Akademische Reitkunst

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Mailo
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von Mailo »

Ich hatte 2 Jahre danach Unterricht, von einer mobilen RL. Leider tat es meinem Pferd
als hypermobiler nicht so gut. Ich bin wieder in Richtung normales Grundtempo und
vermehrt V/A. Die Oberlinie ging schon in Richtung Trageerschöpfung, was bei so einem
Pferd schnell passieren kann.
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Scheckenfan
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von Scheckenfan »

Ich denke es ist immer eine individuelle Sache, wie viel Tempo das Pferd braucht.
Ein Jungpferd zb würde ich immer lieber vorwärts reiten :nix: allein der psyche wegen.
Einem Pferd, das sich schon versammeln kann, aber bei mehr Tempo schnell auf die vorhand kommt, kann von langsamem Tempo eher profitieren. Zumal man ohne Versammlung ja gar nicht zu einer gesunden, langsamen Gangart kommt...
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst in dieser Welt.
- Mahatma Ghandi
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sacramoso
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von sacramoso »

Labeo hat geschrieben: So 8. Mär 2020, 12:48
sacramoso hat geschrieben: So 8. Mär 2020, 12:08
Scheckenfan hat geschrieben: Sa 7. Mär 2020, 13:50 ...kommt es mir für dieses Pferd sinnvoll vor, Versammlung vor Tempo zu setzen. :kratz: Das hab ich früher noch anders gesehen :nix: ...

Über den Satz bin ich jetzt irgendwie drüber gestolpert und komm nicht dahinter wie du das genau meinst. Magst du das evtl. ein bischen erläutern?
Schau mal im Kanal von Julika Tabertshofer dieses Video:
https://youtu.be/SHAMfRPN8nY

Sie erklärt, warum sie mit ihrem Pferd ausgehend von der Versammlung ins vorwärts arbeitet.

Hm. Wieviel davon ist jetzt typisch Akademische Reitkunst?
Wenn ich ehrlich bin habe ich das eher abschreckend empfunden. Was jetzt nicht heißen soll, daß ich die akademische Reitkunst niedermachen möchte, dazu habe ich zu wenig bis keine Ahnung von dieser Ausbildungsrichtung. Das was in dem Video an Reiten gezeigt wird gefällt mir persönlich allerdings gar nicht. Aber vielleicht ist "Versammlung" auch Definitionssache.

Da ich aber immer neugierig auf die verschiedenen Reitweisen bin, frag ich jetzt einfach mal was für euch so genau akademisches Reiten bedeutet.
Als Gott erfuhr daß Reiten nur für die Besten ist erschuf er noch Fußball :dance1:
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Cate
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von Cate »

Ich bin da ein wenig zwiegespalten :zweiseelen:
Ich komme ja eher aus der gleichen "Schule" wie du, sacramoso, und kenne auch dieses grundlegende gerade Vorwärts erstmal. Funktioniert ja auch für viele Pferde, grade auch für gut gebaute, athletische Warmbluttypen. :-)
Aber ich hab mittlerweile auch viele, viele Pferde kennengelernt, die körperlich nicht in der Lage sind, dieses "Vorwärts" ohne ausgiebige Vorarbeit an (Schulter)Balance und Muskulatur zu leisten. :nix: Für diese Pferde kann es mMn Sinn machen, versammelnde (Boden)Arbeit vor Geraderichten und Vorwärts/Schwungentwicklung zu stellen, ja. :-)
Es ist sinnvoll, sich mit dem Üben anzufreunden, denn man wird weit mehr Zeit mit Üben verbringen als damit, perfekt zu sein - Maren Diehl

Was wir sehen, hängt hauptsächlich davon ab, wonach wir suchen - Sir John Lubbock :puppy: :puppy:
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Biggi01
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von Biggi01 »

Ich glaube auch, dass es PFerde gibt, die einen anderen Weg brauchen als den "klassischen". Gerade wenn sie nicht ideal nach Ansicht der Warmblutreiter gebaut sind.

Trotzdem gefällt mir das Ergebnis der Arbeit im Video nicht so gut irgendwie. Also mich stört, dass das PFerd nach so langer Arbeit immer noch nicht "normal" geradeaus laufen kann :shy:. Vielleicht bin ich aber auch zu festgefahren in meiner Sicht?
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sacramoso
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von sacramoso »

Cate hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 08:13 Für diese Pferde kann es mMn Sinn machen, versammelnde (Boden)Arbeit vor Geraderichten und Vorwärts/Schwungentwicklung zu stellen, ja. :-)

Versammlung benötigt doch ein nicht unerhebliches Maß an Kraft und Muskulatur. Wie wird das dann gemacht, also die Muskulatur aufgebaut um von Beginn an in Versammlung zu arbeiten?
Oder versteh ich das jetzt fasch?
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Belgano
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von Belgano »

Mir fehlt bei den FN Leuten oft das kritische Hinterfragen, wieso weshalb warum jetzt eine bestimmte Lektion geritten wird. Oftmals kommt dann: "Ja weil das in den Aufgaben steht, wenn man A/L/M aufm Turnier reiten will".
Es fehlt mir der Hintergrund, was braucht das Pferd um diese oder jene Lektion ausführen zu können, was trainiere ich damit, was erhoffe ich mir dadurch.

Ich finde da sind die akademischen Lehrer wesentlich besser geschult und können immer begründen.

