was ist 'freie Arbeit'

Moderator: Keshia

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Heidemi
Einhorn
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Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Heidemi »

Das Pferd, mit dem ich arbeite, ist dazu leider zu ernst.
... das ist schade. Aber solche Pferde haben oft einen sehr subtilen Humor. Ich nehme aber an, von dem, was du schreibst, dass du sowieso so etwas erkennst :)

Hallo Jarit, ja klar, du bist ja Clicker-Profi.
Ich habe mir eine Weile schwer getan damit. Keine Ahnung warum, die Theorie ist mir bekannt und ich hatte auch nichts dagegen einzuwenden. Irgendwie war es nciht meins. Aber verstärkt habe ich trotzdem. Das finde ich sehr wichtig, denn wie du genau sagst, schafft ein sehr positives, kreatives ZUsammensein, das sich auf Erfolge konzentriert, wobei "Erfolg" kein Leistungsziel sein muss, sondern einfach die Info "gut gemacht, das fand ich toll von dir!". Und das geht leider in unserer Leistungsgesellschaft so oft unter und wird dann zu einem "ja, nett, aber das und das udn das hat nciht geklappt oder muss noch viel besser werden". Und das ist defizitorientiert und nicht motivierend und so kann sich ein Individuum sicher nicht FREI entfalten.
Wobei ich dann den Bogen zum Thema wieder hinbekommen habe... :mrgreen:
Von da aus gibt es viele Wege, wichtig ist die Geisteshaltung die dem zugrunde liegt.
Ich weiß nicht wer es gesagt hat? Sally Swift? mal mit "sanften Augen" sehen.
ehem User

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von ehem User »

Vielen Dank für Eure Zeit und Eure Mühe!!!
Da steckt also eine Menge Idealismus und Ideenreichtum dahinter.
Es gibt da also scheinbar keine festgesteckten Ziele, keine abzuarbeitenden Übungen...
Der Tip von Stjern für den Einstieg mit dem Antreten und Anhalten war schon sehr hilfreich und auch die Sache mit dem Trail- Parcours! Was kann ich noch mit ihm machen? Bitte mehr Details, Ideen, Erfahrungen...
Mein Pferd ist anders, als alle anderen Pferde, die ich kenne. Teilweise sind mir seine Reaktionen derart fremd, daß ich mir diese mit meiner bisherigen Pferde- Logik nicht erklären kann.
Also zum Beispiel ist er sehr misstrauisch, andererseits kommt er immer zu mir an den Zaun, ruft sogar, wenn er mich sieht. Ich habe viel Kontakt zu ihm, denn er steht am Haus. Wenn ich zu ihm in die Wiese gehe und uninterressant bin, dreht er sich weg, schlägt mir verächtlich den Schweif ins Gesicht und lässt mich dumm stehen. Wenn ich aber irgendwas mit ihm mache, dann kommt er immer zurück, auch wenn es unangenehm ist. Z. B. wollte ich ihm eine Maßschablone zum Anpassen eines baumlosen Sattels auf den Rücken halten... UNMÖGLICH!!! Frei und ohne Führstrick sprang er weg und schlug mit dem Hinterbein nach mir. Ich glaube, nicht um mich zu treffen... es kommt mir bald vor wie eine Überreaktion, die er nicht kontrollieren kann. Und dann drehte er sich sofort wieder um und kam zu mir zurück, mit freundlich neugierig nach vorn gerichteten Ohren und Baby- Face.
Also nahm ich meine clicker- Ausrüstung zur Hand und das Knotenhalfter mit langem Führstrick. Da hielt er dann die Luft an und ließ es geschehen.
Ist das Treten dann das "Ausrasten", weil ich mich so missverständlich ausdrücke??? Erträgt er es am Strick, weil er bisher nur Zwang gewohnt war? Liegt es vielleicht an mir? BRAUCHT er schon die Zwänge, um sich sicher zu fühlen? Er wurde z. B. bei der Vorbesitzerin immer nur ausgebunden longiert. Selbst zum Aufwärmen wurde zusammengeschnürt. Kann es sein, daß ihn diese neue Freiheit verunsichert?
Habe versucht, mit dem Longenkurs nach Babette Teschen zu starten. Das Führen in Stellung verwirrt ihn, denn diese Nähe zu mir ist ihm seltsam. Führe ich auf Abstand, kann ich kaum eine Stellung erzielen, dann schlurft er herum, blickt nach außen und schaut in der Gegend herum. Wenn ich die Peitsche an die innere Schulter "anfallen" lasse, dann flippt er kurz aus und schlägt zurück. Den Longenkurs habe ich erstmal ins Bücherregal gestellt...
Mir ist, als wollte er mit mir kommunizieren, aber wir haben noch keine gemeinsame Sprache. Mir geht es nicht darum, ihn körperlich fit zu machen. Ich möchte eine gemeinsame Basis von gegenseitigem Vertrauen. Alles andere kommt später. Er ist jung und bewegt sich freiwillig sehr viel auf der Wiese.
Wie irgendwelche Leute gucken, ist mir egal! Erstens habe ich meine Pferde am Haus, hier guckt eigentlich keiner. Zweitens bin ich sowiese das ängstliche Weichei, was die Pferde nur streichelt - also: sei's drum! Ich sage mir: Wer zuletzt lacht, lacht am besten! Und wenn die alle ihre Turnier- Geräte so viel besser reiten als ich, dann schauen wir mal, welches ach-so-gut-gerittene Sportgerät in 10 Jahren noch läuft!!!
Könnt ihr mir noch praktische Übungen nennen?
Freies Putzen, Hufe geben mache ich schon. Allerdings mit dem Clicker. Der nächste Schritt wäre freies Antreten und Anhalten. Was gibts noch? Was denkt ihr, ist bei meinem Pferd sinnvoll?
Axel, wie trennst du Clicken und Freiarbeit?
Tausend Dank!
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Schattenstern
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Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Schattenstern »

