Die Pferdezunge

Moderator: Sheitana

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lungomare
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Die Pferdezunge

Beitrag von lungomare »

Interessanter Artikel über die Rolle der Pferdezunge, verfasst von einer Pferdezahnärztin.

https://eurodressage.com/index.php/2021 ... ses-tongue
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Sunny77
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Re: Die Pferdezunge

Beitrag von Sunny77 »

Super Artikel, danke lungo.
Liebe Grüße,
Sunny
Eine unerwartete Reise
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Sky4ever
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Re: Die Pferdezunge

Beitrag von Sky4ever »

Leider auf englisch... :tuete:

Wo ich doch in der Schule mal gerade 3 Punkte in dem Fach hatte... :hahaboom:
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lungomare
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Re: Die Pferdezunge

Beitrag von lungomare »

After my recent post regarding fitting a bit to the individual horses mouth, it has become clear that horse riders don’t understand the horse’s tongue. At all. The horse’s tongue is the key to everything. It can tell you what a horse is feeling and thinking, it can tell you how true a horse’s carriage is or can reveal tension that is limiting their performance.

Nach meinem kürzlich erschienen Artikel über das Anpassen des Gebisses an das jeweilige Pferdemaul ist klar geworden, dass Reiter die Pferdezunge nicht verstehen. Überhaupt nicht. Die Pferdezunge ist der Schlüssel zu Allem. Sie kann dir erzählen, was das Pferd fühlt und denkt, sie kann dir erzählen, wie reell das Pferd trägt oder sie kann SPannung offenlegen, die die Leistung mindert.

The Tongue Connects Back to the Hind Legs

The horse’s tongue is a huge bunch of muscle, like way bigger than you think. The last tooth is about level with the horse’s eye, and the tongue goes even further back than that. Just behind the bit, the tongue doubles in height to completely fill the mouth. The tongue connects, via a long line of interconnected muscles, all the way back to the hind legs. What happens with the horse’s tongue DIRECTLY affects the horse’s ability to use his hind legs.
Yet many many riders consider the tongue a nuisance and tie it away. Using drop nosebands, flashes, grackles, micklems, “anatomical” nosebands, cranks etc. Some use spoon bits (remember the tongue doubles in height behind the bit), while others actually tie the tongue down! You are missing a vital source of information that the horse is eager to give!


Die Zunge hat Verbindung bis zur Hinterhand
Die Pferdezunge ist ein riesiger Muskelstrang, viel größer, als du glaubst. Der letzte Zahn befindet sich auf Höhe des Auges und die zunge geht noch weiter rauf. Direkt hinter dem Gebiss verdoppelt sich die Dicke der Zunge und füllt das Maul komplett aus. Die Zunge hat mittels einer langen Reiher untereinander verbundener Muskeln Verbindungen bis zu den Hinterbeinen . Das, was mit der Zunge passiert, beeinflusst UNMITTELBAR die Fähigkeit des Pferdes, seine Hinterbine einzusetzen.
Doch viele, viele Reiter halten de Zunge für lästig und binden sie fest. Nutzen Hannoversche Reithalfter, verschiedene Sperrhalfter, Micklems, "anatomische" Nasenriemen etc. Einige benutzen Löffelgebisse (Denk dran, die Zunge verdoppelt ihre Höhe hinter dem Gebiss!), während andere die Zunge wortwörtlich am Unterkiefer festbinden. Du beraubst dich einer wichtigen und lebendigen Informationsquelle, die das Pferd nur zu gern nutzt.

Why does a horse stick its tongue out? It is NOT bad manners and it is not a bit evasion, it’s a cry for help. When the tongue is in the mouth, it is short and fat. Any sharp points on the teeth can cause pain, and pressure from the bit is amplified. The horse’s immediate reaction is to stick their tongue out. This makes the tongue long and thin, reducing the pressure from the bit and any sharp teeth. If this is prevented using nosebands, even loose ones (if it’s below the level of the bit, it’s a problem, loose or not, consider leverage distance to the temparomandibular joint) then the horse will resort to pulling their tongue back by tensing it or even putting the tongue over the bit. A drop noseband will not stop this happening, you just can’t see it happening anymore.

When the tongue is pulled back, it causes tension all the way down the neck, along the back and into the hind legs. If the tongue is over the bit, the bit lies directly on the bars. The bars are knife-edge-sharp bone with a very thin layer of gum over the top. When the bit directly contacts the bars it is extremely painful and horses will react very strongly, sometimes rearing or ditching the rider. This is not naughty behaviour, it is pain. The horse is creating pain trying to avoid pain, they can’t win and they can’t vocalise this. No matter how hard they try.


