Vorhand weichen

Moderator: Keshia

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Schattenstern
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Vorhand weichen

Beitrag von Schattenstern »

Hallo Leute,

ich mache mit meiner Friesenstute seit etwa 3 Monaten vermehrt auch Arbeit am Boden. Wir clickern auch. Mein Ziel ist es, das Pferd überall hin lotsen zu können. Deshalb möchte ich trainieren, dass sie auf leichtes Kommando meinerseits in eine von mir gewollte Richtung weicht. Rückwärts gehen klappt immer besser, vorwärts antreten ist annehmbar und noch in Arbeit. Mit der Hinterhand weichen und dabei kreuzen clickern wir, sie hat auch richtig Spaß daran. Unser Hauptproblem ist das weichen mit der Vorhand. Ich weiss einfach nicht, wie ich sie dazu bringen soll auch nur einen Schritt zu weichen. Habs mit gaanz lang nerven versucht, allerdings war die einzige Reaktion in knapp 10 minuten mit der Gerte nerven, dass sie Rückwärts gegangen ist. Ich habs auch mit steigendem Druck probiert (bis ich mich mit meien 50 Kilo gegen das Pferd gestemmt habe). Keine Chance. Auch auf der Koppel weicht sie immer mit der HH aus, geht Rückwärts oder einen ganzen Kreis, niemals weicht sie mit der Vorhand...
Beweglich ist sie da, wenn sie scharrt (doofes Bettelverhalten, wird langsam besser) kann es schonmal sein dass sie die Beine komplett überkreuzt und sich mit dem rechten Huf an der äusseren Seite vom linken Huf kratzt.

Hat jemand von euch noch eine Idee, wie ich sie dazu animieren kann, mit der VH zu weichen?
Wallinka
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Re: Vorhand weichen

Beitrag von Wallinka »

vielleicht kleinere Lernschritte machen und nicht gleich nen Schritt verlangen sondern erstmal nur das Wegverlagern des Gewichtes vom Fuß? und wenn das geht, dann das Huf vom Erdboden weg bewegen Huf von dir Wegbewegen und dann irgendwann das Kreuzen dazu nehmen?
Manchen Pferden hilft es auch, wenn man dabei am Kopf ein bißchen unterstützt, aber mein Hirn ist grad zu weichgekocht um sich noch zu erinnern, ob Kopf von dir weg oder Kopf zu dir hin da hilfreicher ist.....vielleicht fragst du dazu auch noch mal Muriel im Clickerbereich- die hatte da glaub ich mal ein gutes Video und eine tolle Anleitung, wie man das erklickern kann.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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lunimaus
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Re: Vorhand weichen

Beitrag von lunimaus »

Wie wäre es denn, wenn du das Weichen anders erarbeitest?
Ich hab mit einer Stute die Vorhandbewegung erarbeitet, indem ich zuerst die Bewegung auf mich zu geübt habe. Wir haben das frei erarbeitet, indem ich sie quasi zum folgen animiert hab. Ich stand seitlich vor ihr und bin übers eigene Beine kreuzen seitwärts gegangen. ich habe jedes Folgen ihres Körpers mit der ersten Hälfte (erst Kopf, dann Beine) bestärkt. Könnte man sicher auch über Stricksignale verstärken.
Nun ist das ja immernoch kein Weichen, sondern ein Folgen. Meine Idee wäre, das zum Beispiel mit einem Signal wie Gerte an die Schulter zu belegen. Über Positionsverlagerung könnte das Signal dann auch von der anderen Seite genutzt werden, sodass aus dem Folgen Weichen wird.
Ich habs aber noch nicht gemacht, ist nur eine Idee.
"Lebenskunst ist nicht zuletzt, auf etwas notwendiges zu verzichten, um sich etwas überflüssiges zu leisten." (Vittorio de Sica)
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Schattenstern
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Re: Vorhand weichen

Beitrag von Schattenstern »

