Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Moderator: Keshia

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.Anni.
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Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von .Anni. »

Hallo,

ich hatte heute einen Bodenarbeitskurs und habe da etwas Input bekommen, der mir zu denken gibt und einige Fragen aufwirft, zu denen mich eure Gedanken interessieren würden.

Bei dem Kurs handelte es sich um Natural Horsemanship, ich habe bis jetzt meist mit Clickern gearbeitet, seitdem ich von der Einstellung, dass ein Pferd sich unterordnen muss, weg bin.
Dabei ließ der Trainer einen Satz fallen, der mich besonders grübeln lässt. Als ich sagte, dass wir mit Clickern arbeiten meinte er, dass er manchmal auch Futterlob nutzt, dass Pferd aber dann nur noch für das Futter etwas tut und nicht mehr für den Menschen :apfel: .
Das Pferd soll also für mich eine Lektion ausführen.

Jetzt stelle ich mir die Frage, ob es überhaupt möglich ist, dass ein Pferd etwas für den Menschen macht :kratz: . Denken Pferde so?

Die nächsten Fragen werfe ich einfach mal so in den Raum:

Gibt es eine Rangordnung zwischen Mensch und Pferd?
Wenn ja, gibt es Situationen, in denen man diese klarstellen muss, oder ergibt sich das aus dem täglichen Umgang?
Ist es für euch wichtig, das ihr z.B. Vorhand/Hinterhand undabhängig voneinander bewegen könnt, auf Druck mit der Hand, Gerten/Fingerzeig, Blickkontakt?
(Wie) Arbeitet ihr mit Körpersprache?
Habt ihr Erfahrungen mit Natural Horsemanship?
Wenn ja, was nehmt ihr davon positives mit?
Kann man Natural Horsemanship und Clickern verbinden?
Wie baut ihr eine Patnerschaft/Freundschaft zum Pferd auf?

Letztendlich interessieren mich eure Gedanken, auch wenn sie sich nicht auf die oben gestellten Fragen beziehen:
wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Ich hoffe auf netten Austausch :kissenchat: .
Liebe Grüße, Anni

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WaldSuse
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Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von WaldSuse »

Ich versuche,mit Pferden so oft wie möglich in ihrer Sprache zu sprechen.Also wenn ich auf die Weide gehe,laufe ich nicht direkt gerade drauf zu,sondern mache eine Kurve,ich wende meinen Blick ab,ich mache mich klein,ich blase zur Begrüßung sanft in die Nüstern.
Ich vermeide laute Worte,spreche ruhig,vermeide heftige Gesten.
Ich bitte höflich um die Hufe,ich bedanke mich,wenn der Huf gegeben wurde,ich bedanke mich,wenn ich gut und sicher getragen wurde.Und zwar nicht,indem ich auf dem Hals rum patsche,sondern ich kraule den Mähnenkamm.Und ich bedanke mich mit meinem Herzen und auch mit Worten.
Von Clickern habe ich keine Ahnung.
Was ich nicht so ganz verstehe,warum hier manchmal so negativ über "Rangordnung" gesprochen wird.Warum diese rein menschliche Sicht auf Rudel/Herdenverhalten?Pferde sind keine Demokraten in unserem Sinne.Aber gute Rudelführung ist auch nicht unterdrückerisch.Es gibt auch nicht nur einen Rudelführer,der diktatorisch "herrscht".Ich denke schon,daß Pferde was für Menschen machen,denn sie machen ja auch was für ihre Artgenossen.Daß wir "nur" so eine Art Pferd sind,wissen sie schon,aber in einem Rudel tut man was füreinander,denn nur so kann das Rudel überleben.Und die Rudelführer sind oftmals eben die erfahrenen,die wissen,wo es gutes Weideland gibt,die ruhig und souverän Feinde vertreiben.Darum haben sie auch das Anrecht auf die besten Weideplätze,denn sie machen einen harten Job.
Darum sage ich,es gibt eine Rangordnung zwischen Mensch und Pferd.Es gibt eine Art Vertrag zwischen Mensch und Pferd.Die Pferde halten ihn ein,die Menschen eher nicht.
Ich versuche,für Pferde eine treue Partnerin zu sein,auf die sich verlassen können,der sie vertrauen können.Wie einem guten Rudelführer halt.Weil ein echter Rudel/Herdenführer eben KEIN rücksichtsloser Diktator ist.
Ich habe in einem Hundebuch was sehr gescheites gelesen,was aber auch auf Pferde übertragbar ist:
"Die Mißverständnisse zwischen Mensch und Hund entstehen,weil der Mensch den Hund für eine Art Mensch hält,der Hund den Mensch aber für eine Art Hund."
Ja,das sind so meine Gedanken dazu..... :-D
Nicht müde werden,
sondern,
dem Wunder leise,
wie einem Vogel,
die Hand hin halten.
ehem User

Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von ehem User »

eigenltich mag ich dazu gar nichts mehr schreiben, ich finde das thema so müßig.

ein trainer, der darauf beharrt, dass der mensch DOMINANT sein muss, damit das pferd ihm folgt hat meiner ansicht nach seine hausaufgaben nicht gemacht.

meine beobachtung:
mein pferd kam in die neue herde (seuhr unspektakulär, 10 min showtraben, danach stand er mit an der raufe)
er sah equesters schwarzen traber und beschloss: du musst mein freund sein.
er klebte sich fortan an dessen haxen, fand der erst doof, irgendwann im winter schätzte er dann den riesen auf der luv-seite ;-)
zwischen den beiden ist der traber chef und mosh hat nie ambitionen gezeigt, daran etwas zu ändern, der traber strahlt für ihn souveränität und verlässlichkeit aus, denn mit dominanzverhalten hatte das nichts zu tun.
soweit nicht weiter interessant - aber mosh ist inzwischen in der herde junior-chef und der traber von aussen betrachtet rangniedriger.
zwischen den beiden spielt das aber keine rolle. für mosh ist er unangefochten der heldenhafte große bruder
ähnlich hat er den herdenchef anstandslos als chef akzeptiert - als im laufe der zeit ein anderes pferd den posten haben wollte, hat sich mosh einen monat lang heftig mit dem gezankt.
ebenso hält er sehr hartnäckig gegen bei so bully-typen, die kraft ihrer masse und stärke meinen, alle anderen hätten zu weichen.
aber so ein leises, in der herde sonst unauffälliges, einseitig blindes traberlein strahlt für ihn soviel souveränität und vertrauenswürdigkeit aus, dass er ihm lange nicht von der seite wich, sich bis heut von ihm schicken lässt und wichtiger: sich im zweifel an ihm orientiert
:nix:

pferde sind also ausgesprochen differenziert in so etwas, hierarchien sind nichtlinear und sympathie und vertrauen zählen mehr als dominanz.


ob ein pferd etwas für mich tut oder für ein leckerli, ehrlich darüber denke ich überhaupt nicht nach,d amit mach ich mir das leben furchtbar schwer. meiner meinung nach soll ein pferd auch nicht etwas für mich tun, sondern ich möchte es animieren, etwas mit mir gemainsam zu tun (idealerweise. nicht, dass ich nicht auch manchmal gern hätte, dass er jetzt einfach mal was macht ;-))

etwas für mich tun ist so vermenschlicht.
ein pferd, was seinem herdenchef weicht oder folgt, tut das nicht FÜR den herdenchef sondern in seinem eigenen interesse
auch die unterordnung ist eine entscheidung nach abwägen von für und widers.
also unterordnung heißt einerseits, dass man nicht den besten zugang zu resourcen hat (futter, partner) aber andererseits stressfreier lebt, weil ein anderer den schweren verantwortungsvollen job hat, auf alle aufzupassen.