Warum streckt ein Pferd die Zunge heraus? Es ist keine Unerzogenheit und es ist kein Ausweichen vor dem Gebiss. es ist ein Hilferuf. Solange die Zunge im Maul liegt, ist sie kurz und dick. Jede scharfe Kante an den Zähnen kan Schmerz verursachen und Druck des Gebisses wird verstärkt. Die sofortige Reaktion des Pferdes ist das Herausstrecken der Zunge. Dadurch wird sie lang und dünn, verringert den Druck des Gebisses und möglicher scharfer Zahnkanten. Wenn man dem mit Nasenriemen, auch mit locker verschnalltem, entgegenwirkt (wenn sie unterhalb des gebisses verschnallt werden, sind sie ein problem, lose vershcnallt, oder nicht - denk an die Länge des Hebels, der vom Temporomandibulargelenk ausgeht), wird das Pferd darauf zurückgreifen,dass es die Zunge durch Anspannung hochzieht oder sie über das Gebiss legt. ein Hannoversches Reithalfter wird das nciht verhindern, du siehst es dann nur nicht mehr.

Wenn die Zunge hochgezogen ist, verursacht sie Spannung durch den gesamten Hals, den Rücken entlang bis zu den Hinterbeinen. Wenn die zunge über dem Gebiss liegt, dann liegt dieses dirrekt auf den Laden. Diese sind messerscharfe Knochen mit einer sehr dünnen Schicht Schleimhaut überzogen. SObald das Gebiss direkten Kontakt mit den Laden hat, ist dies extrem schmerzhaft und die Pferde werden heftig reagieren, manchmal steigen oder ihren reiter abwerfen. Dies ist kein unerzogenes verhalten, sondern Schmerz. Das Pferd verursacht Schmerz, um Schmerz zu vermeiden, dem es nciht entgehen kann - und es kann sich nciht mit Schmerzlauten verständlich machen. Egal, wie sehr sie es versuchen.


_Fortsetzung folgt_
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Sky4ever
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Re: Die Pferdezunge

Beitrag von Sky4ever »

:danke: :danke2: :danke: :danke2:
Lisa-Marie

Re: Die Pferdezunge

Beitrag von Lisa-Marie »

Das sagt Th.Ritter auch, dass man die Aktion der Hinterbeine im Maul fühlt. Er erklärt das zwar nicht so anatomisch, aber es kommt in seinen Schulungen immer wieder vor. Interessant.
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Riff
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Re: Die Pferdezunge

Beitrag von Riff »

Naja, das ist aber schon sehr reißerisch geschrieben...

Dass zugezurrte Mäuler ein Unding sind, ist klar. Dazu muss man aber nicht so einen Tonfall wählen. Damit überzeugt man nicht die, die darüber mal nachdenken sollten. Und wirft gleich alle, die mit Gebiss reiten- oder gar auch noch mit einem Nasenriemen- in einen Topf.

Zumindest kommt es bei mir so an.

Dass die vorne mit hinten und hinten mit vorne zusammenhängt ist ja nichts neues. Wie bei uns oben mit unten und unten mit oben. Ebenfalls inkl. der Zunge.
That's the way the cookie crumbles :keks:
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Cashew
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Re: Die Pferdezunge

Beitrag von Cashew »

Danke lungo, super interessant!

Ich finde da nix reißerisches dran :nix: Die Autorin verurteilt doch nicht das Reiten mit Gebiss oder Nasenriemen? Im Gegenteil, am Ende des Artikels gibt sie Tipps, worauf man achten soll, Gebiss und Nasenriemen sind dort (unter anderem) explizit vermeldet...
Viele Grüße,
Sarah und Co


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A.Z.
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Re: Die Pferdezunge

Beitrag von A.Z. »

Es gibt halt keinen Ton in Geschriebenem.
Wen das positiv anspricht, der wird die Worte positiv auffassen. Wen das Thema reizt oder wer sowieso der Meinung ist, dass er mit der Verwendung der Ausrüstungsgegenstände alles richtig macht, der wird das auch genau so lesen und am Ende doch nur wieder denken "Was für ein Quatsch"

Mich macht es neugierig. Ich reite ja durchweg gebisslos und kann daher diesbezüglich kein entsprechendes Erlebnis haben. Aber vielleicht ist es doch mal eine Nachfrage beim Pferd wert ...
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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lungomare
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Re: Die Pferdezunge

Beitrag von lungomare »

ich wollte ja unbedingt gebissos den Jungspund anreiten. M.D. (die den Artikel auch kürzlich geteilt hat) erklärte mir dann, wenn das Pferd gelernt habe, korrekt ans Gebiss zu ziehen, aktiviere es dadurch die tiefe Ventrallinie (eine Faszienkette) und könne sich so zusätzlich stabilisieren. Ich habe dann Probe aufs Exempel gemacht: Pferd am Kappzaum gebisslos vor der Kamera getrabt und Pferd mit Gebiss und leichtem Zügelkontakt vor der Kamera getrabt. man sah deutliche Unterschiede zwischen "ich trab hier irgendwie gebisslos im flotten Trab entlang" und "ich trabe mit druck am Gebiss in recht gesetztem Tempo hier entlang". ab da war ich vierzüglig unterwegs.
Der Artikel bestätigt mir diese Sichtweise nochmal.
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