Belgano hat geschrieben: ↑Do 12. Aug 2021, 08:23
Ich bin da ein wenig hin und hergerissen.
Einerseits steuern wir tatsächlich auf ein riesen riesengroßes Problem in sehr naher Zukunft hin, um nicht zu sagen, wir haben es schon, was die Resistenzen angeht. Ist es daher gerechtfertigt, bestimmte AB für Tiere zu sperren, um Menschenleben retten zu können?
Aber der Einsatz von einem AB bei der Hauskatze ist sicherlich nicht der Grund, warum wir jetzt vor dem Problem stehen. Hier müssen sich auch die Humanmediziner an die eigene Nase fassen, denn da lief und läuft noch so einiges verkehrt.
Genau DAS ist auch das Problem, was ich sehe. Da dürften die Ärzte, die immer noch ein drittel ihrer "normalen" Verschreibungen mit Reserveantibiosen bestücken, genauso das Problem sein, wie das Outsourcing, dass dafür sorgt, dass die Antibiosen "billig" beispielsweise in Indien produziert werden (angeblich unter europäischen Standards - aber wenn man einschlägige Reportagen schaut, kommen einem da berechtigte Zweifel).
Man hat mal irgendwo ausgerechnet, dass ungefähr 5 % der Problematik der Resistenzen aus der Tiermedizin kommen. Wir HABEN für die Antibiosen, um die es jetzt geht, in sehr vielen Fällen bereits eine Antibiogrammpflicht - in der Humanmedizin ist das noch nicht mal angedacht. Ich finde, sie setzen da einfach am falschen Punkt an.
Allerdings arbeite ich nicht in der Geflügelmedizin, und DORT wird wohl tatsächlich in Teilen noch Metaphylaxe betrieben - mir wurde bereits im Studium beigebracht, dass das nicht erlaubt wäre - ergo wundere ich mich auch in Teilen ein wenig....
Sheitana hat geschrieben: ↑Do 12. Aug 2021, 10:52
Da muss doch vor Allem angesetzt werden. Von daher finde ich eine stärkere Beschränkung von AB und eine genauere Prüfung wann und warum gar nicht schlecht. Nur ein grundsätzliches Verbot ist nicht zielführend. Ich stelle den Menschen definitiv nicht über das Tier. Ich wüsste nicht, mit welchem Recht wir mehr Anspruch auf Leben haben, als ein anderes Lebewesen. Wir glauben das halt leider gerne.
DAS sehe ich durchaus ähnlich. Aber dass wir seit Jahren bereits die aktuell diskutierten Antibiosen nur noch nach Antibiogramm einsetzen, über eine Pflicht des Antibiogramms in der Humanmedizin scheinbar aber noch nicht einmal nachgedacht wird, kann und will ich nicht nachvollziehen. Was ich so mitbekommen habe, hat das nämlich rein finanzielle Gründe. Bei uns müssen die Besitzer dann das Antibiogramm zahlen - und die KK wollen es nicht, und daher wird es halt nicht gemacht, erst recht nicht verpflichtend. SO kann es aber eben auch nicht funktionieren. Und dass man dann Kaninchen und Meerscheinchen einfach pauschal bei bakteriellen Infektionen "über die Klinge" springen läßt, damit die Humanmedizin, die scheinbar keinerlei Auflagen zu haben scheint, was die Antibiosen angeht, (sonst würden ja nicht 1/3 der verschriebenen Antibiosen auf Reserveantibiotika fallen), ist für mich tatsächlich nicht vertretbar.
SillyWalks hat geschrieben: ↑Do 12. Aug 2021, 13:20
Für alle Haustierbesitzer wäre das doch die furchtbarste Situation, zu wissen, es gibt Hilfe für ein schwer krankes Tier - aber es ist verboten, sie anzuwenden!!! Und dahin soll das Ganze gehen!!!!
ich kann das gar nicht glauben, dass sowas im raum steht.
das ist ja blinder aktionismus.
der AB einsatz bei kleintieren und liebhabetieren ist doch vermutlich im verhältnis zu dem in der humanmedizin und nutztierhaltung völlig irrelevant
und andererseits frage ich mich: zulassung ist das eine - aber zugelassen sind ABs auch nicht zur behanldung viraler krankungen ohne bakterielle superinfektion, oder?
Es ging wohl vor allem um die Geflügelmedizin, wenn ich das richtig verstanden habe. ABER - in der Tiermedizin insgesamt werden diese Antibiosen schon deutlich weniger eingesetzt. Ok, bei Heimtieren werden sie regelhaft eingesetzt, aufgrund der Tatsache, dass für sie nichts anderes verträglich ist. Aber dadurch, dass das fett schnoddernde Kaninchen nun ein Enrofloxacin bekommt, entstehen ja nicht die Resistenzprobleme. Das Problem liegt ganz woanders. Und wie gesagt, ich habe früher bei jeder Erkältung, bei der ich mich habe krankschreiben lassen, eine Antibiose verschrieben bekommen (und sie nie geholt und genommen....)...
In der Praxis, läßt man die Heimtiere mal außen vor, arbeiten wir vorwiegend mit Penicillin und Amoxicillin, was in der Humanmedizin gar nicht mehr so großflächig eingesetzt wird. Damit kommt man in so manchem Fall bei Hund, Katze und Pferd durchaus schon weit. Aber ALLES, was darüber hinaus gehen würde, wäre uns dann eben verboten.
Es muß generell überlegt werden, wie mit Antibiotikagaben weiter umgegangen wird. Aber das, was da momentan angedacht wird (auch wenn die Grünen aktuell behaupten, dass die Haustiere davon gar nicht betroffen wären, und das vom bpt "blinder Aktionismus" wäre), das geht so einfach nicht.