Danke Lunimaus, das werden wir gleich am Montag mal üben! Weichen ist eher zweitrangig, geht mir eher erst um das bewegen der Vorhand. Mal schauen wies klappt, ich halte euch auf dem laufenden!
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Equester
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Re: Vorhand weichen

Beitrag von Equester »

Ich übe Vorhandweichen mit Pferden, die das noch nicht kennen so: ich stehe dem Pferd zugewandt zwischen Schulter und Ganasche. Dann tippe ich mit der einen Hand an die Schulter und unterstütze zunächst mit leichtem Druck am Hals und laufe dem Pferd quasi in den Weg. Also ich bewege mich in die Richtung, in die das Pferd mit der Vorhand weichen soll. Das minimiere ich dann Zug um Zug, indem ich den leichten Druck am Hals immer weiter zurück fahre, bis ich den nicht mehr brauche. Dann fange ich an, langsam meine Position zu verändern, bis ich aus jeder Stellung heraus durch Antippen die Schulter weichen lassen kann.
Dauert ein wenig, aber es funktioniert (bei mir zumindest ;) )
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
Reitmaus
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Re: Vorhand weichen

Beitrag von Reitmaus »

Ich hab auch so einen Kandidaten, der auf alle Versuche entweder mit Rückwärts oder Vorwärts reagiert. Wenn ich ihm das Vorwärts blockiere, dann eben rückwärts. Wenn ich ihm das Rückwärts auch blockierte mittels Kruppe an der Bande oder Zaun, wollte er mich umwalzen nach dem Motto "IRGENDWO muss ich ja hin...".

Wir üben es derzeit so (und damit scheint er es endlich zu verstehen) : ich steh neben der Schulter dem Pferd zugewandt, die Longe führt AUSSEN rum über den Pferderücken (also so wie ein "innerer Zügel" zu der Richtung in die er sich bewegen soll), und parallel mit dem Antippen der äusseren Schulter nehme ich die Longe ("innerer Zügel") etwas an, verhindere damit das Vorwärts und richte zugleich die Bewegungsrichtung der Vorhand ins Seitwärts von mir weg. Ich glaub, die allerersten Versuche haben wir sogar noch aus der Vorwärtsbewegung heraus gemacht, also Longenposition wie beschrieben, im Schritt vorwärts und dann mittels Schultertippen und Longenannehmen Vorhand weichen lassen (bzw halb "weichen", halb "folgen", nämlich dem Zug der Longe).

Okay, manchmal wird daraus eher eine Mittelhandwendung, aber es ist schonmal ein Anfang, hoffe ich. Wenn er das Prinzip verstanden hat, will ich meine Position weiter hinten beziehen neben der Hinterhand (so langzügelmässig) und dann versuchen, dass aus der Mittelhandwendung eine Hinterhandwendung wird, indem ich durch meine Position das Hereinschwenken der Hinterhand blockiere.
ehem User

Re: Vorhand weichen

Beitrag von ehem User »

Bei mir hat es gut geklappt, wenn ich auf Kopfhöhe stehe, den Kopf in die Richtung stelle, in die das Pferd laufen soll und dann eben die Schulter touchieren, bis sie weicht, dann Leckerlie. Zwei, drei Mal und mittlerweile drehen wir kreise, ohne dass ich am Halfter festhalten muss oder eine Gerte brauche. Ich hab allerdings vorbereitend so gearbeitet, dass mein Pferd weiß, dass es eben auf Gerte oder Hand weichen soll, dann im richtigen Moment loben und das reichte dann schon. Wichtig war es auf jeden Fall, dass ich ihren Kopf in die Richtung gestellt habe.
Reitmaus
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Re: Vorhand weichen

