Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Moderator: Sheitana

Nucades
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Re: Lasst los den Müll und Wünsche fliegen

Beitrag von Nucades »

Wenn Hund, dann sollte es mindestens ein Herdenschutzhund sein. Die sind mental und auch körperlich (z. B. Wamme) für diesen Job gezogen.
Hat ein Wolf wirklich Hunger, wird er sich von einem Signalton mittelfristig nicht abschrecken lassen.
Ich bin für die Einrichtung von nicht-jagdlichen Luderplätzen mit gelockerten Vorschriften in den Wolfsgebieten.
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Sheitana
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Re: Lasst los den Müll und Wünsche fliegen

Beitrag von Sheitana »

Ich glaube gar nicht mal, dass ein Wolf wahllos plötzlich einen Reiter im Wald angreift.

Ich denke aber schon, dass Wölfe schlau genug sind zu lernen, dass Pferde auf der Weide für sie ggf. leichte Beute sind. Solange sie das nicht wissen ist denke ich eine Co-Existenz möglich, wenn sie es einmal gelernt haben - und es dann ggf. sogar an ihre Nachkommen weiter geben - wird es halt schwierig.

Das mit den Herdenschutzhunden ist auch nicht so einfach. Abgesehen davon, dass sie teuer sind und aufwendig in der Haltung gehen die aus einem Kampf mit einem Wolf auch nicht immer unverletzt hervor. Will man das?

Ich glaube gar nicht, dass man die Wölfe alle abknallen muss. Aber ich finde man MUSS sich Gedanken darum machen wie man mit Wölfen umgeht, die regelmäßig Nutztiere und Pferde reißen und die Scheu vorm Menschen verloren haben.

Dass man sich selbst und seine Tiere gar nicht schützen darf, sondern dem völlig ausgeliefert ist, das ist es persönlich, was mir Angst machen würde, wenn der Wolf bei uns wäre.
Nucades
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Re: Lasst los den Müll und Wünsche fliegen

Beitrag von Nucades »

Herdenschutzhunde müssen nicht teuer sein, sind nach meiner persönlichen Erfahrung angenehm zu halten und zum Kampf mit einem Wolf kommt es in der Regel nicht.
Die Bezuschussung der HSH-Haltung für Landwirte wäre eine Unterstützung und wird, glaube ich, in einigen Bundesländern auch schon praktiziert.
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GilianCo
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Re: Lasst los den Müll und Wünsche fliegen

Beitrag von GilianCo »

Equester hat geschrieben: Di 10. Jan 2023, 14:49 Aber damit sind wir dann wieder im Mittelalter angekommen, oder? Da hat man die Wölfe gnadenlos vernichtet, weil sie dem Menschen zu nahe kamen und da war noch nicht mal die Hälfte der Fläche so intensiv bebaut/genutzt, wie es heute der Fall ist. Wir haben hier das Wolfproblem, weil die aus Polen und Tschechien abwandern und bei uns perfekte Verhältnisse vorfinden.

Finde ich nicht. Auch hier macht doch die Dosis das Gift. Ich halte einfach den UNEINGESCHRÄNKTEN Schutz eines Beutegreifers (da sei auch egal, welcher) einfach für kritisch. Und wie gesagt, ich denke, die lernen sehr gut, dass sie selbst mit Vergrähmung keine Angst zu haben brauchen, dass der Mensch ihnen tatsächlich was tut.

In den Ländern, in denen das Leben mit dem Wolf immer "normal" war, schützen den Wolf definitiv nicht uneingeschränkt.

Equester hat geschrieben: Di 10. Jan 2023, 14:49
Hm, hat man denn schon mal versucht zu ermitteln, wodurch die sich wirklich von der Jagd abhalten lassen? Hunde sollen sehr effektiv sein. Jetzt kann man schlecht auf jeder Pferdekoppel noch einen Hund halten. Wie sieht es mit Geräuschen aus? Ok, nervt dann auch die Pferde, aber....
Ich sinniere mal vor mich hin: bei Berührung an den Zaun ertönt ein lautes Geräusch. Die Pferde werden sich daran gewöhnen und irgendwann nicht mehr wegspringen. Wölfe auch? Oder reicht das, dass sie den Bereich zukünftig meiden? Reagieren die überhaupt auf Geräusche? Gibt es dazu Erkenntnisse?

