Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Moderator: Sheitana

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lungomare
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von lungomare »

ich hab zwei Kundinnen, THP und die eine Rechtanwältung. die sind im THP Berufsverband organisiert und prüfen gerade, ob das nciht genauso schwachsinnig ist, wie das Hufbeschlagsgesetz. das wurde ja letztlich vom BVerfG gekippt, weil es nem Berufsverbot gleich kam und es keinen vernüftigen Grund gab, die Chancen, dass da ein ähnliches Urteil ergeht, sind also mal nicht so schlecht. auf jeden Fall sind die Verbände da grad sehr aktiv
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SillyWalks
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von SillyWalks »

aber mal zurueck zu den AB - in dem ersten artikel hieß es doch, es ginge um ALLE AB?
oder "nur" (im zusammenhang mit dem was wallinka zu kaninchen sagte..) reserve-AB?

ich meine, das kann doch nicht durchgehen, dass man bei tieren gar keine AB mehr einsetzen dürfte


Danach dürfen Tierhalter ihren Tieren ab dem 28.1.2022 keine apothekenpflichtigen und frei verkäuflichen Humanarzneimittel ohne eine tierärztliche Verordnung verabreichen.
das ist doch abstrus - wer soll denn das kontrollieren bitte?
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Wallinka
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Wallinka »

@Siwa:
Belgano hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 08:23
Sheitana hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 07:58 Wenn ich es richtig verstanden habe, ging es ursprünglich tatsächlich um eine Einschränkung der prophylaktischen AB Gabe bei Nutztieren. Das hat sich dann aber weiterentwickelt und es soll ein generelles Verbot bestimmter AB Klassen bei allen Tierarten werden.
Sollte der im ENVI beschlossene Entschließungsantrag auch im Europäischen Parlament eine Mehrheit finden, wäre ein komplettes Anwendungsverbot von Fluorchinolonen, Cephalosporinen der 3.und 4. Generation, Polymyxinen und Makroliden in der Tiermedizin kaum mehr abzuwenden. Von dem Anwendungsverbot wären entgegen den Aussagen im Entschließungsantrag nicht nur landwirtschaftliche Nutztiere, sondern alle Tierarten betroffen.
Quelle: https://m.tieraerzteverband.de/bpt/pres ... ctResize=1
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GilianCo
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von GilianCo »

Cat_85 hat geschrieben: Fr 13. Aug 2021, 13:55 Ich sehe da auch die Humanmedizin und eventuell die Massentierhaltung in der Verantwortung.
Zumindest kenne ich das noch so, dass bei Tieren zur Fleischgewinnung auch gern Mal prophylaktisch AB verschrieben wird. Oder ist das schon verändert worden?

Ich habe bereits im Studium gelernt, dass sie sogenannte Metaphylaxe verboten ist. In der Geflügelpraxis ist es wohl dennoch immer noch in Anwendung. Und JA, ich finde definitiv auch, dass das nicht mehr sein kann und sollte. Dann können eben weniger Puten pro qm gehalten werden. Ist eh tiergerechter. ABER - dann wird das Fleisch natürlich teurer. Denn die Billigproduktion hängt natürlich an der Tatsache, dass man so viele Tiere wie möglich pro qm einsetzt, und dann im Zweifel AB gibt, weil die so eng zusammengepfercht sind, dass sie sich fleißig ständig gegenseitig anstecken, ....

@SiWa - es geht vor allem um verschiedene Wirkstoffgruppen, im Extremfall fallen aber tatsächlich fast alle Antibiosen weg. Nimmt man den Heimtierbereich, in dem wir aktuell immer noch Enrofloxacin ohne Antibiogramm einsetzen dürfen, weil kaum ein anderes AB vertragen wird (und auch bei diesem wird halt jedes mal sehr genau abgewägt, weil auch das Enrox für die Darmflora nicht der Hit ist, und man daher nur sehr ungern ein Antibiotikum verschreibt, wenn es nicht wirklich zwingend nötig ist....
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Belgano
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Belgano »

Dazu kommt, daß nicht alle AB Klassen, die noch übrig sind, für alle Anwendungsbereiche geeignet sind. Also da gibt es welche, die nur iv verabreicht werden können, dann andere die äußerlich aber nicht innerlich zur Anwendung kommen, um mal einige Beispiele zu nennen.