Mein Pferd ist so ähnlich wie deins, BoogieWoogie!
Da meine Stute arbeit auf Nähe manchmal nicht mag habe ich auf Distanz angefangen. Wollte sie in der Halle lauffen lassen, sie stand ber nur herum. Hab dann die Longierpeitsche geholt und sie vorsichtig angetrieben. Hab dabei mal auf meine Körperhaltung geachtet, bin also mit meiner Schulter paralell zur Pferdeschulter gelaufen, quasi wie im LK. Und meine Stute ist mit etwa 5 metern Abstand Kreise um mich herum gelaufen. Letztens durfte ich sie einmal ohne Seil führen. Stand neben ihr und hab die Hilfe zum antreten gegeben (Mit der Gerte wedeln und schnalzen) und sie ist mitgekommen. Auch in Kurven.

Manchmal allerdings passieren noch Dinge, die ich absolut nicht verstehen kann. So haben wir wieder frei longiert. Sie lief in einem schönen Trab um mich herum. Plötzlich drehte sie sich zu mir, kam auf mich zu getrabt, legte die Ohren an und verlagerte das Gewicht auf die Hinterbeine. Sie ist nicht gestiegen, aber es war wirklich kurz davor. Ich habe viel darüber nachgedacht, aber mir fällt einfach nicht ein warum sie das getan hat.
Komische Pferde!
Reitmaus
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Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Reitmaus »

