was ist 'freie Arbeit'

Moderator: Keshia

ehem User

was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von ehem User »

Hallo!
Was genau versteht man unter 'freier Arbeit'?
Wie wird gearbeitet? Was wird erarbeitet?
Was sind die Ziele?
Habt Ihr damit Erfahrung?
Ich habe einen schwierigen Neuzugang und frage mich, ob die freie Arbeit geeignet wäre, um sowohl Vertrauen als auch Respekt aufzubauen.
Liebe Grüße
:mail:
Reitmaus
Nachwuchspferd
Beiträge: 448
Registriert: Mi 16. Mai 2012, 19:33

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Reitmaus »

Ich verstehe unter Freiarbeit, dass das Pferd nicht durch Führseil oder Longe mit dem Menschen verbunden ist. Es kann also mitarbeiten wenn es möchte, und wenn es nicht möchte, kann es tun und lassen was es will. Der Mensch muss sich bemühen, dem Pferd begreiflich zu machen was er von ihm möchte, ohne an dem Pferd herumziehen/-zupfen zu können. Und er muss seine Forderung so attraktiv präsentieren, dass das Pferd Lust hat, mitzumachen.

Für meine persönliche Definition ist die Arbeit im Round Pen keine echte Freiarbeit, da sich das Pferd dort nicht entziehen kann, auch wenn man keine Longe dran hat. Das Pferd kann halt nicht wirklich weg und es kann nicht wirklich "frei" entscheiden ob es mitmachen will oder nicht, denn immer ist der Mensch mit ein paar Schritten wieder da, um es anzutreiben oder was auch immer.

Wie wird gearbeitet? Nun ja, das kann man schlecht erklären. Jedes Pferd ist anders, jeder Mensch ist anders, und jeder Mensch muss sich mit dem jeweiligen Pferd seine individuelle Kommunikation erarbeiten. Es gibt zwar ein paar Richtlinien der Körpersprache, aber letztlich kommt man am besten zurecht, wenn man ausprobiert : was macht das Pferd wenn ich dies mache, wie reagiert es wenn ich das mache... Man lernt also im Grunde die Pferdesprache vom Pferd selber, nicht aus irgendwelchen Büchern oder von irgendwelchen Trainern.

Was wird erarbeitet? Eine klare Kommunikation. Dabei ist der MENSCH Derjenige der lernt, nicht das Pferd. Mit Hilfsmitteln kannst du widersprüchliche Sprache reden, die dein Pferd verwirrt : du treibst mit der Peitsche, ziehst aber an der Longe, stehst vielleicht in treibender Position, aber mit lascher Körperspannung und sagst damit deinem Pferd in etwa : "du sollst flott vorwärts gehen aber eigentlich sollst du ganz langsam gehen." Das Pferd weiss nicht was du willst, tut daher nicht was du willst und es klappt nicht so recht. Pferd gefrustet, Mensch gefrustet. Per Freiarbeit wirst du deine Fehler kennenlernen : das Pferd bleibt stehen oder geht weg und "sagt" dir : "überleg dir erstmal nach was du eigentlich willst." Dann kannst du es auf andere Art probieren, und wenn das Pferd dann tut was du wolltest, dann hat dir dein vierbeiniger Lehrer damit gesagt : "jetzt war deine Anweisung richtig formuliert, jetzt hab ich dich verstanden."

Meine Erfahrungen (beschränken sich bisher auf 2 Pferde) : Lernen ist immer anstrengend ;) Es kostet Zeit, bis man kapiert hat wie man sich ohne Hilfsmittel (bzw lediglich Gerte als verlängerten Arm) verständlich machen kann. Reden und Hilfsmittel benutzten liegt halt mehr in der Art des Menschen, als seinen Körper in allen Teilen präzise zu beherrschen. Aber es lohnt sich. Hat Effekt sogar im normalen Alltag (man braucht sich z.B. nicht mehr im Supermarkt über wegversperrende quatschende Weiber zu ärgern, denn die weichen tatsächlich rechtzeitig unaufgefordert zur Seite, wenn man mit der antrainierten Körpersprache drauf zu geht :lol:) Desweiteren hat es einen positiven Effekt auf die Arbeitsmoral des Pferdes, wenn es nicht durch widersprüchliche Signale verwirrt wird und durch Hilfsmittel zur Arbeit "genötigt" wird, sondern freiwillig mitmachen "darf". Freiwillig geht viel mehr, als durch Druck. Wobei psychischer Druck eben auch Druck ist, und daher ist der Round Pen nur dann geeignet, wenn der Mensch die beengte Fläche nicht dazu nutzt, dem freilaufenden Pferd Druck zu machen. Auf grösserer Fläche, kann sich das Pferd besser entziehen - wenn es das möchte.
Benutzeravatar
Equester
Pegasus
Beiträge: 17309
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:52

