zu ziehen. Dann gibts natürlich Lob und Leckerchen und es geht los. Wobei das wichtigere wirklich das "es geht los" ist.
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von ehem User »

A.Z. hat geschrieben:Und wieso gehst du eigentlich davon aus, dass dein Pferd dich da oben los werden will?
Ich sage ja nicht, dass es das will. Es ist für ein Pferd naturgemäß wesentlich angenehmer zu laufen oder zu grasen, ohne das Gewicht des Reiters im Rücken spüren zu müssen. Insofern denke ich, würde man es ihm durch's Runterhüpfen eher einfacher machen.
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Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von ehem User »

Bineline hat geschrieben:
Axel hat geschrieben:Das schnelle runterspringen vom Pferd kann schon reichen.
Das ist m. E. das völlig falsche Signal. Damit suggeriere ich dem Pferd doch nur "Schiele ich nach dem Gras, bin ich den da oben schneller los."
Das sehe ich aus meiner Erfahrung anders. Die Diskussion habe ich häufig, denn ich bin ein Fan von Absteigen bei Problemen. Oft höre ich genau dieses Argument: Wenn du absteigst, dann hat dein Pferd gewonnen und es wird das unerwünschte Verhalten wieder zeigen, damit es dich los wird.
In der Praxis habe ich nur gute Erfahrungen mit absteigen gemacht. Die Pferde lernen so schneller, das unerwünschte Verhalten nicht mehr zu zeigen und plötzlich klappts auch geritten.
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A.Z.
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Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von A.Z. »

Mein Pferd hat ehrlich gesagt auch kaum Interesse daran, dass ich absteige und was vom Boden aus kläre. Denn dann gehts nuddelig im Schritt voran anstatt gemeinsam zu fliegen. :gaehn:

Von daher - Jarit :five: - kläre ich auch viel lieber die Dinge vom Boden aus.

Anstatt am Zügel zu hängen, damit der Kopf oben bleibt oder hochkommt, würde ich auch lieber fix absteigen und das wie oben beschrieben auflösen.
Viele Grüße Angela

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Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von ehem User »

:flag:
Reitmaus
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Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von Reitmaus »

Axel hat geschrieben: ..
Meinst du nicht eher ein "Aufmerksamkeitsproblem"? Wenn ich Western reite, ist der Zügel so lang, dass das Pferd generell keine Probleme hat, seinen Kopf zum Gras zu bewegen. Doch mit etwas Übung bekommt man es als Reiter hin zu sehen, wenn das Pferd zum Grashalm schielt ;-).
...
Da hast du recht. Das Pferd muss seine Aufmerksamkeit dem Reiter zuwenden und der Reiter muss seine Aufmerksamkeit dem Pferd zuwenden. Dann muss man nicht ständig die Zügel so kurz halten, damit man ggf mechanisch das Kopfabtauchen verhindern kann. Ich reite z.B. oft ohne Sattel, auch über Gras. Und wenn ich die Zügel so kurz halte, um das Abtauchen abzubremsen, zieht es mich ruckartig vornüber WENN das Pferd dann doch abtaucht. Folge : Pferd hat Nase erfolgreich im Gras, und ich krabble vom Pferdehals wieder in Sitzposition zurück.

Bin ich aber aufmerksam, kann ich den Pferd rechtzeitig durch Schenkelanlegen (notfalls mit Gerte unterstützt), ein Schnalzen o.ä. signalisieren "ich hab's gemerkt! Ich weiss was du vorhast, wag es nicht!" Je öfter das Pferd merkt "Mist, die da oben passt auf", umso seltener werden Versuche, ans Gras zu kommen.
Axel hat geschrieben: ...auf klare Umgangsformen: Beim Reiten / Führen wird nicht gegrast.
...
Das kann ich für uns nicht beanspruchen, ich hab's anders gelöst. Ich nutze grasen-dürfen als Belohnung : Pferd weiss "ich darf ja ganz offiziell, aber ich muss mich dafür erst anständig benehmen." Dann sind wir beide zufrieden : ich bekomme von ihm Gehorsamkeit (und grasendürfen, ganz offiziell und in Ruhe, wirkt ungeheuer motivierend, sich vorher anzustrengen :)), und er von mir das heiss begehrte Grasendürfen. Beide dick zufrieden :D Wir haben uns mit solchen kurzen Intervallen von Grasendürfen-Belohnungen enorm viel erarbeitet, vor allem auch im ach-so-gefährlichen Gelände. Später haben wir die Intervalle vergrössert, und heute wird nur noch 1 - 2 x pro Ausritt pausiert zum Grasen, ohne dass seine Motivation zur Gehorsamkeit darunter gelitten hätte.
ehem User

Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von ehem User »

Reitmaus hat geschrieben:Ich nutze grasen-dürfen als Belohnung : Pferd weiss "ich darf ja ganz offiziell, aber ich muss mich dafür erst anständig benehmen." Dann sind wir beide zufrieden : ich bekomme von ihm Gehorsamkeit (und grasendürfen, ganz offiziell und in Ruhe, wirkt ungeheuer motivierend, sich vorher anzustrengen :)), und er von mir das heiss begehrte Grasendürfen. Beide dick zufrieden :D Wir haben uns mit solchen kurzen Intervallen von Grasendürfen-Belohnungen enorm viel erarbeitet, vor allem auch im ach-so-gefährlichen Gelände. Später haben wir die Intervalle vergrössert, und heute wird nur noch 1 - 2 x pro Ausritt pausiert zum Grasen, ohne dass seine Motivation zur Gehorsamkeit darunter gelitten hätte.
Das ist ein interessanter Ansatz, Reitmaus. Bei meinem verfressenen Pony habe ich das Grasen unterwegs komplett gestrichen, um die Diskussionen zu verringern. Was auch geklappt hat. Dein Ansatz erscheint mir logisch.
Wie bist Du genau vorgegangen, um zu einem so entspannten Pferd zu kommen? Hast Du am Anfang sehr häufig grasen lassen? Wie hast Du das Grasen eingeleitet, wie beendet?
Reitmaus
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Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von Reitmaus »

Na ja, ob meine Methode unbedingt nachmachenswert ist, weiss ich nicht. Und ob es bei jedem Pferd funktioniert, weiss ich auch nicht.

Ich hatte mich zu der Zeit noch nicht sooo intensiv mit Clickern befasst (und mache auch heute noch einiges so, dass mir die Clickerfraktion - zu recht - unkorrekte Clickerarbeit vorhält. Ich lerne ja weiterhin dazu, und bis zum perfekten Clickerer werde ich sicher weiterhin noch einiges "falsch" machen. Aber hauptsache es funktioniert bei uns ;) )

Also die Idee ist, dass für ein Tier die ALLERgrösste Belohnung ist, wenn es genau DAS tun darf, was es in dem Moment am meisten wünscht. Beispiel : Hund sieht seinen Freund, will losrasen um ihn zu begrüssen, Mensch aber sagt "sitz", Hund setzt sich (mit einem tiefen seufzer des Bedauerns), - wenn er jetzt zur Belohnung ein Leckerli bekommt, findet er das sicher "nett", aber er schielt weiter nach seinem Freund und möchte "eigentlich" am liebsten immer noch hin. Wenn der Mensch nach dem folgsamen Sitzen jedoch erlaubt "nun lauf hin", dann wird der Hund sich beim nächstenmal wesentlich bereitwilliger hinsetzen, wenn er weiss : ich muss ja nur "eben kurz" sitzen und dann darf ich meinen Freund ja doch noch begrüssen. Gäbe es nur ein leckerli und müsste der Hund dafür auf die Begrüssung seines Freundes komplett verzichten, wäre die Begeisterung zur Ausführung des Kommandos bei den nächsten Malen nicht enthusiastisch. Vielleicht wird er sogar meinen "ich verzichte auf's Leckerli, die Begrüssung meines Freundes ist mir wichtiger", und dann schiesst er unerlaubt davon. Also belohnt man ein Tier (wenn es irgendwie machbar ist) am wirkungsvollsten mit dem, was man ihm kurz zuvor verwehrt hat.

Also mein Pferd war anfangs im Gelände extrem nervös. Achtete kaum auf mich und scannte stattdessen die Umgebung ab, und wenn es etwas entdeckte, war ich erst recht abgemeldet. Wir begannen quasi "meterweise", gingen anfangs nur Ministrecken, Pferd durfte rumgucken, aber wenn er Anzeichen von Unruhe zeigte, versuchte ich, seine Aufmerksamkeit wiederzubekommen. Und wenn es nur für ein Sekündchen war. Dann loben und dann führte ich ihn die 1-2 Schritte zum Wegrand um ihn dort grasen zu lassen. Dann vergass er meist seine Unruhe. Er war durch's Gras abgelenkt, und Kauen beruhigt obendrein. Wenn er dann wieder einigermassen beruhigt war, forderte ich zum Weitergehen auf. Anfangs habe ich das Grasen mit "Nase hoch" beenden wollen (gleichzeitig Zupfen am Strick), aber das erwies sich nicht als optimal. Denn wenn er die Nase oben hatte, hätte ich ihn ja belohnen müssen, aber die Leckerli, Hafer, Apfel, Möhrchen die ich dafür zur Verfügung hatte, waren ja nicht halb so belohnend wie das Gras. Dafür nimmt man nicht so gerne die Nase hoch. Und da ich ihm blöderweise nach dem Lobwort (Clickerwort) das Grasendürfen anbot statt Leckerli aus der Hand, hätte er beim Befolgen von "Nase hoch" > Clickerwort folgerichtig die Nase wieder abgesenkt, da er das vorher ja auch nach dem Click durfte..... Immerhin hatte ich nach einiger Zeit eine absolute Notbremse im Gelände : Clickerwort sagen und er stoppte akut, um ans Gras zu gehen :lol: Na ja, missverstandene Clickertechnik meinerseits.