Z. B. wollte ich ihm eine Maßschablone zum Anpassen eines baumlosen Sattels auf den Rücken halten... UNMÖGLICH!!! Frei und ohne Führstrick sprang er weg und schlug mit dem Hinterbein nach mir. Ich glaube, nicht um mich zu treffen... es kommt mir bald vor wie eine Überreaktion, die er nicht kontrollieren kann. Und dann drehte er sich sofort wieder um und kam zu mir zurück, mit freundlich neugierig nach vorn gerichteten Ohren und Baby- Face.
Also nahm ich meine clicker- Ausrüstung zur Hand und das Knotenhalfter mit langem Führstrick. Da hielt er dann die Luft an und ließ es geschehen.
Ist das Treten dann das "Ausrasten", weil ich mich so missverständlich ausdrücke???
Dein Pferd scheint meinem seeeehr ähnlich. Zumindest war meiner in den ersten 1-2 Jahren auch so. "Hiiiilfeee - mit was will die das auf mich losgehen?!" Mir vertraut er inzwischen, ich kann mit allem an ihn ran. Aber ein Fremder, der irgendwas in der Hand hat (was nicht schon von weitem als essbar identifiziert werden kann :roll: ) : zurückweichen, Mensch ist "bewaffnet". Geht inzwischen auch schon besser, solange ich bei ihm bin. Aber vielem gegenüber ist er immer noch misstrauisch (bei Fremden). Will ich ihm auch nicht 100% abgewöhnen, er muss nicht von allen alles dulden.

Ich denke das Ausschlagen war verhaltene Abwehrreaktion, kein "ich WILL NICHT!", sondern nur ein "ich fühl mich unbehaglich". Ich persönlich habe es damals weiter ohne Halfter gemacht (z.B. an Wurmkurspritze gewöhnen, Massband zum "Gewichtmessen" u.ä.) Ich liess ihn weggehen wenn er weg wollte. Ging ganz relaxt hinterher, neuer Versuch, er wieder weg, ich latsch-latsch hinterher usw usw. Emotionslos, nicht frustriert. Ich hatte Verständnis für ihn und fand daher seine Reaktion okay. Aber er sollte lernen, dass sein Entziehen nur kurzen Erfolg brachte, denn ich ging ja hinterher (im Paddock, der nicht endlos gross ist). Irgendwann sah er dann auch ein, dass Weglaufen nicht definitiv was bringt und er blieb stehen, um dann mal zu sehn wie's weitergeht. Immer mit der Option "wenn's mir zu heiss wird, kann ich ja wieder weg." Dann stand ich passiv mit dem Gegenstand neben ihm, hab gelobt, gefüttert. Er merkte : es passiert ja gar nichts Schlimmes, im gegenteil, ich krieg Futter. Dann habe ich ihn mit dem Gegenstand an Hals, Schulter berührt. Er wich dann nur noch 1-2 Schritte zurück, ich entspannt hinterher, und irgendwann stand er dann zwar wie 'ne Sprungfeder, aber er stand. Wieder C&B, - usw usw. Also es geht auch ohne Halfter. Man muss aber viiiel Zeit einkalkulieren, denn wenn man abbricht, belohnt man quasi das Weglaufen des Pferdes. Und man darf eben nie sauer werden dabei.
Freies Putzen, Hufe geben mache ich schon. Allerdings mit dem Clicker. Der nächste Schritt wäre freies Antreten und Anhalten. Was gibts noch? Was denkt ihr, ist bei meinem Pferd sinnvoll?
Z.B. wie oben beschrieben : freie Gewöhnung von Berührungen mit verschiedenen Gegenständen, erst an Hals und Schulter, und dann etappenweise nach hinten arbeiten. Ermutigen, sich frei alle möglichen Gegenstände im Paddock anzuschaun und zu untersuchen (Ball, Kartons etc). Was meinen auch staunen liess : wenn Gegenstände hoch oben auftauchen, z.B. wenn ich den Besen umgekehrt wie eine Fahne trug. Luftballons am Boden : kein Problem, Luftballon am Bändchen weiter oben schwebend : gruuuuselig. Regenschirm, Fahne (ggf aus Besenstiel und Handtuch), usw usw, das alles lässt sich frei erarbeiten und hilft super gegen Angst und Misstrauen.