das mit der rangordnung....hm. ich bin mir sicher, dass pferde wissen, dass wir keine pferde sind.
vertrag finde ich ein gutes wort. natuerlich muss sich zur sicherheit aller mein pferd im zweifel an mir orientieren. aber das erreiche ich eben nicht notwendigerweise durch vertreiben und schicken und hast du nicht gesehen.

ein pferd schätzt dich, wenn es dir vertrauen kann, dafür essentiell ist eine klare kommunikation in jeder sekunde des zusammenseins. jemand der unklar rumnuschelt strahl keine kompetenz und souveränität aus.
ob du diese klare kommunikation übers clickern erreichst oder über horsemanship ist völlig wurscht.
übrigens schicken gute horsemnashipleute ja auch nicht dauernd pferde, sondern im grunde sind gute horsemanshipleute ähnlich wie der traber, sie sind glasklar in ihrer kommunikation und strahlen einfach diese souveränität aus.
aber ich beobachte oft eine diskrepanz zwischen dem, was die tun, und dem, was sie theoretisch weitergeben


ich finde, jeder, der solche kurse gibt, sollte grundkenntnisse in evolutions- und verhaltensbiologie haben, idealerweise schon mal was von spieltheorie und evolutionsstabilen gleichgewichten gehört haben.
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Hina_DK
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Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von Hina_DK »

Zwischen Mensch und Pferd gibt es für mich keine Rangordnung, denn ein Pferd kann sehr wohl sehen, dass ich selbst kein Pferd bin und mich sehr unpferdisch verhalte, soviel Mühe ich mir auch mit allem gebe, so pferdegerecht wie möglich zu arbeiten. Eine Rangordungsfrage zwischen Mensch und Pferd ist für mich einfach Unsinn, denn eine Rangordnung gibt es nur in der pferdischen Herde. Dabei wird auch kein Pferd von ranghöheren zu etwas genötigt. Es schließt sich den Gepflogenheiten in der Herde an, weil das Sicherheit, Nahrung und Fortpflanzung sichert. Ranghoch ist dort auch nur ein Pferd, das in der Lage ist, diese Grundbedürfnisse am besten und sichersten für die Herde zu gewährleisten. Das kann ich als Mensch überhaupt nicht und das nicht nur, weil ich nicht die längste Zeit des Tages beim Pferd bin. Das kann nur ein wesentlich verlässlicheres Pferd übernehmen. Erst dann ist für ein Herdentier auch die Herdenwelt in Ordnung. Hunde sind Rudeltiere und keine Herdentiere. Da funktioniert das anders. Ich als Mensch passe nicht in das pferdische Schema einer Herde und so intelligent sind Pferde durchaus, dass die das sehen. Ich kann aber Vertrauen aufbauen und ein Pferd soweit bringen, unabhängig der Methoden, dass es sich mir anschließt. Das Spektrum der Methoden, dieses Ziel zu erreichen, ist da unglaublich breit gefächert. Nicht alles führt zum Erfolg und mancher scheinbare Erfolg ist nur unter Zwang und Gewalt erreicht. Diesen Weg gehe ich natürlich nicht. Ich versuche das Vertrauen und die Lust, dass sich meine Pferde mir anschließen, anders zu erreichen, möglichst stressfrei. Klappt nicht immer, denn ich bin da auch noch nicht so sicher. Hangel mich also in kleinen Schritten vorwärts. Misserfolge sind schnell sichtbar, Erfolge können oftmals aber auch täuschen. Manchmal tun Pferde auch nur etwas, um zu gefallen, so wie sie manchmal auch nur etwas tun, wenn sie dafür eine Futterbelohnung bekommen. Insgesamt bin ich aber kein Freund von "nur so gehts und nicht anders"-Methoden. Jedes Pferd hat seine eigene Persönlichkeit und die gilt es zu erkennen und den geeigneten Weg zu finden. Viele Wege führen zum Pferd und für jedes Pferd ist es ein anderer Weg, auch wenn es sich viele nicht eingestehen wollen. Bei manchem Pferd ist das überhaupt kein Problem, mit Futterbelohnung zu arbeiten, weil man sie ohne Theater nach einer gewissen Festigung der Übung weglassen kann. Andere Pferd werden davon total aufdringlich. Manch einer macht sich das Leben aber unnötig schwer, weil er grundsätzlich meint, dass er sich mit Futterlob Bettler erzieht oder das Pferd dann generell alles nur noch in Erwartung des Futters macht. Das ist eine dem Menschen leider sehr eigene Schwarz-Weiß-Sicht ohne Berücksichtigung des einzelnen Individuums.