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Equester »

Im Grunde vereinen sich in dem Begriff "Freiarbeit" zwei gegensätzliche Bedeutungen. Frei heißt ungebunden, drückt aus, dass etwas von etwas (Störendem) befreit wird; Arbeit bedeutet, dass man körperliche und geistige Kräfte aufwendet um etwas bestimmtes zu erreichen.
Für mich bedeutet Freiarbeit, dass ich mit meinem Pferd ohne Zwangsmittel (Halfter, Kappzaum, Longe, Trense, Zügel etc.) in einem begrenzten Umfeld (Round Pen oder Reitplatz) etwas mache. Als einziges Hilfsmittel genehmige ich mir in der Regel eine Gerte oder Pitsch um diese als meinen verlängerten Arm zu nutzen, aber auch auf dieses Hilfsmittel verzichte ich öfters mal. Für mich liegt das Besondere darin, dass ich mit meinen Signalen so auf das Pferd einwirke, dass es versteht, was ich von ihm will und umgekehrt. Wichtig ist mir dabei immer, dass das in Ruhe abläuft, ohne dass er in Stress gerät oder gar Angst bekommt. Ich lege großen Wert darauf, dass er nach jeder Übung gerne sein Leckerchen abholt und auf mich zukommt oder dass ich auf ihn zugehen kann, ohne dass er versucht zu entkommen ;) . Das ist nicht selbstverständlich, ich habe früher im Round Pen viel zu oft, viel zu viel Druck gemacht und anschließend wollte er sich dann von mir nicht mehr anfassen lassen. Heute darf/kann ich ihn aus jeder Aktion anhalten und zu mir rufen oder zu ihm hingehen und ihn anfassen. Er ist vom Typ her eher ruhig bis bedächtig und mag z.B. keine Spiele (weder mit mir noch mit anderen Pferden) oder dass er aus lauter Übermut einfach mal über die Koppel rast (habe ich in 8 Jahren bei ihm bisher vielleicht 5 x erlebt). Würde ich ihn im Round Pen nicht auffordern los zu laufen, wir würden ein wunderbares Standbild abgeben :-) .
Wenn ich mit dem Shetty einer Bekannten arbeite, kann ich auch den großen Reitplatz nehmen. Der will was machen und bietet sich in einer Art an, die ich einfach nur schön finde :sigh:. Der rennt freiwillig, liebt es Gegenständen hinterher zu laufen und diese aufzuheben und zu mir zurück zu bringen. Er sucht aus jeder Entfernung meine Aufmerksamkeit und will beschäftigt werden. Das ist eine ganz andere Art von Freiarbeit, bei der ich sehr gefordert werde, hier bestimmt eindeutig das Pony das Tempo, bzw. die Menge der Übungen.
Welche Ziele verfolge ich damit? Ich möchte mich selber immer wieder überprüfen, ob meine Körpersprache stimmt und für das Pferd verständlich ist. Mache ich zuviel, wo kann ich mich noch weiter minimieren, wo bin ich zu undeutlich. Finde ich für diese Einheit das, was heute auch dem Pferd liegt, oder mache ich Sachen, die es einfach nur doof findet? Wenn ich "doofe" Sachen mache, kann ich es dazu überreden trotzdem mitzumachen?
Für das Pferd ist es angenehm, zwar zu "arbeiten" aber sich doch ungebunden (wenn man von der Einzäumung absieht) zu bewegen. Da kann ich dann auch sehen, wie gut der Rest meiner Arbeit ist: läßt er den Hals fallen, tritt er schön unter, kann ich nur über Zeichen ein schönes Rückwärts erwirken, geht er auf Minisignale seitwärts usw. Und ich kann auch sehr gut überprüfen, wie sehr das Pferd bei mir ist, achtet es auf mich, will es mich verstehen, oder findet es mich einfach nur schrecklich und will weg.
Ich arbeite mit sehr vielen verschiedenen Pferden (neben meinem eigenen) und habe im Laufe der Zeit immer besser gelernt, auf die einzelnen Typen einzugehen. Es hat mich persönlich weiter gebracht, weil ich - entgegen zu meiner sonstigen Art :shy: - abwarten gelernt habe. Was bekomme ich heute angeboten, wie ist das Pferd drauf, wo liegen seine Besonderheiten, was kann ich machen, was lasse ich lieber sein.
Ich liebe diese Art der Arbeit und mache das inzwischen öfter als reiten :breitgrins:.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
Benutzeravatar
wiassi
Sportpferd
Beiträge: 1750
Registriert: Di 15. Mai 2012, 16:07
Wohnort: im Auenland