zu Schattenstern :
So haben wir wieder frei longiert. Sie lief in einem schönen Trab um mich herum. Plötzlich drehte sie sich zu mir, kam auf mich zu getrabt, legte die Ohren an und verlagerte das Gewicht auf die Hinterbeine. Sie ist nicht gestiegen, aber es war wirklich kurz davor. Ich habe viel darüber nachgedacht, aber mir fällt einfach nicht ein warum sie das getan hat.
In DEM Fall tippe ich auf Übermut, Spiellaune. Das Traben macht Spass, Pferd fragt "wollen wir nichtmal so richtig losfetzen?" Meiner macht das auch ab und zu, oder er deutet ein Auskeilen in meine Richtung an, das ich als Aufforderung zu noch mehr Action deute. Je nach Situation fahre ich dann runter und sag "nein, jetzt machen wir erstmal Cool down", und dann folgt eine ruhige Aufmerksamkeitsübung. Oder ich geh drauf ein und sag "na dann los" und galoppiere explosionsartig an, und das Pferd schiesst ebenfalls los und tobt seinen Übermut richtig raus. Muss man aber wie gesagt mit Fingerspitzengefühl und abstimmt auf den jeweiligen Pferdecharkater entscheiden.
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Schattenstern
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Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Schattenstern »

Ja hab auch auf sowas getippt. War aber an dem Tag eh n bissl schwierig mit ihr, weil sie nicht von mir weg wollte (hatten vorher geclickert). Musste sie richtig von mir weg scheuchen, da es mit mega unangenehm war, dass sie die ganze Zeit ihre Nase in meinem Gesicht hatte...
ehem User

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von ehem User »

Hey! Endlich Menschen, die nicht bei jedem Verhalten mit der Dominanz- Geschichte kommen...! :wall:
Axel
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Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Axel »

Guten Morgen
BoogieWoogie hat geschrieben:Mein Pferd ist anders, als alle anderen Pferde, die ich kenne. Teilweise sind mir seine Reaktionen derart fremd, daß ich mir diese mit meiner bisherigen Pferde- Logik nicht erklären kann.
Also zum Beispiel ist er sehr misstrauisch, andererseits kommt er immer zu mir an den Zaun, ruft sogar, wenn er mich sieht. Ich habe viel Kontakt zu ihm, denn er steht am Haus. Wenn ich zu ihm in die Wiese gehe und uninterressant bin, dreht er sich weg, schlägt mir verächtlich den Schweif ins Gesicht und lässt mich dumm stehen. Wenn ich aber irgendwas mit ihm mache, dann kommt er immer zurück, auch wenn es unangenehm ist. Z. B. wollte ich ihm eine Maßschablone zum Anpassen eines baumlosen Sattels auf den Rücken halten... UNMÖGLICH!!! Frei und ohne Führstrick sprang er weg und schlug mit dem Hinterbein nach mir. Ich glaube, nicht um mich zu treffen... es kommt mir bald vor wie eine Überreaktion, die er nicht kontrollieren kann. Und dann drehte er sich sofort wieder um und kam zu mir zurück, mit freundlich neugierig nach vorn gerichteten Ohren und Baby- Face.
Sowas ist schwierig zu beurteilen, wenn man selbst nicht gesehen hat, was da passiert. Kann es sein, dass dein Pferd schlechte Erfahrungen mit einem Sattel gemacht hat? Wobei das Ausschlagen alles mögliche sein kann. Wichtig ist mir noch zu sagen, dass du in so einer Situation aufpasst, dass dein Pferd dir nicht zu nahekommt und du deinen Raum "verteidigst" z. B. mit einem etwas längerem Seil.
BoogieWoogie hat geschrieben: Also nahm ich meine clicker- Ausrüstung zur Hand und das Knotenhalfter mit langem Führstrick. Da hielt er dann die Luft an und ließ es geschehen.
Ist das Treten dann das "Ausrasten", weil ich mich so missverständlich ausdrücke??? Erträgt er es am Strick, weil er bisher nur Zwang gewohnt war? Liegt es vielleicht an mir? BRAUCHT er schon die Zwänge, um sich sicher zu fühlen? Er wurde z. B. bei der Vorbesitzerin immer nur ausgebunden longiert. Selbst zum Aufwärmen wurde zusammengeschnürt. Kann es sein, daß ihn diese neue Freiheit verunsichert?
Jetzt wird es interessant. Ein Pferd, das vorher - ich nenn es jetzt mal fies: - drangsaliert und wie ein Paket eingeschnürt wurde und das generell keine Möglichkeit hatte, seinen Charakter auszuleben UND sich damit abgefunden hat, wird überrascht sein, wenn es diese Möglichkeiten plötzlich hat. Dann zeigt es auch seinen Ärger. Das ist übrigens ein gutes Zeichen ;)

Ob es bei deinem so ist, kann ich nicht sagen.

