Ich stecke in einem Dilemma.

Moderator: Stjern

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faraway
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Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von faraway »

Sorry für den Roman...es ist wirklich lang geworden.

Wer uns nicht kennt:
Mein Pony ist eine inzwischen 14jährige Hafistute, seit 10 Jahren bei mir, lebt im Offenstall in einer relativ großen Herde (ca. 20, gemischt). Ist glücklich dort.
Pony hat leider ein Grundproblem: Sie hat aus einer richtig blöden Anreitphase (vor meiner Zeit, daher nur vom Hörensagen und aus ihrem Verhalten abgeleitet) einige Verhaltensweisen mitgebracht, die ich auch über die letzten zehn Jahre nicht vollkommen abstellen konnte. Mit mir laufen Alltag, Bodenarbeit, WE-Trail auf einem netten Basisniveau, Ausritte allein und in der Gruppe gut. Was noch nie ging ist longieren, dabei rastet sie auch bei mir aus und wird gefährlich. So gefährlich, dass auch eigens aus diesem Grund zu Rate gezogene Trainer mir davon abrieten, das Thema weiter zu verfolgen. Equikinetic hingegen akzeptiert sie (vermutlich ist es durch das andere Setting nicht mit ihren Longen-Erfahrungen verknüpft). Sie ist brav bei der Huffrau, Tierarzt usw., fährt anstandslos Hänger – aber: MIT MIR. NUR.
Wir haben an diesen Problemen in den letzten 10 Jahren konstant gearbeitet, über lange Phasen mit regelmäßiger Trainer-Unterstützung, und gute Fortschritte erzielt.

Aber hier kommen wir zum akuten Problem: Meine Zeit.
Wenn ich ehrlich bin, lassen mir Arbeit (die ich nicht reduzieren kann, noch will) und Familie (bin alleinerziehend) schon seit ca. einem Jahr nicht mehr genug Zeit, mich wirklich ausreichend um mein Pony zu kümmern. Das hat einerseits dazu geführt, dass das Pony immer fetter wurde: Der Offenstall läuft eigentlich im Sommer mit 24h Weide. Das klappt bei ihr, aber nur, wenn sie regelmäßig und kräftig bewegt wird und auch den Winter durcharbeitet, um den Sommerspeck wieder runter zu kriegen. Lief einige Jahre super, aber seit letztem Jahr konnte ich einfach nicht mehr mehrfach pro Woche Stunden im Gelände verbringen.
In diesem Frühjahr hat dann die Huffrau einmal zu viel geschnitten, gleichzeitig war Anweiden und das Übergewicht: TA sagt, es sei nur eine Huflederhautreizung gewesen, ich habe, so wie sie lief, trotzdem Rehe im Kopf und behandle Pony seither wie eine Rehekandidatin. Unser SB hat uns eine Box freigemacht, sodass Pony nicht mehr aufs Gras kommt und tagsüber mit den Teilen ihrer Herde auf den Offenstall-Auslauf geht, die gerade nicht auf der Weide sind (einige holen ihre Pferde regelmäßig an den Stall, sodass immer wer da ist). So sieht sie regelmäßig auch ihre besten Kumpels.

Eigentlich gut, aber das löst mein Zeitproblem noch nicht.
So habe ich mich dazu überreden lassen, es doch nochmal mit einer Reit- bzw. aktuell Pflege-und Spazierbeteiligung zu versuchen. Lief drei Wochen gut, dann hat Pony am Freitag ihr altes Wissen ausgepackt und die RB im wahrsten Sinne des Wortes in die Flucht geschlagen. Zum Glück ist niemand zu Schaden gekommen, aber das Thema ist auf dem Tisch: Ich habe nicht die Zeitkapazität, sie ausreichend zu beschäftigen, damit sie körperlich und psychisch gesund ist/wird/bleibt. Ich kann aber auch niemanden Drittes an das Pony lassen, ohne wirklich gefährliche Situationen zu riskieren.

Und bin mit meinem Latein am Ende. Irgendwer hier, der eine hilfreiche Idee hätte? Mit 2-3x pro Woche hinfahren kommt es mir so vor, als ließe ich sie vergammeln...
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Belgano
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von Belgano »

Ich sehe da eigentlich nur die Möglichkeit an der Schraube "Haltung" zu drehen.
24h Offenstall mit Weide wird für sie auf Dauer bei wenig Arbeit wohl ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko.

Gibt es evtl eine Möglichkeit einer Diätgruppe, im besten Falle in einer Art Aktiv-/Bewegungsstall/Paddock Trail?
Oder Stall mit der Möglichkeit das Pferd 1-2x/Woche zusätzlich in einer Führanlage laufen zu lassen?
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Cat_85
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von Cat_85 »

Belgano hat geschrieben: So 21. Jun 2020, 19:45 Ich sehe da eigentlich nur die Möglichkeit an der Schraube "Haltung" zu drehen.
24h Offenstall mit Weide wird für sie auf Dauer bei wenig Arbeit wohl ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko.

Gibt es evtl eine Möglichkeit einer Diätgruppe, im besten Falle in einer Art Aktiv-/Bewegungsstall/Paddock Trail?
Oder Stall mit der Möglichkeit das Pferd 1-2x/Woche zusätzlich in einer Führanlage laufen zu lassen?
:schreiben:
Das sind schon ganz gute Ideen.
Führanlage oder Laufband könnte ich mir auch gut vorstellen, aber sowas muss man erstmal haben.
Liebe Grüße von Silvia und Lady.

