50 pferde im offenstall...

Moderator: Sheitana

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Pirat
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50 pferde im offenstall...

Beitrag von Pirat »

hallo zusammen,

ich überlege mein hotta umzuziehen.
eben habe ich mir einen LAG 5* angesehen.
dort gibt es 2 offenställe.
in dem einen sind 50 pferd zusammen.

da war ich erstmal :ohhh:

aber - das sah alles total gut aus, die pferde waren total relaxt (o.k. mittags-schwüle).
es gibt in der mitte es platzes eine riesige "futtergasse", die von beiden seiten offen ist.
dieser große platz ist geteert, die pferde können um diesen futterplatz drumherumlaufen. daneben gibt es 2 liege-flächen. dort können die pferde außerdem noch stroh fressen.
außerdem waren die wiesen auf (und sind es den ganzen winter über)
zusätzlich gibt es noch auf dem unbefestigtem gelände futtermöglichkeiten.
um die wiesen drum herum, vom der futter-/schlaffläche ausgehend gibt es einen riesigen "rundlauf" um die wiesen herum. man kommt an der anderen seite der futterfläche wieder an...

die herde soll ziemlich cool sein.
in der großen gruppe findet sich für jedes pferdchen den passenden partner...

platz scheint mir auch für die rangniedrigen genug zu sein.
der futterbereich war eben ziemlich leer.
also, wenn ein pferd hunger gehabt hätte, dann hättes es problemlos fressen können.
da das futter 24/7 zur verfügung steht müsste ja eigentlich gut funktionieren.
1-2 mal am tag werden die äppel weggeschoben.
wasser ist immer da.

nun ist mein pferd ja nicht gerade "gruppentauglich".
steigt auf stuten auf, wenn die es denn zulassen und scheucht die anderen wallache durch die gegend, damit sie weg von "seiner" stute bleiben.
im moment steht er mit 3 wallachen zusammen, was gut geht.

ich hab diese problematik angesprochen und die stallbesi meint, daß sie schon mehrere solcher fälle "kuriert" hätten.
pferde, die schon aus zig ställen rausgeflogen sind, etc.
es gibt auch "notfall-pläne" (sie hatten so ein problemfall im sommer mit ein paar anderen seperat stehen. und im herbst wieder in die große herde integriert.
seitdem steht er da problemlos.

alles in allem hörte sich das alles sehr durchdacht und erfahren an.
sie hat diesen hof seit 20 jahren gepachtet und davor hatte sie schon woanders einen hof.
die eine wieser war gerade relativ frisch neu eingesäht, etc. pp.

sie meinte, durch die große fläche (laut LAG könnte da bis zu 100 pferde drauf!) , das 24/7 futterangebot, die große futterfläche, liegeflächen wäre die gesamte gruppe ziemlich entspannt.
auch wenn ein neuer kommt, dann würde sich nicht die ganze herde draufstürzen.
die sind wechseln gewohnt und meistens läuft es realtiv ruhig ab.

nun meine eigentlich frage:
hat jemand mit so großen gruppen (positive?) erfahrung?
kann das für so jemanden, wie meinen, der bisher nur bedingt kontaktfähig ist, vielleicht sogar eine gute möglichkeit sein, das kleine pferde-sozial-abc zu lernen?

frei nach dem motto: endlich mal jemand, der ihn auch mal in die schranken weist?
endlich mal jemand, der ihn zum spielen auffordert?

in so einer großen gruppe kann er sich ja viel schlechter einfach "rausziehen"...
bzw. den dicken mann markieren (der er eigentlich gar nicht ist...)

ich vermute, daß es für ihn eine riesenumstellung, eingewöhnung werden wird.
entweder es macht "klick" und er lernt sich dort "normal" zu verhalten, oder ich muss weiter eine kleine wallach-herde suchen...

aber ich denke irgendwie, daß er eher in solch einer großen gruppe ein normales verhalten lernen wird, als in einer kleingruppe... :nix:

also - her mit euren erfahrungen :bittebitte:
ehem User

Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von ehem User »

es kommt ein bisschen drauf an, ob die herde stabil ist. bei so vielen pferden ist doch in der regel mehr fluktuation.
ich hatte meinen auch ein knappes jahr in einer so großen herde. er hat dort keinen wirklichen freund gefunden, obwohl er sozial durchaus kompetent ist, rangmäßig oberes mittelfeld bis untere oberschicht (damals).
er hatte dort IMMER irgendwelche schmarren , auch bei 24 std heu an mehreren großen rundraufen. (also deutlich mehr als zerspielt, einmal nen fiesen schlag gegens knie, und im grunde einmal im monat ein dreieck überm karpalgelenk, mal mild, mal heftiger, seitdem hat er auf beiden seiten überbeine, hatte ich sonst noch in keinem herdenverband)

ich würde meinen in keine herde mit mehr als 20 pferden stellen, 10-15 scheint für ihn ideal zu sein.
sicher ist sowas auch individuell, ist halt meine erfahrung mit meinem pferd in diesem einen stall.