BoogieWoogie hat geschrieben: Habe versucht, mit dem Longenkurs nach Babette Teschen zu starten. Das Führen in Stellung verwirrt ihn, denn diese Nähe zu mir ist ihm seltsam.
Wodran machst du das fest?

BoogieWoogie hat geschrieben: Mir ist, als wollte er mit mir kommunizieren, aber wir haben noch keine gemeinsame Sprache.
Das könnte gut sein ;)

BoogieWoogie hat geschrieben: Zweitens bin ich sowiese das ängstliche Weichei, was die Pferde nur streichelt
Das ist auch ein wichtiger Hinweis. Pferde reagieren sehr sensibel auf den Menschen. Bist du ängstlich, wenn du zu deinem Pferd gehst?

BoogieWoogie hat geschrieben: Axel, wie trennst du Clicken und Freiarbeit?
Relativ einfach. Wenn ich freie Arbeit machen will, dann stecke ich den Klicker weg und sage: Jetzt machen wir freie Arbeit. :mrgreen:
Reitmaus
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Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Reitmaus »

Axel hat geschrieben: ...dass dein Pferd dir nicht zu nahekommt und du deinen Raum "verteidigst" z. B. mit einem etwas längerem Seil.
...
Ersteres ja, letzteres habe ich nie gemacht, ist auch nicht nötig, da Pferd nicht aggressiv ausschlägt, sondern immer nur "vorsichtig" und meilenweit davon entfernt, mich zu treffen (ausser ich renn ihm hinterher und genau in die Schusslinie. Mit soviel Dummheit kann ein Pferd ja nicht rechnen.) Ich würd daher auch nicht "drohen" mit Seilschwingen, wenn Pferd eh schon aus Unsicherheit das Beinchen schwingt. Er fühlt sich schon nicht sehr behaglich in dem Moment - soll ich sein Unbehagen dann noch durch Aggressivität (Seilschwingen) meinerseits steigern?
Dann zeigt es auch seinen Ärger.
In dem Falle : Unsicherheit. Ärger und Unsicherheit sind total verschiedene Emotionen.
Axel hat geschrieben:
BoogieWoogie hat geschrieben: Zweitens bin ich sowiese das ängstliche Weichei, was die Pferde nur streichelt
Das ist auch ein wichtiger Hinweis. Pferde reagieren sehr sensibel auf den Menschen. Bist du ängstlich, wenn du zu deinem Pferd gehst?
..
Ich hab es so verstanden : sie IST KEIN Weichei das sich nur streicheln traut, sondern sie wird wegen ihres verständnisvollen positiven Umganges von den anderen Reitern völlig ungerechtfertigt derart abfällig bezeichnet.
Axel hat geschrieben:
BoogieWoogie hat geschrieben: Axel, wie trennst du Clicken und Freiarbeit?
Relativ einfach. Wenn ich freie Arbeit machen will, dann stecke ich den Klicker weg und sage: Jetzt machen wir freie Arbeit. :mrgreen:
Wozu? Clickern ist eine effektive Art der Kommunikation. Und warum sollte ich auf super funktionierende Kommunikation verzichten bei der Bodenarbeit, beim Reiten, beim Spazierengehen, beim Putzen, beim Verladen usw usw....?
Axel
Jährling
Beiträge: 80
Registriert: Di 26. Jun 2012, 13:17

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von Axel »