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von wiassi »

Ich verstehe unter den Verzicht von Hilfsmitteln wie Hilfszügel, Halfter, Seile, Longen etc. Dazu zählt für mich aber auch der Wille des Pferdes zur Mitarbeit und seine Möglichkeit, diese auch verweigern zu können.
Ein ausgebundenes Pferd im Round laufen zu lassen wäre demnach für mich keine Freiarbeit. Mit mehren Helfern ein Pferd durch eine Gasse mit Sprüngen zu treiben auch nicht.
Als Umgebung finde ich einen begrenzen Bereich empfehlenswert, gerade zu Anfang beim Lernen. Das Pferd muss da sich eher mit unserer notgedrungen "unbeholfeneren" Kommunikation auseinandersetzten, es gibt eher Erfolgserlebnisse für beide Seiten und das ganze ist dadurch erfreulich und nicht fustrierend.
Später kann man auf Distanz und großer Fläche (Weide zb) überprüfen, ob das Pferd wirklich mit einem auch da frei arbeiten möchte.
Ich habe meinen Zugang zu Freiarbeit erarbeitet mit natural horsemanship unter der Devise "Weniger ist mehr".
Also am Boden mit Stick, Knotenhalfter und Seil gearbeitet, aber immer mit der Prämisse, es möglichst nicht einzusetzen. In dieser Phase bin ich mir meiner mangelnden Körpersprache bewußt geworden und habe sie verbessert, gleichzeitig habe ich meinem Pferd aber auch vermitteln könne, dass ich "interessant" ist und dass es sich lohnt und Spaß macht, mit mir zusammen etwas zu tun. Meiner liebt zwar Leckerlies, aber für Futter tut er noch lange nicht alles. Für was Interessantes läßt er sein Futter im Stich, auch beim ersten frischen Grün im Frühjahr.

Mein Ziel ist es, das mein Pferd sich bei mir so wohlfühlt, dass es gerne bei mir ist und das es die Aufgaben, die wir zusammen lösen, als so spannend empfindet, dass es das gerne tut.
Wenn wir uns einen Trailparcous aufbauen kommen unsere Pferde begeistert an.
Einem Tier zu helfen, verändert nicht die ganze Welt.
Aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier.

http://www.reitschwein.de
Stjern
Einhorn
Beiträge: 5049
Registriert: Di 15. Mai 2012, 11:18

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Stjern »

Ich heul gleich, mein eben getippter Roman ist weg.

Also auf ein Neues. Ich liebe Freiarbeit. Es hilft mir den Persönlichkeiten der Tiere auf die Spur zu kommen. So lernt man das Tier kennen und kann sich entsprechend darauf einstellen und verhalten.

Mein Pferd zeigte oft (auch bei der geliebten Freiarbeit) deutliche Ausraster mit den stärksten körperlichen Reaktionen. Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass er versucht eine Einheit mit mir herzustellen. Bin ICH nicht voll bei ihm (sowohl geistig als auch körperlich), dann ist die Verbindung gestörrt und dann ist das Pferd gestörrt. Damit kann er nicht umgehen, dann entgleist er völlig. So ein Pferd wird oft ungerechtfertigterweise gestraft. Das muss so ein Tier dann zwangsläufig in den Wahnsinn treiben.

Aber ich habe festgestellt, dass es nicht automatisch klappt, sich frei in die Bahn zu stellen. Viele PFerde haben gelernt, dass der Mensch immer fest an ihnen hängt, wenn er etwas will. Macht man den Strick ab, dann will man nichts und sie gehen. Um nun ein Hinterhergejage mit Missverständnissen zu verhindern, finde ich folgenden Weg hilfreich:

Ich nehme das Pferd am Halfter an den Führstrick. Führe und lobe, bleibe stehen (hoffentlich bleibt Pferd stehen, wenn nicht dann auffordern z.B. Gerte vor den Bug halten -das Hinderniss wird oft direkt angenommen) und lobe, trete wieder an mit Stimmkommando "Scheeerit vorann" (Pferd folgt) LOBEN usw.
Klappt das gut, dann mache ich den Strick ab. Behalte alles so bei (Körperposition, Stimme, lediglich der Strick ist ab). Einatmen, "SCheeeritt vorann" (Pferd läuft hoffentlih mit, manchmal hiflt doch noch am Halfter mitnehmen) LOBEN, stehen bleiben, dabei ausatmen und "Brrrrrrr" (Pferd reagiert) LOBEN.