Beitrag von Reitmaus »

prinzesser hat geschrieben: . Zwei, drei Mal und mittlerweile drehen wir kreise, .
Vermutlich verstehe ich es falsch : ihr macht also quasi Mini-Volten statt Hinterhandwendung? Bzw Mittelhandwendung, so wie bei uns derzeit noch?
Ich hab allerdings vorbereitend so gearbeitet, dass mein Pferd weiß, dass es eben auf Gerte oder Hand weichen soll, ....
Zum Rückwärts brauch ich meinen nur angucken, und vorwärts auf dezentes Handtarget. Aber seitwärts....hm.... Hinterhand seitwärts weichen ging ja irgendwann auch noch, bloss die Schulter halt....
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Schattenstern
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Re: Vorhand weichen

Beitrag von Schattenstern »

Zum Rückwärts brauch ich meinen nur angucken, und vorwärts auf dezentes Handtarget. Aber seitwärts....hm.... Hinterhand seitwärts weichen ging ja irgendwann auch noch, bloss die Schulter halt....
Jaaa, genauso ist es bei uns auch!

Aber ich werd das dann auch nochmal nach deiner Idee probieren. Vielen Dank!
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Muriel
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Re: Vorhand weichen

Beitrag von Muriel »

hi,
ich denke du solltest Dich entscheiden ob Du "weichen" , "lotsen" oder "verschieben" oder "bewegen" möchtest.
in den meisten Fällen ist "weichen" schon von der Intention nicht mit Clickertraining vereinbar. Dein Pferd wird eine Grund haben, warum sie sich nicht ihres festen Standes berauben lassen möchte. Wenn Du den Grund findest und entkräftest, wirst Du auch die Vorhand bewegen können.
Gründe gibt es viele:
Vorhandlastigkeit, Blockierungen im BWS-Bereich, Verspannungen, falsche Haltungsmuster, innerer Widerstand etc.

möchtest Du es über Clickertraining versuchen, ist wichtig keinen verstärkenden Druck anzuwenden. Das Pferd wird sich nur vertrauensvoll verschieben lassen, wenn es sich sicher ist dass Du ihm nicht seine Balance nimmst.
Vieles, was wir als "ich will nicht" empfinden, ist vom Pferd ein "ich kann nicht und deshalb will ich das nicht".

Eine Möglichkeit, dem Pferd das verschieben der Schulter zu erklären ist "rückwärts durch die Ecke".
Wenn das Pferd leicht und willig rückwärts geht, plaziert man es vor einer Ecke. Eine Hand am Halfter oder Strick (falls nötig), eine Hand liegt drucklos an der Schulter. Es geht nicht darum, die Schulter zu schieben.
Du initierst das Rückwärts und wenn die Hinterhand an der Ecke ist, schiebst du den Kopf des Pferdes nach aussen, dadurch kommt die Hinterhand herein und das Pferd kann durch die Ecke gehen.
Deine Hand fühlt nur an der SChulter, was die Schulter macht. Kann das Pferd durch die Ecke gehen und die Schulter von Deiner Hand entfernen oder schiebt es die Schulter gegen die Hand?
Nach der ersten Bestandsaufnahme wiederholst du das und wenn du merkst, das Pferd wird sicherer im "durch die Ecke gehen", wird der Moment kommen, wo die Schulter tatsächlich von deiner Hand weggeht - jetzt :click: und Pause und loben.
Durch die Hand an der Schulter bekommt das Pferd ein verstärktes Bewusstsein für diesen Part seines Körpers. Dadurch dass es mit dem Rückwärtsgehen beschäftigt ist, verschiebt es die Balance auf die Hinterhand, es muss also nicht fürchten, durch dich "umgeworfen" zu werden, wenn deine Hand an der SChulter ist.

Es kann eine Weile dauern und es erfordert hinhören seitens des Menschen.
Was bringt mir das: Es bringt ein erstes Grundverständnis des Pferdes, dass die Hand an der Schulter mit "ich bewege die SChulter weg von der Hand" verknüpft wird.

Alles weitere kommt später.
"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt."
M. Twain
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