Z. B. wollte ich ihm eine Maßschablone zum Anpassen eines baumlosen Sattels auf den Rücken halten... UNMÖGLICH!!! Frei und ohne Führstrick sprang er weg und schlug mit dem Hinterbein nach mir. Ich glaube, nicht um mich zu treffen... es kommt mir bald vor wie eine Überreaktion, die er nicht kontrollieren kann. Und dann drehte er sich sofort wieder um und kam zu mir zurück, mit freundlich neugierig nach vorn gerichteten Ohren und Baby- Face.
Also nahm ich meine clicker- Ausrüstung zur Hand und das Knotenhalfter mit langem Führstrick. Da hielt er dann die Luft an und ließ es geschehen.
Ist das Treten dann das "Ausrasten", weil ich mich so missverständlich ausdrücke???
Dein Pferd scheint meinem seeeehr ähnlich. Zumindest war meiner in den ersten 1-2 Jahren auch so. "Hiiiilfeee - mit was will die das auf mich losgehen?!" Mir vertraut er inzwischen, ich kann mit allem an ihn ran. Aber ein Fremder, der irgendwas in der Hand hat (was nicht schon von weitem als essbar identifiziert werden kann
) : zurückweichen, Mensch ist "bewaffnet". Geht inzwischen auch schon besser, solange ich bei ihm bin. Aber vielem gegenüber ist er immer noch misstrauisch (bei Fremden). Will ich ihm auch nicht 100% abgewöhnen, er muss nicht von allen alles dulden.
Ich denke das Ausschlagen war verhaltene Abwehrreaktion, kein "ich WILL NICHT!", sondern nur ein "ich fühl mich unbehaglich". Ich persönlich habe es damals weiter ohne Halfter gemacht (z.B. an Wurmkurspritze gewöhnen, Massband zum "Gewichtmessen" u.ä.) Ich liess ihn weggehen wenn er weg wollte. Ging ganz relaxt hinterher, neuer Versuch, er wieder weg, ich latsch-latsch hinterher usw usw. Emotionslos, nicht frustriert. Ich hatte Verständnis für ihn und fand daher seine Reaktion okay. Aber er sollte lernen, dass sein Entziehen nur kurzen Erfolg brachte, denn ich ging ja hinterher (im Paddock, der nicht endlos gross ist). Irgendwann sah er dann auch ein, dass Weglaufen nicht definitiv was bringt und er blieb stehen, um dann mal zu sehn wie's weitergeht. Immer mit der Option "wenn's mir zu heiss wird, kann ich ja wieder weg." Dann stand ich passiv mit dem Gegenstand neben ihm, hab gelobt, gefüttert. Er merkte : es passiert ja gar nichts Schlimmes, im gegenteil, ich krieg Futter. Dann habe ich ihn mit dem Gegenstand an Hals, Schulter berührt. Er wich dann nur noch 1-2 Schritte zurück, ich entspannt hinterher, und irgendwann stand er dann zwar wie 'ne Sprungfeder, aber er stand. Wieder C&B, - usw usw. Also es geht auch ohne Halfter. Man muss aber viiiel Zeit einkalkulieren, denn wenn man abbricht, belohnt man quasi das Weglaufen des Pferdes. Und man darf eben nie sauer werden dabei.
Freies Putzen, Hufe geben mache ich schon. Allerdings mit dem Clicker. Der nächste Schritt wäre freies Antreten und Anhalten. Was gibts noch? Was denkt ihr, ist bei meinem Pferd sinnvoll?
Z.B. wie oben beschrieben : freie Gewöhnung von Berührungen mit verschiedenen Gegenständen, erst an Hals und Schulter, und dann etappenweise nach hinten arbeiten. Ermutigen, sich frei alle möglichen Gegenstände im Paddock anzuschaun und zu untersuchen (Ball, Kartons etc). Was meinen auch staunen liess : wenn Gegenstände hoch oben auftauchen, z.B. wenn ich den Besen umgekehrt wie eine Fahne trug. Luftballons am Boden : kein Problem, Luftballon am Bändchen weiter oben schwebend : gruuuuselig. Regenschirm, Fahne (ggf aus Besenstiel und Handtuch), usw usw, das alles lässt sich frei erarbeiten und hilft super gegen Angst und Misstrauen.
zu Schattenstern :
So haben wir wieder frei longiert. Sie lief in einem schönen Trab um mich herum. Plötzlich drehte sie sich zu mir, kam auf mich zu getrabt, legte die Ohren an und verlagerte das Gewicht auf die Hinterbeine. Sie ist nicht gestiegen, aber es war wirklich kurz davor. Ich habe viel darüber nachgedacht, aber mir fällt einfach nicht ein warum sie das getan hat.
In DEM Fall tippe ich auf Übermut, Spiellaune. Das Traben macht Spass, Pferd fragt "wollen wir nichtmal so richtig losfetzen?" Meiner macht das auch ab und zu, oder er deutet ein Auskeilen in meine Richtung an, das ich als Aufforderung zu noch mehr Action deute. Je nach Situation fahre ich dann runter und sag "nein, jetzt machen wir erstmal Cool down", und dann folgt eine ruhige Aufmerksamkeitsübung. Oder ich geh drauf ein und sag "na dann los" und galoppiere explosionsartig an, und das Pferd schiesst ebenfalls los und tobt seinen Übermut richtig raus. Muss man aber wie gesagt mit Fingerspitzengefühl und abstimmt auf den jeweiligen Pferdecharkater entscheiden.