Wer clickert wie und warum

Moderator: Keshia

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anouk
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von anouk »

Labeo hat geschrieben: Mo 19. Apr 2021, 22:39 ... noch mal gefragt:
Was tut ihr gegen den Ständer?
:shifty:
Gewagte these zum morgenkaffee :shifty: kommt das ev tatsächlich vermehrt bei den Pferden die "nur" zu trainingszwecken geclickert werden? Wo im Alltag ein click o Futter Belohnung nicht vor kommt :-e
Wo dann tatsächlich die Aufregung/Erwartungshaltung zu hoch schießt, weil eeendlich mal wieder Leckerli im Spiel sind

Was dagegen spricht, sind wahrscheinlich Videos von H. etc also versierten allesclickerern :-e aber, man filmt ja oft ne Situation, wo man Trainingstechnisch etwas bestimmtes zeigen will etc. da ist vlt unbewusst Aufregung/Stress auch bei Mensch im Spiel, was gespiegelt wird

Edith: ich tu nix dagegen, bzw wenn ich mich richtig erinnere lässt sly eher locker raus hängen und wird nicht fest. Ansonsten hab ich bzw würde ich kurz abbrechen und wie flummi schrieb, Bewegung o alternativ heu/kraulen anbieten
grüßele anouk :schaf:
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Equester
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Equester »

Nettes Frühstücksthema :kicher:

Für mich gibt es da Unterschiede, schachten die einfach nur aus, ist das Entspannung, wird es mehr, ist es Anspannung. Das passiert bei uns gerne mal, wenn zuviel an Seitengängen gearbeitet wird. Das ist die absolute Lieblingsdisziplin vom Schinken und da kann er sich gut rein steigern. Da ich aber nie nur im Stand arbeite, sondern immer dazwischen Bewegung einfordere, ist das wirklich selten.

Dass man die gezielte Bewegung zur Auflösung nutzt, war mir gar nicht bewußt, ich habe das automatisch ohne tieferen Hintergrund gemacht .
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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anouk
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von anouk »

Equester hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 07:07
Dass man die gezielte Bewegung zur Auflösung nutzt, war mir gar nicht bewußt, ich habe das automatisch ohne tieferen Hintergrund gemacht .
Gibt es mWn sogar Studien dazu *such*
Die in Bewegung gebildeten Hormone Endorphin und Serotonin helfen, die durch Stress ausgeschütteten Hormone abzubauen, wenn ich mir das richtig gemerkt habe ;)
grüßele anouk :schaf:
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Lewitzer Flummi
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Gezielt nutzen ist gut.... :kicher:
Mir ist das vor einiger Zeit aufgefallen, dass sich durch das Laufen "Das Problem" (Ich störe mich da persönlich nicht so dran. Es gehört halt zum Pferd. :nix: Aber Aufregung abbauen ist immer gut....) etwas aufzulösen scheint. Seitdem nutze ich es hin und wieder.
Abgesehen davon, dass man ja eh nicht zu viele Clicks nacheinander ohne Pause geben sollte. Vergesse ich leider auch noch zu oft. :tuete:
Liebe Grüße
Die Flummis

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Und Teil 2: Auf dem Weg zum Reitpferd
Beate1712

Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Beate1712 »

A.Z. hat geschrieben: Mo 19. Apr 2021, 16:24
Das Leben ist so viel mehr als das.


Mein Pferd ist nicht verwirrt. :-u
Nicht dadurch, dass es den Keks mal mit mal ohne Click kriegt. Nicht davon, dass es auch Phasen ohne Kekse gibt.

Futter ist bei uns IMMER anwesend. Offensichtlich anwesend, denn es gibt eine besondere Tasche dafür, dich ich immer trage.

