Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Moderator: Sheitana

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GilianCo
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von GilianCo »

Stina hat geschrieben: Mo 16. Aug 2021, 15:21 Mein TA war heute sehr entspannt deswegen. Er meinte, erst mal sehen, was überhaupt kommt. Und dann blieben auch noch etliche Abs übrig. In seinen Augen müsste der Einsatz in der Schweine- und Geflügelmassentierhaltung deutlich mehr reglementiert werden, der Rundumschlag wäre unnötig und wird sicherlich so nicht durchgehen.

Im Heimtierbereich bleibt dann beispielsweise quasi nix. Und ja, Mastbetrieb, vor allem Geflügel, scheint das eigentliche Problem zu sein. Mir wurde schon im Studium beigebracht, dass Metaphylaxe da nicht mehr erlaubt sei - scheint wohl falsch gewesen zu sein.

Und - ich würde mich niemals drauf verlassen, dass sie da KEINEN Rundumschlag machen. Die machen schon manches mal Dinge, die einem nicht sinnvoll und logisch erscheinen....
puscheltier
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von puscheltier »

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.5390943

Eine etwas differenziertere Analyse
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GilianCo
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von GilianCo »

Ich lese mir die Analyse gleich mal durch, weil ich es ehrlich wichtig finde, Dinge von allen Seiten zu beleuchten.
Die EU will die Regeln für Antibiotika in der Tierhaltung verschärfen. Der Verband der Tierärzte ist dagegen - und kämpft mit fragwürdigen Methoden.
Das STIMMT aber schon in der Überschrift schlicht nicht. Wogegen die Tierärzteschaft bzw. der Verband praktischer Tierärzte ("den Verband der Tierärzte" gibt es nicht, aber darauf wollte ich gar nicht weiter eingehen) angehen, ist die umfassendere erneute Verschärfung, die durch das Veto von den Grünen / Häusling nun durchgeboxt werden soll. Der mit allen möglichen zuständigen Organisationen inklusive der WHO und der EMA abgestimmte Entwurf, gegen den von Häusling Veto eingelegt wurde, war wissenschaftlich sehr gut begründet, hätte die weltweit strengste Regulation der Antibiotika-Anwendung in der Tiermedizin bedeutet, aber dennoch die Bedürfnisse der verschiedenen Bereiche der der Tiermedizin ausreichend berücksichtigt.
Insbesondere in der menschlichen Medizin besonders wichtige Antibiotika sollen aus Ställen verbannt werden.
Tja... schon da geht der durch Herrn Häusling formulierte Vorschlag ja deutlich weiter. Beispielsweise soll der Wirkstoff Cefovecin für die Tiermedizin verboten werden. Das ist ein Wirkstoff, für den JETZT schon eine Antibiogrammpflicht besteht, und der in der Humanmedizin überhaupt nicht zum Einsatz kommt. (!) Er hat eine Zulassung für Hund und Katze, ist demnach in Ställen nicht anzutreffen. Um mal ein Beispiel zu nennen. Weitere wären

Ich habe tatsächlich schon beide Versionen gelesen - sprich, es gibt Juristen ,die sagen, dass eine Einzeltierbehandlung auch mit der neuen Verordnung durchaus möglich sein wird - andere sagen, dass sie damit eigentlich ausgeschlossen wird. So einfach, wie es hier dargestellt wird, scheint es also nicht zu sein.

Was die Profitgier angeht - SEHR VIELE der Tierärzte, die sich aktuell für diese Kampagne engagieren, sind KEINE Großtierpraktiker. Es sind Kleintierpraxen. Diese verkaufen Antibiotikatabletten maximal Blisterweise, nicht tonnenweise.

Und wenn man dann noch bedenkt, dass man den Einsatz der Antibiotika in der Tiermedizin innerhalb von nicht mal 10 Jahren massiv (wir sprechen davon 50 - 60 %!!) verringert hat - ist der Vorwurf denke ich zu pauschal. Es wird in jeder Berufsgruppe immer Menschen geben, die genau das tun, was dort skizziert wird. Dies allerdings als Triebfeder der Kampagne zu sehen, verkennt etwas die Tatsachen.

Ich muß auch tatsächlich einräumen, dass ich die Analyse leider nicht so differenziert finde, wie es wünschenswert wäre.

Am Ende ist dann der Tierarzt der Buhmann für Probleme, die ganz woanders liegen, aber wo die Lobby dann so groß ist, dass die Politiker sich da nicht ran trauen. Warum beispielsweise nicht die Stallbelegung von Geflügel deutlich reduzieren, und das gesetzlich festschreiben? DAS würde mehr bringen, als diese Aktion. Oder halt den Entwurf ohne das dann erfolgte Veto - denn auch das wäre durchaus streng genug gewesen. Die PROBLEME in der Resistenzentstehung liegen leider aber noch ganz woanders, aber da traut sich dann auch der gemeine Politiker nicht ran, ....
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anouk
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von anouk »

Das Veto von Herr Häusling wurde abgelehnt. Heißt es kommt diese krasse, von ihm gewünschte, Verschärfung bzgl AB nicht. Hab ich grad im Netz beim Rückert gelesen
grüßele anouk :schaf:
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A.Z.
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von A.Z. »

Die Dressurstudien habe das bei FB auch so mitgeteilt. :-n
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

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GilianCo
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von GilianCo »

Es kommt eine von vielen verschiedenen Instanzen ausgearbeitete, dennoch strengere Reglementierung.

Für uns Tierärzte ist das so sicherlich besser - allerdings denke ich immer noch, dass auch und gerade im Humanbereich, wie auch (erst recht, und noch mehr) in der Produktion ein sehr viel dringenderer Handlungsbedarf besteht....
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