Was haltet ihr davon, wenn jüngere Leute ein Seminar machen?

[.Anni.]

Ich denke auch, dass du mit einem Trainer von außerhalb weiter kommst, als wenn du das selber machst. Wenn deine Miteinsteller dann merken, dass es auch anders geht werden sie dich später vielleicht auch um Rat fragen. Aber so, wie du es jetzt geplant hast wird es wahrscheinlich eher zu einer schlechten Stimmung im Stall führen .

Aber ich finde das super mutig von dir .

[Schattenstern]

Ich bin selber erst 18 und hab genau das selbe Problem wie du. Bei uns haben wir zwar relativ wenige Leute die mit Kandare oder Führkette arbeiten, dafür umso mehr die sehr stark mit Sporeneinsatz arbeiten und ganze Rollkurfetischisten...

Ich selbst habe gerade angefangen zu clickern, longeire nach dem LK und reite ohne Hilfszügeleinsatz. Bodenarbeit mache ich auch gerne, wenn meine Stute lust darauf hat.
Ich habe bereits gehört dass die alten Hasen im Verein neidisch darauf sind, was ich mit meiner stute erreicht habe. Aber die würden sich NIE im Leben auch nur einen Tipp von mir geben lassen.

Wenn ein Kurs oÄ dann sonso nur vom anerkannten Dressurtrainer. Am Boden arbeitet keiner von denen. Ausser einer, deren Pferd so sehr bockte, dass es unreitbar wurde. Un Bereiter gibts bei uns in der Gegend nich ^^

[Katja1]

Ich danke euch allen ganz feste für euer ehrliche Meinung und Kritik!


Ich bin einfach nur ein Mensch, der bei sowas nicht zusehen kann..
Wenn jemand sein Pferd grün und blau prügelt, nur weil er selbst zu dumm ist (sorry, aber das macht mich wütend) richtig auf sein Pferd zu HÖREN und nicht einfach blindlings Ketten und Ausbinder einschnallen,weil man selbst nicht mehr weiter weiß, dann wird mir einfach ..

Daher auch die Idee mit dem Seminar..
Mich macht das fertig, wenn ich dann die armen Tierchen sehe, die mit zusammengerollten Köpfen, nassgeschwitzten Körpern und traurig blickenden Augen rumlaufen mit stänkernden Besitzern obendrauf..


Ich weiß ehrlich gesagt nicht , was ich sonst tun könnte..
Ich kann ja auch schlecht hingehen und sagen: Hey, das ist absoluter Mist was du da grade verzapfst!
Denn es ist ja doch irgendwo jedem sein eigenes Pferd..

Aber noch schlechter kann ich einfach wegsehen, in einer Welt in der ich sowieso schon viel zu oft wegsehen muss..

Hoffe das ist verständlich?

[Equester]

Ich kann Deine Not gut verstehen (ich klinke schon bei viel weniger aus ) und Deine Idee ehr Dich sehr. Jetzt kommt das große ABER.....

1. was umsonst ist, ist nichts wert
2. gerade in unserem Land wird gerne davon ausgegangen, dass junge Leute noch nichts können (und leider können sie auch oft nichts, außer ein großes Mundwerk haben *selberschonuraltbin*)
3. Leute, die so mit ihren Tieren umgehen, haben kein Interesse daran, dass es anders laufen könnte. Es ist ein Unterschied, ob ich mal aus einer Situation heraus einen deftigen Umgang mit meinem Pferd pflege (eine andere Umschreibung fällt mir gerade nicht ein) oder ob ich es mit System mache und das auch noch gut finde. Solche Leute wirst Du nie erreichen, weder durch eine Vorbildfunktion, noch durch kostenlose Seminare, wahrscheinlich nicht mal, wenn ein anerkannter Trainer daherkommt. Dann heißt es gerne: meins ist anders.... Ich sehe das wie Wessi, dass es bei einer solchen Aktion für Dich im Stall sehr schnell unangenehm werden kann und unterschätze nicht die Macht der Alten , sie kann schrecklich sein. Was aber immer gut wirkt ist hinstellen und gucken. Einfach nur gucken und wenn gefragt wird, warum Du guckst, dann sagst Du, Du versuchst Dir gerade vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn das Pferd den Menschen so behandeln würde, dabei immer schön gucken (man kann es auch starren nennen ). Ich habe so etwas mal bei einer Familie erlebt, wo man erst zuschlug und dann gefragt hat. Denen war auch nicht beizukommen. Ich habe dann irgendwann mal gefragt, ob es denen nicht peinlich ist, wenn das Kind auf der Strasse reflexartig immer die Hände über den Kopf hält, wenn es angesprochen wird. Seltsamerweise habe ich damit etwas erreicht, es wurde tatsächlich deutlich weniger.