in deinem konkreten fall - keine ahnung, ehrlich :nix:
ich hab schon fälle mit schwer integrierbaren pferden miterlet, allerdings in kleinen ställen. in einem fall ein kaltblut von 1200 kilo, der null sozialisiert ware. der wurde über den ganzen sommer schrittweise eingegliedert in eine extrem zufriedene herde bei 24 std heu. das hat dann geklappt.

ich hab oft gehört, dass solche großen herden für rangniedrige pferde nicht schlecht wären, weil sie da nicht so auffallen.
andererseits - bei starker fluktuation in der herde wirkt es eben meiner erfahrung nach verunsichernd.
wie gesagt, meiner hat bis zum schluss keinen freund gefunden. erst in den letzten vier wochen, da stand er nachts mit einem 2. wallch zusammen auf dem krankenpaddock. die beiden waren nach einer nacht unzertrennlich.
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Sheitana
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Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von Sheitana »

Für mich wäre mit entscheidend, wie groß die Fläche denn nun wirklich ist.

Ich weiß, dass es da Regelungen gibt wieviele Pferde dort stehen könnten, aber groß finde ich die Maße pro Pferd eigentlich nicht... Für meinen Geschmack sollte der Auslauf min. 2 Hektar haben.
bine_mn
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Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von bine_mn »

Hi.

Hast Du die Futterplätze real nachgezählt (mit Freiabständen zwischen den Pferden, denn gerade Großpferde brauchen gerne schonmal den ein oder anderen Meter Freiraum zum nächsten Pferd) oder sah die Raufe nur einfach groß genug aus?

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man im Sommer in solchen Ställen oft Idylle sieht, im Winter leider nicht.

Meine Ponys stehen auch in 5-Sterne-LAG (was übrigens für mich keine wirkliche Bewertung mehr darstellt, alles Beschiss, meiner Meinung nach) und die Herde ist aktuell 31 Pferde stark. 3 Ponys und der Rest Großpferde. Ganzjähriger Weidegang war hier auch versprochen und gab es vor 8 Jahren auch noch, allerdings hat sich seitdem die Pferdezahl im gesamten Stall ca. verdoppelt und nun bleiben die Pferde doch im Winter eingesperrt (weil sie eben alles kaputt-trampeln und knapp 80 Pferde eben mehr als damals nur 30-40). Teilweise bis zu 3 Monate. Und dann ist es echt eine harte Zeit, vor allem für die rangniederen. Wir haben ein Paddock von 2000m² (inkl. Schlafhalle). Fressplätze gibt es real für max. 20 Pferde gleichzeitig. Es können sich auch eigentlich nie alle Pferde gleichzeitig unterstellen. Abgeäppelt wird bei uns 3 x tägl. Und trotzdem sieht es nahezu immer vollgekackt aus. Die Pferde haben bei uns eigentlich alle Schrammen, je rangniedriger umso schlimmer. Die ganz unteren oder auch die älteren sind schon ganz schön zerpflückt und auch mager.

Eingegliedert wird bei uns auch alles, was kommt, und jedes Pferd, was woanders gescheitert ist, darf bei uns rein (zum Leidwesen der Gruppe). Wir hatten schon Pferde, die es trotzdem nicht geschafft haben. Das war auch ein sehr schlecht sozialisiertes Pferd, spinnig im Kopf, von der Besitzerin auch schwer händelbar. Der mischte die ganze Gruppe auf. Zu dem Zeitpunkt hab ich für die Ponys eine OP-Versicherung abgeschlossen. Der Stallbesitzer hat sogar ein Infozettel angepinnt für alle, dass wir besonders gründlich auf Verletzungen achten sollten (sehr umsichtig von ihm :twisted: ). Naja, am Ende hat es dieses Pferd nicht gepackt in der Gruppe. Stand dann noch eine Weile in kleinerer Gruppe komplett auf Weide, das ging. Ab Herbst der Versuch, ihn in dieser 3er-Konstellation in ein Paddock umzusiedeln, scheiterte aber. Der kloppte einfach alles kurz und klein. In der Nähe von Stuten (und unsere Gruppen sind nunmal gemischt) machte er auch immer den Macker. Die Frau ist mit dem Pferd dann ausgezogen. Er steht nun in einer Einzel-Paddockbox neben Wallachen und hat Weidegang mit einem Wallach. Das geht wohl gut. Die Besitzerin ist noch regelmäßig bei uns am Stall, weil ihre Tochter bei uns im Kinderreitkurs reitet.

Guck Dir die Pferde vielleicht nochmal von nahem genau an und wenn möglich, sprich mit Einstellern.
Dass die Stallbetreiber einem das blaue vom Himmel versprechen ist ja meist so.