Wir haben vier Ponies und die sind alle so unterschiedlich, wie sie nur unterschiedlich sein können. Klein Luca würde alles für einen machen, einfach nur mit der nötigen Aufmerksamkeit. Klein Josi würde gar nichts für einen machen, die muss man schon mal bestechen. Tígull, mitten in der Pubertät, flegelt gerne rum, da muss man auch mal etwas deutlicher werden, dass er nicht alleine auf der Welt ist und ich auch von ihm den selben Respekt mir gegenüber erwarte, wie ich ihm entgegenbringe. Reddi hat seinen eigenen Kopf aber er fragt bei allem erstmal nach, bevor er selbst eine Entscheidung trifft. Er zwingt einen dazu, ganz bei ihm zu sein, wenn man bei ihm ist. Er erwartet auch auf alle seine Fragen eine Antwort (dazu muss man natürlich erstmal erkennen, dass er fragt). Das hat ihm zum angeblich ungehorsamen sturen Wanderpokal gemacht, weil fast alle seine Vorbesitzer nicht mit ihm kommuniziert haben, sondern ihn nur versucht haben, mit Anweisungen zu behandeln. Er wurde so zum "Problempferd". Dass ich das bei ihm gemerkt habe, dass er "spricht" und "fragt" und ich ihn auch verstehe, war reiner Zufall, denn ich bin damit auch nicht erfahren.

Wovor ich versuche, mich zu hüten, ist ein Pferd zu vermenschlichen. Das geht immer schief und ruft mehr Probleme als Lösungen hervor. Ein Pferd ist kein Mensch und ahmt ihn auch nicht nach und irgendwann ist es zu viel der Vermenschlichung. Ich liebe Pferde, die "naturbelassene" Pferde sind, die mich genauso respektieren, wie ich sie respektiere, die mit mir zusammenarbeiten wollen. Ich möchte sie nicht zwingen. Aber sie dazu zu bekommen, dass sie wollen, ist die Kunst an der Sache und dazu gehört Freude. Ich suche nach Wegen, die dem Pferd Freude machen und die können nur aus der pferdischen Liga und nicht aus der menschlichen kommen. Es ist meist ein ziemlicher Spagat, menschengewollte Dinge, pferdegerecht umzusetzen. Aber Übung macht den Meister ;).
Viele Grüße
Hina

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SCvet
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Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von SCvet »

Hi,

Das Pferd soll also für mich eine Lektion ausführen.
>Für mich< bedeutet in diesem Zusammenhang leider häufig: Aus Angst vor mir/aus Angst vor den Konsequenzen.

Gibt es eine Rangordnung zwischen Mensch und Pferd?
Wenn ja, gibt es Situationen, in denen man diese klarstellen muss, oder ergibt sich das aus dem täglichen Umgang?
Ich glaub´nicht wirklich an eine zwischenartliche Rangordnung. Wohl aber an zwischenartliche Zweckgemeinschaften, Kooperationen und auch Freundschaften. Bedürfnisse klarstellen und Grenzen setzen halte ich für wichtig (Problem: teilweise wird es dem Menschen zugestanden, Grenzen zu setzen, nicht aber dem Pferd, sprich, Pferde haben sich z. B. immer und überall von jedem Fremden im Gesicht rumfummeln zu lassen, ohne böse zu gucken oder gar zu schnappen).