Mir gefällt auch nicht jeder Ritt, egal ob sie Tabertshofer, Beran oder wie auch immer heißen. :nix:
Aber, in der Summe entspricht das Reiten doch mehr dem, was ich mir wünsche.
Es gibt bei den FN genauso tolle Leute, neben der immer wieder genannten Ingrid Klimke schaue ich auch gerne die Serie der "Alten Meister" mit Klaus Balkenhol. Leider finde ich sie aber deutlich rarer gesät.

Mailo hat geschrieben: Ich hatte 2 Jahre danach Unterricht, von einer mobilen RL. Leider tat es meinem Pferd
als hypermobiler nicht so gut. Ich bin wieder in Richtung normales Grundtempo und
vermehrt V/A. Die Oberlinie ging schon in Richtung Trageerschöpfung, was bei so einem
Pferd schnell passieren kann.
Bei meiner RL reite ich normales Tempo und auch V/A.
Ich glaube man muss auch hier differenzieren. Nicht alle Akademiker reiten immer und ausschließlich untertourig oder verweigern das V/A.
Genauso wie nicht alle FN Leute das Pferd hinter der Senkrechten gehen lassen.


sacramoso hat geschrieben:
Versammlung benötigt doch ein nicht unerhebliches Maß an Kraft und Muskulatur. Wie wird das dann gemacht, also die Muskulatur aufgebaut um von Beginn an in Versammlung zu arbeiten?
Oder versteh ich das jetzt fasch?
Ich glaube es geht zB bei Schecki nicht darum, von Beginn an in Versammlung zu arbeiten?
Und ich glaube viele Reiter liegen einem Missverständnis auf, wenn sie Runde um Runde in überzogenen Tempo durch die Gegend reiten. Dann hat das Pferd sicher viel Schubkraft, aber die Tragkraft trainiere ich damit doch nicht?
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von Cate »

sacramoso hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 08:32
Cate hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 08:13 Für diese Pferde kann es mMn Sinn machen, versammelnde (Boden)Arbeit vor Geraderichten und Vorwärts/Schwungentwicklung zu stellen, ja. :-)

Versammlung benötigt doch ein nicht unerhebliches Maß an Kraft und Muskulatur. Wie wird das dann gemacht, also die Muskulatur aufgebaut um von Beginn an in Versammlung zu arbeiten?
Oder versteh ich das jetzt fasch?
Deshalb hab ich von "versammelnder (Boden)Arbeit" geschrieben. :-)
Kennst du den Hilberger? Also das Buch? Jetzt keiner aus der akademischen Richtung, aber er beschreibt sehr deutlich, wie er durch versammelnde Bodenarbeit sein Pferd überhaupt erst in die Lage versetzte, einen Reiter zu tragen.

Ich habe ein Schülerpferd, das läuft nett und brav im Gelände. Eigentlich. Denn wenn man hinschaut, hat dieses Pferd im Friesentyp arge Balanceprobleme, und mit "vorwärts" stolpert es seinem Gleichgewicht nur immer weiter hinterher. Warum das so ist, ob's am Gebäude liegt, oder ob's falsch/ zu schnell etc. eingeritten wurde, können wir nicht mehr nachvollziehen.
Aber schon nach wenigen Einheiten im sehr langsamen Schritt und Trab, in denen wir fast ausschließlich an der Schulterbalance (und dem Verständnis des Pferdes für differenzierte Schenkelhilfen) gearbeitet haben, fängt dieses Pferd plötzlich an, sich lang zu machen, die Hand zu suchen und eine nette Remontehaltung einzunehmen. "Plötzlich" kann auch das Hinterbein mehr vortreten und der Rücken hochkommen. Vorher stelle es den Kopf nett hin und rannte seinem Gleichgewicht hinterher.... ich würde diese Form der Arbeit schon Richtung "Physiotherapie" einordnen, um es Pferden mit nicht ganz so idealen Voraussetzungen zu ermöglichen, ein gesundes Bewegungsmuster zu erlernen.
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sacramoso
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von sacramoso »

Belgano hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 08:38 Und ich glaube viele Reiter liegen einem Missverständnis auf, wenn sie Runde um Runde in überzogenen Tempo durch die Gegend reiten. Dann hat das Pferd sicher viel Schubkraft, aber die Tragkraft trainiere ich damit doch nicht?

Da hake ich jetzt mal ein. Ich vertrete die Ansicht, daß Tempo nichts mit Schubkraft zu tun hat. Eher ist es doch so, daß ein zu eiliges Tempo verhindert, daß ein Pferd Schub von hinten erzeugen kann. Da zitiere ich jetzt mal meinen RL:
"Nicht eiliger sondern mehr Qualität mußt du reiten."
Also zB. bezogen auf Galopp: das Pferd soll nicht schnell nach vorne galoppieren sondern die Qualität der Galoppsprünge soll besser werden, also besser durchgesprungen z.B.
Meint die Taktfolge wird eher langsamer. Das Gesamttempo kann natürlich aufgrund des steigenden Raumgriffs steigen, muß aber nicht.
War das verständlich?
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Re: Akademische Reitkunst

Beitrag von Cate »

Das ist auf jeden Fall richtig, Schubkraft hat nichts mit Tempo zu tun, wird aber leider oft so mißverstanden :nix:
Gerade bei den nicht-guten FN'lern. Da werden die Köpfe mit der Hand hingestellt, und die Pferde laufen Runde um Runde, die typischen "Schenkelgänger". Und das ist leider heute oft die Realität in Reitschulen, du hast wirklich großes Glück, sacra, dass ihr so einen tollen "altmodischen" RL habt. Der Neid vieler ist dir gewiß ;)
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