:giraffe:
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faraway
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von faraway »

Hallo ihr beiden,
danke für eure Ideen! :hug:
Haltungstechnisch sind wir leider am aktuellen Hof am Ende der Fahnenstange angekommen. Über Winter wird sie wieder 24h im Offenstall sein, da gibts keine Weide. Zum Glück! Ist die Frage, ob sie im Sommer dauerhaft mit Box nachts happy bleibt und ob ich ggf noch eine schönere Box irgendwann kriegen kann. Derzeit ist es eben Innenbox, nicht unbedingt mein Ideal...
Klar gäbe es Ställe mit Laufband oder Führanlage, dann aber ganz ohne Offenstall :( oder so weit weg, dass ich noch seltener hin könnte.

Vermutlich muss ich schlicht meine Vorstellungen von idealer Pferdebespassung an die Gegebenheiten anpassen...
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lungomare
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von lungomare »

hmmm.. kann man eine RB als "Familie" integrieren? Ich weiß ja nicht, wie ihr diesmal vorgegangen seid - evtl einmal viel zeit investeieren, sie nur noch zu zweit (also mit potentieller RB) versorgen, sodass bei ihr evtl ankommt: okay, gleicher Rang wie die Chefin...
gibt aber natürlich keine garantie, dass das funktioniert.

Ansonsten: hats die Möglicheit, ihr innerhalb der Weide auf einem abgefressenen stück einen langen, schmalen Streifen abzustecken? Mein Ex-Rehepony lebt ja so. ich sense was frei, wenn die anderen rausgehen und sie wandert halt auf dem relativ graslosen streifen neben den anderen mit. nachts kann meine auf die Weide, tagsüber eben streifen mit Heu... evtl als alternative zur Box denkbar? und die andere Tageshälfte auf den Paddock? muss natürlich auch der SB mitspielen
Choose being kind over being right and you'll be right most of the times.
... die mit der buchstabenfressenden Tastatur..
Nucades
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von Nucades »

Faraway, das erinnert mich doch durchaus an mein ähnlich gelagertes Problem vor einigen Jahren: viewtopic.php?f=9&t=3629
Edit: Aus den dort beschriebenen sechs Wochen wurde ein Jahr.

Mittlerweile ist es nun so, dass ich gelernt habe zu erkennen, wer für mein Pferd in Ordnung ist und ich habe gelernt loszulassen...
Er ist somit auch für einige wenige Personen händel- und reitbar geworden. Vielleicht müsst ihr noch ein wenig suchen :-)
trollpony
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von trollpony »

Ohje schwierig... muss sie denn nachts in die Box oder könnte sie evtl. in dem Auslauf bleiben wo sie tagsüber ist?
HABE MUT ZU TRÄUMEN DENN NUR WER DEN MUT HAT ZU TRÄUMEN HAT AUCH DIE KRAFT ZU KÄMPFEN
jella
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von jella »

Schwierige Situation;
gibt es bei Euch keine Ställe, wo die Pferde einen halben Tag auf Gras kommen und die andere Hälfte auf Sand? Wir haben hier wenige Ställe, die so etwas anbieten, aber es gibt sie ... Aber wir haben hier auch viel Land/Fläche.
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Scheckenfan
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von Scheckenfan »

Mir kommt da ja dieser doofe Spruch in den Sinn: die Friedhöfe sind voller unersetzlicher Leute.
Wenn du mit dem Pferd klarkommst, können das auch andere. Sicher nicht jeder, und ganz sicher müssen auch die Leute mit dem entsprechenden Können da Arbeit rein stecken damit es funktioniert.
Bleibt die Frage, ob man jemanden findet der dazu bereit ist :nix:
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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Equester
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Re: Ich stecke in einem Dilemma.

Beitrag von Equester »

Scheckenfan hat geschrieben: Mo 22. Jun 2020, 22:42 Mir kommt da ja dieser doofe Spruch in den Sinn: die Friedhöfe sind voller unersetzlicher Leute.
... und voll von Leuten, die dachten, sie schaffen das .....


Ich habe auch so ein Exemplar. Der hasst es schlichtweg, wenn ihn jemand anders reitet, Bodenarbeit geht eine begrenzte Zeit gut, dann nicht mehr. Ich habe x Versuche hinter mir, weil ich vor dem gleichen Problem stehe, ich musste alle abrechen :nix: . Es ist auch ein Unterschied, ob ich als Besitzer mich langsam (und gerne mal mühevoll) ans Pferd taste, oder ob ich als RB in den Ring steige. Als Besitzerin muss ich sagen, dass mir das schlicht zu gefährlich ist und mein Puls hat eine gute Frequenz, wenn es wieder mal jemand probiert. Nicht, dass wir es immer wieder probieren würden. Dazu kommt dann noch, dass der Schinken wirklich unglücklich wirkt, wenn man dran bleibt. Er mag das einfach nicht :nix: . Und da haben Leute drauf gesessen, die können wirklich reiten, nicht so ein rumgedümpel wie ich mache. Scheint aber nicht der Knackpunkt zu sein und es wird jedes Jahr schlimmer :seufz: . Wir haben jetzt eine Haltungsform, wo ich mich zwar nicht wirklich gut fühle, wenn ich ihn mal mehrere nicht Tage bewege, aber es ist nicht mehr so gesundheitsgefährdend für ihn.

Entweder findet man jemand, der tatsächlich drauf bleibt,völlig angstfrei ist und "sich durchsetzt" (dürfte aber zu Lasten des Pferdes gehen) oder einen Haltungswechsel wenn keine Abgabe des Pferdes im Raum steht. :nix:
wir machen aus :hm: ein :dafuer2:
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