Edit: im Humanmedizinstudium lernt man als quasi "Standardrisikogruppe" für multiresistente Keime den Mitarbeiter aus der Massentierhaltung.
Wird auf vielen Aufnahmebögen im Krankenhaus auch so abgefragt.
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SillyWalks
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von SillyWalks »

Wallinka hat geschrieben: Sa 14. Aug 2021, 00:04 @Siwa:
Belgano hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 08:23
Sheitana hat geschrieben: Do 12. Aug 2021, 07:58 Wenn ich es richtig verstanden habe, ging es ursprünglich tatsächlich um eine Einschränkung der prophylaktischen AB Gabe bei Nutztieren. Das hat sich dann aber weiterentwickelt und es soll ein generelles Verbot bestimmter AB Klassen bei allen Tierarten werden.


Quelle: https://m.tieraerzteverband.de/bpt/pres ... ctResize=1
danke
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tara
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von tara »

Cat_85 hat geschrieben: Fr 13. Aug 2021, 15:51 Habt ihr das schon gelesen? Ich bin gerade ganz geschockt. :shock:

https://www.freie-tierheilpraktiker.de/
Wenn die studierten Mediziner/die Pharmaindustrie ihre Felle davon schwimmen sehen, versuchen sie die Konkurrenz zu verbieten. Also hat die Homöopathie und Naturheilkunde doch eine Wirkung, sonst hätten sie nicht so eine Angst davor.
Antibiotika Einsatz generell zu verbieten ist in meinen Augen tierschutzwidrig.
Liebe Grüße
tara
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SillyWalks
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von SillyWalks »

so ein quatsch, tara. keine ahnung, woher diese thp-geschichte kommt, aber sicher nicht von tiermedizinern. was hätten die denn davon

du kannst weiter alles was nicht rezepptpflichtig ist fuer dich selbst in der apotheke kaufen, kein mensch kann nachpruefen, ob du das fuer dein tier benutzt, und was hätten denn TÄs davon, wenn sie alle 10 min nen anruf bekämen von nem tierhalter, sie mögen doch bitte irgendwas rezeptfreies verordnen.
von den egeln mal abgesehen...
andererseits hätten die homoepathischen unternehmen auch keinen blutdruck , ihre globoli fuer tiere zulassen zu lassen, warum sollte da die zulassung strenger sein, als fuer human-homoeopathika - gibt fuer homoeopathika ja keine richtige zulassung, du musst weder nen wirksamkeits noch sicherheitsnachweis erbringen, so go for it :nix:

beim generellen AB verbot bin ich bei dir.
es klang in einigen der artikel wirklich so - alles sehr schräg..

alo keine frage, AB-einsatz muss streng kontrolliert werden, aber die maßnahme ist eher "schaut wir tun ja was"
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von GilianCo »

tara hat geschrieben: Sa 14. Aug 2021, 11:22
Cat_85 hat geschrieben: Fr 13. Aug 2021, 15:51 Habt ihr das schon gelesen? Ich bin gerade ganz geschockt. :shock:

https://www.freie-tierheilpraktiker.de/
Wenn die studierten Mediziner/die Pharmaindustrie ihre Felle davon schwimmen sehen, versuchen sie die Konkurrenz zu verbieten. Also hat die Homöopathie und Naturheilkunde doch eine Wirkung, sonst hätten sie nicht so eine Angst davor.
Das ist jetzt aber schon eine SEHR platte Behauptung .... Wo sehen denn Tiermediziner beispielsweise "ihre Felle davonschwimmen"? Sie dürften ja alles weiterhin einsetzen? Ich sehe jedenfalls THP nicht im Ansatz als Konkurrenz zu meinem Job. Aus "Angst" ist dieser Vorstoß wohl nicht entstanden.

Naturheilkunde hat schon immer eine Wirkung gehabt. Aus der Naturheilkunde haben sich viele Stoffe der modernen Medizin entwickelt. Ob und wie Homöopathie wirkt, daran festzumachen, dass THP solche Dinge nicht mehr "verschreiben" können sollen, finde ich tatsächlich hahnebüchen. (und ansonsten halte ich mich gepflegt aus genau dieser Diskussion raus, weil ich denke, da diskutieren schon genug Leute drüber...)
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Stina
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Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Stina »

Mein TA war heute sehr entspannt deswegen. Er meinte, erst mal sehen, was überhaupt kommt. Und dann blieben auch noch etliche Abs übrig. In seinen Augen müsste der Einsatz in der Schweine- und Geflügelmassentierhaltung deutlich mehr reglementiert werden, der Rundumschlag wäre unnötig und wird sicherlich so nicht durchgehen.
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