Ist es für euch wichtig, das ihr z.B. Vorhand/Hinterhand undabhängig voneinander bewegen könnt, auf Druck mit der Hand, Gerten/Fingerzeig, Blickkontakt?
Ja, ist mir wichtig, einfach weil es für viele Sachen, sowohl gymnastische wie auch so banale Sachen wie Aufsteigehilfentraining oder Tricks extrem praktisch ist.Wobei mir extrem wichtig ist, einzelne Körperteile auch herholen zu können. Das habe ich über Targets erarbeitet. Weichen in Minischritten. Mit meinem etwas sehr körperbetonten Pony habe ich speziell rückwärts sehr intensiv bestärkt, da sie dazu neigte, an mir vorbei aus dem Stall stürmen zu wollen.
http://www.youtube.com/watch?v=y-k5X-r38NM
(Wie) Arbeitet ihr mit Körpersprache?
Ich habe festgestellt daß (viele) Pferde die Bewegungen des Menschen gerne zumindest ansatzweise nachahmen, was sich dann relativ leicht rausformen und (weitestgehend) unter Signalkontrolle setzen läßt. z. B. stoppen viele Pferde erstmal kurz ab, wenn sie neben dir gehen und du selbst stoppst. Wenn du das bestärkst, ersparst du dir die ganzen Sachen mit Gerten- oder Seilgeschlenker (bzw. brauchst es nur in Notsituationen, wo Pferd einfach so von der Rolle ist, daß es normale Signale nicht mehr wahr nimmt). Auch Ansätze zum Schulterherein oder rückwärts kannst du so super kriegen.
Habt ihr Erfahrungen mit Natural Horsemanship?
Diverse Vorführungen verschiedener Leute auf Messen gesehen.
Wenn ja, was nehmt ihr davon positives mit?
Die guten verfügen über eine klare und eindeutige Körpersprache, was teilweise bei Normaloleuten, tw. auch bei Clickerern total vernachlässigt wird.
Kann man Natural Horsemanship und Clickern verbinden?
Wie genau definierst du NH? Für viele Menschen (tw. auch für mich) ist es hauptsächlich mit Druck und (körpersprachlichem oder mittels Seil/Stick vermitteltem) Gebrüll verbunden und die Kommunikation eher einseitig (Pferd kuscht = OK oder kuscht nicht>Mensch muß sich durchsetzen). Was ich mitbekommen habe, gibt es immer mehr Leute, die nachdenken, woran es liegt, daß Pferd nicht funktioniert und ursächlich anstatt mit Druck ansetzen.

Also je nachdem, wie man NH definiert, läßt es sich toll bis gar nicht mit clickern verbinden.
Wie baut ihr eine Patnerschaft/Freundschaft zum Pferd auf?
Teilweise eine echte Zeitfrage (in Jobstreßphasen kann es bei uns zu Beziehungskrisen kommen). Rausfinden, was Pferd Spaß macht (und dies möglichst in den Umgang/das Training einbauen). Lieblingskraulstellen finden.

Viele Grüße

Carola
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.Anni.
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Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von .Anni. »

Erstmal vielen vielen Dank für eure ausführlichen Antworten :danke2: .

@WaldSuse
Was ich nicht so ganz verstehe,warum hier manchmal so negativ über "Rangordnung" gesprochen wird.Warum diese rein menschliche Sicht auf Rudel/Herdenverhalten?
Ich denke, dass das hier oft damit verbunden wird, dass das Pferd mit Druck dazu gebracht wird etwas zu tun, sich unterordnen muss und ein "Nein" von Seiten des Pferdes nicht akzeptiert wird, der Mensch könnte ja in der Rangordnung absteigen. Hier herrscht eher die Meinung, dass der Mensch sich nicht wie ein Pferd verhalten muss, weil das Pferd ihn als anderes Wesen erkennt. Soweit wie ich das bis jetzt mitbekommen habe, aber ihr könnt mich gerne berichtigen :shifty: .