:clap: Genauso ist das bei uns auch und ich habe genau die gleiche Erfahrung damit. Ich denke, viele unterschätzen ab und an unsere Pferde kognitiv völlig. Sie können ziemlich viel unterscheiden, solange sich unsere eigene innere Haltung auch unterscheidet, oder eben auch gleicht in gleichen Situationen. Ob mit oder ohne Keks.
Und ich bin auch ganz bei Sheitana: Die Emotionen die für ganz viele Pferde oft höherwertig als der keks an sich. Deswegen kann man da nach mM. auch mischen.
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anouk
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von anouk »

Beate1712 hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 08:41 Und ich bin auch ganz bei Sheitana: Die Emotionen die für ganz viele Pferde oft höherwertig als der keks an sich. Deswegen kann man da nach mM. auch mischen.
OT :oops:
Ist das nur bei den eigenen Pferden so bzw bei denen, mit denen ich ggf schon lange in einer Beziehung stehe als Trainer?

Und, um jetzt die Kurve zum Thema zu bekommen, ist es da nicht hilfreich, bei einem neuen pferd, neuen Schüler sich erstmal via positiv verstärken etc bekannt zu machen, Fuss in die Tür zu bekommen?
grüßele anouk :schaf:
Beate1712

Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Beate1712 »

anouk hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 08:51
Beate1712 hat geschrieben: Di 20. Apr 2021, 08:41 Und ich bin auch ganz bei Sheitana: Die Emotionen die für ganz viele Pferde oft höherwertig als der keks an sich. Deswegen kann man da nach mM. auch mischen.
OT :oops:
Ist das nur bei den eigenen Pferden so bzw bei denen, mit denen ich ggf schon lange in einer Beziehung stehe als Trainer?

Und, um jetzt die Kurve zum Thema zu bekommen, ist es da nicht hilfreich, bei einem neuen pferd, neuen Schüler sich erstmal via positiv verstärken etc bekannt zu machen, Fuss in die Tür zu bekommen?
Ich bin davon überzeugt, dass das für alle gilt. Jedes Pferd liest deine Emotionen schneller als du selbst sie auf dem Schirm hast. ;-)
Trotzdem schau ich bei einem neuen Pferd, egal ob ich selbst es an der Hand habe oder eine Schüler(in), zuerst wie es genau tickt.
Ja, ich versuche immer , vorrangig positiv zu verstärken. Das geht bei mir auch gar nicht mehr anders, weil ich schon seit Jahren mit dem Zungenclick arbeite. Das hat sich bei mir derart automatisiert, dass die Zunge schon automatisch klickt wenn die Augen die richtige Reaktion sehen. :lol: Auch bei Pferden die gar nicht geklickert sind.
Aber so schleiche ich das halt teilweise ein. Man muss halt nur aufpassen bei neuen Schülern Weil einige es nicht unbedingt wollen und/oder mit dem Timing und der Technik noch gar nicht vertraut sind. Dann muss man erfragen, wie sie es haben wollen und entsprechende Prioritäten setzen trotzdem reagiert jedes Pferd immer auf unsere innere Emotion. Positiv genauso wie negativ.
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Equester
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Equester »

Man muss unterscheiden: das eigene Pferd oder ein fremdes/neues Pferd. Ich habe über 10 Jahre mit verhaltensgestörten Pferden gearbeitet. Da ist nix mit Vertrauen und kenne ich gut. Da gab es ein langes Vorgespräch, dann habe ich die Interaktion von Besi und Pferd angeguckt, dann noch mal meine Eindrücke geschildert und dann - sofern der Kunde das wollte - habe ich das Pferd angeclickert und gleich erste Übungen mit beiden gemacht. Es gab nicht einen einzigen Fall, wo das nicht zu einem guten Ergebnis geführt hat. Das clickern hat dem Menschen Vertrauen in eigene Fähigkeiten gegeben und hat - was fast immer quasi Neuland für die Menschen war - eine absolut positive Wahrnehmung ermöglichst. Das hat immer innerhalb kürzester Zeit zu Erfolgen geführt und da ging es nie um irgendwelche Feinheiten, sondern um grundsätzliche Probleme und Angstbeseitigung. Mal Angst beim Pferd, mal (häufiger) Angst beim Menschen.

