Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Moderator: Sheitana

Wallinka
Zentaur
Beiträge: 19851
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:45

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Wallinka »

Kleine Heimtiere (Kaninchen/Meerschweinchen) vertagen die allermeisten AB schlecht bis gar nicht. Bei denen ist bei Infekten ein Fluorchinolon zur Zeit das Mittel der Wahl.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
Lisa-Marie

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Lisa-Marie »

Bitte teilt es weiter und weiter, macht Werbung für die Kampagne. Es geht nicht mehr darum, nur bestimmte Wirkstoffklassen zu reduzieren (DAS haben wir bereits seit 3 Jahren in der Kleintiermedizin), sondern tatsächlich fast alle gängigen Antibiotika für Haustiere zu verbieten.
Niemand möchte dauernd Antibiose in Lebewesen stecken, aber WENN wir sie dann brauchen, dann rettet sie Leben!!!

Für alle Haustierbesitzer wäre das doch die furchtbarste Situation, zu wissen, es gibt Hilfe für ein schwer krankes Tier - aber es ist verboten, sie anzuwenden!!! Und dahin soll das Ganze gehen!!!!
Benutzeravatar
Belgano
Einhorn
Beiträge: 6288
Registriert: Mo 30. Mär 2015, 17:48

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Belgano »

Ich möchte jetzt nicht den Buhmann spielen, aber ich stelle noch einmal die Frage:
Ist es gerechtfertigt, jetzt das Leben eines Hauskaninchens zu retten, wenn in Zukunft das Leben von Menschen, Säuglingen, Kindern, Erwachsenen, Alten, chronisch Kranken, in Gefahr ist?

Natürlich kann das Kaninchen nichts dafür, dass der Mensch in den letzten 120Jahren da einfach totalen Mist gemacht hat und natürlich berührt mich auch das Einzelschicksal des Kaninchens. Als Tierhalter möchte ich natürlich die bestmögliche Behandlung für mein Tier.
Als Humanmedizinerin stehe ich wiederum aber auch total verzweifelt vor dem Patientenbett, in meinem Fall mit einem Kind oder gar einem Säugling und frage mich haareraufend, was denn jetzt noch als Alternative bleiben soll, wenn die Keime immer resistenter werden. Denn in der Kindermedizin sind wir ja auch eingeschränkt bei der AB-Wahl, weil nicht alle Substanzen für Kinder angewendet werden können.

Wie gesagt, ich stecke da moralisch wirklich sehr in der Zwickmühle.
Gelassenheit, Heiterkeit und viel Geduld sind die Basis jeder harmonischen, respektvollen Beziehung.(Audrey Hasta Luego)
Levi - ein kleiner Held wird groß
Benutzeravatar
Sheitana
Zentaur
Beiträge: 30584
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:07
Wohnort: Bergheim
Kontaktdaten:

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Sheitana »

Ich denke, es muss eine grundsätzliche Lösung gefunden werden....