Am Anfang habe ich gelernt, dass das Pferd von Natur aus zwei Verhaltensweisen kennt, das Verhalten seiner Artgenossen gegenüber und das Verhalten Raubtieren gegenüber. Es hieß, dass Pferde nur so reagieren können, wie es in den Verhaltensweisen festgelegt ist. Das Pferde auch lernfähig sind wurde dabei weinig bedacht :roll: .
Ich versuche,mit Pferden so oft wie möglich in ihrer Sprache zu sprechen.Also wenn ich auf die Weide gehe,laufe ich nicht direkt gerade drauf zu,sondern mache eine Kurve,ich wende meinen Blick ab,ich mache mich klein,ich blase zur Begrüßung sanft in die Nüstern.
Ich vermeide laute Worte,spreche ruhig,vermeide heftige Gesten.
Ich bitte höflich um die Hufe,ich bedanke mich,wenn der Huf gegeben wurde,ich bedanke mich,wenn ich gut und sicher getragen wurde.Und zwar nicht,indem ich auf dem Hals rum patsche,sondern ich kraule den Mähnenkamm.Und ich bedanke mich mit meinem Herzen und auch mit Worten.
Das halte ich auch für richtig. Das Clickern hat mich davon ein Stück weit entfernt und ich denke, dass ich die Kommunikation auf dieser Ebene wieder mehr mit einbeziehen sollte.

@mosheline
eigenltich mag ich dazu gar nichts mehr schreiben, ich finde das thema so müßig.
Danke, das du es trotzdem getan hast. Dein Beitrag hat mir sehr geholfen das Thema nochmal von einer anderen Seite aus zu sehen :) . Die Beziehungen Pferd-Pferd und Pferd-Mensch sind doch oft zu unterschiedlich, um das so zu übertragen.

@SCvet
Das Video ist ja toll :klatschen: .

Auch sonst kann ich gut nachvollziehen was du schreibst und es bestärkt mich darin weiterzumachen wie bisher, aber die körpersprachlichen Mittel mehr zu Nutzen.

@Hina_DK
Viele Wege führen zum Pferd und für jedes Pferd ist es ein anderer Weg, auch wenn es sich viele nicht eingestehen wollen.
:-n

Nochmal danke für eure Antworten. Ich bin gerade dabei herauszufinden, wie ich arbeiten möchte und versuche dabei möglichst viel zu bedenken und den für mich und die Pferde besten Weg zu finden.
Heute habe ich auch nochmal mit der Besi der Ponys gesprochen, die nach NH arbeitet, aber einverstanden ist, dass ich so arbeite wie es für mich am besten passt :) .
Liebe Grüße, Anni

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Hina_DK
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Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von Hina_DK »

Ich denke, am weitesten kommt man bei einem Pferd, wenn man sich von einer Fixierung auf eine "Methode" verabschiedet. Viel wichtiger ist es, sein Pferd erstmal in und auswendig kennen zu lernen. Das braucht viel viel Zeit. Das sind Stunden und Tage, die man auf der Koppel verbringt, abseits und es nur beobachtet, wie es sich in den verschiedensten Situationen verhält. Den Umgang mit dem Pferd lernt man am besten vom Pferd selbst. Man erkennt, ob das Pferd eher ein Sensibelchen ist oder nur so vor Selbstbewusstsein strotzt, ob es eine Zicke ist oder ein wahrer Kumpeltyp, ob es von sich aus Ideen hat oder doch eher der Typ, ich lasse mir den Weg weisen, ist. Ich finde, erst wenn ich so einigermaßen weiß, wie mein Pferd drauf ist, kann ich mir wirklich Gedanken zu der Art und Weise meiner Arbeit mit ihm machen und da passt dann nicht immer eine bestimmte Methode, die ich mal irgendwo kennengelernt habe und toll finde.