Bei meinen Pferden nutze ich das clickern viel spezieller und ohne diesen Druck, dass da ein Problem hinter steht.
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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Lewitzer Flummi
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Lewitzer Flummi »

Magst du darauf eingehen, wie genau du im Bezug auf Angst bei Pferd und Reiter vorgegangen bist?
Oder kommt das tatsächlich auf das Pferd-Mensch-Paar an?
Liebe Grüße
Die Flummis

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Equester
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Re: Wer clickert wie und warum

Beitrag von Equester »

Das Thema Angst ist extrem vielschichtig und für jedes Pärchen (Pferd/Mensch) muss es eine eigene Lösung geben, weil jeder vor etwas anderem Angst hat.

Beispiel:
ich hatte eine Kundin, die hat mich geholt, weil das Pferd aus ihrer Sicht immer unkontrolliert von 0 auf 100 war und dann gesprungen ist. Das hat dazu geführt, dass sie irgend wann sich nicht mehr getraut hat, mit dem Pferd von A nach B zu gehen. Da habe ich die erst mal laufen lassen, um zu gucken, was eigentlich passiert. Das war ein klassisches "ichziehemichandirhoch" Problem. Sie hat die Gegend gescannt und versucht, jedes Ungeheuer zu sehen, bevor es in Erscheinung tritt, das Pferd hat sich anstecken lassen und hat ebenfalls gesucht. Sie hat rechts gesucht, das Pferd links. Rechts war nix, links flog ein Vogel hoch und zack ist das Pferd gesprungen, weil es die Nervosität des Menschen aufgenommen hatte. Aus Sicht der Frau war nix, aus Sicht des Pferdes war ganz viel, zumal der Mensch ja schon vorher angezeigt hat, dass da was ganz Schlimmes kommen wird.
Hier bin ich zweiteilig vorgegangen. Zunächst habe ich mit dem Menschen geübt, auf das Pferd und nicht auf die Umgebung zu achten. Pferde können nicht ohne Vorankündigung etwas machen. Das Problem fängt an, wenn der Mensch das nicht sieht, weil z.B. das Pferd extrem leise Ansagen macht oder weil der Mensch überall drauf achtet, nur nicht auf das Pferd. Nachdem ich den Menschen einigermaßen sensibilisiert hatte und ihr sehr nahe gelegt hatte, dass sie aufhören soll, das Pferd verbal beruhigen zu wollen, habe ich mich mit dem Pferd beschäftigt.
Wir sind all die "Gruselecken" abgelaufen und ich habe das Pferd bewußt ins offene Feuer laufen lassen. Der Click kam immer dann, wenn es anzeigte, dass es gleich springen wird. Beim den ersten drei mal, ist es trotzdem gesprungen, aber jedesmal ein wenig weniger, bzw mit geringer Verzögerung. Danach hat es angezeigt und auf den click gewartet. Nachdem das Pferd das verstanden hatte. habe ich beide zusammen geführt und extrem engmaschig begleitet (sprich ich habe fast die ganze Zeit Anweisung gegeben und gesagt, was ich sehe und was sie tun soll). Dann habe ich nur daneben gestanden und die beiden machen lassen. Immer, wenn sie zu spät kam, habe ich erläutert, was ich gesehen habe. Nämlich das, was sie in dem Moment gemacht hat und was das Pferd angezeigt hat. Hier war das Problem, dass Mensch zwar wie wild geguckt hat, aber das falsche Ziel gewählt hatte. Mit dem clickern habe ich sie quasi gezwungen, nur noch auf das Pferd zu achten, damit der click zum rechten Zeitpunkt kommt. Das hat beiden sehr geholfen, weil sie endlich einen Bezugspunkt hatte, dem Pferd hat es geholfen, weil seine Signale endlich erkannt und respektiert wurden.

(Das ist jetzt die Kurzfassung, das war natürlich nicht in einer Einheit zu klären)
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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