Macht das Pferd nicht mit, oder geht weg. EGAL. Wieder hin nochmal auffordern. Evtl..wieder an den Führstrick. Nochmal erklären. Sich selber in der Körpersprache überprüfen. "Bin ich zu dicht und bedränge ein sensibles Pferd? Bin ich zu weit weg und bin somit nicht genug Hilfe für ein unsicheres Pferd? Habe ich doch kleine Signale verändert, weil ich ja nicht mehr den dusseligen Strick festhalte? Hat das Pferd doch schon mitgemacht und ein Abwenden als Signal verstanden? und und und.

Es gibt Pferde, denen schenkst du Glücksmomente, wenn sie gehen dürfen. Auch das austesten. Abwarten, die Pferde umherschauen lassen. Manche kommen von alleine zurück und fragen:"und jetzt". Dann kann ich weiter machen. Bei manchen ist das unglaublich vertrauensbildend, wenn Du so mitteilst "ja, du DARFST gehen". Gerade Pferde, die immer nur parieren mussten, sind unglaublich dankbar.

Es gibt Pferde, da hiflt es ein Leckerli vor die Nase zu halten und sie zum Mitkommen aufzufordern. Hier dann aber schnell an Futtererziehung und Höflichkeit arbeiten, damit Du nicht umgerannt wirst und das Pferd anfängt zu schnappen. Aber zum Klick im Kopf, damit das Pferd merkt "ah, es lohnt sich auf den Zweieiner zu achten", kann es helfen.

Je mehr Umgebungsablenkung da ist, desto schwieriger wird es am Anfang sein. Darüber sollte man sich im Klaren sein, damit man nicht aufgibt, wenn es nicht sofort funktioniert.

Aber eines ist allen gemeinsam. Der Moment, in dem sie erkennen, dass Du mit Deinem Körper sprichst und auch auf ihre Sprache bereit bist zu achten, ist magisch. Dann entflammt ein Licht in ihnen und sie machen mit. Das kann dauern und manche machen zögernd erst nur ein gaaanz kleines Teelicht an (denn Menschen sind unverlässliche und heikle Wesen!). Aber gerade diese Pferde sind langfristig die Wucht.

Noch etwas solltest Du wissen. Die Konzentrationszeit von Pferden ist sehr gering (keine 5 Minuten) und stehen und überlegen : WAS? WILL? DER MENSCH? ist volle Konzentration. Sich trauen eine Regung und Eigeninitiative zeigen für manche Pferde geradezu ein Kraftakt (weil vielleicht wird man gleich wieder gestraft :shock: ). Für uns Menschen ist das gefühlt gar nichts und dann wollen wir erst recht nach dem Motto "jetzt aber, an die Arbeit".
Lieber täglich ganz wenige Minuten als einmal überfordert.

Aber vielleicht erlebst Du direkt das Gegenteil. Es gibt Pferde, die wollen gar nicht aufhören, wenn sie begriffen haben, dass sie endlich sprechen dürfen :-D .

Und noch ein Tipp, je nach Umgebung wirst Du ganz schön blöd angeschaut am Anfang. Vielleicht sogar bequatsch oder schlimmer belästert. Oder Du bekommst die ganz tollen Tipps: "jetzt zeig dem Mal, dass er nicht abhauen darf". Leg Dir da direkt ein Ignoranzfell zu, denn wenn Du Dein Pferd erstmal frei über Hindernisse steuern kannst, oder lässig ohne Führstrick von der Weide holst, oder das Pferd bettelt, dass Du etwas mit ihm machst, dann weisst Du, dass DU für Dich gewonnen hast. Und dann ist der Rest egal.
Benutzeravatar
Heidemi
Einhorn
Beiträge: 9118
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 13:31

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Heidemi »