Bei unseren vieren habe ich erkannt, dass ich wirklich mit jedem anders arbeiten muss. Ich war z.B. nie so der Clicker-Fan aber ich wäre verrückt, wenn ich das mit Luca nicht machen würde. Der ist das perfekte Clicker-Pony ;). Jetzt natürlich noch nicht, der ist noch zu jung aber später. Jungspund Tígull braucht dagegen eine klare eindeutige Körpersprache. Kurz und knackig. Er reagiert am besten auf Bewegungen. Bei Josi habe ich noch keine Idee, da muss man abwarten, wie sie sich weiter entwickelt. Wenn sie weiter so zickig bleibt, dann wird es wohl nur mit sehr viel liebevoller "Überredungskunst" funktionieren. Die Dame ist selbstbewusst aber bestechlich ;). Und mit Reddi arbeitet man am besten, indem man ihm immer den Respekt erweist, den man von ihm selbst erwartet und er reagiert am besten auf Stimme und Berührung.
Wenn ich mich jetzt bei der ganze Truppe einheitlich z.B. auf clickern oder NH oder BeStrict oder was auch immer als Methode orientieren würde, ich würde vielleicht bei einem der Ponies weit kommen, mit den anderen aber ziemliche Grenzen aufgezeigt bekommen.
Viele Grüße
Hina

Probiers mal mit Gemütlichkeit
ehem User

Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von ehem User »

Na, da geb ich doch auch mal meinen Senf dazu.........

Ich persönlich entscheide sehr viel aus dem Bauch heraus. Als ich mir meinen Youngster, Sebastian, zugelegt hab, hatte ich mir zuvor wahnwitzig viele Bücher gekauft- von Rashid, L.T.J., Monty Roberts und noch etlichen Koryphäen mehr.

Hab alles gelesen und letztendlich wieder so gearbeitet wie bei meinem 1. Pferd: Intuition.

Natürlich haben mich die Bücher in vielerlei Hinsicht auch Inspiriert und ich finde in vielen Denkansätze die ich unterschreiben kann. Aber ich kann und mag mich nicht auf eine Art des Umgangs binden, allein schon (was hier ja auch schon geschrieben wurde), weil der Charakter der Pferde so unterschiedlich ist.

Natürlich verlange ich einen gewissen Respekt vom Pferd, allein schon weil ich an meine Gesundheit denke.
Um- oder Anrempeln ist nicht erlaubt, da gibts auch schon mal nen scharfen Ton, ich respektiere kein rumgehampel am Putzplatz, kein loslaufen beim Aufsteigen, kein betteln oder sonstige Futtersuche während ich mich mit den Pferden beschäftige.

Dabei arbeite ich viel verbal, durchaus auch mit Clicker und Futterlob fürs erwünschte Verhalten. Einen Ruck am Halfter oder nen Klapps auf die Nase gabs auch schon mal, wenn auch selten und ich finds nicht schlimm. Wenn ich sehe wie die Pferde auf der Koppel mitunter miteinander umgehen, ist so ein Klapps dagegen "Kinderkram".

Im Gegenzug versuch ich nach bestem Wissen und Gewissen meinen Pferden die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken die ich von ihnen einfordere.

Von Vermenschlichung halte ich auch nicht viel..... bleibt ein Pferd doch ein Pferd und ich werd Zeit meines Lebens ein Mensch bleiben.

Aber natürlich bin ich auch nicht gefeit dagegen in Rührung auszubrechen wenn mein Kleiner meinen Wagen erkennt und mir erwartungsvoll entgegenläuft oder seinen Kopf auf meine Schulter legt und sich von mir durchkraulen läßt.

Ich finde, der Umgang mit Tieren sollte immer Respektvoll sein, aber dieser Respekt beinhaltet auch das Tier als solches zu sehen, mit alll seinen Bedürfnissen und Eigenheiten.

