Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Moderator: Sheitana

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Cashew
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Cashew »

Ja, es ist und bleibt schrecklich, wenn man seine Tiere so vorfindet. Wobei... wenn man da ein bisschen weiter recherchiert, finde ich das noch trauriger als es sowieso schon ist. Anscheinend sind die Ponyhalter schon vor Monaten davor gewarnt worden, dass ihre Weide dringend abgesichert werden müsste und ist auch nach dem ersten Riss nicht alles so abgelaufen wie es idealerweise gewesen wäre (Kadaver so schnell wie möglich entfernen, Sicherung der verbleibenden Tiere). Sprich - das Drama wäre wahrscheinlich vermeidbar gewesen.

Wir haben hier zu Hause abgemacht, dass wir die Prio auf Planung und Bau vom neuen Offenstall setzen. Behördengänge fragen immer viel Zeit und Einsatz, und ich kann das nicht parallel stemmen. Die Pferde sind jetzt nachts aufgestallt. Die Schafe sind draußen. Das klingt jetzt unschön, aber falls... falls... sind die Pferde mir aktuell wichtiger. Aber sobald der Stall so ungefähr steht, geht die Anfrage für einen (festen) Wolfszaun raus.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Sheitana
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Sheitana »

Tja, bei Finlay gibt es gar nicht die Möglichkeit alle Pferde aufzustallen. Sollte es hart auf hart kommen und der Wolf kommt da an versucht die SB die Pferde ans Haus zu holen. Dann muss Finlay aber sofort weg, weil noch Hengst.
Ihr Zaun ist schon nahezu das, was man wolfssicher nennt. Eine sechste Litze fehlt noch. Trotzdem, da wird der Wolf drüber lachen, wenn er vorbei kommt. Das ist doch Irrsinn.

Ich verstehe ehrlich nicht, warum die Wölfe, die problematisch sind und regelmäßig an Nutztiere gehen, nicht entnommen werden. Es gibt noch genügend, die das nicht tun.
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Cashew
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Cashew »

Sheitana, ich hoffe von ganzem Herzen, dass das nicht passiert.

Ich denke nicht dass der Wolf über einen Elektro-Zaun "lacht". Wenn er wirklich sehr viel Hunger hat, dann vielleicht. Aber es gibt keinen einzigen plausiblen Grund an zu nehmen, Wölfe würden hier (ich kann nur von "meinen" Eifeler Wäldern sprechen) Hunger leiden. Nutztiere sind also höchstens ein Leckerbissen. Wie sind wir selber? Ist die Schüssel Schokolade auf dem Tisch, hat man schnell alles weg. Ist die Schoki aber hoch im Schrank, braucht man vielleicht sogar eine Leiter um dran zu kommen, dann wird man seltener dran gehen.

Ob ein Wolf problematisch ist oder nicht, können wir (als Laien) anhand der Geschehnisse mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einschätzen, genauso wenig wie meine Nachbarin (als Laie) irgendwas von meinem Pferd einschätzen kann. Wir haben keine andere Wahl, als dem eine Chance geben. Zum einen gesetzlich gesehen, denn der Wolf ist streng geschützt. Zum anderen finde ich persönlich (das engagiert nur mich) es wirklich traurig, dass ein anderes Wesen keinen Lebensraum mehr haben sollte, weil es "stört", obwohl es Gegenmaßnahmen gibt. Aber das habe ich schon eher geschrieben.

Bitte: Lasst euch alle als Pferdehalter korrekt beraten durch Leute, die wirklich etwas davon wissen. Lasst euch keine Märchen erzählen! Der Wolf ist zwar ein Wildtier, aber er hat bestimmte Eigenschaften, die ziemlich gut bekannt sind. Wenn mein Haus so gut wie einbruchssicher ist, aber die Hintertür lässt sich nicht korrekt verriegeln, werde ich das sehr wahrscheinlich ändern, oder? Und dann beauftrage ich nicht den Klempner damit, sondern jemanden, der ordentliche Türen verkauft.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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lungomare
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von lungomare »

sheitana schrieb ja nun explizit: DIE Wölfe entnehmen, die an Nutztiere gehen -da bin ich auch voll dabei - und die, die bislang unauffällig sind, leben lassen. keiner schreibt:alles abknallen.
Choose being kind over being right and you'll be right most of the times.
... die mit der buchstabenfressenden Tastatur..
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Cashew
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Cashew »

Natürlich. Das habe ich Sheitana ja auch nicht unterstellt. Ich bezweifle nur, ob wir (als Laien) die Kompetenz haben, darüber zu urteilen ob ein bestimmter Wolf problematisch ist. Es ist nicht so einfach, Risse zweifelsfrei einem bestimmten Wolf zu zu ordnen. Wenn es um unsere Pferde geht, würden wir nie ein Tier einschläfern lassen, wenn der geringste Zweifel besteht, ob das wirklich notwendig und richtig ist. Ich denke, ein Wolf darf das gleiche Recht in Anspruch nehmen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Wolf entnommen wird, sobald sich zweifelsfrei bestimmen lässt, dass er ein Faible für Nutztiere entwickelt hat. Ich bin mir da sogar mehr als sicher, denn ein Elterntier würde diese "Neigung" seinem Nachwuchs garantiert mitgeben.