Und das auch unter Einbeziehung der Alternativmedizin, die ja leider auch immer mehr beschnitten wird.... Außer Georgia mit ihrer Plazentitis (wo es eben auch gerechtfertigt war) und Finlay mit seiner schlimmen Verletzung hat keines meiner Pferde in den letzten Jahren AB benötigt. Nicht, weil ich zu faul oder geizig war den TA zu holen, sondern, weil es schlicht nicht nötig war und ich es früh genug mit anderen Mitteln behandeln konnte.
Ich muss sagen, inzwischen sind die meisten der TÄ bei uns da auch zugänglich, mit denen kann ich gut zusammen arbeiten und wir besprechen was nötig ist, wann es nötig ist etc. Bei Finlay die Verletzung wäre vielleicht auch ohne AB gut geheilt, aufgrund seines jungen Alters haben wir uns da aber trotzdem dafür entschieden, bei den Zwergen geht es eben im Zweifel sehr schnell.
Es gibt aber auch immer noch die TÄ die sagen "oh, kleine Schwellung, geben wir mal AB". Oder "ich weiß nicht was es ist, aber hier, eine Packung Entzündungshemmer und AB, danach sollte es weg sein". Und auch die Besitzer, die immer gleich Antibiotika haben wollen. Selbiges in der Humanmedizin. Mein Hausarzt verschreibt nur AB, wenn es gar nicht anders geht und ich selbst nehme es auch nur dann.... Auf der anderen Seite Ärzte/Patienten, wo das ständig nötig ist. Meine Lieblingsaussage ist immer noch "ich habe eine fette Virusinfektion, habe gleich AB bekommen". Da könnt ich jedesmal ausrasten, das ist Bio-Grundkurs :tuete:
Da muss doch vor Allem angesetzt werden. Von daher finde ich eine stärkere Beschränkung von AB und eine genauere Prüfung wann und warum gar nicht schlecht. Nur ein grundsätzliches Verbot ist nicht zielführend. Ich stelle den Menschen definitiv nicht über das Tier. Ich wüsste nicht, mit welchem Recht wir mehr Anspruch auf Leben haben, als ein anderes Lebewesen. Wir glauben das halt leider gerne.
Benutzeravatar
Riff
Pegasus
Beiträge: 11302
Registriert: Do 9. Okt 2014, 18:41

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Riff »

Das verstehe ich. Danke, für diese Seite der Geschichte. Echt schwierig.
That's the way the cookie crumbles :keks:
Wallinka
Zentaur
Beiträge: 19851
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:45

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Wallinka »

Und wie erkläre ich dem Kind, das seinem geliebten Kaninchen nicht geholfen werden kann und es sterben muss, weil Medikamente, die helfen könnten, für Kaninchen verboten wurden?
Ich versuche grade, den ursprünglichen envi vorschlag, der jahrelang erarbeitet wurde, irgendwo zu finden.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
Benutzeravatar
Riff
Pegasus
Beiträge: 11302
Registriert: Do 9. Okt 2014, 18:41

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Riff »

Und wie erklärt man der Mutter, dass man den Kind nicht helfen kann?

Das betrifft ja anscheinend alle, wenn ich das richtig verstehe.

Seufz.
That's the way the cookie crumbles :keks:
Benutzeravatar
Sheitana
Zentaur
Beiträge: 30584
Registriert: Di 15. Mai 2012, 08:07
Wohnort: Bergheim
Kontaktdaten:

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Sheitana »

Deswegen sag ich ja, es muss eine ganzheitliche Lösung gefunden werden und nicht nur einzelne Gruppen beschränken :nix:
Nucades
Einhorn
Beiträge: 7530
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 21:33

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von Nucades »

Und es muss ein größeres Bewusstsein dafür entwickelt werden, was ein AB überhaupt ist und was es kann.
Die von Sheitana beschriebene Herangehensweise kenne ich leider auch :seufz: "Oh, du hast eine Virusinfektion? Hoffentlich hat der Arzt dir AB verschrieben." :wall:
Benutzeravatar
SillyWalks
Einhorn
Beiträge: 6226
Registriert: Sa 25. Apr 2020, 20:34

Re: Antibiotikaanwendung in der Tiermedizin

Beitrag von SillyWalks »

Für alle Haustierbesitzer wäre das doch die furchtbarste Situation, zu wissen, es gibt Hilfe für ein schwer krankes Tier - aber es ist verboten, sie anzuwenden!!! Und dahin soll das Ganze gehen!!!!
ich kann das gar nicht glauben, dass sowas im raum steht.
das ist ja blinder aktionismus.
der AB einsatz bei kleintieren und liebhabetieren ist doch vermutlich im verhältnis zu dem in der humanmedizin und nutztierhaltung völlig irrelevant :huh:

und andererseits frage ich mich: zulassung ist das eine - aber zugelassen sind ABs auch nicht zur behanldung viraler krankungen ohne bakterielle superinfektion, oder?
DEMOKRATEN ALLER LÄNDER, VEREINIGT EUCH!
DEMOCRATS OF ALL COUNTRIES, UNITE!
Antworten