Ich unternehme mit meinen Pferden schon mal ganz gern etwas auf unserem Hof. Da ist ein Teil, wo Sandboden ist, der eignet sich sehr schön. Der Hof ist umzäunt (es kann also ncihts passieren, wenn ein Pferd mal wegläuft steht es nciht direkt auf einer Staße), aber der kleine PLatz nicht, die Pferde wissen also auch, dass sie weg können. Was ich dort gerne mache ist, bereits bekannte Übungen abzufragen. Füße heben, um mich herum laufen, Spanischen Gruß, auch mal traben um mich herum... Viele der Übungen habe ich erklickert, manche analog entwickelt (nur ohne Klicker). Den Clicker habe ich erst später dazu genommen (weil dann erst für mich entdeckt).
Ziel dieser spielerischen Bewegungen (die aber kein freies Spiel darstellen!) war, den Pferden zu zeigen, dass es Spaß machen kann, etwas mirt dem Menschen zu unternehmen. Das hat so gut funktioniert, dass ich diese Übungen eben auch frei abrufen kann und die Pferde dann so eifrig bei der Sache sind, dass sie gar nicht weg wollen.
Vorteil daran ist, dass ich lerne, welche Übungen welchen Effekt haben. So gibt es entspannende Übungen, die ich auch dann (inzwishcen) abrufen kann, wenn ein Pferd etwas aufgeregt wird, das hat dann eine beruhigende Wirkung.
Gerade bei einem neuen Pferd würde ich denke ich erst mal so starten. Ziel wäre es, mich vorzustellen und das Pferd besser kennenzu lernen. Was möchte ich erst mal vermitteln? Ziele könnten sein zu vermitteln:
-Es kann Spaß machen, etwas mit mir zu unternehmen> Ich werde gelobt, es lohnt sich, ich werde durch bestätigung sicherer, ich habe positive Gefühle
- Ich verlange nur, was du kannst! Das heißt, ich mache nur Sachen, die das Pferd auch körperlihc bewältigen kann und nciht fürchtet. Ideal beim Clicker ist ja, das man sich hier einem Ziel mit Bestätigung annähern kann. Wichtig ist auch, nicht zu viel auf einmal zu machen! IN Lernphasen erst mal nur eine Übung (zB Kopf senken, bis das sicher sitzt!). UNd auf die Konzentrationsspanne achten! Lieber mehrere kurze Einheiten, um ein Ermüden zu verhindern.

Wenn du dann ein kleines (sicheres!) Repertoire hast- udn das geht ganz schnell, kannst du schauen, ob du das auch frei abrufen kannst. Das ist noch mal sehr motivierend! Mein Wallach erfindet in den freien Einheiten gerne neue Sachen, oder er kombiniert bekanntes. Das ist dann schon richtiger Denksport und enorm gut für sein Ego.

Ich weiß, das ist jetzt nicht das, was klassischer Weise als Freiarbeit bezeichnet wird. Dennoch kann man es hier einordnen finde ich. Außerdem habe ich ja schon über dein Pferdchen gelesen unc habe den Eindruck, dass du damit ganz gut an ihn heran könntest. :)
Axel
Jährling
Beiträge: 80
Registriert: Di 26. Jun 2012, 13:17

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Axel »

Hi zusammen,

was ich unter freie Arbeit verstehe, also freie Bodenarbeit. Ich mache das in einem Viereck (Reithalle, Platz, ggf), also kein Round-Pen.

Für mich ist freie Bodenarbeit primär Beziehungsarbeit. Dadurch, dass das Pferd frei ist, kann es sich frei entfalten und darf es auch seinen Charakter zeigen.

Die freie Bodenarbeit könnte ich in zwei Modi unterteilen, wobei sich das in der Arbeit ganz schnell abwechseln kann. Ich nutze meine Körpersprache bei der Arbeit. Das funktioniert mit jedem Pferd, dass nicht "gebrochen wurde" oder vor dem Menschen resigniert ist.

Diese Art der freien Arbeit ist, wenn sie unbeschwert von dem Ego des Menschen ist, sehr schön, macht Spaß. Nur hier habe ich das Gefühl, wenn die gemeinsame Arbeit einfach klappt, ein Gefül der Verbundenheit mit dem Pferd zu haben. Es hat etwas von Gedankenübertragung ;-).

Meines Erachtens ist es wichtig bei dieser Freiarbeit, nicht einfach ohne Wissen drauf los zu starten. Pferde, für die es neu ist, so frei zu sein und nicht einfach "abspulen" zu müssen, werden erstmal doof schauen nach dem Motto: Was will der von mir? Pferde, die geknechtet wurden oder unzufrieden sind, können schon mal wild rumbuckeln und ihren Unmut zeigen (oder rumbuckeln, weil sie zu lange in einer engen Box gestanden haben).