Es verändert aber nichts am eigentlichen Problem und an unserer Eigenverantwortung: Es liegt an uns, gefährdete Nutztiere zu schützen. Wir können dafür sorgen, dass Wölfe erst gar nicht "auf dumme Gedanken" kommen. Ich finde den Vergleich mit Diebstahlschutz wirklich angebracht. Ein guter Schutz wird wahrscheinlich auch nie zu 100% Diebstähle/Ripper usw. verhindern können, aber er wird sie deutlich schwieriger machen.
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Sheitana »

In Schermbeck ist doch teilweise sogar nachgewiesen, dass es ein bestimmter Wolf war :kratz: und da weiß man wie ich gelesen haben sogar, dass erst nur die Hündin auf Nutztiere ist und jetzt auch der Rüde...
Mich stören wirklich nicht die Wölfe im Wald, sondern die, die anfangen systematisch Nutztiere zu jagen und das an ihre Nachkommen weiter geben.
Trotzdem wurde jetzt entschieden die Wölfe werden nicht entnommen. Bei dem Thema glaube ich nicht an "das wird dann schon gemacht, sorry" :shy:

Sichere Zäune bauen ist ja alles in Ordnung... Was aber, wenn das nicht reicht? Es kann doch nicht sein, dass der Wolf dann freie Bahn hat und die Pferde eingesperrt werden müssen.

Ich bin wirklich nicht für abknallen, aber sich nicht Mal wehren dürfen (und wenn es nur dem Wolf vor die Füße schießen ist damit er merkt hier ist es nicht toll) finde ich einfach nicht angebracht.
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Wallinka »

Ich frag mich die ganze Zeit, wie lange das gut geht. Ich hab keine konkreten Zahlen, aber was ich mitbekomme, scheint die Zahl an Wölfen und Wolfsrudeln jährlich deutlich zuzunehmen. Wie ist das für die Zukunft geplant, soll die Wolfspopulation sich selbst regulieren und wenn ja, wie? Über Hunger und Krankheit, wenn die wolfsgeeigneten Reviere zu klein werden? Hofft man, das die dann in die nächsten anliegenden Länder abwandern und dort willkommen geheissen werden?
Wo ist der Unterschied zwischen Wölfen und Wildschweinen? Warum dürfen die einen, wenn sie zu zahlreich sind, "der Natur entnommen" werden, die anderen nicht? Wer definiert " zu zahlreich"? Wer errechnet, das Schäden an Nutztieren den Landwirt weniger schädigen als Schäden an Feldern? Warum werden keine Wildschweinzäune um Felder finanziert, damit die Wildschweine diese nicht zerstören können? Weil Wildschweine schmecken und Wölfe nicht?
Warum müssen meine Pferde, die im Sommer nur nachts freiwillig den Stall verlassen, nachts ihre Freiheit verlieren, damit der Wolf frei laufen kann?
Ich möchte die Entscheidung nicht treffen, ich befürchte aber, dass sie irgendwann getroffen werden muss, wenn nicht jetzt, dann in einigen Jahren. Ich kann mir nicht vorstellen, das es nicht zu weiteren, heftigen Konflikten kommt. Und der Wolf hat hier keine natürlichen Feinde, soweit ich weiss, Autos mal ausgenommen. Aber vielleicht sollten wir Bären wieder hier ansiedeln, als Regulator für Wölfe?
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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Sunny77
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Sunny77 »

Man sollte sich das Rechtsgutachten in NRW mal zu Gemüte führen. Es gab ja Anträge, das durch das Brüsseler Artenschutzabkommen stark geschützten Wolfsrudel in Hünxe zu dezimieren. Aber da steht nun mal "Es gibt noch genügend andere Alternativen". Solange sich die Gesetzeslage bezüglich des Schutzstatus des Wolfs nicht ändert, ist es eben nicht so einfach "Problemwölfe" abzuschießen.
Liebe Grüße,
Sunny
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Cashew
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Cashew »

Das sind wichtige Fragen, Wallinka, darauf hab ich leider auch keine Antwort. Sowas muss auf politischer Eben entschieden werden, und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie welche Partei zum Thema steht.

Wir bauen gerade einen Offenstall - bestimmt nicht, weil wir davon überzeugt sind, dass unsere Pferde eingesperrt im Stall besser aufgehoben sind! Ich weiß auch nicht, was die beste Lösung ist, und ich wöllte auch nicht (für die "Allgemeinheit") entscheiden müssen. Auch in unserem Wolfsgebiet sind schon Nutztiere gerissen worden. Trotzdem kann ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, den Wölfen generell ihren Lebensraum in meiner Nachbarschaft ab zu sprechen. :nix:
Viele Grüße,
Sarah und Co


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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Sheitana »

Ich schätze niemand hier spricht dem Wolf seinen Lebensraum ab... aber ich darf mich nicht wehren, wenn er kommt, sondern muss zusehen, wie er vielleicht meine Pferde reißt... oder auch nicht. Und DAS stört mich gewaltig.
Wenn eine Wildschweinhorde wiederholt unsere Wiese umpflügt und die Pferde scheu macht, dann rufe ich den Jäger. Beim Wolf kann ich nur hoffen und beten, dass Nachbars Tiere besser geschützt sind.
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