Wow, vielen Dank erst mal für die vielen Antworten!
@ november: Ich hatte einige Trainer da, die mir sowohl mit ihm als auch bei der Ausbildung meiner Quaterhorse-Stute helfen sollten. Allerdings haben sie sich immer auf meine Stute fokussiert (ich hatte das Gefühl, das niemand Lust darauf hatte, mit einem "sturen" Shetty zu arbeiten
) und mit der Arbeitsweise der meisten konnte ich mich einfach nicht identifizieren. Als Beispiel: Meine Stute mochte anfangs den Kappzaum überhaupt nicht, der wurde von der einen Reitlehrerin dann aber trotzdem rauf "gezwungen". Es wurde kaum gelobt und die Stunde wurde immer bis zum Ende durchgezogen, egal ob das Pferd mental kaputt war oder nicht...Auch einige Horsemanshipler hatte ich da, aber das ist irgendwie nicht meins...Ich bin leider auch nicht der Typ Mensch, der dann seine Meinung sagt und z.B. den Unterricht vorzeitig beendet.
Es gibt hier in der Gegend so weit ich weiß nur zwei Clicker-Trainerinnen, aber ob die sich mit solchen Problemfällen auskennen bzw. sich an so etwas ran trauen...
Ich werde mal versuchen, das Clickern wieder öfter mit ihm zu machen, aber erstmal nur hinter einem Zaun, damit ich mich sicherer fühle (auch wenn ich weiß, dass ihn der Zaun im Ernstfall auch nicht aufhalten würde
@ Lisa-Marie: Ich suche halt für sein Verhalten nach Erklärungen...auch wenn ich weiß, dass das meiste seines Verhaltens wohl aus seiner nicht so geglückten Aufzucht entstanden ist. Aber Geld für eine OP hätte ich ehrlich gesagt nicht
. In wirklichen Notfällen würde mir mein Stiefvater aushelfen, aber da ich auch nicht denke, dass eine nachträgliche Kastration jetzt noch etwas an seinem Verhalten ändern würde, macht es - wie ich jetzt im Nachhinnein betrachtet feststellen muss - eigentlich auch keinen Sinn, in diese Richtung weiter zu forschen.
Ich habe sowieso jetzt im Dezember den TA da, weil mein anderes Pony auf Cushing untersucht wird, da ich ihn gleich mal fragen, ob er jemanden kennt, der sich mit Verhaltensmedizin beschäftigt. Das ist eine gute Idee! Danke dafür!
@ roniybb: Ich kann mich an den genauen Moment nicht erinnern, meine aber, dass ich aus versehen nicht wie sonst neben ihm, sondern leicht vor ihm gegangen bin. Und dann ist er mich angestiegen. Ja die Schritte sind bei uns auch seeeeeehr winzig, aber da sie da sind, mag ich die Hoffnung einfach noch nicht aufgeben.
@ Keshia: Also wir waren noch keine fünf Minuten unterwegs, aber ich denke, der Spaziergang war wohl einfach schon zu viel für ihn. Aber man kann es bei ihm eben immer nur total schlecht einschätzen, da er ja kaum Anzeichen von Überforderung zeigt bzw. ich diese bei ihm vielleicht auch einfach nicht erkennen kann.
Ja das mit dem Frühwarnsystem stimmt! Aber im Umgang mit den anderen Pferden scheint er sich sehr verständlich auszudrücken. Er ist manchmal noch etwas distanzlos ihnen gegenüber, aber die anderen weisen ihn dann schon zurecht. Und er versteht auch Zeichen von den anderen. So weicht er z.B. auf kleinste Zeichen vor meiner Stute. Vielleicht kennen sie ihn aber auch einfach nur sehr gut und verstehen sich deshalb mit ihm? Die stehen in der Konstellation wie jetzt ja schon einige Jahre zusammen...
Keshia hat geschrieben:
2) Siehe oben, aber es ist eine erlernte Störung aus unserer Sicht und auf den Menschen bezogen und durch Training änderbar. In dem Fall sehe ich ganz viele Vorteile darin, wenn man sich eine Person sucht, die sehr konsequent, sehr ruhig, sehr geduldig und kleinschrittig vorgeht, die Anforderungen ans Pony langsam hochschraubt, viel lobt, Vertrauen aufbaut und absolut weiß, was sie tut, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen.