Wichtig ist, die Körpersprache zu beherrschen. Wie gebe ich den Impuls, dass das Pferd vorangeht? Wie lade ich es ein ,mit mir zu gehen. Unklare Körpersprache sorgt dafür, dass beide gefrustet sind ;-).

Freie Arbeit ist für mich auch Persönlichkeitsentwicklung. Nur wer sein Ego im Griff hat und es zurückstellen kann, wird Spaß an dieser Art der Arbeit haben.

Weiterhin kann man mit der freien Bodenarbeit das Pferd auch gymnastizieren, wobei es je nach Pferd schwerer oder einfacher ist.

Übrigens trenne ich persönlich freie Bodenarbeit und Clickertraining.

Tschüs
Axel
Benutzeravatar
Heidemi
Einhorn
Beiträge: 9118
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 13:31

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Heidemi »

Ja, die genaue Frage war aber eben nach freier Arbeit, ohne zwingend Boden ;)
Und du hast recht, ohne das entsprechende Wissen wird es schwer mit dem, was du beschreibst.
UNd BoogieWoogie ist ja auf der Suche nach Anregungen, wie sie mit ihren Pferd zusamen kommen kann. Drum wollte ich das einfach als Idee einbringen, da ich denke, das könnte zu beiden passen.
Und geklickert werden muss auhc nicht zwangsläufig. Mein Wallach ist da sehr erfindungsreich und wenn ich frei mit ihm stehe und ihn frage, was er denn so mit sienem Körper anstellen kann, kommt eigentlich immer eine idee von ihm. Das ist super gut für sein Körpergefühl (weil er ausprobieren muss udn ich ihn eben nciht anleite), das völlig brach lag und für sein Ego auch.
Aber so etwas kommt auch cnith von heute auf morgen, drum meine Anregungen da hin zu kommen.
Aber das ist nur eine Idee aus dem Nähkästchen, kein Allheilmittel.
Axel
Jährling
Beiträge: 80
Registriert: Di 26. Jun 2012, 13:17

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Axel »

Heidemi hat geschrieben:Ja, die genaue Frage war aber eben nach freier Arbeit, ohne zwingend Boden ;)
Und du hast recht, ohne das entsprechende Wissen wird es schwer mit dem, was du beschreibst.
UNd BoogieWoogie ist ja auf der Suche nach Anregungen, wie sie mit ihren Pferd zusamen kommen kann. Drum wollte ich das einfach als Idee einbringen, da ich denke, das könnte zu beiden passen.
Und geklickert werden muss auhc nicht zwangsläufig.
Wobei Klickertraining auch eine Möglichkeit sein kann, zusammenzufinden. Gerade Klickertraining finde ich einfacher ohne Anleitung zu erlernen, als freie Bodenarbeit (auch wenn ich mir persönlich mit Klickertraining etwas schwer tue :? )

Heidemi hat geschrieben: Mein Wallach ist da sehr erfindungsreich und wenn ich frei mit ihm stehe und ihn frage, was er denn so mit sienem Körper anstellen kann, kommt eigentlich immer eine idee von ihm. Das ist super gut für sein Körpergefühl (weil er ausprobieren muss udn ich ihn eben nciht anleite), das völlig brach lag und für sein Ego auch.
Aber so etwas kommt auch cnith von heute auf morgen, drum meine Anregungen da hin zu kommen.
Aber das ist nur eine Idee aus dem Nähkästchen, kein Allheilmittel.
Ich finde es toll, dass du mit deinem Pferd so arbeiten kannst. Es gibt auch Pferde, mit denen man Toben (in einem gewissen Rahmen) oder Spielen kann. Das Pferd, mit dem ich arbeite, ist dazu leider zu ernst.
ehem User

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von ehem User »

Vielem bereits Geschriebenen kann ich mich nur anschließen, insbesondere Reitmaus' und Equesters Postings.
Freiarbeit findet für mich neben Platz/Halle auch auf der Koppel statt. Hier sind es vor allem Laufspiele, Schenkelweichen und Spaßübungen, die uns beiden Freude bringen. Da ich grundsätzlich clickere - denn Clickern ist IMHO eine Sprache, eine Kommunikationsform und keine Trainingsart - wird auch alles, was mein Pony frei zeigt, verstärkt.
Ich schätze Freiarbeit als Form des Zusammenseins sehr. Zum einen schult es mich. Zum anderen schafft es ein Band, dass die herkömmlichen "unfreien" Trainingsarten nicht herstellen können.
Antworten