Ich lese mir die Analyse gleich mal durch, weil ich es ehrlich wichtig finde, Dinge von allen Seiten zu beleuchten.
Die EU will die Regeln für Antibiotika in der Tierhaltung verschärfen. Der Verband der Tierärzte ist dagegen - und kämpft mit fragwürdigen Methoden.
Das STIMMT aber schon in der Überschrift schlicht nicht. Wogegen die Tierärzteschaft bzw. der Verband praktischer Tierärzte ("den Verband der Tierärzte" gibt es nicht, aber darauf wollte ich gar nicht weiter eingehen) angehen, ist die
umfassendere erneute Verschärfung, die durch das Veto von den Grünen / Häusling nun durchgeboxt werden soll. Der mit allen möglichen zuständigen Organisationen inklusive der WHO und der EMA abgestimmte Entwurf, gegen den von Häusling Veto eingelegt wurde, war
wissenschaftlich sehr gut begründet, hätte die
weltweit strengste Regulation der Antibiotika-Anwendung in der Tiermedizin bedeutet, aber dennoch die Bedürfnisse der verschiedenen Bereiche der der Tiermedizin ausreichend berücksichtigt.
Insbesondere in der menschlichen Medizin besonders wichtige Antibiotika sollen aus Ställen verbannt werden.
Tja... schon da geht der durch Herrn Häusling formulierte Vorschlag ja deutlich weiter. Beispielsweise soll der Wirkstoff Cefovecin für die Tiermedizin verboten werden. Das ist ein Wirkstoff, für den JETZT schon eine Antibiogrammpflicht besteht, und der in der Humanmedizin überhaupt nicht zum Einsatz kommt. (!) Er hat eine Zulassung für Hund und Katze, ist demnach in Ställen nicht anzutreffen. Um mal ein Beispiel zu nennen. Weitere wären
Ich habe tatsächlich schon beide Versionen gelesen - sprich, es gibt Juristen ,die sagen, dass eine Einzeltierbehandlung auch mit der neuen Verordnung durchaus möglich sein wird - andere sagen, dass sie damit eigentlich ausgeschlossen wird. So einfach, wie es hier dargestellt wird, scheint es also nicht zu sein.
Was die Profitgier angeht - SEHR VIELE der Tierärzte, die sich aktuell für diese Kampagne engagieren, sind KEINE Großtierpraktiker. Es sind Kleintierpraxen. Diese verkaufen Antibiotikatabletten maximal Blisterweise, nicht tonnenweise.
Und wenn man dann noch bedenkt, dass man den Einsatz der Antibiotika in der Tiermedizin innerhalb von nicht mal 10 Jahren massiv (wir sprechen davon 50 - 60 %!!) verringert hat - ist der Vorwurf denke ich zu pauschal. Es wird in jeder Berufsgruppe immer Menschen geben, die genau das tun, was dort skizziert wird. Dies allerdings als Triebfeder der Kampagne zu sehen, verkennt etwas die Tatsachen.
Ich muß auch tatsächlich einräumen, dass ich die Analyse leider nicht so differenziert finde, wie es wünschenswert wäre.
Am Ende ist dann der Tierarzt der Buhmann für Probleme, die ganz woanders liegen, aber wo die Lobby dann so groß ist, dass die Politiker sich da nicht ran trauen. Warum beispielsweise nicht die Stallbelegung von Geflügel deutlich reduzieren, und das gesetzlich festschreiben? DAS würde mehr bringen, als diese Aktion. Oder halt den Entwurf ohne das dann erfolgte Veto - denn auch das wäre durchaus streng genug gewesen. Die PROBLEME in der Resistenzentstehung liegen leider aber noch ganz woanders, aber da traut sich dann auch der gemeine Politiker nicht ran, ....