Ich vermute Punkt 2. Und genau so eine Person bräuchten wir. Aber wo findet man so jemanden? Ich weiß von mir selber, dass ich für ihn eigtl. zu unsicher und auch nicht konsequent genug bin und wäre auch bereit, daran bei mir zu arbeiten, aber ob ich jemals so werden würde, wie er das bräuchte? Ich denke nicht...dafür bin ich von meinem Wesen her auch einfach zu unstet, glaub ich...
Spielen würde ich mit Orlando glaube ich niemals. Dafür hat er seine Kumpels (er spielt auch sehr viel mit denen), ich hätte immer zu viel Angst, dass
das bei ihm mal schnell ins Ernste umkippt. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass seine Vorbesitzer das als Jungpferd mit ihm gemacht haben.
Er geht von sich aus gerne mal alleine irgendwo hin und guckt sich neue Sachen an, aber ihn so lange irgendwo anbinden oder einsperren ohne die anderen, da würde er uns nur den Mittelhuf zeigen
Warten kann er nur, wenn er irgendwas interessantes zu gucken hat. Wird ihm langweilig, fängt er wieder an Blödsinn zu machen (Putzkiste ausräumen, Knoten vom Strick auftüddeln, Strick durchbeißen, zu den anderen gehen, Treten, Beißen und was ihm sonst noch so einfällt). Am liebsten schmeißt er volle Schubkarren oder Wasserbottiche um. Deswegen habe ich inzwischen eine Selbsttränke
.
@ Lewitzer Flummi: Ja ich denke auch, dass der Schritt zu groß war. Aber da er so ein selbstbewusstes Pony ist, hab ich halt gedacht, dass er damit kein Problem hat
.
Ich muss mal sehen, ob ich mich nochmal ans Führen traue, dann würde ich wohl so vorgehen, wie du es beschreibst.
@ roniybb: Der Gedanke mit dem wegstellen kam mir auch schon. Aber er langweilt sich eben auch schnell und ich hab Angst, dass er dann wieder mit dem Ausbrechen anfängt. Ich bin mir da auch noch nicht sicher, wie ich weiter vorgehen soll.
@ SillyWalks: Ja ich bin auch total stolz auf meinen "Alten". Er hat das echt super gemacht!
Ich könnte die Zeit für ihn aufbringen, aber dann müssten meine anderen Drei wohl zurück stecken und ich weiß nicht, ob es sich lohnen würde...
Zumal ich auch nicht mehr alleine mit ihm arbeiten möchte, falls mal etwas passieren sollte. Ich kenne aber leider auch niemanden, der sich jetzt im Winter jeden Tag daneben setzt. Im Sommer ist das nicht so das Problem, da kommen mich oft Freunde und Verwandte auf der Wiese besuchen und ich könnte dann in ihrem Beisein mit ihm arbeiten. Aber jetzt im Winter...
Dein Tipp mit der Vorbereitung ist super! Ich gehe meistens nämlich immer ohne einen genauen Plan hin und entscheide dann spontan, mit welchem Pferd ich was mache. Einerseits ist man dann zwar flexibel, falls mal ein Pferd aus welchen Gründen auch immer nicht mitarbeiten kann oder etwas nicht klappt, sodass man was anderes machen kann. Und andererseits verstärkt es natürlich auch irgendwie meine eigene Unsicherheit...
@ Heupferdchen: Also ich weiß nicht, wie die in diesem Ausbildungsstall mit ihm umgegangen sind, aber ich denke nicht, dass er misshandelt wurde. Er rennt fast nie weg, wenn er Angst hat. Seine Neugierde überwiegt meistens und er geht dann von sich aus auf die gruseligen Dinge zu und guckt sie an.
Auch den Rest deines Textes finde ich sehr schlüssig! Danke dafür!
Das Problem bei seiner Größe ist, dass seine Vorderhufe sich wenn er steigt genau in Höhe meines Kopfes befinden.
Das macht die Sache dann nicht gerade angenehmer...
Er kommt mir allerdings überhaupt nicht unsicher vor und es scheint mir, dass er einfach jede Unaufmerksamkeit und Unsicherheit des Menschen "ausnutzt" um wieder die Führung zu übernehmen...