Ich hab dann erstmal ein neues Clickerwort eingeführt, da ich mir das vorige als Kommando "anhalten und grasen" versaut hatte.

Ausserdem habe ich ihm ab dem Zeitpunkt eine verständlichere Anweisung gegeben : statt "Nase hoch" habe ich vorwärts gehen gefordert. Beim Laufen kann man ja schlecht grasen, und wenn er es doch schafft, eben mehr Tempo fordern. Nach befolgen des Vorwärts-Kommandos (bei uns "lauf") habe ich anfangs nach 3-4 Schritten schon wieder geclickt und er durfte die Nase wieder ins Gras absenken. Aus den 3-4 Schritten wurden nach und nach 5-6, 8-10 usw.... also anfangs in extrem kurzen intervallen, um ihm zu zeigen "du darfst absolut weiter grasen, musst nur GANZ kurz eben was tun und dann darfst du schon wieder. Nachdem das klappte, habe ich nach den Weitergehschritten nicht geclickt, sondern erst anhalten gefordert, und dabei per Führstrick ein Sekündchen verhindert, dass die Nase abtauchte. Dann click und grasen. Dann wurden aus dem Sekündchen zwischen Anhalten und Click 3-4 Sekündchen usw, bis ich ihn auf Gras anhalten konnte OHNE dass er sofort die Nase absenkt, sondern erst auf den Click wartet. Später dann die Kombi : weitergehen, anhalten, warten, noch 5 Schritte weiter, anhalten, warten > click. Oder auch nach dem Anhalten und warten erst noch Rückwärtstreten lassen oder eine Wendung o.ä. kleine Übungen und dann erst Click und grasendürfen. Also dass er nicht nach JEDEM Anhalten den Click und Grasendürfen zu erwarten hat und sich seine Belohnung womöglich eigenmächtig vorzeitig holt und die Nase schon vor dem click ins Gras steckt. Solche Kombi-Aufgaben aber erst bei fortgeschrittenem Training. Zu Anfang soll er sich drauf verlassen können, dass er nach der Einzelleistung den Click bekommt und grasen darf. Wenn sich eine Stelle nicht zum Grasen eignet, z.B. viel Rainfarn oder so, verzichte ich auf Forderungen und gehe zügig vorwärts. Ist in erreichbarer Nähe kein Grün zu sehen, bekommt er Leckerli nach dem click, und wenn kein Grün da ist, ist er mit dem Futter aus der Tasche ja auch zufrieden.

So, ich hoffe ich hab nichts vergessen. Ansonsten nochmal nachfragen, wenn was nicht verständlich ist.
ehem User

Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von ehem User »

Danke, Reitmaus. Finde das sehr schlüssig erklärt.
Magfin
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Registriert: Mi 16. Mai 2012, 19:12

Re: Immer grasen beim Ausritt

Beitrag von Magfin »

Also ich weiß ja nicht, wie hoch das Gras bei euch so ist... Aber bei uns ist das so hoch, da müsste mein Pferd nur tief einatmen und hat Gras im Maul... Außerdem reiten wir hier viel in den Traktorspuren in den Feldern (auf den Feldern, wo die Bauern es erlaubt haben), da wächst das Getreide auch auf Maulhöhe...

Also bringt es bei meiner Stute schonmal nüscht, die Zügel anzunehmen... Seitwärts oder sonstige Dressuraufgaben sind in Ermangelung von Platz (will im Feld ja nix kaputt reiten) auch nicht möglich...

Meine Stute ist ein rehegefährdetes Pferd (hatte schonmal Rehe). Und da ich nicht die große Lust hatte, ihr immer im Maul zu hängen, habe ich einen Maulkorb für Ausritte aus einer ausgedienten Longe genäht. Funktioniert wunderbar. Das habe ich jetzt drei Sommer lang durchgezogen und seit diesem Sommer brauche ich ihn nicht mehr. Pferd hat ohne Mucken gelernt, es gibt nix und wenn sie doch blöd tut, kommt der Korb halt wieder drauf. So ist der Stress auf beiden Seiten einfach mal weg ;)

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