Reitmaus hat geschrieben:[Ersteres ja, letzteres habe ich nie gemacht, ist auch nicht nötig, da Pferd nicht aggressiv ausschlägt, sondern immer nur "vorsichtig" und meilenweit davon entfernt, mich zu treffen (ausser ich renn ihm hinterher und genau in die Schusslinie. Mit soviel Dummheit kann ein Pferd ja nicht rechnen.) Ich würd daher auch nicht "drohen" mit Seilschwingen, wenn Pferd eh schon aus Unsicherheit das Beinchen schwingt. Er fühlt sich schon nicht sehr behaglich in dem Moment - soll ich sein Unbehagen dann noch durch Aggressivität (Seilschwingen) meinerseits steigern?
Nicht das wir uns mißverstehen. Das Seil schwingen würde ich nur dann machen, wenn das Pferd zu nahe kommt. Wenn das Pferd weit genug von mir weg ist und Buckelt, ausschlägt oder steigt, dann darf es das und dann sollte ich nicht Impulse mit meinem Seil oder sonstwas geben. Mir ging es nur darum, dass man seinen Raum verteidigt, wenn das Pferd eindringen will.

Reitmaus hat geschrieben: In dem Falle : Unsicherheit. Ärger und Unsicherheit sind total verschiedene Emotionen.
Klar, Ärger, Unsicherheit, vielleicht Hilflosigkeit, Verwirrtheit, vielleicht auch Stolz usw. das kann alles mögliche sein.

Reitmaus hat geschrieben: Ich hab es so verstanden : sie IST KEIN Weichei das sich nur streicheln traut, sondern sie wird wegen ihres verständnisvollen positiven Umganges von den anderen Reitern völlig ungerechtfertigt derart abfällig bezeichnet.
Reitmaus hat geschrieben: Wozu? Clickern ist eine effektive Art der Kommunikation. Und warum sollte ich auf super funktionierende Kommunikation verzichten bei der Bodenarbeit, beim Reiten, beim Spazierengehen, beim Putzen, beim Verladen usw usw....?
Ich habe einfach nur auf die Frage geantwortet, die mir gestellt wurde ;) . Ich bin zur Zeit dabei, mich ins Klickern einzuarbeiten. Aber wieso ich das so trenne? Bei der freien Bodenarbeit gibt es Momente, bei denen ich durch meine Körpersprache und geistige Einstellung so eine Verbindung zu dem Pferd bekomme, dass ich förmlich die Verbindung zwischen uns spüre und das obwohl ich nicht so der Esotherik-Fan bin 8-) . Diese Momente möchte ich mir erhalten und meine Fähigkeiten in der freien Bodenarbeit noch verbessern. Und dafür brauche ich keinen Klicker ;)
ehem User

Re: was ist 'freie Arbeit'

Beitrag von ehem User »

Hey Leute...!
Reitmaus und Axel... ihr habt sicher beide recht. Definitiv BIN ich ein eher ängstlicher Typ, der durch das Verhalten meines neuen Pferdes total verunsichert wurde und das schnappt dieses Pferd auf!
Mit meiner alten Stute, bin ich ohne Sattel im Gelände in jeder Gangart geritten und sogar über ein Baumstämmchen gesprungen. Nicht, weil ich so toll reite, sondern weil sie mir die Sicherheit gegeben hat, daß Sie das schon macht! Meine Aufgabe war: Oben bleiben! Die alte, schrullige Dame hat mir Halt und Sicherheit gegeben. Sie war die Selbstsicherheit in Person! Mit ihr hätte ich ALLES gemacht und mich fast ALLES getraut... - Nun habe ich ein Pferd, daß Halt BEI MIR sucht und ich muß mich umstellen...
Man wächst mit seine Aufgaben...
Aufs Clickern lass ich nix kommen! Das ist in mancher Hinsicht wirklich ein Wundermittel.
Aber es ist ja nun so, daß ich ihn beim Reiten nicht clickern kann. Wobei ich viele Möglichlkeiten sehe, den Clicker noch positiv einzusetzen. Z. B. den Wallach sanft dazu zu bringen, mich brav aufsteigen zu lassen etc.
Die Frage ist doch: Tut er das dann nur für das Futter?
Nimmt er mich dann nicht ernst?
Ich möchte ja schon, daß er mich als Person anerkennt, die er in irgendeiner Weise akzeptieren soll und nicht nur als Futterautomaten...
LG Carmen
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