[ehem User]

Ich war vier Jahre an einem Stall an dem so ziemlich alles schief läuft was schief laufen kann (ist leider auch noch ein Schulbetrieb) ich hab unfassbar viel Zeit, Arbeit und Engagement in das Projekt gesteckt, die Besitzerin war damals auch eine Freundin, wir sind gleichalt.
Ich habe versucht unterschiedliche Angebote zu machen, hauptsächlich für die Einstaller (eher unerfahrene Pferdebesitzer) ich hab ein Scheutraining mit GHP Aufgaben organisiert, ich habe Bodenarbeit angeboten, für die Stallbesitzerin eine Quadrille organisiert etc. habe an diesem Stall auch Longenunterricht geben (dafür extra den Trainerassistent FN gemacht)
Ich hatte eine externe RL da, sogar die Stallbesitzerin hat bei ihr Unterricht genommen.
Generell war aber alles falsch was ich gemacht habe, vor allem in den Augen der Chefin und die hat die anderen beeinflusst.
Es gibt sicher Menschen die sich ändern wollen, aber die die ihre Arbeit, den Umgang mit ihrem Pferd für richtig erachten die ändern sich nicht, da kann man sich vermutlich auf den Kopf stellen.
Mich hat der Anblick der geschundenen Pferdeseelen zu sehr belastet und das Gefühl so hilflos daneben zu stehen, ich bin gegangen.
Und zum Glück haben es im Nachhinein einige Menschen eingesehen und sind den selben Schritt gegangen.
Also habe ich vielleicht doch etwas bewirkt, wenn auch nur im Kleinen.

Wenn es interessierte Menschen gibt, dann versuch es, wenn du aber das Gefühl hast abgelehnt zu werden dann kann ich dir nur raten inverstiere die zeit in dich und dein Pferd und versuche nicht irgendwen zu retten der nicht gerettet werden möchte, das wird dich nur verletzten.

[ehem User]

Also ich habe das Gefühl, wenn du da mit der Einstellung heran gehst, dass du den anderen zeigen willst, was sie falsch machen, wird das nichts. Dazu haben schon viele vor mir geschrieben.

Was ich mir aber vorstellen könnte ist ein Angebot à la:
"Hey, ich Clickere, interessiert das wen, dann würde ich euch mal die ersten Schritte zeigen?" Evtl. könnte auf dem Aushang noch stehen, was man mit Clickern erreichen kann (aber nicht belehrend!Also nur: das und das kann man damit erreichen, und nicht das-und-das könnt ihr so besser machen). Sowas könnte ich mir schon vorstellen, denn ich finde es immer spannend, einen Einblick darin zu bekommen, was die Leute machen und warum.

[november]

Ein Aussenstehender wird meistens ernster genommen und wenn du in diesem Kreis auch noch das Küken bist, glaube ich nicht, dass deine Anregungen/dein Seminar die Wirkung zeigen wird, die du dir vorstellst. Könnte im Extremfall sogar ins Gegenteil umschlagen, weil man dir beweisen will, dass du nicht Recht hast.

Das sehe ich anders. oder vielleicht ist es nur bei usn anders. ich bin jedenfalls bei uns im Stall gefragt worden, ob ich nicht mal einen Clickerkurs geben will. Man hatte beobachtet, wie ich mit meinem Oldie arbeite und daraus entstand die Idee. Fand ich natürlich super. klar, das wird nicht überall so laufen - bei uns sind alle sehr aufgeschlossen - aber ausgeschlossen ist es nicht. Also selber Einsteller sein und einen Kurs geben muss nicht unbedingt ein nachteil sein.

Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich bei so jungen Kursleitern skeptisch wäre. Wir hatten unlängst einen Dressurlehrgang im Stall. Der Kursleiter ist ein junger Mann, 22 und sehr erfolgreich im Turniersport. Ich habe überlegt, teilzunehmen, aber mich dagegen entschieden, weil er noch so jung ist. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er genug Erfahrung haben würde, um sein Wissen (was er sicher hat, sonst wäre er nicht erfolgreich) auch zu vermitteln. Einen teil des Kurses habe ich mir angesehen und meine Befürchtungen bestätigten sich. Der junge Mann schien überfordert.

Das muss jetzt natürlich auf dich nicht zutreffen Katja, das kann ich ja gar nicht beurteilen. Aber meine denkweise ist wahrscheinlich nicht so ungewöhnlich.

Was die anderen bezüglich "belehrend wirken" geschrieben haben, sehe ich auch so. Wenn du sich unbeliebt oder lächerlich machst, hilfst du auch keinem Pferd.
Dazu kommt, wenn du ein Seminar macht, musst du wissen, was du tust und Antworten auf fragen ahben, die du dir jetzt vielleicht noch gar nicht vorstellen kannst.

Ich finde die Idee gut, einen guten trainer von außerhalb zu engagieren (falls es überhaupt genug Interessenten für einen kurs gibt). Oder deine Idee als eine Art "Info-Workshop" zu gestalten, also nicht als Aktivkurs, sondern rein informell.