Was nun die viel diskutierte Dominanz betrifft:: Ist man dominant wenn man seinen Hund klar und deutlich zu verstehen gibt das er "Fuß" gehen soll?
Bin ich dominant wenn ich meinem Pferd einen Klapps oder ein scharfes "Nein" gebe, weil es versucht in meinen Taschen zu wühlen?

Ich würde statt dem Wort "Dominanz" lieber das Wort "Stärke wählen, denn eine gewisse Stärke braucht man im Umgang mit Tieren....... oder vielleicht ist auch das das falsche Wort......... :kratz:
Ich habs: Souverenität, danach hab ich gesucht.

Denn eine gewisse Sicherheit muß man ja austrahlen, b.z.w. vermitteln.

Ich hab mit meinem Kleinen z.Bsp. auch viel Join-Up und Follow-Up gemacht...... allerdings mehr auf der Freiwilligen-Basis...... an manchen Tagen hats funktioniert und manchmal nicht. Wie bei anderen Sachen auch. Dann machen wir eben was anderes....... nur eben die grundsätzlichen Höflichkeitsregeln fordere ich prinzipiell ein.

Zum Abschluß: Ich finde viele Trainingsanleitungen gut, finde aber das man immer seinen eigenen Weg finden sollte um sich selbst und dem Pferd gerecht zu werden..... und gerade was derzeit so an "alternativen" Methoden auf dem Markt ist, schließt sich kaum gegenseitig aus.
ehem User

Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von ehem User »

@ Mrs Kaye: super Beitrag! Sehe ich genauso. Nur kuscheln funktioniert (leider) nicht. Wenn ich z.B. die drei mir noch fremden Pferde von der Koppel hole und sie mich andrängeln beim Führen, oder die Nase zum Gras wandern will, wie soll das gehen, wenn ich denen nicht klar und deutlich zu verstehen gebe, dass ich das nicht möchte. Respekt habe ich vor allen Tieren, aber meine Gesundheit ist mir wichtig und ich erwarte im Gegenzug eben auch, dass diese Tiere mich und meine persönlichen Grenzen respektieren (egal ob Hund, der mir beispielsweise im Schritt schnüffeln möchte, was total unhöflich ist, oder Pferd, das mich umrennt). Mit eigenem Pferd ist das m.E. nochmal anders. Da kann ich das langsam Aufbauen im Führtraining und im täglichen Umgang.

Was meinen andere dazu - also zum Umgang mit fremden Pferden? Da muss ich doch klare Ansagen machen, oder? Und wie sollten die im Idealfall aussehen?
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Hina_DK
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Re: Ganz allgemein: wie geht ihr mit Pferden um und warum?

Beitrag von Hina_DK »

Sehe ich auch so. Wenn ich ein fremdes Pferd von der Koppel hole und es rempelt rum, dann ist es eine Respektlosigkeit des Pferdes. Ein Pferd rempelt auch nicht aus versehen einen Baum an ;). Da bin ich durchaus der Meinung, dass da auch mal eine klare Ansage kommen soll. Bis hierher mein Freund und nicht weiter. Ich rempel ja auch nicht rum. Respekt hat nichts mit Dominanz zu tun, sondern mit gegenseitiger Rücksichtnahme. Werden da Grenzen überschritten, dann üben wir eben. Ich gehöre dann auch zu den Leuten, die durchaus mal etwas energischer im Ton werden. Solch ein Pferd muss gar nicht mal nachlässig erzogen worden sein. Manches Pferd testet eben jeden neu aus. Das kann einem auch mit dem eigenen Pferd passieren. Tígull macht das auch gerne mal und schaut, wo die Grenze ist. Meist ist das aber mit einmal anhalten, Rückwärtsrichten bis dahin, wo die Respektlosigkeit losging und das ganze noch mal von vorne erledigt.
Viele Grüße
Hina

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