Wir haben in der Umgebung eine Schafhalterin mit Herdenschutzhunden, drei an der Zahl. Sie wohnt mit ihren Tieren an unserem Weg, der ins Ausreitgelände führt. Und ich räume ein, seitdem die Hunde da leben, ist es nicht mehr entspannt möglich, dort vorbei zu reiten. Die Hunde gehen häufig los, wenn man vorbei kommt, und die Pferde erschrecken sich zuverlässig regelmäßig, mein Großer ist schon echt gesprungen, dass ich in Wohnungsnot kam. Mit meinem Kleinen habe ich viel geübt, dort schon zu Fuß langzugehen, mich mit der Hundehalterin verabredet, und dennoch ist das unentspannt. Sprich, für jegliche Pensionsställe ist das unrealistisch, nicht umsetzbar.

Ich denke, alles, woran die Pferde sich gewöhnen können, können auch die Wölfe sich gewöhnen.

Ich weiß, außer aufstallen, momentan keine wirklich realistische Möglichkeit, unsere Pferde zu schützen, wenn der Wolf kommt. Genau aus dem Grund, dass er aktuell immer mehr lernt, dass auch Pferde eine Beute sind. Schafe und Kälber ja schon lange.

Ich habe auch tatsächlich nicht in erster Linie Angst, dass MICH der Wolf frisst. Eher Sorge um meine Tiere. Und die erscheint mir durchaus nicht unberechtigt zu sein.
Nucades
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Re: Lasst los den Müll und Wünsche fliegen

Beitrag von Nucades »

Die Population des Wolfes wird ja durchaus schon durch äußere Einflüsse reguliert.
Dazu Stromzäune, HSH, Luderplätze usw sind eben auch mögliche Maßnahmen.
Die Stute, aus der mein Pferd gezogen wurde, fiel übrigens nachts auf der Weide einem gestörten Exemplar der Raubtiergattung Mensch zum Opfer :-(
Es gibt leider unkalkulierbare Risiken in der Tierhaltung...
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A.Z.
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Re: Lasst los den Müll und Wünsche fliegen

Beitrag von A.Z. »

Bzgl. Begegnung Wolf - Reiter kenne ich aus dem direkten Bekanntenkreis 2 Erzählungen - das ging dergestalt aus "Wolf guck, Pferd guckt, Mensch guckt - Wolf geht weiter seines Weges."

Zum Stichwort Herdenschutzhund habe ich eine Problematik im Hinterkopf - der Hund schützt seine Herde am Ende des Tages nicht nur vor dem Wolf etc. sondern vor jedem Fremden - im schlimmsten Fall das Pferd vor dem eigenen Besitzer, wenn der nur selten genug zu Besuch kommt. Für Pensionställe, Reitschulen - generell Ställe, die gerne mal Besuch hätten - scheint mir das keine Lösung zu sein. :-e
Viele Grüße Angela

Oh Großer Geist, hilf mir, nie über einen anderen Menschen zu urteilen, bevor ich nicht zwei Wochen lang in seinen Mokassins gelaufen bin. (Lachender Fuchs, Sioux-Häuptling)

In memoriam
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Nucades
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Re: Lasst los den Müll und Wünsche fliegen

Beitrag von Nucades »

Oh, da gibt's dann wohl auch zu den HSH Mythen...
Wallinka
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Re: Lasst los den Müll und Wünsche fliegen

Beitrag von Wallinka »

Herdenschutzhundhaltung ist aber auch nicht einfach so möglich. Darf man sie inzwischen zwar hinter Stromzaun halten ( das ist erst seit 2022 erlaubt) müssen sie mindestens 6 m Abstand halten können. Dh jeder Laufgang und jeder Paddock muss mindestens 12,50m Durchgangsbreite haben. Dann wird ein Hund nicht reichen und grade wenn die Tiere in der Nähe von Wohnsiedlungen stehen gibt es bestimmt auch Probleme wenn die öfter anschlagen.
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.
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Cat_85
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Re: Pferdehaltung im Wolfsgebiet

Beitrag von Cat_85 »

https://www.st-georg.de/news/pferde-und ... r-wallach/

Ein junger Trakehner... Das ist schon heftig. So ein großes Tier. :shock:
Liebe Grüße von Silvia und Lady.

:giraffe:
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