Was du aber auch versuchen könntest wäre, die Leute, die deiner Meinung nach nicht korrekt mit ihrem Pferd umgehen anzusprechen, nicht belehrend sondern fragen. Warum machst du das eigentlich so? Dann kannst du die Antwort nehmen und widerlegen (nett) und / oder versuchen neue Denkanstösse zu geben.

Auf jeden fall finde ich es super, dass du dir so viele Gedanken machst und helfen willst. Denk dran, mit gutem Beispiel voran gehen bringt auch schon viel!

[Nelchen]

Ich denke, du kannst "solche" Menschen nur beeinflussen, wenn du :
a. anerkannt und akzeptierst bist und
b. es ihnen vormachst, wie es auch anders geht.
Alles andere ist vergebene Müh und macht dich blos fertig.
Jeder sitzt in seiner Realitätsblase und hält darin alles für richtig. Wenn du nun "von außen " kommst und rührst darin herum, wirst du als Eindringling angesehen. Das schafft keine Anerkennung und auch keine Akzeptanz und sie werden, wenn sie dich überhaupt beachten, eher belächeln.
Außerdem hat jeder das Recht SEINEN Weg mit Pferden zu gehen und daraus zu lernen. Wenn es sein soll und sie diesen irgendwie durch dich ändern möchten, dann werden sie es dich wissen lassen.
Lass es lieber.

[ehem User]

Gute Idee und für dein Engagement!

Ich würd aber auch abraten, wie die meisten meiner Vorschreiberinnen. Dabei gehts, find ich, gar nicht so um dein zartes Alter..... aber wie du deinen Stall so beschreibst, scheinen dort einige Ansichten und Denkweisen sehr festgefahren zu sein.

Letztendlich ist es doch so: Nur wer sich von sich aus ändern will, ändert sich auch.
Die Leute dort sehen doch was du mit deinem Pferd erreichst, wie du mit ihm umgehst..... wenn da bis jetzt noch kein Interesse, kein Signal von denen gekommen ist, wird auch kein Interesse an einem Kurs, egal in welcher Form da sein.

Um es deutlicher zu machen: Ich bin an einem Stall wo die Leute insgesamt sehr locker und offen drauf sind und ihre Pferde auch durchweg gut behandeln. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich Defiziete (die auch sicherlich ich hab.)

Da ist der Rennpferdbesitzer, der sich zwar immer beschwert daß sein Pferd nicht zu halten ist, aber niemals auf die Idee kommen würde es mal mit gymnastizierenden Übungen auf dem Platz zu probieren um dem Pferd ein wenig Entspannung zu verschaffen.

Da ist der Angstreiter mit einem jungen Pferd, der bei jedem Hüpfer schier die Krise kriegt und dem ich schon X-mal angeboten hab zu helfen und ihm vom Anti-Angst.Kurs erzählte.... aber er macht weiter seinen Stiefel.

Da ist der Sonntagsreiter, der mosert das sein Pferd so steif wäre und unmotiviert..... begeistert ist wenn er mich in Freiarbeit auf dem Platz sieht.... aber "sein Pferd würde sowas nie machen".

Und, und, und..... was ich sagen will, ist denk ich deutlich...... du kannst als gutes Beispiel voran gehen, die Leute können sehen was du erreichst..... wenn Interesse besteht werden sie auf dich zukommen. Versuchst du motivierend einzugreifen wird das meist als Übergriff empfunden.

Im übrigen, ganz nebenbei, würd ich es in einem von dir beschriebenen Stall wahrscheinlich keine Woche aushalten :-ü :-ü :-ü

[calista]

Wenn man in einen Spiegel blickt, so sieht man dort den einzigen Menschen, den man ändern kann. Das gilt für alle Bereiche des Lebens, Freunde, Ehe/Lebenspartner, Eltern, Kollegen... Nur wenn es eine Bereitschaft gibt, Dinge zu verändern, dann wird ein neuer Weg beschritten, das erfordert erst einmal, dass jemand mit seinem eigenen Tun unzrufrieden ist und den inneren Wunsch hat, einen anderen Weg einzuschlagen. Ich finde, man muss akzeptieren, dass man lediglich als "gutes Beispiel" andere Menschen zur Veränderung anregen kann (den inneren Wunsch erweckt). Für mich wäre wirklich der einzig denkbare Weg, dass Dich jemand anspricht und mehr wissen will. Du kannst vielleicht sanft nachhelfen, indem du einer Freundin demonstrativ zeigst, wie Du was machst, vielleicht zur besten Sendezeit im Stall? Und lebendes gutes Beispiel zu sein, ist schon schwer genug, mehr fände ich anmassend. Sage ich von der Warte der "unflexiblen Alten" .