Die Zeiten, wo die Weiden kein Gras mehr haben, bei Schlecht-Wetter, wenn dann gefüttert wird und eben vielleich doch um die besten Plätze gerangelt/gekämpft wird, die sind bei uns am kritischsten. Kann man natürlich jetzt im Sommer nicht provozieren ;)

Gruß Sabine
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Sheitana
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Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von Sheitana »

bine_mn hat geschrieben:Wir haben ein Paddock von 2000m² (inkl. Schlafhalle). Fressplätze gibt es real für max. 20 Pferde gleichzeitig. Es können sich auch eigentlich nie alle Pferde gleichzeitig unterstellen.
Und bei sowas frage ich mich immer: Wie kann sowas 5 Sterne bekommen.... :wall:

Wir haben 2.500m2 für 5 Pferde. Wenn ich mir vorstelle, dass DA 30 Pferde draufstehen :ohhh:
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Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von Hina_DK »

Ich finde solch eine Herde einfach zu groß, selbst wenn das Platzangebot riesig ist. In der Natur gibt es solche Riesenherden nicht und das sicher aus gutem Grunde. Da schließen sich eher nur kleinere Gruppen mal auf kürzere Zeit zusammen, trennen sich dann aber auch wieder. Hier in Dänemark sind die Herdengrößen sogar per Gesetz auf 20 Pferde begrenzt. Ich denke, das ist nicht einfach so unbegründet so festgelegt worden. In solchen Riesenherden gibt es, auch wenn es den Anschein hat, dass es harmonisch zugeht, trotzdem sicher weit aus mehr Stress, als in kleineren Herden. Psychische Probleme sind eben nicht immer so offensichtlich wie Hufschläge oder andere Verletzungen. Besonders, wenn man dann selbst ein Pferd hat, was kein durchschnittliches Sozialverhalten an den Tag legt, würde ich das nicht einer Riesenherde überlassen, ihm das "abzugewöhnen". Das könnte ziemlich ins Auge gehen. Ich halte von solchen Riesenherden schlichtweg gar nichts.
Viele Grüße
Hina

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ehem User

Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von ehem User »

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man im Sommer in solchen Ställen oft Idylle sieht, im Winter leider nicht.
ich habs umgekehrt erlebt, winter gut, immer heu, sommer wurd stroh gefüttert.

aber auch im winter hatte mosh dauernd was.

das dänische modell ist nicht blöd. 20 pferde sind meiner meinung nach das größte, was managebar ist von hygiene und pferdewechsel, krankheitsmanagement usw
meine erfahrung in dem großen stall war auch, dass der SB immer mehr und mehr pfede auf dieselbe offenstallfläche, die selbe anzahl unterstände und raufen stellte. ursprünglich waren es wohl mal um die 30 dort (vor meiner zeit), als ich ging 54, und für mich hatte er dann schon 2 neue ;-)


hina, du hast recht. ich hab zB auch nicht wirklich gemerkt, dass mein pferd da auch auf sozialer ebene probleme hat. er hatte halt schmarren, gut. aber wie glücklich er ist, wo er wieder eine überschaubare herde hat und wie differenziert er dort beziehungen knüpft, zeigt mir im nachhinein, wie essentiell das für ihn ist.
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Hina_DK
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Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von Hina_DK »

Ich möchte bei solch einer Herde auch absolut nicht die Besitzerin des Leithengstes oder der Leitstute sein :-o . Die Leute schaffen sich ja Pferde an, um mit ihnen ihre Freizeit zu verbringen, mit ihnen Freude zu haben und zu arbeiten. Das Tier aber hat so schon mehr als genug zu tun. Da wäre es fast unverantwortlich, wenn er nun auch noch für den Menschen etwas machen soll. Ich persönlich würde spätestens dann mein Pferd da sofort wieder rausholen. Herdenchef in einer kleinen Herde ist ja o.k. aber nicht bei 50 Pferden. Aber nicht nur die ranghöchsten Pferde haben dort schon einen Fulltimejob, selbst auf mittlerer Stufe dürfte noch reichlich los sein, auch wenn es nicht zwangsläufig zu augenscheinlichen Auseinandersetzungen kommt. Wenn man schon 50 Pferde auf einer sehr großen Fläche hält, würde ich da mindestens 3 Herden draus machen. Das dürfte für alle wesentlich vorteilhafter sein, selbst wenn der Platz dann für die jeweiligen Herden nur noch ein Drittel der Fläche beträgt. Naja, ich war schon immer ein Gegner der Massentierhaltung ;).
Viele Grüße
Hina

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Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von Sheitana »

Wenn man aber z.B. Bücher von Mark Rashid liest.... Das sind teilweise Herden von 70 Tieren! Und das geht ohne Probleme.
Es gibt da auch nicht eine Leitstute oder einen Leitwallach. Meist hat man mehrere Herden.
Ich denke das A und O ist wirklich der Platz.
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Re: 50 pferde im offenstall...

Beitrag von Hina_DK »

Aber dann muss man auch mal ausrechnen, wieviel Platz da wirklich notwendig wäre, dass sie tatsächlich die Gelegenheit haben, sich in mehrere Herden aufzuteilen. Wenn ich aber alleine schon einen zentralen Futterplatz habe, hat sich die Sache eigentlich schon fast erledigt, selbst wenn es noch einige Futterstellen mehr dort gibt.
Viele Grüße
Hina

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