@ Mia77: Der Thread war auch als Ideensammlung und für ein paar andere Sichtweisen gedacht! Und eure Antworten haben mir auch schon dabei geholfen, das ganze nicht allzu persönlich zu nehmen. Es kommen dann im ersten Moment so Gedanken wie: "Da rettet man ihm das Leben und als Dank bekommt die Hufe an den Kopp" oder das ich an seiner Stelle ja auch ein liebes Pony/Pferd, mit dem ich auch vernünftig was machen kann, hätte haben können. Aber ich denke, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert und aus irgendeinem Grund, ist er bei mir gelandet.Das wird schon für irgendwas gut sein...
Dein Tipp mit der räumlichen Trennung ist super! Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen, ihn einfach weg zu sperren, wenn ich am abäppeln bin. Ich hatte nur die ganze Zeit überlegt, wie ich ihn von mir fern halten könnte, womit wir beim nächsten Problem sind: Würde ich eine Gerte mitnehmen und versuchen, ihn damit weg zu scheuchen wenn er mir zu nahe kommt, bin ich mir ziemlich sicher, dass er mich erst recht angreifen würde
... das hab ich nämlich schon mal probiert. Ich werde ihn dann einfach mit Futter auf eine extra Wiese locken, damit ich in Ruhe abäppeln kann.
Mein Eindruck von ihm ist, dass er distanzlos, frech und auch etwas unsicher, aber überhaupt nicht ängstlich ist.
Ich denke ein Trainer würde nur wirklich Sinn machen, wenn er zumindest Anfangs jeden Tag dabei wäre. Was natürlich wie du schon sagtest, eine Kostenfrage ist und ob es sich irgendwann mal rentiert, kann auch keiner sagen.
Wäre er mein einziges Pony hätte ich schon längst alle möglichen Maßnahmen ergriffen und wäre vielleicht mit ihm zusammen für ein paar Wochen auf einen Ausbildungshof o.Ä. gezogen, aber da ich noch drei andere habe, die ebenfalls Geld, Zeit und Aufmerksamkeit von mir fordern ist das natürlich schwierig.
Das mit dem Filmen habe ich sowieso schon länger vor, wenn ich mich wieder halbwegs an ihn heran traue, werde ich das auf jeden Fall mal machen!
Eine Tierkommunikation werde ich auch noch machen lassen. Eine Arbeitskollegin meines Stiefvaters macht das, die hat allerdings gerade viel zu tun. Ich warte immer noch auf die Sitzung von einem meiner anderen Ponys. Aber das werde ich unbedingt noch machen lassen.
@ Equester: Danke auch für deinen Beitrag, bei dem mir übrigens auch nochmal ein paar Lichter aufgegangen sind:
Vor ein paar Wochen wurde die Ponystute einer Freundin, welche bis dahin bei mir eingestellt war verkauft. Mit der war er sehr dicke. Das wird da mit Sicherheit einen Anteil dran gehabt haben. Der Gedanke kam mir erst gerade bei deinen Fragen (die ich übrigens auch sehr gut finde!)
Könnte sein Verhalten durch durch eine Mangelerscheinung oder Krankheit ausgelöst bzw. verstärkt werden? Hab ja bald den TA da, dann könnte ich gleich ein Blutbild von ihm mit machen lassen...
Er ist auf jeden Fall überdurchschnittlich intelligent, was ich auch versuche zu berücksichtigen (Beschäftigung durch clickern, Möhrchen irgendwo verstecken, Beschäftigung durch Knabberzweige, Lecksteine etc... Gibt es da noch andere Möglichkeiten, Dinge, die man z.B. mit ihm erclickern kann, auch wenn man hinter einem Zaun steht oder Beschäftigungsmöglichkeiten, in denen der Mensch nicht direkt involviert ist (weil ich eben Angst habe und noch keinen Trainer/Verhaltenstherapeut o. Ä.). Irgendwelche Denkaufgaben oder so?
Das ich mich ändern muss und auch vermutlich einige seiner "Anzeichen" übersehe bzw. falsch verstehe ist mir bewusst. Dabei sollte mir ja ein Trainer helfen, wobei ich gleich mal in Richtung Verhaltenstherapeut suchen werde.
So, hab jetzt eine Stunde an meinen Antworten gebastelt.
Vielen lieben Dank nochmal für Eure Ratschläge und Meinungen.
Es geht mir dadurch auch etwas besser und ich werde nochmal in Ruhe sein und mein Verhalten reflektieren und über mein weiteres Vorgehen nachdenken.
Liebe Grüße
Minchen